Die Freimaurer. Dieter A. Binder
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Über den Autor
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Prof. Dieter A. Binder, geboren 1953, lehrt an der Karl-Franzens-Universität Graz und der Andrassy-Universität Budapest Geschichte. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zur Österreichischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und zur Kulturgeschichte.
Zum Buch
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Mit der Freimaurerei im 18. Jahrhundert entstand ein Freundschaftsbund, der nicht nur jüngere Männerbünde und Zusammenschlüsse direkt oder indirekt beeinflusste, sondern auch zum erklärten Ziel sinistrer Verschwörungstheorien geworden ist. Was als kleinbürgerlicher und zünftischer Zusammenschluss in London 1717 begann, wurde rasch ein Sammelpunkt der alten Eliten und des aufstrebenden Bürgertums und war damit stets ein Spiegel der Gesellschaft, innerhalb der die bunte Vielfalt der Logen existierten und existieren durften. Verfolgt von Inquisition, linken und rechten Diktaturen und totalitären Regimen, angegriffen von völkischen Kreisen als Internationalisten und vaterlandslosen Gesellen, abgelehnt von linken Puristen als Ausdruck der bourgeoisen Gesellschaft, überlebte diese Gesellschaftsform mannigfache Widrigkeiten. Von den einen als Speerspitze der Aufklärung gefeiert, vom Freimaurer Kurt Tucholsky als „lendenlahmer Synagogenersatz“ ironisiert, blieben sie in aller Formenvielfalt das, was sie immer waren: ein Ausdruck des Privaten am Rande der Öffentlichkeit und Informationsgesellschaft.
Inhalt
Das Symbol des Salomonischen Tempels
Freimaurerei und der Spieltrieb des 18. Jahrhunderts
Das Prinzip der Selbsterziehung
Erziehung zur gesellschaftlichen Verantwortung
Exkurs über ein weiteres mitteleuropäisches Beispiel
Verschwörungstheorien
Kirchliche Wurzeln der Verschwörungstheorien
Von der christlichen zur säkularisierten Verschwörungstheorie
Antifreimaurerische Verschwörungstheorien und Totalitarismus
II. Von der obersten und den nachgeordneten staatlichen Behörden
IV. Von Meistern, Aufsehern, Gesellen und Lehrlingen
V. Von der Leitung der Bruderschaft bei der Arbeit
Vom vergeblichen Bemühen um eine einheitliche „reguläre“ Freimaurerei
Vorwort
We have compassion for those fools
Who think our acts impure;
We know from ignorance proceeds
Such mean opinion of our deeds.
Sword-bearer’s Song, 1738
Die Forschung zur Freimaurerei konzentriert sich weitgehend auf intellektuell herausragende Produkte aus dem freimaurerischen Umfeld,1 auf pointiert soziopolitische Erscheinungsformen2 und auf die Rezeptionsgeschichte freimaurerischer Vereinigungen im Umfeld der Verschwörungstheorien.3 Die breite Palette freimaurerischer Erscheinungsformen wird als organisationsgeschichtliches Phänomen diskutiert und dargestellt,4 selten erfolgt daneben eine Hinwendung zur Funktion des Rituals an sich.5 In Summe gesehen entsteht dabei der Eindruck, dass sich die Forschung an Kategorien der Freimaurerei an sich orientiert, deren strenge Unterscheidung zwischen regulärer und irregulärer Maurerei, zwischen Logen im klassischen Sinn und „Geheimgesellschaften“ im weiteren Sinn einer Gesamtschau entgegenstehen kann.6 Gerade in der Fülle unterschiedlichster Obödienzien, sich oft widersprechender Zielrichtungen und sich gegenseitig ausschließender Strukturmonopole spiegelt sich der massive Popularitätsschub, den die neue Organisationsform in weiten Kreisen der west- und mitteleuropäischen Gesellschaft erlebt hat. Diese rasche Akzeptanz der Freimaurerei als Organisationsform wird in der Forschung zumeist mit der weitgehenden Identifikation des Organisationsmodells mit den philosophisch-politischen Inhalten der Aufklärung erklärt.
Ich widme diese knappe Darstellung jenen, die mir in Deutschland, Österreich, Slowenien, der Schweiz und Ungarn freundschaftlich fördernd