Western Helden 18 – Erotik Western. R. S. Stone
Читать онлайн книгу.Sie mir Ihren Namen?«
»Man nennt mich Coltman. Ich war auf dem Weg nach Norden und hörte den Schuss. Vom Schützen habe ich allerdings nichts gesehen.«
Der Schimmer der Erkenntnis lief über das Gesicht des Ordnungshüters. »Von Ihnen habe ich schon gehört, Coltman. Ihr Ruf ist legendär. Man sagt, Sie hätten Ihren richtigen Namen vergessen.«
»Namen sind wie Schall und Rauch«, versetzte Coltman.
»Ich bitte Sie, bis morgen in Edmonson zu bleiben, Coltman. Vielleicht habe ich noch Fragen.«
»In einer Stunde ist es sowieso finster«, knurrte Coltman. »Ich werde mir im Hotel ein Zimmer nehmen. Sollten Sie Fragen haben, wissen Sie ja, wo Sie mich finden.«
»Mein Name ist übrigens McAllister – Stan McAllister«, stellte sich der Deputy vor, holte ein Gewehr aus dem Waffenschrank, prüfte die Ladung, löschte die Lampe auf seinem Schreibtisch und verließ nach Coltman das Office. Während Coltman sein Pferd schräg über die Straße zum Mietstall führte, lief McAllister in den Stall, der zum Office gehörte, um seinen Vierbeiner zu holen.
Im Stall war es ziemlich düster, an einem Pfosten hing eine Lampe mit einer blakenden Flamme hinter dem verrußten Windschutz aus Glas, die lediglich einen gelben Lichtklecks in der Düsternis darstellte und deren Schein schon nach einem Schritt im Umkreis des Balkens in der Dunkelheit versank.
Typischer Stallgeruch schlug Coltman entgegen.
Der Stallmann kam aus einem abgetrennten Raum gleich neben dem Tor, der ihm als Stall Office und Aufenthaltsraum diente. »Howdy, Fremder«, grüßte er. »Sie haben Glück. Wenn Sie zwei Minuten später gekommen wären, würden Sie vor einem verschlossenen Tor gestanden haben.«
»Ja, Glück muss der Mensch haben«, versetzte Coltman. »Haben Sie noch einen Platz für mein Pferd? Ich bin auch bereit, einen Quarter draufzulegen, wenn Sie meinen Vierbeiner noch versorgen.«
Der Stallmann ging zu der Laterne und drehte den Docht höher, sodass der Lichtschein ein Stück weiter auseinanderkroch. »Das ist doch selbstverständlich«, knurrte der Stallbursche und stutzte: »Ist das Blut an Ihren Händen?«
Coltman hob unwillkürlich seine Hände und schaute sie an. In der Tat waren sie mit Blut besudelt. Er nickte und erwiderte: »Ich hab zwei Meilen vor der Stadt am Fluss einen Mann namens Jacob Tatum gefunden. Jemand hat ihm eine Kugel in die Brust geknallt.«
»Gütiger Gott! Big Jacob!« Jeder Zug im Gesicht des Stallmannes drückte Erschrecken und Entsetzen aus. »Ist er tot?«
»Nein. Der Arzt ist schon auf dem Weg zu ihm, und den Deputy habe ich auch informiert.«
»Das hat Milt Randall getan«, knirschte der Stallbursche. »Heiliger Rauch! Dieser alte Narr. Wie konnte er sich nur dazu hinreißen lassen?«
»Auch der Deputy sprach von einem alten Narren, der irgendeine Sache selbst erledigen wollte«, knurrte Coltman. »Der alte Narr heißt also Milt Randall. Was hat es mit ihm auf sich?«
Fordernd, fast zwingend starrte Coltman den Stallmann an. Er erwartete eine Antwort.
Der Stallbursche kratzte sich am Kinn, dann begann er: »Es ist einen Monat her, als einige Cowboys der R.W.-Ranch Milton Randall mit einem gestohlenen Maverick erwischten …«
*
Der Stallmann erzählte und Coltman unterbrach ihn kein einziges Mal. Nachdem er jedoch geendet hatte, knurrte Coltman: »Das lässt ja fast keinen anderen Schluss zu, als dass der Pferdezüchter aus Rache auf den Rancher geschossen hat. Nun, das Gesetz kennt sicher Mittel und Wege, um die Wahrheit herauszufinden.«
»Das Gesetz ist in diesem Landstrich Big Jacob Tatum. Die Siedler am Fluss, die Smallrancher und sogar diese Stadt – sie alle leben im Schatten der Running Water Ranch. Big Jacob ist der Mann, der die Befehle erteilt, der antreibt, fordert, anordnet, überwacht, lobt und tadelt. Wer nicht für ihn ist, der ist gegen ihn, und wer gegen ihn ist, den vernichtet er früher oder später.«
»Die Zeiten, in denen ein Starker und Mächtiger den Ton angab und seine eigenen Gesetze praktizierte«, sagte Coltman, »sind vorbei. Unser Land verfügt über ein geschriebenes Gesetz, und ihm haben sich auch Despoten wie dieser Big Jacob unterzuordnen. Es gibt in dieser Stadt einen Deputy Sheriff, der Recht und Ordnung verkörpert. Stan McAllister kommt mir nicht vor wie ein Mann, der vor einem selbsternannten Weidekönig kuscht.«
»Solange McAllister nicht an seiner Vormachtstellung rüttelt, lässt ihn Big Jacob in Ruhe. Bis jetzt hatte McAllister noch keinen Grund, gegen die R.W. vorzugehen. Sollte das einmal der Fall sein, und McAllister ist vermessen genug, Big Jacob auf die Zehen zu treten, dann wird dieser ihm den Stern von der Weste reißen und ihn mit der Peitsche aus dem Land jagen.«
»Das sind ja saubere Zustände hier«, murmelte Coltman. »Big Jacobs sprach von einem Sohn. Verfügt er auch über eine Einstellung wie sein Vater, oder ist er etwas gemäßigter? Schließlich wird er einmal an die Stelle seines Vaters treten.«
»Ja, John tut alles, um den Anforderungen seines Vaters gerecht zu werden. Seine Mutter ist gestorben, als er zehn war. Sie hatte die Lungensucht, und dagegen war kein Kraut gewachsen. Also konnte ihn Big Jacob in seinem Sinne erziehen. Ganz anders dagegen ist Nancy, Johns jüngere Schwester. Sie ist nach ihrer Mutter geraten. Aber sie hat auf der Ranch nichts zu melden. Denn ihr Verlobter, er ist Big Jacobs Vormann, ist aus demselben Material gemacht wie der Alte. Auch er ist hart, kompromisslos, rücksichtslos, unerbittlich und unduldsam.«
»Und was ist Milton Randall für ein Mann?«, fragte Coltman, indes er seine Satteltaschen abschnallte.
»Er kam vor zwanzig Jahren ins Land und gründete seine Pferderanch. Auch er hat einen Sohn und eine Tochter, und seine Frau starb ebenfalls vor einigen Jahren. Im vergangenen Jahr hatte er Pech. Seine Pferdeherden wurden von einem Virus befallen, der angeblich durch Bremsen übertragen wird. Jetzt ist er bankrott. Aber das dürfte für ihn kaum noch eine Rolle spielen, denn wenn ihn die Leute der R.W. nicht aufhängen, geht er wahrscheinlich bis an sein Lebensende ins Zuchthaus. Aber Susan und Jed werden arm wie Kirchenmäuse sein, wenn man sie von ihrem Land verjagt.« Der Stallmann seufzte. »Sie können einem fast leidtun die beiden.«
Coltman hatte genug gehört. Er warf sich die Satteltaschen über die Schulter, nahm die Shotgun aus dem Scabbard und verließ den Stall.
Vom Fenster seines Hotelzimmers aus konnte er bald darauf beobachten, wie der Doc den verwundeten Rancher in die Stadt brachte. Das Pferd des Ranchbosses hatte er hinten an den Buggy gebunden. Big Jacob lag mehr als er saß im lederbezogenen Sitz des leichten Gefährts.
Und er sah den Stallmann, der am Hotel vorbei und in Richtung Westen aus der Stadt ritt. Coltman registrierte es, dachte aber nicht weiter darüber nach.
Versonnen starrte er durch die Scheibe auf die Straße hinunter, die im vagen Licht lag, das aus den Fenstern und Türen fiel. Es ist so, dachte er, sämtliche Indizien sprechen dafür, dass der Pferdezüchter den Schuss auf Big Jacob abgegeben hat.
Es ist nicht dein Problem, Coltman, sagte er sich jedoch mit dem nächsten Gedanken. Du reitest spätestens übermorgen weiter, und die Verhältnisse hier haben dich nicht zu interessieren.
Er wandte sich vom Fenster ab, verdrängte sämtliche Gedanken an die Ereignisse, in die er regelrecht hineingeschlittert war, und beschloss, in den Saloon zu gehen, um sich ein Abendessen einzuverleiben.
*
Es war finster, als Deputy Sheriff Stan McAllister die Running Water Ranch erreichte. Aus zwei Fenstern des Haupthauses fiel Licht, ebenso aus den Fenstern der Mannschaftsunterkunft. Es war still auf der Ranch, nur das leise Säuseln des Nachtwindes, das Knarren des Windrades und das Zirpen der Grillen im hohen Gras des Weidelandes rund um die Ranch waren zu vernehmen.
Beim Holm stieg McAllister von seinem Pferd, schlang den langen Zügel lose um den Haltebalken und ging zu der Treppe, die hinauf zur Veranda führte. Leise knirschte der feine Sand des Hofes unter seinen ledernen Sohlen, als er die Treppe betrat ächzten die Holzstufen unter seinem Gewicht, auf