Die Forsyte Saga. John Galsworthy

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Die Forsyte Saga - John Galsworthy


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bedeckten den rauen Boden, und Lerchen stiegen daraus empor in den Dunst des Sonnenlichts. Fern am Horizont, hinter zahllosen Feldern und Hecken, erhob sich eine Hügelkette.

      Soames ging voran, bis sie auf der anderen Seite waren, dort blieben sie stehen. Es war das besagte auserwählte Grundstück. Doch nun, wo er im Begriff war, es einem anderen zu zeigen, war er unsicher geworden.

      »Der Grundstücksagent wohnt in diesem Cottage«, sagte er. »Wir können bei ihm zu Mittag essen – wir sollten vorher besser etwas essen.«

      Er ging erneut voran, als sie zu dem Cottage gingen, wo sie der Grundstücksagent, ein großer Mann namens Oliver mit groben Gesichtszügen und graumeliertem Bart, empfing. Während des Mittagessens, das Soames kaum anrührte, beobachtete er Bosinney unentwegt, und ein-, zweimal wischte er sich verstohlen mit seinem Taschentuch über die Stirn. Schließlich nahm das Essen endlich ein Ende und Bosinney stand auf.

      »Ich denke mal, Sie haben Geschäftliches zu besprechen«, sagte er. »Ich sehe mich einfach schon mal ein bisschen um.« Ohne auf eine Antwort zu warten, schlenderte er hinaus.

      Soames war Anwalt für diesen Grundbesitz und sah sich mit dem Agenten fast eine Stunde lang Grundrisse an und sprach mit ihm über die Hypotheken von Nicholl und einigen anderen. Es war wie ein nachträglicher Einfall, als er schließlich das Baugrundstück zur Sprache brachte.

      »Ihre Leute«, meinte er, »sollten mir mit dem Preis mehr entgegenkommen, schließlich bin ich der Erste, der hier baut.«

      Oliver schüttelte den Kopf.

      »Das Grundstück, für das Sie sich interessieren, Sir«, erwiderte er, »ist das billigste, das wir haben. Grundstücke oben auf dem Hügel sind ein ganzes Stück teurer.«

      »Vergessen Sie nicht«, sagte Soames, »dass ich mich noch nicht endgültig entschieden habe. Es ist gut möglich, dass ich überhaupt nicht baue. Der Erbbauzins ist recht hoch.«

      »Nun, Mr Forsyte, es würde mir leidtun, wenn Sie abspringen würden, und ich denke, es wäre ein Fehler, Sir. Es gibt in der Nähe von London kein anderes Stück Land mit einer solchen Aussicht und auch kein billigeres, wenn man alle Aspekte in Betracht zieht. Wir müssen nur ein bisschen Werbung machen, und schon stehen die Leute Schlange dafür.«

      Sie sahen sich an. Aus ihren Gesichtern konnte man ganz offensichtlich lesen: »Ich respektiere Sie als Geschäftsmann und Sie können nicht von mir erwarten, dass ich auch nur ein Wort von dem, was Sie mir erzählen, glaube.«

      »Nun«, wiederholte Soames, »ich habe mich noch nicht entschieden. Sehr wahrscheinlich wird nichts aus der Sache!« Mit diesen Worten nahm er seinen Schirm, legte seine kalte Hand in die des Agenten, zog sie drucklos wieder zurück und ging hinaus in die Sonne.

      Tief in Gedanken versunken ging er langsam zurück in Richtung des Grundstücks. Sein Instinkt sagte ihm, dass der Agent die Wahrheit gesagt hatte. Ein billiges Grundstück. Und das Schöne daran war, dass er wusste, dass der Agent nicht wirklich der Meinung war, es sei billig. Somit siegte sein eigenes intuitives Wissen über das des Grundstücksagenten.

      Billig oder nicht, ich will es haben, dachte er.

      Die Lerchen flogen vor seinen Füßen auf, die Luft war voller Schmetterlinge, die Wildgräser verströmten einen süßen Duft. Der kräftig frische Geruch des Farnkrauts zog aus dem Wald herüber, in dessen Tiefen versteckt Tauben gurrten, und von weit her wehte die warme Luft das rhythmische Läuten von Kirchenglocken herbei.

      Soames lief mit nach unten gesenktem Blick, sein Mund schloss und öffnete sich, wie in freudiger Erwartung eines leckeren Happens. Als er jedoch das Grundstück erreichte, war Bosinney weit und breit nicht zu sehen. Nachdem er eine Weile gewartet hatte, überquerte er das Gehege in Richtung des Hügels. Er hätte ja nach ihm gerufen, aber er fürchtete den Klang seiner eigenen Stimme.

      Das Gehege war einsam und verlassen wie eine Prärie, seine Stille wurde nur von dem Geraschel der Kaninchen durchbrochen, die in ihre Löcher davonhoppelten, und vom Zwitschern der Lerchen.

      Soames, der Pionier der großen Forsyte-Armee, die anrückte, um Zivilisation in diese Wildnis zu bringen, fühlte sich eingeschüchtert durch die Einsamkeit, das Zwitschern unsichtbarer Vögel und die warme, süßliche Luft. Er war schon in Begriff, wieder umzukehren, als er endlich Bosinney erblickte.

      Der Architekt lümmelte unter einer großen Eiche, deren von den vielen Jahren zerfurchter Stamm mit einer riesigen Krone aus Geäst und Blattwerk ganz oben auf der Anhöhe stand.

      Soames musste ihn an der Schulter berühren, ehe er aufsah.

      »Hallo, Forsyte!«, sagte er. »Ich habe den perfekten Ort für Ihr Haus gefunden! Schauen Sie nur!«

      Soames stand da und schaute, dann sagte er kühl: »Sie mögen ja vielleicht Köpfchen haben, aber dieses Grundstück würde mich die Hälfte mehr kosten.«

      »Ach, zum Henker mit den Kosten! Schauen Sie sich doch mal ­diese Aussicht an!«

      Fast unmittelbar vor ihren Füßen breitete sich reifes Korn aus, das auf der anderen Seite in einem kleinen dunklen Wäldchen ­endete. Eine Ebene aus Feldern und Hecken erstreckte sich bis zu den Hügeln in der Ferne. Ein silberner Streif auf der rechten Seite ließ den Verlauf des Flusses erkennen.

      Der Himmel war so blau und die Sonne so hell, dass es schien, als herrsche ewiger Sommer über diesen Ausblick. Um sie herum flog Distelwolle, wie durch die Heiterkeit des Äthers verzückt, und über dem Korn tanzte die Hitze. Und über all dem schwebte ein sanftes, unmerkliches Summen, wie das Gemurmel ausgelassener Minuten, die ein Fest zwischen Himmel und Erde feierten.

      Soames schaute. Unwillkürlich ließ etwas seine Brust anschwellen. Hier zu leben, mit Blick auf all das, es seinen Freunden zeigen zu können, es zu besitzen! Seine Wangen erröteten. Die Wärme, das Strahlen, das Leuchten erfüllten seine Sinne, wie einst vor vielen Jahren Irenes Schönheit seine Sinne erfüllt und ihn sie begehren lassen hatte. Er blickte verstohlen zu Bosinney, dessen Augen, die Augen des, wie der Kutscher ihn nannte, »halbzahmen Leoparden«, die Landschaft regelrecht aufzusaugen schienen. Das Sonnenlicht hatte seine kantig hervorstehenden Gesichtszüge eingefangen, die höckerartigen Wangenknochen, die Spitze seines Kinns, den Augenbrauenbogen, und Soames betrachtete dieses raue, enthusiastische, unbekümmerte Gesicht mit einem unguten Gefühl.

      Ein langer, sanfter Windzug blies über das Korn und wehte ihnen warme Luft ins Gesicht.

      »Ich könnte Ihnen hier ein echtes Schmuckstück von Haus hinbauen«, brach Bosinney schließlich das Schweigen.

      »Sicher«, erwiderte Soames trocken. »Sie müssen es ja auch nicht bezahlen.«

      »Für um die achttausend könnte ich Ihnen einen Palast bauen.«

      Soames war sehr blass geworden – er rang innerlich mit sich. Er senkte den Blick und sagte stur: »Ich kann es mir nicht leisten.«

      Und langsam ging er wieder mit seinem huschenden Gang voran, zurück zum ersten Grundstück.

      Sie verbrachten dort einige Zeit und gingen die Details des geplanten Hauses durch, dann kehrte Soames zurück zum Cottage des Grundstücksagenten.

      Nach etwa einer halben Stunde kam er wieder heraus und machte sich zusammen mit Bosinney auf den Weg zum Bahnhof.

      »Nun«, sagte er und öffnete dabei kaum seinen Mund, »ich habe mich jetzt letztlich doch für Ihr Grundstück entschieden.«

      Und dann schwieg er wieder und überlegte verwirrt, wie es sein konnte, dass die Meinung dieses Kerls, den er aus reiner Gewohnheit verachtete, über seine eigene Entscheidung gesiegt hatte.

      Wie die tausend anderen Aufgeklärten seiner Klasse und Generation in dieser großen Stadt London, die nicht länger etwas von roten Samtstühlen hielten und wussten, dass Gruppenplastiken aus modernem italienischem Marmor hoffnungslos altmodisch waren, wohnte Soames Forsyte in einem Haus, das alles bot, was so ein Haus bieten konnte. Es hatte einen Kupfertürklopfer


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