Römische Geschichte. Cassius Dio

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Römische Geschichte - Cassius Dio


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      18. Romulus herrscht nach Willkür. Im Jahr der Stadt 39 (715 v.Chr.).

      Romulus war auf den Senat erbost und behandelte ihn etwas tyrannisch. So gab er für sich, ohne vorherige gemeinschaftliche Beratung, den Vejentern ihre Geisel zurück. Als dies sich öfter wiederholte, und jene sich darüber beschwerten, wurde er aufgebracht und sprach unter anderen die folgenden harten Worte: »Ich wählte euch nicht, ihr Väter, damit ihr über mich herrschet, sondern um euch meine Befehle zu erteilen.

      19. Numa Pompilius. 39–82 (715–672 v.Chr.).

      Numa wohnte als Sabiner auf dem Quirinalischen Hügel.7 Seine Königsburg aber hatte er in der Via Sacra, und er hielt sich gern in der Nähe des Vestatempels auf, zuweilen aber lebte er auch auf dem Lande.

      Da er nun wusste, dass die Menschen das Nahe und Verwandte gering und für nichts Besseres als sich selbst erachten, das dem Anblick Entrückte und Fremdartige aber als etwas Höheres und Göttliches betrachten und verehren, weihte er einen bestimmten Ort den Musen.

      20. Durch sich selbst fügten sich jetzt die Römer geselliger Ordnung, da sie Kunde vom Göttlichen bekamen, lebten seit der Zeit während Numas ganzer Regierung unter sich und mit den anderen Völkern in Frieden und hielten jenen gleich Romulus für ein besonderes Geschenk der Götter. Die gründlichsten Kenner der sabinischen Geschichte geben an, dass er am Tag der Gründung Roms geboren sei. So war denn die Stadt durch sie beide in Kurzem mächtig und geordnet, indem der eine, wie es bei der neugegründeten Stadt notwendig war, sie im Krieg übte, der andere sie die Künste des Friedens lehrte; sodass sie in beiden sich gleich sehr hervortat.

      21. Ianus.

      Der Römer Dion gibt an, dass ein alter Heros Ianus wegen der Bewirtung des Saturn mit der Kenntnis der Zukunft und der Vergangenheit begabt worden sei und deshalb von den Römern mit zwei Gesichtern vorgestellt werde. Nach ihm sei der Monat Januar (Ianuarius) benannt und mit diesem beginne das Jahr.

      22. Tullus Hostilius. 82–114 (672–640 v.Chr.).

      Tullus galt als der tapferste Held gegenüber dem Feind, Götterdienst aber missachtete und vernachlässigte er ganz, bis er, bei einer ansteckenden Seuche, auch davon befallen wurde. Jetzt verehrte er die anderen Götter aufs Gewissenhafteste und setzte noch die Collinischen Salier ein.

      23. Weder Tullus noch Mettus wollte sich zu einer Veränderung seines Wohnsitzes verstehen. Jeder besorgte die Angelegenheiten seines Staates; Tullus hielt sich auf den durch Romulus erworbenen Ruhm und die Macht der Stadt, Fuffetius aber auf Albas Alter und darauf, dass es die Mutterstadt vieler anderer und selbst der Römer war, nicht wenig zugute. So gerieten sie in jenen Streit und kämpften um die Oberherrschaft. – Denn sie sahen, dass sie ohne Streit bei gleichen Rechten unangefochten nebeneinander leben konnten. – Das dem Menschen angeborene Wohlwollen gegen den Ebenbürtigen und die Sucht, über andere zu herrschen […] – Sie sprachen sich über diesen Gegenstand vielfach aus, wie der eine Teil sich mit dem anderen vertragen sollte, ohne die Sache zu einem Ende zu führen, und beschlossen daher, die Entscheidung dem Kampf zu überlassen.

      24. Ancus Marcius. 115 (639 v.Chr.).

      Marcius, der sich überzeugt hatte, dass, wer im Frieden leben wolle, sich nicht begnügen dürfe, anderen nichts zuleide zu tun, dass Ruhe ohne Kampf nicht heilsam sei, dass einer, je mehr er der Ersteren begehre, desto mehr Angriffen sich bloßstelle, änderte seinen Entschluss. Denn er sah ein, dass ohne kräftige Vorkehrung zum Krieg die Liebe zur Ruhe keinen wirksamen Schutz gewähre und die Reize der Muße denen, die sie unzeitig suchen, leicht verderblich würden; weshalb er, den Krieg für die rühmlichste und sicherste Schutzwehr des Friedens erachtend, den Latinern alles, was sie seinen gerechten Anforderungen versagten, mit bewaffneter Hand entriss.

      25. Ancus Marcius und Tarquinius Priscus. 156 (598 v.Chr.).

      Tarquinius wusste durch zeitigen Gebrauch seines Reichtums, durch Klugheit und Geschmeidigkeit den Marcius so für sich zu gewinnen, dass dieser ihn unter die Patrizier und in den Senat aufnahm, öfters an die Spitze des Heeres stellte und ihm die Vormundschaft über seine Kinder, ja selbst die Verwaltung der Regierung übertrug. Denn auch bei anderen wusste er sich ebenso beliebt zu machen, sodass man ihm gerne den Vorrang zugestand.

      Bei allem Streben nach Macht nämlich wurde er niemals übermütig, sondern spielte selbst auf der höchsten Stufe von Einfluss den Anspruchslosen. Mühevolle Geschäfte übernahm er auch für andere und öffentlich, die angenehmen überließ er mit Vergnügen anderen, denn er selbst zog aus denselben keinen oder nur wenig Gewinn, und auch dies nur unter der Hand. Bei gelungenem Unternehmen schrieb er jedem anderen, lieber als sich selbst, das Verdienst zu und überließ den Preis solchen, die dessen bedürftig waren; was aber missglückte, legte er keinem auch nur ansatzweise zur Last.

      Außerdem machte er sich am Hofe des Marcius alle und jeden durch Rat und Tat zu Freunden. Seine Schätze standen jedem zu Gebote, für jeden, der ihn anging, machte er seinen Einfluss geltend. Gegen niemanden sprach oder handelte er schlecht und wurde nie mit Absicht jemandes Feind. Dienste, die ihm einer erwies, würdigte er selbst über Gebühr; Beleidigungen aber beachtete er entweder gar nicht oder setzte sich über sie als unbedeutend hinweg und war so weit entfernt, sich dafür zu rächen, dass er ihm so lange Gutes erwies, bis er auch ihn für sich gewonnen hatte.

      Durch dieses Benehmen gewann er Marcius und dessen ganzen Hof und erwarb sich den Ruhm der Weisheit; durch seine späteren Handlungen aber erregte er fast allgemein den Verdacht, dass er entweder von Natur tückisch sei oder nach Maßgabe seiner Macht und seines Glücks auch seine Gesinnung geändert habe.

      26. Tarquinius Superbus. 220–245 (534–509 v.Chr.).

      Als sich Tarquinius hinlänglich vorbereitet hatte, um auch wider den Willen [der Römer] zu herrschen, ließ er die Mächtigsten, zuerst von den Senatoren, dann auch andere, ergreifen und viele, auf die er einen glaubhaften Schein von Schuld bringen konnte, öffentlich, viele aber auch heimlich umbringen und verbannte andere. Nicht nur etwa solche, die es mehr mit Tullius als mit ihm gehalten hatten, nicht nur solche, die sich durch Adel, Reichtum, ehrenhafte Gesinnung, Mut oder auch Einsicht auszeichneten, ließ er, teils um sich zu rächen, teils um ihnen zuvorzukommen, teils aus Missgunst, Argwohn und Hass gegen andere Sinnesart hinrichten, sondern auch seine besten Freunde, mit deren Hilfe er zur Herrschaft gelangt war, schaffte er nicht weniger als die anderen beiseite, aus Furcht, sie möchten mit derselben Kühnheit und Neuerungssucht, womit sie ihm auf den Thron verhalfen, einen anderen an seine Stelle setzen.

      So schaffte er den Kern des Senats und des Ritterstandes aus dem Wege, ohne die Stellen der Ermordeten mit anderen zu versehen. Denn vom ganzen Volk glaubte er sich gehasst, und er wollte jene Stände durch Verminderung ihrer Zahl so weit wie möglich schwächen. Den Senat wollte er völlig auflösen, da er jede Körperschaft für höchst gefährlich für einen Tyrannen hielt, zumal von auserwählten Männern, die das Ansehen einer Obrigkeit von alters her beanspruchten. Aus Furcht jedoch, das Volk oder selbst seine Leibwache, da sie gleichfalls aus Bürgern bestand, könnte sich, im Unwillen über die Veränderung der Staatsverfassung, gegen ihn empören, ging er nicht offen zu Werke, wusste aber seine Absichten auf eine andere zweckdienliche und arglistige Weise zu erreichen; er nahm nämlich keinen mehr in denselben auf und zog die noch Übrigen über nichts Wichtiges mehr zurate. Zwar rief er sie noch immer zusammen, aber nicht, um notwendige Angelegenheiten mit ihnen zu besprechen, sondern vielmehr, um ihnen ihre geringe Zahl und damit ihre Ohnmacht und Verächtlichkeit vor Augen zu stellen. Das meiste tat er selbst oder mit seinen Söhnen, teils damit kein anderer mächtig würde, teils auch, weil er seine Schandtaten nicht offensichtlich werden lassen wollte.

      Es war schwer, Zutritt und Gehör bei ihm zu finden. Mit solchem Übermut und solcher Grausamkeit verfuhr er überall, dass man ihn den Übermütigen (Superbus) nannte. Unter anderen von ihm oder seinen Söhnen verübten Gräueltaten ließ er auch einmal auf offenem Markt und unter den Augen des Volkes einige Bürger nackt an Pfähle binden und mit Ruten zu Tode geißeln; eine Strafe, die, von ihm erfunden, später oft angewendet wurde.

      27. Brutus. Ab 221 (ab 533 v.Chr.).

      Lucius Iunius, Schwestersohn des Tarquinius, stellte sich,


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