Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman - Günter Dönges


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sagen, Unser Club ist derart exclusiv, daß darauf kaum Wert gelegt wird.«

      »Bleibt also nur der Aushang?« erkundigte sich Parker knapp.

      »Allerdings, Mr. Parker. Um auf die ›Rotnasen‹ zurückzukommen, ich halte es selbstverständlich für ausgeschlossen, daß irgendein Junior gemeinsame Sache mit Gangstern machen könnte. Sie wissen sicher nicht, aus welchen Kreisen sich unsere Mitglieder zusammensetzen.«

      »Sie glauben also, daß eine wohlgefüllte Geldbörse immun gegen Verbrechen macht?«

      »Das natürlich nicht, ich möchte nicht mißverstanden werden, Mr. Parker, ich kann mir nur nicht vorstellen …«

      »Die Junioren bewegen sich in welchen Altersklassen?« Parker konnte seine Frage durchaus direkt stellen, wenn er wollte.

      »Eine Grenze ist da kaum gesetzt«, erläuterte Cardiff widerwillig. »Meist wechseln die Mitglieder erst nach ihrer Heirat zu den Senioren über. Eine Trennung ist da kaum gegeben. Das lockerte sich im Laufe der Zeit sehr auf.«

      »Wer gibt die Anstecknadeln aus?« wollte Parker wissen.

      »Das gehört zu meinen Pflichten, Mr. Parker. Hat das Präsidium des Clubs über einen Antrag entschieden, kann ich die Nadel ausgeben.«

      »Sie verfügen über einen größeren Vorrat davon?«

      »Nun, das kann man nicht gerade sagen, Mr. Parker. Die Nadeln sind echt, daher auch sehr teuer.«

      »Mich würde interessieren zu erfahren, wie viele Nadeln Sie zur Zeit aufbewahren.«

      »Oh, da kann ich Ihnen schnell helfen, Mr. Parker. Wenn Sie sich einen Moment gedulden wollen.«

      Geoffrey Cardiff stand auf und trat vor einen altertümlichen und mit Schnörkeln bedeckten Stahlschrank. Umständlich öffnete er ihn und hob dann eine kleine Kassette heraus. Auch sie mußte er erst noch öffnen.

      »Ich schätze, daß es etwa ein Dutzend sind«, meinte Cardiff, als er den Deckel der Kassette hochdrückte. »Sehen Sie hier … Oh, was ist denn das …? Das ist doch unmöglich …! Ich weiß genau, daß die Nadeln in der Kassette waren.«

      Parker beugte sich kaum vor. Mit einem Blick sah er, daß die Kassette leer war. Sie enthielt nicht eine einzige Nadel. Cardiffs Kopf färbte sich rot, seine Lippen wurden noch blutleerer und schmaler.

      »Die Nadeln sind gestohlen worden«, krächzte er entgeistert. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, Mr. Parker.«

      »Wann sahen Sie sie zuletzt?«

      »Vor etwa drei Tagen, als ich den Bestand aufnahm. Ich kann es einfach nicht fassen, ein Diebstahl in unserem Club, so etwas ist noch nie passiert.«

      »Die Mitglieder scheinen nicht alle ehrenwert zu sein, wie?«

      »Das will ich damit auf keinen Fall gesagt haben, Mr. Parker. Ich werde den Diebstahl sofort melden müssen.«

      »Die Kassette ist nicht erbrochen worden«, stellte Parker ungerührt fest. »Wer außer Ihnen besitzt noch einen Schlüssel?«

      »Wir haben noch einen Ersatzschlüssel. Er wird im Büro aufbewahrt?«

      »Und wer verwaltet ihn, wenn ich mich so ausdrücken soll?«

      »Miss Warner, meine Sekretärin.«

      »Ich schlage vor, wir gehen zu ihr.«

      Geoffrey Cardiff ging voraus. Er zappelte vor Nervosität. Unentwegt schüttelte er den Kopf, als könnte er diesen seltsamen Diebstahl noch immer nicht verstehen.

      *

      »Elsie«, wandte er sich an die junge Dame, die vor einer Schreibmaschine saß und ihnen den Rücken zukehrte, »Elsie, wo ist der Schlüssel zur Kassette?«

      Sie drehte sich langsam um. Parker hätte um ein Haar anerkennend genickt. Elsie Warner sah reizend und apart aus. Sie war höchstens 20 Jahre alt, mittelgroß und besaß eine sehr schlanke Taille. Ein einfacher Faltenrock und ein Pulli unterstrichen die erfreulichen Linien ihres Körpers. Das blonde Haar fiel in sanften Wellen auf die schmalen Schultern herunter. Elsies Gesicht erinnerte mit seinem kleinen Schmollmund entfernt an Brigitte Bardot.

      Elsie sah den Butler überrascht an, dann wandte sie sich ab und suchte nach dem Kassettenschlüssel. Sie konnte ihn nicht finden, obwohl sie sich genau erinnerte, ihn in die Blechdose in der Schreibtischschublade gelegt zu haben.

      »Ich bin entsetzt«, stöhnte Geoffrey Cardiff. »Nein, ich will und kann es nicht glauben.«

      »Mit der Zeit werden Sie sich an diese Vorstellung gewöhnen müssen«, tröstete Parker den gebrochenen Sekretär. Er hatte die Zeit und die Nerven, Elsie Warner freundlich anzulächeln, obwohl seine ursprüngliche Theorie durch den Diebstahl der Nadeln einen bösen Stoß erhalten hatte. Der Kreis der möglichen Täter erweiterte sich damit ungemein, wurde unübersehbar.

      »Entschuldigen Sie mich, Mr. Parker«, sagte Cardiff, »ich muß dem Präsidium des Clubs sofort Bericht erstatten.«

      »Warten Sie noch einen Moment«, bat Parker freundlich. »Wer von den Clubmitgliedern hat Zugang zu Ihrem Büro? Wie ich sah, gibt es zwei Zugänge, nicht wahr?«

      »Das ist richtig, einmal hier durch das Büro, dann den direkten Weg vom Korridor aus. Ich weiß, worauf Ihre Frage abzielt, Mr. Parker. Praktisch jedes Clubmitglied könnte mein Büro betreten haben.«

      »Ist es allgemein bekannt, daß ein zweiter Schlüssel existiert, Mr. Cardiff?«

      »Ich glaube schon.«

      »Ist es leicht, sich Zutritt zum Club zu verschaffen? Ich meine, wird das Haus bewacht?«

      »Selbstverständlich, schon wegen der vielen Kunstschätze in unseren Mauern.«

      »Woraus besteht diese Wache?« Parker ließ sich durch die Ungeduld Cardiffs von seinen präzisen Fragen nicht abhalten.

      »Ich engagierte zwei Männer, die nach Schließung der Clubs die Wache übernehmen.«

      »Diese beiden Männer möchte ich selbstverständlich noch sprechen«, antwortete Josuah Parker. »Bei einigem Geschick müßte es möglich sein, die Öffentlichkeit herauszuhalten.«

      »An die Öffentlichkeit darf auch nicht der geringste Hinweis durchsickern«, beschwor Cardiff den Butler. »Stellen Sie sich mal die Presse vor, die wir dann hätten. Zudem ist durch den Diebstahl der Nadel ja wohl eindeutig bewiesen, daß keines unserer Mitglieder mit den ›Rotnasen‹ in Verbindung gebracht wird.«

      »Warten wir’s ab«, meinte Parker lächelnd. Ihm entging nicht, wie konzentriert und aufmerksam Elsie Warner zuhörte. Als das Stichwort »Rotnasen« erklang, senkte sie den Kopf und ordnete Papiere. Wollte sie ihren erschreckenden Gesichtsausdruck verbergen?

      Parker verabschiedete sich vom Sekretär des Clubs und lehnte jede Begleitung zur Tür ab. Er verband damit eine bestimmte Absicht. Von der Treppe aus beobachtete er den Korridor. Als Sekretär Cardiff in höchster Eile aus dem Vorzimmer kam und hinter einer Biegung des Korridors verschwand, ging Parker zurück zur Tür des Vorzimmers. Da seine Schuhe ohnehin mit Gummi besohlt waren, ging er leiser als eine Katze, die auf Mäuse Jagd macht.

      Vor der Tür blieb er stehen und genierte sich nicht, sein Ohr gegen die Füllung zu legen. Er hörte das Surren der Wählscheibe. Vorsichtig und geräuschlos öffnete er die Tür. Elsie Warner sprach leise und schnell. Sie telefonierte tatsächlich. Bevor Parker jedoch einzelne Worte davon aufschnappen konnte, wehte ein leichter Durchzug durch den Raum und wirbelte einige Papiere auf dem Schreibtisch auf.

      Elsie wußte sofort, was das bedeutete. Hastig warf sie den Hörer in die Gabel und sah Parker starr und kalt an.

      »Ich dachte mir, daß Sie noch einmal zurückkommen würden«, sagte sie dann mit müder Stimme. »Wer konnte denn auch ahnen, daß Sie mir ausgerechnet hier über den Weg laufen würden …!«

      *

      Als Butler Parker


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