Gemieden. Блейк Пирс
Читать онлайн книгу.Methode, aber unter derart unterschiedlichen Umständen.
Und sie wusste, dass jegliche Unterschiede oftmals genauso wichtig waren wie die Ähnlichkeiten.
Sie fragte Brennan: „Gibt es Indizien dafür, dass sie sich zur Wehr gesetzt hat?“
„Überhaupt keine“, sagte Brennan.
Sturman fügte hinzu: „Es sieht ganz danach aus, als wäre sie überrascht worden und ganz unerwartet von hinten angegriffen worden.“
Bill fragte: „Hat sie ihre Prothese zum Zeitpunkt ihres Todes getragen?“
„Nein“, sagte Brennan. „Sie hatte ihre Krücken benutzt.“
Riley kniete sich hin und untersuchte die Position des Körpers, wie das Kreppband sie wiedergab. Sie war direkt vor dem Fester zusammengebrochen. Robin wurde höchstwahrscheinlich angegriffen, als sie gerade vor dem Fenster stand.
Sie fragte Brennan: „Was ist der ungefähre Todeszeitpunkt?“
Brennan antwortete: „Gegen vier Uhr morgens.“
Riley stand am Fenster und schaute hinaus auf die ruhige, freundliche Straße und fragte sich…
Wieso hat sie aus dem Fenster geschaut?
Was konnte in dieser Nachbarschaft um diese Uhrzeit passieren, dass es ihre Aufmerksamkeit beansprucht hatte? Und war das überhaupt relevant? Hatte es irgendetwas mit dem tatsächlichen Mord zu tun?
Riley fragte: „Wie hat man ihre Leiche gefunden?“
Brennan sagte: „Sie ist am nächsten Morgen nicht zu ihrer Arbeit bei einer örtlichen Literaturzeitschrift erschienen. Und sie hat auch nicht den Hörer abgenommen. Ihr Boss fand das merkwürdig und hat sich Sorgen gemacht, da es überhaupt nicht zu ihr passte. Er befürchtete, dass sie zuhause vielleicht irgendeinen Unfall hatte, wegen ihnen Behinderung. Also schickte er einen Mitarbeiter zu ihr nach Hause, um nach ihr zu sehen. Als sie die Tür nicht öffnete, ging der Mitarbeiter hintenrum und stellte fest, dass die Hintertür aufgebrochen war. Er betrat das Haus und fand die Leiche und rief die Rettungskräfte und Polizei.“
Riley stand noch einen Moment lang da und fragte sich, was Robin wohl aus dem Fenster gesehen haben könnte.
War dort irgendetwas passiert, was sie geweckt und ans Fenster gebracht hatte?
Riley hatte keine Ahnung.
In jedem Fall war es für Riley viel weniger interessant, was das Opfer in den letzten Momenten ihres Lebens erfahren hatte, als das, was im Kopf des Mörders vor sich gegangen war. Sie hoffte, dass sie vielleicht einen Anhaltspunkt dafür bekommen konnte, während sie hier war.
„Zeigen Sie uns, wo der Mörder eingebrochen ist“, bat Riley.
Brennan und Sturman führten Riley und ihre Kollegen durch das kleine Haus zu einer Tür, die in den Hinterhof führte.
Riley sah sofort, dass das Glas in der Nähe des Türriegels und der Klinke zerbrochen war. Der Mörder hatte offensichtlich das Glas zerbrochen und hatte anschließend die Tür entriegelt und geöffnet.
Doch nun bemerkte Riley noch etwas, was ihr wichtig vorkam.
Reste von Abklebefolie hafteten an den Scherben, die noch im Rahmen hingen.
Riley berührte vorsichtig eine Scherbe, an der etwas von der Folie klebte.
Der Mörder hatte die Scheibe mit Abklebefolie beklebt in der Hoffnung, nicht allzu viel Lärm zu machen, doch auch weil…
Vielleicht wollte er keine zu große Unordnung verursachen.
Riley fuhr zusammen von der plötzlichen Sicherheit, die sie verspürte.
Er ist penibel.
Er ist ein Perfektionist.
Das war die Art der plötzlichen intuitiven Einsicht, auf die sie gehofft hatte.
Wie viel mehr konnte sie über den Mörder hier und jetzt herausfinden?
Ich muss es versuchen, dachte sie.
KAPITEL VIER
Während Riley sich geistig darauf vorbereitete in die Psyche des Mörders vorzudringen, kreuzte ihr Blick sich einen Augenblick lang mit Bills. Er stand da, neben den anderen, und beobachtete sie. Sie sah, wie Bill nickte, da er offensichtlich verstanden hatte, dass sie alleine gelassen werden wollte um ihre Arbeit zu machen. Jenn lächelte zurückhaltend, als auch sie zu begreifen schien, was Riley vorhatte.
Bill und Jenn machten kehrt und begleiteten Sturman und Brennan zurück ins Haus, nachdem sie die Kellertür hinter sich zuzogen.
Riley blieb alleine zurück und schaute erneut auf das kaputte Türglas. Dann ging sie hinaus, schloss die Tür und fand sich in dem adretten kleinen Hinterhof wieder. Es gab einen kleinen Gehweg gleich hinter dem Zaun am Rande des Hinterhofs.
Riley fragte sich, ob der Täter über diesen Weg zum Haus gelangt war.
Oder war er von der Straße aus zwischen zwei Häuser geschlüpft –– Robins und das eines Nachbarn?
Wahrscheinlich über den Gehweg.
Er hätte sein Auto in einer benachbarten Nebenstraße parken, den Gehweg hinunterlaufen und heimlich durch das Hintertor schlüpfen können. Dann war er durch den schmalen Hinterhof zur Hintertür geschlichen und…
Und dann?
Riley holte ein paarmal langsam und tief Luft um sich vorzubereiten. Sie stellte sich genau vor, wie der Hinterhof zu der frühen Stunde ausgesehen haben muss. Sie konnte beinahe das zirpen der Grillen hören und die angenehme kühle Luft einer Septembernacht auf ihrer Haut fühlen. Wahrscheinlich hatte es ein wenig Licht von den Straßenlaternen, aber kaum Licht von den Häusern selbst gegeben.
Wie hatte der Mörder sich gefühlt, als er sich auf seine Aufgabe einstimmte?
Gut vorbereitet, dachte Riley sich.
Schließlich hatte er sein Opfer offensichtlich im Voraus ausgewählt und wusste einige wichtige Einzelheiten über sie, unter anderem, dass sei ein amputiertes Bein hatte.
Riley schaute erneut auf das zerbrochene Glas. Nun erkannte sie, dass die Abklebefolie fast haargenau auf die Größe des Glases in der Tür zugeschnitten war. Das bedeutete sicherlich, dass er wohl genau hier gestanden und die Folie zugeschnitten selbst im schwachen Morgenlicht zugeschnitten hatte, wahrscheinlich mit einer Schere.
Erneut kam Riley dieses Wort in den Sinn…
Penibel.
Doch was mehr war, er was ruhig und geduldig gewesen. Riley spürte, dass der Mörder komplett leidenschaftslos geblieben war –– er hatte kein bisschen Wut oder Rachesucht in sich. Ob er das Opfer persönlich gekannt hatte oder nicht, er hegte keinerlei feindseelige Gefühle ihr gegenüber. Der Mord war im allerweitesten Sinne kaltblütig gewesen.
Fast steril.
Sie ballte die Faust und imitierte den vorsichtigen aber festen Schlag, mit dem er das Glas zerbrochen haben musste. Noch bevor sie die Bewegung vollendet hatte, überkam sie plötzlich ein akutes Unbehagen.
Hatte er mehr Lärm verursacht, als erwartet?
Sie erinnerte sich, eine Glasscherbe auf dem Boden hinter der Tür, im Inneren des Hauses, gesehen zu haben. Ein Stück Glas war trotz seiner Vorsicht zu Boden gefallen und hatte ein klirrendes Geräusch gemacht.
Hatte er innegehalten?
Hatte er sich überlegt seinen Plan aufzugeben und leise auf dem selben Weg wieder davonzuschleichen, wie er gekommen war?
Wenn ja, so hatte er seine Entschlossenheit schnell wiedergefunden.
Riley griff vorsichtig durch den Türrahmen hindurch, öffnete von Innen die Tür, trat ins Innere des Hauses ein