Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman - Karin Bucha


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ist seine Stimme nicht mehr so heiser. Jetzt gehorcht sie ihm wieder. »Ich lasse Doktor Müller wecken. Sie haben mehr als Ihre Pflicht getan.«.

      Gelassen hängt sie das Handtuch über die Messingstange. »Wenn es Ihnen recht ist, braue ich Ihnen einen starken Kaffee.« Sie bemerkt, daß er abwehren will. »Ich habe auch einen Kaffee nötig.« – Jetzt lächelt sie schwach. »Sie brauchen nicht um meine Nachtruhe besorgt zu sein. Schlafen könnte ich jetzt sowieso nicht. Nun?«

      Forschend betrachtet sie ihn, und er nickt.

      »Ich nehme dankend an.«

      Gemeinsam verlassen sie den Waschraum. Die Erregung schwingt zwischen ihnen weiter, obgleich sich einer vor dem anderen zu verbergen sucht.

      *

      Aber noch kommt Dr. Romberg nicht zum Kaffeetrinken. Auf dem Gang zum Ärztezimmer läuft Schwester Monika hinter ihnen her.

      »Herr Doktor! Herr Doktor!«

      Sie verhalten den Schritt. Keuchend taucht Schwester Monika neben ihnen auf. »Frau Stücker wünscht Sie zu sprechen. Es ist die Frau des Verunglückten.

      Unter halbgeschlossenen Augen bemerkt Sybilla, wie er sich verfärbt.

      »Am Telefon?«

      »Nein, im Wartezimmer Professor Beckers.«

      Resignierend hebt Romberg die Achseln. »Ich komme nach, Doktor Sanders«, sagt er mit einem verunglückten Lächeln, und Sybilla setzt ihren Weg allein fort. Er geht zurück. Langsam, sehr langsam setzt er die Füße, fast mechanisch. Die Gedanken überstürzen sich hinter seiner Stirn.

      Christiana ist da! Christiana verlangt ihn zu sprechen! Die Frau, die er einmal so heiß geliebt hat und die den anderen nahm, den um so viel älteren Mann mit dem goldenen Hintergrund, und die dabei den damals recht armen Assistenzarzt vergaß.

      Liebte? Redet er sich da etwas ein, was gar nicht stimmt? Liebt er sie nicht immer noch?

      Er steht vor dem Wartezimmer Professor Beckers. Sein Herz spürt er bis zum Hals herauf klopfen. Mit beiden Händen streicht er sich über das dunkelglänzende Haar.

      Als er eintritt und die Tür schnell hinter sich ins Schloß zieht, liegt ein wachsamer Ausdruck über seinen eben noch müden, abgespannten Zügen.

      Aus einem der Sessel erhebt sich Christiana Stücker. Eine faszinierende Frau, schmal, hochgewachsen, im schwarzglänzenden, eleganten Seidenkostüm, das ihre rotblonde Schönheit vortrefflich zur Geltung bringt. Rätselhaft sind die grauen Augensterne, die hell und kühl, dann wieder dunkel und leidenschaftlich blitzen können.

      »Wolf!« Langsam kommt sie auf ihn zu. Ihr Herz macht ein paar rasche Schläge, und sekundenlang legen sich die schweren Lider über die verräterischen Augen. Sie denkt an den Mann, der irgendwo in diesem unheimlichen Haus in irgendeinem Zimmer liegt. An diesen haltlosen, brutalen Mann, dessen Äußeres ihr schon Abscheu einflößt, und sie kann nicht begreifen, daß sie Wolf, den Mann mit dem schmalen rassigen Gesicht, den Mann der Zuverlässigkeit und Ehrenhaftigkeit, verlassen konnte – nur des Geldes wegen.

      »Wolf!« Schluchzen folgt, und noch ehe Romberg ein Wort gesprochen hat, geleitet er die jetzt bitterlich weinende Frau zurück zu dem Sessel.

      Sie muß ihn doch sehr lieben denkt er dabei. Es schmerzt ihn, und zugleich verliert sich etwas von der Bitterkeit in ihm zugunsten dieser schönen Frau, die Christiana Stücker heißt.

      Damit gewinnt sie in seinen Augen auch etwas von der Achtung zurück, die sie verloren hatte.

      »Die Operation ist gut verlaufen, Christiana«, hört sie seine sonore Stimme, und sie hebt das verweinte Gesicht aus ihren Händen. Aus weitgeöffneten Augen starrt sie zu ihm auf. »Wir haben noch eine Bluttransfusion vorgenommen. Willst du zu ihm?«

      Sie schüttelt heftig abwehrend den Kopf. »Um Gottes willen! Nein!« Sie schreit ihm das beinahe entgegen.

      »Er liegt in tiefer Bewußtlosigkeit«, spricht er verwundert weiter. »Er würde von deiner Anwesenheit auch nichts wahrnehmen. Wenn keine Komplikationen eintreten, hoffe ich, ihn durchzubringen.«

      Ihr Gesicht verändert sich blitzschnell. Die Augen glühen vor Leidenschaft und Haß. »Warum ist er nicht tot! Hättest du ihn doch sterben lassen! Er ist ein Ungeheuer! Ich hasse ihn – ich hasse ihn.«

      Sie bricht abermals in verzweifeltes Schluchzen aus. Merkwürdig! Rombergs Herz bleibt plötzlich kalt, eiskalt! Auch als sie mit der Geschmeidigkeit einer Katze aus ihrem Sessel gleitet und seine Schultern packt, rührt sich nichts in seinem Innern.

      »Warum hast du ihn nicht sterben lassen, Wolf? Er hat den Tod verdient, glaube mir. Es liegt in deiner Hand, eine –«

      Er streift ihre Hände von sich, hart umspannt er ihre Handgelenke. »Du bist wahnsinnig, Christiana. Du hast den Kopf verloren.« Ihm ist zumute, als habe er einen Schlag über den Kopf empfangen.

      »Ich bin nicht wahnsinnig«, begehrt sie leidenschaftlich auf. »Ganz klar ist es in meinem Kopf, Wolf.« Ihre Stimme klingt süß und unendlich traurig zugleich. »Hilf mir doch, ich bitte dich –«

      »Ich bin Arzt.« Seine Augen verengen sich. Jetzt hat er endlich ganz begriffen. Er schiebt sie mit einer verächtlichen Bewegung von sich. »Du weißt nicht, was du sprichst.«

      Er tritt weit von ihr zurück, verschränkt die Arme über der Brust.

      »Kann ich sonst noch etwas für dich tun?«

      Ihre Augen glitzern. Noch hängen Tränentropfen an den dunklen, gebogenen Wimpern. Sie ist schön und lokkend wie die Sünde – durchzuckt es ihn – und damit scheint auch jedes warme Gefühl für sie in ihm erstorben.

      »Wolf.« Sie hebt die Hände zu ihm auf. »Es liegt in deiner Hand, daß Hubert nicht wieder erwacht. Ich bin dann reich, sehr reich und nicht mehr an dieses Ungeheuer gebunden. Wir könnten glücklich werden, so, wie wir es uns früher gewünscht haben.«

      Lange, eindringlich ruhen seine hellen Augen auf ihrem leidenschaftlich bewegten Gesicht. Sie ist schlecht! Seltsam, ich habe gemeint, diese Frau unsagbar zu lieben, und Martin, ihren Bruder, habe ich von der ersten Minute an nicht gemocht.

      Hatte die Liebe mich so blind gemacht? Ihm graut vor sich und noch mehr vor dieser Frau, die meint, eine Wandlung zu ihren Gunsten festgestellt zu haben.

      »Nicht wahr, Wolf«, bittet sie mit allem ihr zu Gebote stehenden Charme, »du hilfst mir?«

      »Natürlich helfe ich dir«, hört er sich mit tonloser Stimme sagen, »aber anders, als du meinst. Ich werde alles, hörst du, alles tun, um das Leben deines Mannes zu erhalten. Das soll meine vornehmste Pflicht sein.«

      »Das ist nicht möglich«, keucht sie.

      Romberg beachtet sie nicht mehr. Er geht zur Tür, drückt auf den Knopf, und als Schwester Monika erscheint, bittet er: »Begleiten Sie Frau Stücker zum Ausgang.« Und mit einer knappen Verbeugung gegen Christiana setzt er hinzu: »Ihnen wünsche ich eine geruhsame Nacht, gnädige Frau. Sie scheinen Schlaf bitter nötig zu haben.«

      Langsam weichen ihre weit geöffneten Augen von dem harten Gesicht des Arztes. Nervös kramt sie in ihrer Tasche, bringt eine goldene Puderdose hervor und pudert mit zitternder Hand über Nase und Wangen.

      Wortlos, von Schwester Monika begleitet, verläßt sie das Zimmer. Unbeweglich steht Dr. Romberg und sieht lange und nachdenklich auf die geschlossene Tür. Dann fährt er sich mit einer raschen Bewegung über Stirn und Augen. Er ist ausgepumpt, körperlich und seelisch auf dem Nullpunkt angekommen.

      Mit einem Male sehnt er sich nach Doktor Sybilla Sanders’ klaren Augen, nach der reinen Luft, die sie umgibt und die er atmen möchte.

      Er läuft förmlich den Weg zurück. Doktor Sanders hat einen reizenden Tisch gedeckt. Nur die Stehlampe wirft ihr warmes, gelbliches Licht in den Raum, dem Sybilla Wärme und Behaglichkeit gegeben hat.

      Aufatmend steht er in der Tür. Mit einem Blick übersieht er diesen Raum, dem


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