Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Nichts«, behauptete Parker, obwohl das Gegenteil der Fall war.
»Lou hat von dem Sex-Report erfahren und wollte ihn haben. Warum, kann ich nicht sagen. Wir haben nur seine Befehle ausgeführt.«
»Und nun zur zweiten Frage«, bat Parker höflich.
»Die Sexbiene befindet sich in Soho, bei Lou. Er hat da ’nen Beatschuppen. Paradise nennt sich der La-den. Kann Ihnen jeder zeigen …«
»Darf ich unterstellen, daß Sie mir die Wahrheit gesagt haben?« fragte Parker.
»Prüfen Sie’s doch nach«, meinte der Profi, »aber halten Sie uns diesen Hamlin vom Leibe!«
»Ich werde es nicht vergessen«, versprach der Butler, »und nun zu dem Bogenschützen.«
»Bogenschützen?« Die beiden Gangster wirkten verdutzt und überrascht.
»Wer von Ihnen weiß mit einem Sportbogen umzugehen?« präzisierte Parker.
»Damit sind Sie bei uns aber auf dem falschen Dampfer«, lautete die Antwort des Wortführers der beiden Gangster. »Mit solchen Kinkerlitzchen geben wir uns doch nicht ab. Wir halten uns an richtige Kanonen.«
»Ich bin durchaus geneigt, Ihnen zu glauben«, räumte der Butler ein. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, meine Herren. Ich möchte mich mit Ihrem Auftraggeber unterhalten.«
»Hauptsache, Sie halten sich an unsere Abmachung. Wir sind für Hamlin nicht zu sprechen. Wir verlassen uns auf Ihr Wort!«
Die Aussicht, mit Hamlin zusammenzutreffen, schien ihnen überhaupt nicht zu gefallen. Sie hatten den Breitschultrigen wohl sehr eingehend nach ihrer Art behandelt und fürchteten nun die Retourkutsche.
Parker verließ den Kellerraum und schloß die Tür hinter sich. Dann bemühte er sich um feste, energische und laute Schritte. Die beiden Profis sollten glauben, daß er hinauf ins Erdgeschoß marschierte.
In Wirklichkeit aber huschte Parker auf leisen Sohlen zurück zur Tür und holte fein Schlauch-Stethoskop aus seiner Rocktasche. Er legte die Membrane gegen die Tür und genoß die Unterhaltung der beiden ah-nungslosen Männer …
*
»Die beiden Herrn im Keller dürften das sein, Mylady, was man gemeinhin skeptisch nennt«, berichtete der Butler, als er wieder im Salon war. »Sie glauben kaum, daß der erwähnte Mr. Buckhurst sie loskaufen wird.«
»Buckhurst, Mr. Parker?! Muß man diesen Namen kennen?« Mylady sah ihren Butler forschend an.
»Mr. Lou Buckhurst«, dozierte Parker, »ist der Besitzer einiger Beatschuppen, wie Tanzlokale dieser spe-ziellen Art im Volksmund genannt zu werden pflegen. Mr. Buckhursts Palette an Ungesetzlichkeit ist gera-dezu bemerkenswert, Mylady. So soll er sich unter anderem auch mit Drogen aller Art befassen, die in seinen Etablissements feilgeboten werden. Man sagt Mr. Buckhurst ferner nach, daß er sich auf dem Gebiet der Prostitution betätigt und dazu einige Privatclubs eröffnet hat, in denen man sogenannte Pornofilme vorge-führt bekommt …«
»Und warum sitzt dieses Subjekt noch nicht hinter Gittern?« fragte Agatha Simpson erstaunt.
»Die Polizei hatte bisher keine Handhabe, beweiskräftig gegen ihn vorzugehen«, erläuterte der Butler.
»Was sich sehr bald ändern wird, Mr. Parker. Glauben Sie, daß er Mandy Saxon entführt hat?«
»Er dürfte zumindest den Anstoß dazu gegeben haben«, antwortete der Butler. »Meiner bescheidenen Ansicht nach möchte er den Sex-Report von Miß Saxon dazu benutzen, sein Repertoire auszuweiten.«
»Erpressung also! Genau das, was dieses kleine Flittchen plante, nicht wahr?«
»Davon sollte man in der Tat ausgehen, Mylady.«
»Oder könnte es sein, daß dieser Buckhurst nur die Enthüllungen der Saxon fürchtet?«
»Auch mit solch einer Möglichkeit sollte man rechnen, Mylady. Wenn Sie gestatten, werde ich Mr. Buckhurst jetzt anrufen.«
»Von Anrufen dieser Art halte ich überhaupt nichts«, sagte Agatha Simpson nachdrücklich und erhob sich. »Sie sind so schrecklich unpersönlich … Wir werden Buckhurst besuchen. Eine Unterhaltung im priva-ten Kreis wird viel intensiver sein, Mr.
Parker. Fahren Sie den Wagen vor! Die Nacht ist schließlich noch lange …«
»Darf ich Mylady darauf aufmerksam machen, daß Mr. Buckhurst nicht gerade ein Gentleman ist.«
»Dann wird es höchste Zeit, daß man ihm Manieren beibringt«, entschied die kriegerische Dame und mar-schierte auf ihren stämmigen Beinen hinüber zur Tür.
Josuah Parker und Kathy Porter sahen sich ergeben an.
Sie wußten aus Erfahrung, daß Mylady in diesem Stadium nicht mehr ansprechbar war.
*
Parker besaß intime Kenntnisse über die Unterwelt der Millionenstadt.
Er wußte daher auch genau, wo Lou Buckhurst zu finden war. Um ganz sicherzugehen, hatte er vor dem Verlassen der Stadtwohnung von Mylady ein kurzes Telefongespräch geführt. Der Inhaber einer Pfandleihe, der Parker verpflichtet war, hatte die Vermutung des Butlers bestätigt.
Lou Buckhurst dachte natürlich nicht im Traum daran, sich auf das Niveau seiner Beatschuppen zu bege-ben. Er wohnte in Soho in einem schmalbrüstigen, dreistöckigen Haus, in dessen Erdgeschoß früher mal ein Kino untergebracht war.
Dieses Kino war in einen Privatclub umgestaltet worden. Die Kinoeinrichtung hatte Buckhurst selbstver-ständlich nicht entfernen lassen. Er brauchte die Apparaturen, um seine Pornofilme vorführen zu lassen. Nicht weit von diesem Privatclub entfernt, befand sich übrigens das »Paradise«, von dem die beiden Profis gesprochen hatten.
Die Tür zum Privatclub machte einen fast abweisenden Eindruck. Sie war schwarz gestrichen, glatt und besaß weder Klinke noch Türknauf. In Augenhöhe befand sich ein kleines Guckloch in der Tür. Gäste wur-den nach dem Klingeln durch diesen Spion eingehend inspiziert, bevor man sie überhaupt einließ.
Parker legte seinen Zeigefinger auf den Klingelknopf und läutete nachdrücklich. Obwohl es inzwischen schon recht spät geworden war, empfing der Privatclub noch Gäste. Vom Wagen aus hatte der Butler gese-hen, daß eben erst noch zwei Männer eingelassen worden waren.
Die kleine viereckige Klappe in der sonst glatten Tür öffnete sich.
Ein mageres, ungesund aussehendes Gesicht erschien. Der Besitzer dieses Gesichts fragte Parker höflich nach seinen Wünschen.
»Überbringen Sie Mr. Buckhurst umgehend meine Karte«, erwiderte der Butler und reichte dem Mann seine Visitenkarte. »Nennen Sie dazu das Stichwort Sex-Report!«
»Josuah Parker, Butler …« las das ungesunde Gesicht. »Ich weiß nicht, ob Mr. Buckhurst in seiner Woh-nung ist. Was wollen Sie denn von ihm?«
»Beeilen Sie sich, Mr. Buckhurst könnte Ihnen sonst später Vorwürfe machen.«
Der Mann überlegte einen Moment und nickte dann.
»Warten Sie«, bat er. »Ich bin gleich wieder zurück.« Die Klappe schloß sich, die Tür sah wieder glatt und unnahbar aus.
Josuah Parker machte sich sofort an die Arbeit, das Türschloß zu überreden. Er benutzte wieder sein klei-nes Spezialbesteck und brauchte tatsächlich nur wenige Sekunden, bis er das Schloß von seinen Fertigkeiten überzeugt hatte.
Parker betrat einen Vorraum, schloß hinter sich die Tür und orientierte sich. Er hatte den Türhüter absicht-lich weggeschickt, um auf eigene Faust in den Club zu gelangen. Er wollte nicht gerade von einem erwar-tungsvollen Festkomitee empfangen werden.
Eine weitere Tür rechts führte in den eigentlichen Club, das heißt, vorerst mußte man die Garderobe pas-sieren. Eine schmale Tür links, die in der Eile nur angelehnt worden war, gab den Blick frei auf eine schmale, steile Treppe, die hinauf