Butler Parker 145 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 145 – Kriminalroman - Günter Dönges


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hob abwehrend die Hände und ging dann in die Knie.

      »Falls Mylady darauf bestehen, wird meine Wenigkeit den Angreifer in eine günstige Position bringen«, bot der Butler seine Hilfe an. Er trat hinter den Untersetzten und griff unter dessen Arme. Mühelos stellte Josuah Parker den Mann wieder auf die Beine.

      »Bringen Sie den Schwächling wieder zu sich«, verlangte die ältere Dame grollend, »guter Gott, die Jugend von heute kann aber auch wirklich nichts mehr vertragen.«

      Der Mann hüstelte und kam wieder zu sich. Entgeistert betrachtete er Lady Agatha und verstand eindeutig die Welt nicht mehr. Es war ihm in seiner Vergangenheit noch nicht passiert, daß ihn eine Frau außer Gefecht gesetzt hatte.

      »Ich will endlich hören, was Sie von mir wollen«, raunzte Agatha Simpson den Schläger an.

      »Nichts, überhaupt nichts«, behauptete der Mann hastig.

      »Sie sollten sich möglicherweise eine plausiblere Erklärung einfallen lassen«, schlug der Butler vor, »Mylady liebt es überhaupt nicht, schamlos angelogen zu werden.«

      Der Untersetzte, der sich erstaunlich schnell erholte und damit doch eine gewisse Kondition zeigte, wollte das Blatt zu seinen Gunsten wenden. Er löste sich aus Parkers Händen, baute sich auf, spielte recht ungeschickt den Hilflosen und hatte dann die Absicht, sich noch mal auf Agatha Simpson zu werfen. Wahrscheinlich wollte er sie als Geisel benutzen, um so auch Parker in den Griff zu bekommen.

      Er hatte die Rechnung ohne die Lady gemacht.

      Es war ihr eindeutig eine Wonne, auch diesen Angriff des Mannes zu stoppen. Sie trat auf ihre ungenierte Art mit dem rechten Fuß zu und setzte die Kappe ihres Schuhs auf das Schienbein des Untersetzten. Da Mylady auf recht großem Fuß lebte, was ihre Schuhmaße betraf, fiel der Fußtritt sehr nachdrücklich aus. Der Getroffene heulte auf wie ein vereinsamter Steppenwolf, stellte sich ausschließlich auf das gesunde Bein und absolvierte dann einen Tanz, den man insgesamt allerdings nur als verunglückt bezeichnen konnte.

      Agatha Simpson war einen Schritt zurückgetreten und beobachtete die Tanzeinlage mit Interesse. Ihr Pompadour schwang nach wie vor erwartungsvoll wie ein Perpendikel. Er wartete nur darauf, noch mal gezielt eingesetzt zu werden.

      »Werde ich dieses Subjekt noch eingehend verhören?« erkundigte sich Agatha Simpson dann bei ihrem Butler.

      »Mylady wird sicher darauf verzichten«, antwortete Josuah Parker höflich, »der Erwähnte dürfte kaum in der Lage sein, Informationen weitergeben zu können. Es dürfte sich bei ihm um ein käufliches Individuum handeln, wie man es in gewissen obskuren Pubs engagieren kann.«

      »Nun gut, Mr. Parker, dann werde ich mich zurückziehen. »Agatha Simpson bestieg den Fond des hochbeinigen Monstrums, nachdem Parker die Wagentür geöffnet hatte. Der Butler wandte sich dem noch immer munter hüpfenden Untersetzten zu.

      »Sie sprachen eben von einer sogenannten Fackel«, schickte er voraus, »würden Sie die Güte haben, sich näher dazu zu äußern?«

      »Ich... Ich weiß von nichts«, stöhnte der Mann.

      »Woher kennen Sie diesen Spitznamen, wenn man sich so ausdrücken darf?«

      »Den ... hat mir der Dreckskerl zugesteckt, der mich losgeschickt hat.«

      »Sie befinden sich verständlicherweise in einem Zustand der Unmut und der Enttäuschung«, schickte Parker voraus, »wann wurden Sie engagiert, Mylady mit einem Bleikabel zu drohen?«

      »Vor ’ner Stunde oder so. Verdammt, ich kann nicht mehr gehen, ich glaub’, mein Schienbein ist gebrochen.«

      »Und in welchem Etablissement unterhielten Sie sich mit dem Mann, den Sie möglicherweise zu Recht als einen Dreckskerl bezeichneten?«

      »Das war im ›Sunrise‹ in Soho. Wenn ich den erwische, kann er sich auf was gefaßt machen.«

      »Mylady wäre in eine versöhnliche Stimmung zu versetzen, wenn Sie diesen Mann genauer beschreiben könnten.«

      »Mann, wie reden Sie eigentlich?« Der Untersetzte hörte mit seinem Herumhüpfen auf und starrte Parker irritiert an.

      »Meine Wenigkeit befleißigt sich einer höflichen Ausdrucks weise«, erläuterte der Butler, »sie werden meine Bemühungen hoffentlich anerkennen und sich jetzt zu meiner Frage äußern.«

      »Wie der Dreckskerl ausgesehen hat?«

      »Das war der Kern meiner Frage, in der Tat.«

      »Schmal, mittelgroß, Sonnenbrille und ’ne Glatze, etwa vierzig Jahre alt.«

      »Ihre Beobachtungsgabe ist erstaunlich. «

      »Man muß ja wissen, mit wem man’s zu tun hat, oder?« Der Untersetzte grinste plötzlich, wenn auch nur andeutungsweise.

      »Sie haben vor, ihn bei passender Gelegenheit zu erpressen?«

      »Wie kommen Sie denn darauf?«

      »Könnte es sein, daß Sie einen Ihrer Freunde auf ihn angesetzt haben?«

      »Mann, Sie haben vielleicht ’ne komische Phantasie«, wunderte sich der Untersetzte hastig und verriet damit bereits schon ein schlechtes Gewissen. Er fühlte sich eindeutig durchschaut.

      »Lassen Sie sich warnen«, redete der Butler weiter, »Sie haben es möglicherweise mit einem Individuum zu tun, das sein Inkognito um jeden Preis bewahren will und wird.«

      »Kann ich jetzt abhauen?«

      »Dem steht nichts im Weg. Man erlaubt sich, Ihnen noch einen geruhsamen Tag zu wünschen«, erwiderte der Butler, »und was Ihr Schienbein angeht, sollten Sie auftretende Schwellungen mit Arnikasalbe behandeln, die man in einschlägigen Fachgeschäften wohlfeil erstehen kann.«

      Parker lüftete gravitätisch die schwarze Melone, legte den Bambusgriff des altväterlich gebundenen Regenschirms über den linken Unterarm und schritt zu seinem Wagen. Er war die Würde in Person.

      *

      »Woher, zum Teufel, hat man von Ihrem Besuch in diesem Denkmalamt gewußt?« fragte Mike Rander. Der etwa vierzigjährige Anwalt war groß, schlank und glich einem bekannten James-Bond-Darsteller. Seine Bewegungen waren lässig und geschmeidig zugleich. Mike Rander, mit dem Parker vor Jahren zusammen war, wirkte auf den ersten Blick vielleicht ein wenig phlegmatisch, doch das täuschte. Wenn es sein mußte, konnte er in Sekundenschnelle zum harten Einzelkämpfer werden.

      Nach seiner Rückkehr aus den Staaten war er von Lady Simpson quasi vereinnahmt worden und verwaltete nun das riesige Vermögen der älteren Dame. Der Anwalt besaß zwar eine Praxis in der Curzon Street, doch die vielen Abenteuer der Lady hinderten ihn daran, sie auch voll auszuüben.

      Mike Rander hatte sich im altehrwürdigen Fachwerkhaus in Shepherd’s Market in der Nähe von Hyde Park eingefunden und Myladys Gesellschafterin und Sekretärin mitgebracht.

      Kathy Porter, achtundzwanzig Jahre alt, etwas über mittelgroß, schlank und sportlich aussehend, unterstützte Mike Rander bei der anfallenden Arbeit. Sie war eine ungewöhnlich attraktive Erscheinung, hatte braunes Haar mit einem leichten Rotstich und ein exotisch geschnittenes Gesicht, wozu die hohen Wangenknochen und die etwas mandelförmig geschnittenen Augen beitrugen.

      Kathy Porter war in fast allen Künsten fernöstlicher Verteidigungskunst beschlagen und konnte sich fast ohne Übergang in eine wilde Pantherkatze verwandeln, wenn man sie angriff. Das allerdings sah man ihr keineswegs an. Sie glich eher einer zurückhaltenden, fast schüchternen Frau.

      Lady Agatha, Kathy Porter, Mike Rander und Butler Parker hielten sich im großen Wohnraum auf. Der Butler hatte Tee serviert und wartete nun auf Myladys Antwort. Mike Rander hatte sich an die ältere Dame gewandt, als er seine Frage gestellt hatte.

      »Das war eine gute Frage, mein lieber Junge«, schickte Lady Agatha voraus, »und Mr. Parker wird sie beantworten. Sie wissen ja, daß ich mich mit Spekulationen nie abgebe.«

      »Dann reiche ich meine Frage an Sie weiter, Parker«,


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