Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman - Günter Dönges


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einen Minister außer Gefecht gesetzt?«

      »So könnte man es ausdrücken, Mylady. In der Öffentlichkeit erschienen Fotos, die dieses Kabinettsmit-glied zusammen mit Miß Saxon zeigten. In verfänglichen Situationen, wie es wohl zu nennen sein müßte.«

      »In eindeutigen Situationen, Mister Parker«, korrigierte die ältere Dame energisch. »Nennen wir das Kind doch beim Namen. Diese Saxon ist ein Flittchen.«

      »Wie Mylady es auszudrücken belieben.«

      »In letzter Zeit ist es ruhig um sie geworden, nicht wahr?«

      »Gewiß, Mylady. Miß Saxon hat sich zurückgezogen, um einen, wie sie es nennt, Sex-Report zu schrei-ben.«

      »Du lieber Himmel!« Agatha Simpson richtete sich fast erfreut auf. »Daraus ergeben sich ja herrliche Mög-lichkeiten.«

      »Weniger für jene Herren, die von Miß Saxon zitiert werden sollen, Mylady.«

      »Für uns, Mister Parker, für uns! Können Sie sich nicht vorstellen, daß gewisse Leute diesen Sex-Report verhindern wollen?«

      »In der Tat, Mylady! Die Zeitungen sprechen ebenfalls von solchen Möglichkeiten. Sie hegen die Vermu-tung, daß der Schuß auf Miß Saxon eine Art Warnung oder Drohung darstellte.«

      »Wunderbar!« Agatha Simpson erhob sich erstaunlich schnell aus ihrem Sessel. »Wird es bei dieser War-nung bleiben, Mister Parker?«

      »Ich fürchte, Mylady, daß hier ein Mord geplant wird.«

      »Das sage ich doch die ganze Zeit«, behauptete die alte Dame, »und diesen Mord werden wir verhindern, Mister Parker! Das ist unsere Pflicht als Staatsbürger!«

      »Wie Mylady meinen«, gab der Butler zurück und unterdrückte einen leichten Seufzer. Es war also wieder mal so weit. Mylady witterte einen Kriminalfall. Und nach Lage der Dinge ließ sie sich jetzt nicht mehr ab-lenken.

      »Was wissen wir bereits, Mister Parker?« Die streitbare Sechzigerin marschierte auf ihren stämmigen Bei-nen durch den Salon ihres Stadthauses. »Da war zuerst mal der Schuß, der die Straffelei traf. Dann haben wir dieses Individuum namens Pearson, das mit einem Geigenkasten und einer Faustfeuerwaffe herumlief. Und schließlich dieses Subjekt, das Sie an der Tür empfingen.«

      »Eine vollständige Aufzählung, Mylady«, stellte Parker gemessen, aber auch zurückhaltend fest.

      »Und welche Schlüsse ziehen wir daraus?« wollte Lady Simpson wissen. Sie sah ihren Butler bereits leicht strafend an. Sie erwartete eine Analyse.

      »Ich möchte Mylady keineswegs vorgreifen«, antwortete Parker vorsichtig.

      »Ja, merken Sie denn nichts?« entrüstete sich Agatha Simpson.

      »Nicht direkt, Mylady.« Parker hütete sich, die Unternehmungslust seiner Herrin unnötig anzuheizen.

      »Dann kann ich Ihnen auch nicht helfen«, meinte Agatha Simpson und wirkte ein wenig enttäuscht. Sie hatte wohl gehofft, von Parker einen Tip geliefert zu bekommen.

      »Haben Mylady noch Wünsche?« erkundigte sich Parker, der sich zurückziehen wollte.

      »Natürlich! Fahren Sie in einer halben Stunde vor, Mister Parker! Ich muß mir dieses Flittchen aus der Nä-he ansehen.«

      »Wie Mylady befehlen«, sagte Parker nur. Er wußte aus Erfahrung, daß es völlig sinnlos war, Mylady um-stimmen zu wollen.

      »Ich weiß inzwischen, wem das Landhaus gehört«, schloß Agatha Simpson triumphierend. »Sagt Ihnen der Name Sir Robert Panham etwas, Mister Parker?«

      »Gewiß, Mylady. Sir Robert dürfte einer der bemerkenswertesten Shakespeare-Darsteller Englands sein, wenn ich nicht irre.«

      »Sie irren sich nicht, Mister Parker. Ich könnte mir vorstellen, daß er seinen Landsitz nicht gerade freiwil-lig vermietet hat. Aber lassen wir uns überraschen!«

      *

      Josuah Parker blieb am hochbeinigen Wagen zurück und beobachtete die Szene vor der Haustür des Land-sitzes.

      Agatha Simpson war zusammen mit ihrer Gesellschafterin hinüber zum Haus gegangen und lieferte ein in-teressantes Schauspiel. Nachdem die Tür geöffnet worden war, drückte sie einen Mann an die Seite und stürmte das Haus. Sie entwickelte dabei die Energie einer Dampfwalze, die einfach nicht aufzuhalten ist.

      Der Mann, der die Tür geöffnet hatte, starrte der Lady entgeistert nach, raffte sich dann aber auf und folgte ihr. Er vergaß nicht, vorher noch die Haustür zu schließen.

      Josuah Parker nutzte die inzwischen hereingebrochene Dunkelheit für seine Zwecke aus.

      Er schritt ein gutes Stück die Straße hinunter, bis er von der Straßenseite des Landhauses aus nicht mehr gesehen werden konnte. Erst jetzt kümmerte der Butler sich um eine kleine schmale Mauerpforte, die aller-dings verschlossen war.

      Was Josuah Parker überhaupt nichts ausmachte.

      Er bemühte sein kleines Besteck, das er für solche Zwecke stets mit sich führte. Es handelte sich um einige Spezialgeräte, die sich in einem schmalen Saffianetui befanden. Es dauerte noch nicht mal eine Minute, bis das Schloß sich fügte und jeden Widerstand aufgab.

      Bevor der Butler das Grundstück betrat, schaute er sich mißtrauisch nach allen Seiten um. Er konnte sich gut vorstellen, daß der Schutz der Dunkelheit auch von anderen Nachtwandlern geschätzt wurde. Parker wollte auf keinen Fall überrascht werden und in ein offenes Messer rennen.

      Die schmale Straße, die zu den wenigen großen Parks und Grundstücken führte, war menschenleer. Es handelte sich hier um eine ausgesprochen vornehme Wohngegend, in der Tradition und Kapital zu Hause waren.

      Parker betrat das Grundstück und drückte die Pforte zurück in den Rahmen. Dann lustwandelte er gemes-sen durch die Dunkelheit, über den gepflegten Rasen und über einen mit Steinplatten ausgelegten Weg Rich-tung Landsitz.

      Der parkähnliche Garten war zu den beiden benachbarten Grundstücken links und rechts durch halbhohe Mauern begrenzt, die allerdings kein Hindernis darstellten. Wer dieses Grundstück betreten wollte, brauchte nicht artistisch ausgebildet zu sein. Nach hinten grenzte der Park des Landsitzes an einen kleinen verschilften Bach. Jenseits dieses Wassers befanden sich Tennisplätze.

      Josuah Parker hatte inzwischen die Rückseite des Gebäudes erreicht und stand neben dem überdachten Swimming-pool. Von hier aus hatte er einen guten Blick auf die Terrasse, deren Türen allerdings geschlossen waren. Vorgezogene Vorhänge nahmen jede Sicht in das Innere des Hauses.

      Der Butler wollte sich gerade in Bewegung setzen und näher an das Haus herangehen, als ein scharfes Zi-schen zu hören war.

      Unwillkürlich und instinktiv zog er den Kopf zurück. Plötzlich sah er dann aus zusammengekniffenen Au-gen den armlangen Pfeil, der zitternd und federnd dicht vor ihm im Holz der Überdachung steckte.

      Das spärliche Außenlicht auf der Terrasse reichte vollkommen aus, um die Gefährlichkeit dieses Pfeils zu erkennen. Genauer gezielt, wäre er unbedingt tödlich gewesen.

      *

      »Ich konnte ja nicht wissen, meine Liebe, daß Sir Robert sein Haus vermietet hatte«, entschuldigte sich Agatha Simpson und spielte die leicht verwirrte, ältere Dame. »Es sollte eine Überraschung sein. Sie müssen wissen, daß Sir Robert und ich uns schon seit Kindheit kennen. Ein bemerkenswerter Mann! Sie kennen ihn?«

      Mandy Saxon wirkte hilflos.

      Sie war dieser Suada nicht gewachsen. Agatha Simpson redete ununterbrochen und war einfach nicht zu bremsen. Sie hatte bereits Platz genommen und musterte ungeniert den großen, modernen Arbeitstisch in der Nähe der Terrassentüren. Dieser Tisch paßte keineswegs in das Gesamtbild der Einrichtung, die aus alten, kostbaren Stilmöbeln bestand.

      Auf diesem Arbeitstisch stand beherrschend eine elektrische Schreibmaschine, die einen noch recht neuen Eindruck machte. Zu beiden Seiten dieser Maschine lagen Manuskriptblätter. Mandy Saxon schien


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