Fürstenkrone Classic 40 – Adelsroman. Susan Hastings

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Fürstenkrone Classic 40 – Adelsroman - Susan Hastings


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helles glattes Haar aus der Stirn, ohne ihn anzusehen, »mir fiel die Decke auf den Kopf. Ich mußte die nächste Stadt anpeilen, und wenn es auch nur eine Kleinstadt ist.«

      »Ach so, ach so! Was Ähnliches hatte ich mir gedacht. Aber diese Meinung änderte ich, als ich Sie vorhin aus der Tierklinik kommen sah. Mit Bodo.«

      Sein Blick, ehern und sehr klar, fesselte mich. Er hatte ein asketisches Gesicht, sandfarbenes Haar und eine Nase eines Habichts. Er sah nicht wie ein Künstler aus, wie ein Maler, er sah aus wie ein Kriminalbeamter in Zivil.

      Aber ich wußte mit Sicherheit, daß er Maler war, ein bekannter, um nicht zu sagen berühmter Maler. Mir war etwas mulmig zumute, und ich wußte nicht recht, was ich antworten sollte.

      »Ich…«, begann ich sehr zögernd, als die Tür aufging und Constantin, im blauen Blazer mit Goldknöpfen, hereinkam. Er wünschte uns einen guten Appetit und fing sofort mit den Neuigkeiten an, die in der Zeitung standen: eine Mischung aus Politik, Wirtschaft und dem Börsenteil.

      »Na, Bodo«, unterbrach er sich und streichelte seinem Hund den Kopf, »was machst du denn hier, während wir essen? Warum bist du denn nicht draußen, alter Schlawiner? Hat dir dein Hundekuchen wieder nicht geschmeckt?«

      »Wir beide«, sagte ich unbefangen und tätschelte ebenfalls Bodos Kopf, »wir haben beschlossen, uns vorläufig nicht mehr zu trennen. Deshalb.«

      »Ach ja, ich erinnere mich. Du hattest schon vor fünf Jahren eine Schwäche für Vierbeiner. Damals war es ein alter Dackel. Wie hieß er noch?«

      »Silva«, erwiderte ich und dachte an diese längst verblichene, einzige echte Freundin aus jenen bewegten Jugendtagen. »Sie starb an einer Scheinschwangerschaft. Ziemlich scheußlich. Ich hatte seitdem keinen Hund mehr.«

      »Na, du darfst dir unsern ausleihen, solange du hier bist«, versetzte Constantin in der strahlenden Großzügigkeit, die er zuweilen an sich hatte und tauchte den Löffel in die Suppe. »Wo bleibt denn eigentlich meine bessere Hälfte? Es ist gleich eins. Um zwei muß ich in einer Besprechung sein.«

      Tatjana erschien an diesem Mittag nicht zu Tisch. Ich sah sie erst am späten Nachmittag, als ich an die Tür ihres Salons klopfte, weil mir die Sache unheimlich wurde.

      Sie rief ›Herein!‹, und ich trat ein. Sie saß auf ihrem kleinen gelben Chintzsofa vor den rostfarbenen Portieren, blickte nachdenklich von der kleinen Jadefigur in ihrer Hand auf mich, die ich vor ihr stand, und rührte sich nicht.

      »Ich wollte bloß sehen, ob Sie in Ordnung sind. Sie waren nicht zum Essen unten und auch nicht zum Tee.«

      »Ich hatte keinen Hunger. Ich hatte leichte Kopfschmerzen. Außerdem hatte ich keine Lust, irgend jemanden zu sehen. Ich war, wie man das heute nennt, frustriert.«

      Dann lachte sie, schüttelte sich die immer noch nicht aufgesteckten Haare aus der Stirn und stand auf.

      »Kennen Sie das?« fragte sie und legte mir die mattgrüne, kühle kleine Gestalt in die Hand.

      »Keine Ahnung.«

      »Eine Glücksgöttin. Mexikanische Herkunft. Jedenfalls habe ich sie in Mexiko erstanden. Ist schon lange her.«

      »Eine Art Talisman?«

      »Genau das. Ein Talisman. Der einzige, den ich habe.«

      Sie trat an ein kleines Schränkchen, das aussah wie der Tabernakel in der Kapelle, stellte die Glücksgöttin aus Jade wieder an ihren alten Platz und setzte sich mir gegenüber.

      »Nächsten Winter«, sagte sie mit ihrem angestrengten Gastgeberinnenlächeln, »fahre ich mal weg. Irgendwohin in Skiurlaub. Ich hoffe, Constantin hat bis dahin seine Versammlungen alle hinter sich und sein Geschäftsjahr abgeschlossen. Ich hoffe es wirklich.«

      Ich lächelte ebenso höflich und angestrengt zurück. Wir machten Konversation bis sechs Uhr. Kein einziges offenes, aufrichtiges, von Herzen kommendes Wort fiel während der fünfzig Minuten, die wir auf den gelben Chintzmöbeln saßen und uns abwechselnd mit Bodo beschäftigten; denn Bodo war bei mir. Er blieb bei mir bis zum Ende.

      *

      Ich kann nicht behaupten, daß ich besonders kinderliebend gewesen wäre, als ich nach Schloß Ahrgau kam. Was der Sohn des Hauses mit seinen knappen vier Jahren mich als erstes lehrte, war absoluter Respekt vor Kindern, womit ich sagen will, daß ich mich etwas umstellen mußte.

      Axel war eine fertige Persönlichkeit, als ich ihn an jenem Frühsommertag kennenlernte.

      Er war mit seinen Eltern zum Bahnhof gekommen, um mich abzuholen, musterte mich stumm von oben bis unten, unterließ es höflich, einen Kommentar abzugeben, und weigerte sich standhaft, mir die Hand zu reichen.

      Da keiner von uns darauf bestand, trollte er sich erleichtert, und wenn es Constantin nicht im letzten Moment aufgefallen wäre, daß sein Sohn fehlte, hätte Axel eine interessante Reise mit einer Lokomotive gemacht, die gerade zum Rangieren ansetzte und auf deren Trittbrett er sich versteckt hatte.

      Es gab nichts, wofür sich dieses Kind nicht interessierte, besser gesagt, nichts Fahrbares, was ihn nicht in Verzückung versetzt hätte.

      Zwei Monate lang beobachtete ich Axel, teils aus eigenem Antrieb, teils, weil er meist vor meinem Fenster spielte, und zwei Monate lang hatte ich den Eindruck, daß er sich morgens auf sein Go-Gart setzte, um erst abends wieder abzusteigen.

      Sein Wortschatz in bezug auf Autos und alles, was damit zusammenhing, war größer als meiner, und er belehrte mich später in jeder möglichen Fahrtechnik.

      Ich sah ihn in die Kurve gehen wie einen alten Rennfahrer, und genauso lässig lehnte er sich dabei auch zurück. Diese Haltung schien ihm angeboren, und es wunderte mich überhaupt nicht, daß er auch bei Tisch auf seinem Stuhl hintenüber hing wie in seinem Go-Cart.

      Dazu kam, daß alle ausgedehnten Kieswege im Ahrgauer Park natürlich großartige Rennstrecken abgaben und ein Kind nicht übermäßig viel Phantasie zu entwickeln brauchte, um sie zu nützen Gelegentlich waren die Wege so bevölkert von Fahrzeugen der Spielzeugindustrie, daß man ins Gedränge kam, was Axel ungemein viel Spaß machte.

      Er war ein typisches Einzelkind, bewandert in der Sprache seiner Eltern wie ein Schulkind, geistig beweglich und überaus clever, was die Behandlung der einzelnen Erwachsenen betraf, auf die es in seinem Leben ankam.

      Er kannte uns alle viel besser, als wir uns selbst kannten, er wußte um unsere Stärken und Schwächen, und tatsächlich war er ein so maßgeblicher Faktor im Schloß, daß man mit ihm rechnen mußte wie mit einem Großen.

      Aber das machte sich damals niemand klar außer mir, und auch ich brauchte Zeit, um dahinterzukommen, weil, wie gesagt, mein Umgang mit Kindern bis dahin beschränkt gewesen war und ich nicht viel von der kindlichen Psyche verstand.

      Axel lehrte mich vieles, um nicht zu sagen, alles.

      »Tante Lillian«, sagte er am Tisch nach meinem heimlichen Besuch beim Tierarzt und schraubte seinen Sitz auf dem Go-Cart fester, »warum hast du Bodo immer bei dir?«

      Ich beschloß, ihn nicht zu belügen.

      »Weil ich ihn beschützen muß«, antwortete ich also wahrheitsgemäß.

      Er schien sich nicht zu wundern.

      »So«, bemerkte er, und er ließ sich wie Ferrari persönlich in seinen Renner fallen. »Wovor denn?«

      »Das weiß ich nicht genau«, gab ich vorsichtig zurück, »aber ich werde es schon herausfinden.«

      »Wenn du gut aufpaßt«, murmelte Ferrari junior und trat in die Pedale. »Hast du eine Pistole?«

      »Nein«, entgegnete ich verblüfft. »Du vielleicht?«

      »Ich ja. Aber ich kann sie dir nicht leihen. Ich brauch’ sie selbst.«

      Damit griff er an den Ledergürtel um seine dünne Taille unterm T-Shirt, zeigte mir ernsthaft den Griff einer Spielzeugpistole und schob sie wieder zurück.

      »Und


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