Der exzellente Butler Parker 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
Читать онлайн книгу.durchaus zivilen Eindruck.
»Und wie melden Sie dem Saubermann, daß Sie Ihre Pflicht getan haben?« bohrte der Butler weiter.
»Der ruft uns an, klar? Ganz einfache Sache.«
»Und wo erreicht man die Streifengardisten?«
»Im Sportklub«, verriet der Mann, der elektrisiert worden war.
»Der sich wo befindet, meine Herren?« Josuah Parker gab sich überaus verbindlich.
»Na, wo wohl? In Cudlam Hill, auf der alten Biggin Farm. Die kennt doch jeder hier.«
»Sie sollten jetzt dort hinüber zur alten Feldscheune gehen«, schlug der Butler vor. »Dort werden Sie den gesuchten Wagen finden.«
Die Streifengardisten nickten, salutierten in einer Art, die man durchaus als militärisch bezeichnen konnte, wandten sich stramm um und marschierten zu der bezeichneten Feldscheune, die in Umrissen weit jenseits der Straße auf einer Weide stand.
»Sie lassen diese Lümmel gehen, Mister Parker?« entrüstete sich die ältere Dame. Sie hatte bisher geschwiegen.
»Mit weiteren Angaben dürfte kaum zu rechnen sein, Mylady«, versicherte Josuah Parker ihr.
»Das ist allerdings richtig.« Sie nickte ein wenig zögernd. »Nun gut, Mister Parker, man wird ja sehen. Aber nun weiter zu Sir Alfred. Ich fühle mich bereits ziemlich entkräftet.«
»Wenn Mylady gestatten, sollte meine Wenigkeit den Wagen vorher noch unbrauchbar machen.«
»Genau das wollte ich gerade Vorschlägen«, lautete ihre umgehende Antwort. ‘»Sollen die beiden Lümmel doch zu Fuß nach Dulham Hill gehen.«
»Cudlam Hill, Mylady«, korrigierte Parker, der aus langjähriger Erfahrung wußte, daß seine Herrin sich keine Namen merken konnte.
»Wie auch immer«, meinte sie unwirsch. »Was sind schon Namen, Mister Parker? Es kommt immer auf den Inhalt an, nicht wahr?«
»Meine bescheidene Wenigkeit würde es niemals wagen, Myladys Feststellungen anzuzweifeln«, sagte der Butler. Er blickte zu den beiden Männern hinüber, die gerade einen Stacheldrahtzaun überstiegen und weiter stur die Feldscheune ansteuerten. Vorerst war mit ihnen nicht mehr zu rechnen.
*
»Der Wahrheit die Ehre, meine Liebe«, bekannte Sir Alfred nach der Begrüßung. »Mir geht es bei der Einladung weiß Gott nicht um die Treibjad.«
»Aber das kalte Büfett wird es doch geben, oder?« Sie sah Sir Alfred nervös an.
»Selbstverständlich, Lady Agatha«, versicherte der Gastgeber. »Und es wird auch die Treibjagd geben, aber wie gesagt, ich habe Sie wegen einer völlig anderen Geschichte hierher gebeten.«
Während Sir Alfred noch sprach, blickte er wiederholt auf den Butler. Lady Agatha bemerkte diesen Blick und winkte ab.
»Mister Parker ist mein Vertrauter«, sagte sie knapp. »Reden Sie schon, Sir Alfred!«
»Könnten Sie möglicherweise Ärger mit einem gewissen Saubermann haben, Sir?« warf Josuah Parker ein.
»Saubermann?! Woher wissen Sie? Sie haben von ihm gehört?« Sir Alfred, ein großer, hagerer Sechziger mit weißem Haar und gleichfarbigem Schnauzbart, blickte den Butler irritiert an.
»Mylady nahm bereits Kontakt mit der gerade erwähnten Person auf«, erklärte der Butler in seiner höflichen Art, die niemals devot wirkte. »Mylady setzte sich überdies bereits mit zwei Männern auseinander, die sich als Streifengardisten bezeichneten.«
»Guter Gott«, stöhnte Sir Alfred verhalten. »Vielleicht hätte ich Sie vorher warnen sollen, wie? Es ist doch nichts passiert, oder?«
»Nicht mir oder Mister Parker«, gab die ältere Dame genußvoll zurück, »aber diese Subjekte werden sich ganz sicher nicht gern an mich erinnern.«
Sir Alfred hatte seine Gäste in der Bibliothek von Cudlem Castle empfangen. Hier war man unter sich und konnte sich ungestört unterhalten
Sir Alfred, ein alter Bekannter Myladys, war zwar Großgrundbesitzer, bezeichnete sich aber als Landwirt und Viehzüchter. Er gab sich keineswegs dem Nichtstun hin, sondern bewirtschaftete die Felder mit Sachkenntnis und Geschick. Sein Verhältnis zu den Mitarbeitern war durchaus als gut zu bezeichnen.
»Darf man hören, was passiert ist?« erkundigte sich Sir Alfred. Agatha Simpson blickte ihren Butler an.
»Fassen Sie sich aber kurz, Mister Parker«, forderte sie ihn auf. »Ich will endlich etwas essen.«
Der Butler faßte sich kurz. Er berichtete von dem Zwischenfall in Cudlam Hill, von der pakistanischen Familie und von den insgesamt vier Anhängern des Saubermannes.
»Pakistani«, sagte Sir Alfred, nachdem Parker ihn ins Bild gesetzt hatte, »das ist auch mein Problem, Pakistani und Inder... Ich habe einige Leute von ihnen hier bei mir angestellt. Und nun hat dieser Saubermann eine Ordnungsstrafe verhängt. Pro Person tausend Pfund. Lächerlich, natürlich, Lady Agatha, aber ich weiß aus Erfahrung, daß er dieses Geld eintreiben läßt.«
»Der erwähnte Saubermann verlangt natürlich auch die umgehende Entlassung der Pakistani und Inder, Sir?«
»Ich müßte sie eigentlich schon längst weggeschickt haben, aber der Saubermann hat mir noch eine Frist bis morgen um die Mittagszeit eingeräumt.«
»Per Telefon, Sir, wie zu vermuten ist?«
»Per Telefon«, bestätigte Sir Alfred und nickte. »Mein Verwalter hat den Anruf angenommen.«
»Wann, Sir, wenn man fragen darf, kam es zum ersten Kontakt mit dem Saubermann?« erkundigte sich der Butler.
»Vor drei Tagen, Mister Parker. Aber ich rechnete bereits schon seit Wochen mit solch einer Ordnungsstrafe. Der Saubermann ist schon seit etwa einem Monat tätig.«
»Eine Person, die dem Rassenhaß frönt, Sir?«
»Das bestimmt, aber auch ein Verrückter, der sich anmaßt, die Gesundung der Insel einleiten zu müssen. Moralisch gesehen, versteht sich.«
»Und was sagt die Polizei, mein Bester?« wollte Lady Agatha wissen.
»Die ist tätig, aber geschafft hat sie bisher überhaupt nichts.« Sir Alfred winkte resigniert ab. »Wir leben hier auf dem Land und haben nicht die Spezialisten wie Sie in der Stadt.«
»Keine Sorge.« Agatha Simpson setzte ihre majestätische Fülle in Bewegung. »Nun bin ja ich hier, Sir Alfred. Betrachten Sie den Fall als bereits erledigt. Ist es nicht so, Mister Parker?«
»Mylady war bisher noch kein Täter gewachsen«, lautete die Antwort des Butlers.
*
Die ältere Dame machte einen zufriedenen Eindruck.
Sie hatte sich am kalten Büfett mit spielerischer Leichtigkeit durchgesetzt und die übrigen Gäste um Längen geschlagen. Sie hielt einen Cognacschwenker in Händen und ging, gefolgt von Parker, zum großen Kamin in der Halle.
»Halten Sie mir die Gäste vom Leib«, meinte sie zu ihrem Butler. »Die Leute interessieren mich nicht.«
»Darf man Mylady darauf aufmerksam machen, daß auch Einheimische zur morgigen Treibjagd eingeladen wurden?«
»Einheimische?« Sie nahm einen nicht gerade kleinen Schluck aus dem großen Schwenker. »Und was schließe ich daraus, Mister Parker?«
»Theoretisch könnte sich der gesuchte Saubermann darunter befinden, Mylady.«
»Daran dachte ich auch gerade«, behauptete sie prompt. »Man kann nicht vorsichtig genug sein. Sir Alfred soll mir diese Leute vorstellen, ich werde mir dann ein erstes Bild verschaffen.«
»Inzwischen könnte meine Wenigkeit Kontakt mit dem Hauspersonal herstellen, Mylady.«
»Aber passen Sie auf sich auf, Mister Parker. Sie wissen hoffentlich,