Mami Staffel 5 – Familienroman. Eva-Marie Horn

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Mami Staffel 5 – Familienroman - Eva-Marie Horn


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Nie wieder würde sie Freude empfinden können, sie war sich sicher. Was für eine Mutter sollte sie da sein? Sarah hatte etwas Besseres verdient.

      Die Ärzte und Schwestern bemühten sich sehr um sie. Corinna wartete allerdings darauf, daß sie nach Hause entlassen werden würde. Sarah mußte noch bleiben. Das war dann ein guter Zeitpunkt, um ihre Angelegenheiten zu regeln und vor allem zu klären, daß Sarah bei Beate Zander bleiben konnte. Bernd würde Sarah nicht aufnehmen, und Corinna wollte das auch nicht.

      Er hatte zur Entbindung Blumen geschickt, die sie sofort an die Schwestern weitergegeben hatte. Für einen kurzen Moment hatte sie sich bei seinem Besuch die Hoffnung gemacht, daß er zu ihr zurückkäme, doch schon wäh-rend der Schmerzen bei der Geburt war ihr klargeworden, daß sie sich wieder etwas vormachte. Nun sollte er sich darauf beschränken zu zahlen und sie in Ruhe lassen.

      Melanie, die Sarahs Patentante werden würde, kam auch jeden Tag. Sie verbrachte viel Zeit an Corinnas Bett. Ihre zur Schau gestellte Fröhlichkeit durchschaute Corinna, die durch ihre übersensible Verfassung alles sehr genau registrierte. Melanie war die einzige, die vielleicht ahnte, was in Corinna vorging. Deshalb mußte sie auch ein wenig Theater spielen. Sie plante also die Taufe mit Melanie, weil diese darauf Wert zu legen schien und tat so, als freue sie sich auf diese feierliche Handlung. Jedesmal, wenn Melanie wieder ging, fühlte sich Corinna total erschöpft.

      Nach einer Woche wurde sie entlassen. Der Arzt stimmte zu, da Corinna darauf drängte.

      »Ich kann Sarah doch auch so besuchen.«

      »Denken Sie daran, daß sie unbedingt Muttermilch bekommen sollte, damit ihr Immunsystem gestärkt wird.«

      »Ja, natürlich. Ich werde abpumpen und zweimal täglich kommen.«

      Corinna hatte keine Wahl. Sarah war noch nicht soweit, daß sie auf ihre leibliche Mutter verzichten konnte. Beate konnte sie ja nicht stillen, das war nur ihr möglich. Also mußte sie noch ein wenig durchhalten…

      Wieder in ihrer Wohnung, erschienen ihr die Räume völlig unvertraut. Melanie hatte eine Wiege aufgestellt und die komplette Babyausstattung gewaschen und gebügelt. Alles war vorbereitet für die Ankunft der kleinen Sarah. Corinna nahm eines der kleinen Jäckchen aus dem Schrank. Wie winzig es war…

      Melanie kam noch am ersten Abend zu ihr.

      »Na, wie fühlst du dich? Bald kann Sarah ja auch nach Hause. Acht Wochen kannst du erst einmal ganz für sie dasein.«

      Gott sei Dank waren gerade Semesterferien. Und die Schutzfrist konnte Corinna auch in Anspruch nehmen, ohne finanzielle Einbußen zu haben.

      »Ja.«

      Melanie schaute Corinna aufmerksam an. Ihre Freundin drehte sich um, weil ihr der prüfende Blick unangenehm war.

      »Morgen kommt Beate Zander und bringt dir einen Kinderwagen. Ich soll es dir ausrichten. Sie war bei uns in der Apotheke.«

      »Schön.«

      Melanie hatte Beate angerufen und ihr von ihren Ängsten erzählt. Sie alle wollten nun auf Corinna aufpassen.

      Als Melanie gegangen war, klingelte es an der Tür. Corinna wollte erst gar nicht öffnen, aber vielleicht hatte Melanie noch etwas vergessen.

      Vor ihr stand Bernd.

      »Was… machst du denn hier?«

      »Ich wollte unsere Tochter sehen. Du hast dich ja nicht selbst gemeldet, und meine Anrufe wurden nicht durchgestellt. Aber ich kann doch wohl…«

      »Bernd, Sarah ist nicht hier. Sie ist noch in der Klinik. Ich möchte nicht, daß du herkommst.«

      »Aber Corinna, ich habe noch einmal über alles nachgedacht. Wir könnten uns hin und wieder sehen und…«

      »Warum, Bernd?«

      »Ich weiß nicht, irgendwie läuft nichts mehr richtig, seit…«

      »Seit Julia dich hinausgeworfen hat?« ergänzte Corinna erbarmungslos. Sie fühlte sich so kalt und gleichgültig, daß es sie selbst schmerzte.

      »Ja, vielleicht. Aber ich gebe dir nicht die Schuld daran, ich weiß ja, daß ich viel falsch gemacht habe. Ich könnte jetzt hier in Hamburg eine Stelle bekommen, bei einer Konkurrenzfirma von Thomsen. Darüber wollte ich auch mit dir sprechen. Meinst du nicht, daß wir vielleicht noch eine Chance haben?«

      Corinna wußte nichts zu antworten. Es war, als ob die Träume, die sie so lange gehabt hatte, sich nun doch noch erfüllen sollten – zu spät.

      »Wenn du jetzt nichts sagen kannst, dann laß dir Zeit. Ich dränge dich nicht. Aber ich… würde gern die Kleine sehen. Darf ich dich mal ins Krankenhaus begleiten?«

      Sie nickte. Dann drängte sie Bernd, der noch immer im Eingang stand, zu gehen, indem sie die Tür einfach immer weiter schloß. Schließlich lehnte sie sich mit dem Rücken dagegen und atmete tief ein und aus.

      Was sollte sie tun? Melanie wollte sie nicht fragen, denn die würde wahrscheinlich gleich sagen, daß sie sich darauf nicht einlassen sollte. Sie mußte es selbst entscheiden.

      Wenn sie gefühlsmäßig nicht mehr an Bernd gebunden war, warum sollte sie ihm nicht erlauben, Sarah zu sehen? Ihr konnte es doch gleichgültig sein, sie würde bald nicht mehr dasein. Sarah hätte dann vielleicht doch einen Vater, der sich auch um sie kümmerte. Allerdings mußte sie sicherstellen, daß er Beate keine Schwierigkeiten machte.

      Als sie im Bett lag, zogen ihr merkwürdige Gedanken durch den Kopf. Sie sah Sarah in ihren Armen, Bernd, der sich über sie beugte und lächelte…

      Corinna wollte diese Bilder nicht. Sie waren Lügen, denn so eine Harmonie war nicht mehr möglich. Und von ihrem Kind hatte sie sich innerlich doch bereits verabschiedet. Oder doch nicht?

      Am nächsten Morgen rief Bernd wieder an. Er war noch zwei Tage in Hamburg.

      »Wann darf ich mitkommen?«

      »In einer Stunde. Du kannst mich abholen.«

      »Heißt das…«

      »Das heißt gar nichts.«

      Bernd war pünktlich. Sie sa-ßen schweigend nebeneinander in seinem Auto. Einmal machte er den Versuch, sie anzusprechen, doch Corinna reagierte einfach nicht. Sie durfte keine Gefühle zulassen, weil sie sich so zerbrechlich wie Glas fühlte.

      Und dann geschah etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Bernd sah Sarah und war hingerissen. Das war kein Theater, soviel konnte sie sogar in ihrem gedämpften Zustand erkennen.

      »Mein Gott, ist sie winzig… und so… perfekt. Sieh mal, sie hat deine Augen.«

      »Das kann man noch gar nicht sagen.«

      »Es ist überhaupt kein Zweifel! Und den Haaransatz hat sie von mir. So habe ich als Baby auch ausgesehen.«

      Corinna versuchte sich vor seinen Worten zu verschließen. Es gelang ihr nicht. Sie sah ihre kleine Tochter mit neuen Augen. Sarah hatte eine Mutter und einen Vater. Sie vertraute der Welt, in die sie hineingeboren war. Sie gab sich Mühe zu wachsen und kräftig genug zu werden für ein Leben außerhalb der Säuglingsstation, auf der sie jetzt lag. Und sie wollte ihre Tochter einer fremden Frau überlassen, die zwar liebevoll war, aber eben nicht die Mutter… Sarah würde später vielleicht, genau wie Bernd das jetzt tat, nach Ähnlichkeiten mit ihren Eltern suchen, aber da war dann niemand…

      Ihr kamen die Tränen. Sie rollten ohne Laut über ihre Wangen. Bernd merkte gar nicht, was da unmittelbar neben ihm mit Corinna geschah. Es kam ihr vor, als löse sich eine Eisenfessel, die bisher um ihren Brustkorb gelegen hatte.

      »Sie ist wunderschön. Bitte laß mich sie doch auch besuchen dürfen.«

      »Ja, von mir aus…«

      »Und wir?«

      »Ich weiß nicht, Bernd, ich muß Zeit haben.«

      »Mein Gott, du weinst ja! Ach, Corinna, ich bin ein Idiot gewesen.«

      Er


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