Quer durch Afrika. Gerhard Rohlfs

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Quer durch Afrika - Gerhard  Rohlfs


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halben Pfund, eine große Schüssel voll gesalzenen Öls, in welches man die Brotbissen eintaucht, und eine saftige Melone vorsetzen. Sie langten eifrig zu, dabei ihr Gesicht vollständig entblößend, während sonst die Tuareg in Gegenwart von Fremden beim Essen verschleiert bleiben und die Bissen unter dem Litham in den Mund schieben. Plötzlich stößt einer von ihnen einen lauten Schmerzensschrei aus, und in demselben Augenblick sehe ich Mursuk, der sich unbemerkt eingeschlichen hat, die Treppe wieder hinunterlaufen. Der Schreiende war von dem Hund in den Rücken gebissen worden. Mit wütenden Gebärden sprangen die beiden anderen auf mich zu, um ihren verwundeten Kameraden an mir zu rächen, und wer weiß, was geschehen wäre, hätte ich nicht meinen Revolver zur Hand gehabt. Doch ich wusste ein Beschwichtigungsmittel. Ich rief Schtaui, den ich im Verdacht hatte, den Hund losgebunden zu haben, und trug ihm auf, sogleich noch sechs Brote, eine Schale Öl, die größte Melone und ein Pfund »Chlea« (in Fett gesottenes Fleisch) heraufzuholen. Schtaui war entsetzt. »Um Gotteswillen«, stotterte er, »bedenkt doch, ein Pfund Chlea kostet ja einen halben Mahbub.« – »Geschwind«, sagte ich, »geh, oder ich schicke Hammed; du weißt, der ist kein Knauser wie du.« Zögernd gehorchte er. Die Tuareg, des Arabischen nur unvollkommen mächtig, hatten meinen Befehl nicht verstanden, fuhren daher fort zu fluchen und mich zu bedrohen. Desto größer war die Wirkung, als sie eine zweite vermehrte Auflage der Kollation erscheinen sahen. »O Mustafa«, hieß es nun, »was für ein großmütiger Mann bist du! Dir zu Ehren wollen wir uns jetzt vollends satt essen. Gott segne dich, wir werden überall deine Gastfreundschaft rühmen.« Schnell machten sie sich an die Vertilgung der ihnen so unerwartet gekommenen Vorräte, und wir schieden im besten Einvernehmen. Dennoch hielt ich es für ratsam, wegen der Bisswunde des Targi am anderen Tag noch einmal Brot, Öl und Melonen auftragen zu lassen, denn es war zu wichtig für mich, mit den Tuareg, »den Herren der Karawanenstraßen«, gute Freundschaft zu halten.

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       Pulverflaschen der Tuareg

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       Tuareg, die verschleierten Männer

      Unzweifelhaft sind die Tuareg Berber oder doch gemeinsamen Ursprungs mit diesen, wie sie auch dieselbe Sprache, das Tamasirth, reden. Aber der Aufenthalt in der Wüste, der ja innerhalb eines oder zweier Jahre die Wolle des Schafs in Haare verwandelt, hat im Laufe der Zeit einen wesentlich umgestaltenden Einfluss auf sie ausgeübt. Dies tritt in ihren Sitten und Einrichtungen auffallend hervor. Während z. B. bei den Arabern die Frau nur Sklavin ist, bei den Berbern, die in ganz Nordafrika mehr oder weniger mit Arabern untermischt wohnen, die Frau schon mehr Selbstständigkeit genießt, nimmt sie bei den Tuareg eine wahrhaft bevorzugte Stellung ein, denn sogar die Erbfolge der Häuptlinge wird durch weibliche Deszendenz bestimmt. Noch weniger als in den Berberstämmen hat auch der Islam unter den Tuareg feste Wurzel zu fassen vermocht, vielmehr legten sie alles wieder davon ab, was mit ihren alten Bräuchen in Widerspruch stand. Ist doch nach Barth das Wort Tuareg eine Zusammenziehung aus »tereku dinihum«, d. h. sie haben ihre Religion verlassen, und es soll ihnen der Name wegen ihres öfteren Abfalls vom Mohammedanismus durch die Araber beigelegt worden sein.

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       Tuareg auf ihren Reitkamelen (Meheris)

      Obschon meine Genesung nur erst halb vollendet war, hätte ich doch keinen Augenblick gezögert, nach dem Hogar-Land aufzubrechen, wäre der sehnlichst erwartete Si-Othman ben Bikri erschienen, der Einzige, in dessen Geleit ich die Reise dorthin wagen konnte. Oft genug kamen zwar andere Tuareghäuptlinge zu mir, mit dem Erbieten, mich sicher nach Ideles zu bringen, aber es waren entweder Schurken, die auf meine Unerfahrenheit spekulieren zu können meinten, oder Leichtsinnige, die ihre Versprechungen nicht zu halten vermocht hätten.

      Die einen wie die anderen nahmen meine beabsichtigte Reise nach Ideles nur zum Vorwand, um sich zum ewigen Ärger Schtauis an meinen Mundvorräten gütlich zu tun.

      Endlich sollte ich der langen Ungewissheit enthoben werden. Gegen Ende August brachte mir der Schantat (zu Kamel reitender Postbote) mit den in Tripolis für mich eingelaufenen Briefen auch die neuen französischen Zeitungsblätter. Da las ich im Moniteur folgende Note: »In Algier wird in den nächsten Tagen der Tuareghäuptling Si-Othman ben Bikri erwartet, der mit einem zahlreichen Gefolge von Rhadames kommt, um dem Gouverneur von Algerien einen Besuch abzustatten.«

      Jetzt wäre es reine Zeitverschwendung gewesen, noch länger in Rhadames zu bleiben, denn bis zur Rückkehr Si-Othmans aus Algier mussten im besten Fall mehrere Monate verstreichen. Derselbe hatte mir gegenüber also nach unseren Begriffen sein Wort gebrochen; er selbst freilich, der wie alle seine Landsleute vom Wert der Zeit sich keine Vorstellung machen kann, mochte die Sache leichter nehmen und etwa so räsonieren: Mustafa wird schon noch warten; ohne mich kann er nicht nach Ideles gehen, und da er in Rhadames gut aufgehoben ist, so liegt ja nichts daran, wenn er, so Gott will, vielleicht ein Jahr dort verweilt. Und dieser Logik gemäß glaubte er sich wohl keines Unrechts gegen mich schuldig zu machen, wenn er inzwischen erst einen Zug nach Algier unternahm.

      Mein Entschluss war schnell gefasst. Die Reise nach dem Hogar-Land wurde aufgegeben, und dafür die Tour über Fesan fest in Aussicht genommen. Ich hoffte, dieses Land werde auch ohne Anschluss an eine Karawane sicher zu erreichen sein; und von da werde sich dann Gelegenheit zum weiteren Vordringen finden. Zuvor musste ich aber nach Misda zurückgehen, um mir dort Kamele bis Mursuk zu mieten.

      Nicht ohne Bedauern schied ich von Rhadames und seinen Bewohnern, die ich trotz ihrer zur Schau getragener Scheinheiligkeit lieb gewonnen hatte. Sie hatten mir in meiner schweren Krankheit Teilnahme bezeigt und manchen Liebesdienst erwiesen, einige, wie der alte blinde Omar, der Mkadem der Sauya Mulei-Thaibs, waren mit mir näher befreundet. Meinerseits hatte ich die herrschenden Vorurteile soviel wie möglich respektiert, am Freitag regelmäßig die Djemma (Moschee) besucht und dem Ableiern des langweiligen Chotbah-Gebets beigewohnt, alles bar und teurer als die Tuareg bezahlt, so auch für das Haus, das ich bewohnte, einen verhältnismäßig hohen Mietzins entrichtet, endlich durch Schenkung eines Lefaucheux mit vierundzwanzig Schuss an Kassem-Pascha diesen zu meinem Freund gemacht – alles das hatte seine Wirkung nicht verfehlt, und man ließ mich merken, dass ich ein gern gesehener Gast war. Gegenseitiges Wohlwollen bekundete sich nun auch bei meiner Abreise. Eine große Zahl von Bekannten war aus der Stadt gekommen, mir ein letztes Lebewohl zu sagen, umschwärmt von der Rhadameser Jugend, die noch einmal meinen Mursuk, das Wundertier, bestaunen wollte. Viele Händedrücke, viele Ssalams, viele Rufe »Auf Wiedersehen« wurden ausgetauscht, als ich am 31. August nachmittags Rhadames verließ.

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