Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt


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Und weiter?«

      »Du kannst doch eine ganz andere Frau bekommen als mich.«

      »Darauf habe ich nur gewartet«, lachte er herzlich. »Und wenn ich nun keine andere will als gerade dich?«

      »Dann – dann…«

      »Dann ist man hübsch ruhig, läßt sich küssen, küßt wieder und freut sich, daß man einen Menschen gefunden hat, den man von ganzem Herzen liebt. Oder tust du das etwa nicht?«

      »Oh, Bolko, ich und dich nicht lieben.«

      »Oder nimmst du noch immer an, daß es dein Geld ist, das dich mir wertvoll macht?«

      Da senkte sie beschämt den Kopf.

      »Ich weiß, womit du dich noch herumquälst, Ellen«, sagte er nun ernst. »Du hast Angst, eine zweite Ehe einzugehen, weil die erste ein Martyrium für dich war. Stimmt’s?«

      Ein heftiges Nicken.

      »Siehst du, so gut kenne ich dich schon. Aber ich bin kein Alf Unitz, Gott sei Dank. Und daß ich es nicht bin, das verdanke ich meinem Onkel Leopold und meinem famosen Schwager Swen. Sie sind es gewesen, die mich erst zu einem Menschen gemacht haben, der Achtung vor sich selber haben kann. Das heißt, wenn ich auch noch der alte wäre, der in vielen Ansichten Alf Unitz glich, so hätte ich doch niemals meine Frau so behandeln können, wie dieser Rohling es getan hat, auch wenn ich die Frau ohne Liebe und des Geldes wegen geheiratet hätte.

      Und nun, da ich so ganz anders geworden bin, eine ganz andere Auffassung vom Leben habe, dich dazu noch aus heißer Liebe heraus wähle, wie könnte ich da jemals anders als gut zu dir sein?«

      Das leuchtete der mißtrauischen Ellen ein. Aber dann machte sie sich energisch frei und stand nun vor ihm – verwirrt, beglückt und so unglaublich reizend anzuschauen, daß er sie immer wieder küssen mußte.

      »Bolko, ich muß mich jetzt bei meinen Eltern sehen lassen«, sagte sie bittend. »Sie ängstigen sich sicherlich schon um mich, sind ja in ständiger Sorge, daß ich mir ein Leid antun könnte.«

      »Warum denn das?« fragte er verständnislos.

      »Weil ich so sehr um meine Liebe litt, daß ich keine Lust zum Leben mehr hatte«, bekannte sie.

      »So. Und da plagt eine so dumme kleine Ellen sich mit Herzschmerzen herum, anstatt mir auch nur den kleinsten Wink zu geben.«

      »Wie konnte ich das, Bolko.«

      »Na, laß gut sein«, winkte er ab. »Das ist ja nun gottlob alles vorbei und bald vergessen. Aber zu deinen Eltern müssen wir gehen, das sehe ich ein, obgleich ich ja viel lieber mit dir allein bliebe.«

      Sie sahen sich beseligt in die Augen und gingen dann endlich zu den Festräumen zurück, wo sie zuerst auf Edna stießen. »Nun, wie gefällt dir Ellen jetzt?« fragte Bolko verschmitzt.

      »Ausgezeichnet!« lachte sie. »Herzlichen Glückwunsch, Schwägerin Ellen!«

      Ehe jedoch die junge Frau ihrem Erstaunen darüber Ausdruck geben konnte, standen auch schon die Eltern vor ihr – verängstigt, besorgt und vergrämt.

      »Nichts als Sorge und Not hat man mit dem Gör«, brummte Papa Hungold. Doch die Mutter vergaß, ihrem Kinde die verdienten Vorwürfe zu ­machen; sie war von Herzen froh, daß es wieder da war.

      »Hören Sie mal, mein lieber Herr von Hellersen, ich möchte doch gerne wissen, warum Sie meine Tochter so innig umarmt halten?« fragte der alte Herr unwirsch.

      Bolko lachte ihn vergnügt an.

      »Weil Ihre Tochter nichts dagegen hat, Papa Hungold!«

      »Soso, nichts dagegen hat«, brummte er mißtrauisch. »Ellen, ich will doch hoffen…«

      »Oh, Papa, was hast du für eine lange Leitung!« lachte die Tochter übermütig. Da verstand er, und ein vergnügtes Schmunzeln zog über sein Gesicht, während Frau Hungold, die nun auch die Sachlage erfaßt hatte, ihr Kind gerührt in die Arme zog.

      »Papa Hungold, ich glaube, ich brauche da nicht viele Worte zu machen«, wandte Bolko sich an seinen künftigen Schwiegervater. »Ich liebe sie, sie liebt mich.«

      »Punktum! Dann man rein ins Ehejoch, mein Sohn. Warum soll es dir besser gehen als mir?« lachte Papa Hungold behaglich und drückte die Hand des jungen Mannes, daß er schmerzend das Gesicht verzog. »Viele Worte zu machen ist nie meine Art gewesen. Daher will ich dir nur sagen, daß ich mich über Ellens Wahl herzlich freue.«

      »Und ich bin dafür, daß wir auf die neueste Verlobung mit einem Glase Sekt anstoßen«, schlug Edna vor, und dieser Vorschlag wurde mit Begeisterung aufgenommen. Man suchte sich ein einigermaßen ruhiges Plätzchen. Man prostete mehr, als unbedingt nötig gewesen wäre.

      *

      »Nun, Edna, du bist sicherlich schon recht müde, da du so blaß aussiehst«, sagte Frau Elisa fast zärtlich. »Ich würde dir raten, eine Tasse Mokka zu trinken; der wirkt wunderbar belebend.«

      »Ja, Kindchen, tun Sie das!« riet ihr auch eine weißhaarige Dame. »Ich werde auch eine Schale davon trinken, obgleich ich weiß, daß ich danach nicht schlafen kann. Schauen Sie, hier ist ein Tisch, hinter Blattpflanzen halb verborgen.

      Ah!« unterbrach sie lä­chelnd. »Das sieht ja fast wie eine Verlobung aus«, und sie zeigte auf ein junges Paar, das sich selbstvergessen küßte. Edna überlief es eiskalt, und ihr banger Blick ging zu der Mutter hin, die gleich ihr Ellen und Bolko sofort erkannt haben mußte; denn sie wurde erschreckend blaß.

      »Bolko!« sagte sie laut. Da fuhr er erschrocken auf. Doch dann lachte er vergnügt und zog Ellen, deren Gesicht wie in Blut getaucht aussah, mit fe­stem Griff zu sich heran.

      »Hier, Mama, stelle ich dir meine Braut vor.«

      »Das ist tüchtig, Herr von Hellersen«, lachte die weißhaarige Dame, und auch die anderen Herrschaften lachten ver­gnügt. »Es wäre ja auch kein rechtes Hochzeitsfest gewesen, wenn es nicht eine Verlobung nach sich gezogen hätte.«

      Die Selbstbeherrschung, die Frau Elisa ein Leben lang geübt, kam jetzt wieder einmal glänzend zur Geltung. Sie bekam es fertig, liebenswürdig zu lächeln, sogar dem Brautpaar zu gratulieren.

      Was blieb ihr auch anderes übrig, als sich ins Unabänderliche zu fügen? Sollte sie den Leuten, die hier neben ihr standen, erklären, daß sie von der Verlobung ihres einzigen Sohnes keineswegs entzückt war? Sollte sie es ihnen zeigen, wie ihr zumute war und damit nicht nur sich, sondern auch ihren Sohn lächerlich machen?

      Nein, das konnte Frau Elisa nicht. Also mußte sie gute Miene zum bösen Spiel machen; sie konnte sich sogar so weit überwinden, lächelnden Mundes die Verlobung ihres Sohnes den jubelnden Gästen zu verkünden.

      Sie war auch immer noch gleichmütig, als sie, nachdem die Gäste das Schloß verlassen hatten, noch eine kleine Stunde mit dem Brautpaar, dem Ehepaar Hungold und Edna zusammensaß.

      Doch Edna und Bolko, die ihre Mutter genau kannten, wußten, daß diese nicht so ruhig war, wie sie scheinen wollte. Bolko wurde es doch recht bang zumute, und er wappnete sich mit aller Willenskraft, um später den Vorwürfen der Mama standhalten zu können.

      Und die kamen, nachdem Hungolds sich verabschiedet hatten. In schroffen, vernichtenden Worten machte Frau Elisa ihrem Sohn klar, daß sie eine andere Wahl von ihm erwartet hätte.

      »Schau doch, Mama, ich liebe sie ja«, fuhr er weicher fort. »Ist dir das Gefühl, deine Kinder glücklich zu wissen, nicht mehr wert als alles andere? Außerdem ist doch gar nichts an Ellen auszusetzen. Sie ist schön, jung und gesund, ist wirtschaftlich, liebt mich. Ich wüßte also wirklich nicht, warum ich sie nicht zu meiner Frau machen sollte.«

      Doch Frau Elisa winkte ab: »Ich sehe, mein Sohn, dir ist nicht mehr zu helfen. Werde also glücklich mit deiner Ellen. Vielleicht – vielleicht finde ich mich auch noch einmal mit deiner Wahl ab.«

      *

      Die jungen Ehegatten befanden


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