Der kleine Fürst 250 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst 250 – Adelsroman - Viola Maybach


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deinen Schultern sitzen, damit ich den besten Blick von allen habe. Aber hier ist ein Baum, wir haben Schatten, und die Bühne ist nicht weit weg. Ich finde, wir bleiben hier.«

      »Von mir aus«, brummte Marco, »ich mache mir aus der Musik sowieso nichts.«

      »Jetzt hör schon auf, hier wieder schlechte Laune zu verbreiten«, fuhr Lola ihn ungeduldig an, und wie üblich ließ er sich ausgerechnet von ihr diesen Ton gefallen. Die anderen beiden wunderten sich immer wieder.

      Er verzog nur das Gesicht und streckte sich auf dem Rasen aus, wie es um sie herum schon viele andere gemacht hatten. Noch lagen alle, aber erfahrungsgemäß änderte sich das, wenn eine Band dem Publikum ordentlich einheizte, so dass die Leute anfingen zu tanzen.

      Auch Lola legte sich hin, Alina und Daniel blieben sitzen und ließen ihre Blicke wandern, um festzustellen, ob Bekannte oder Freunde im Park waren. Alina sprang gleich wieder auf und begrüßte ein paar Mädchen aus ihrer Klasse, Daniel rührte sich nicht. Er kannte einige Leute, aber er hatte nicht das Bedürfnis, sich mit ihnen zu unterhalten.

      Wenig später gab es eine Ansage, dass die Band, die eigentlich hätte auftreten sollen, leider verhindert war, so dass eine andere Band kurzfristig hatte einspringen müssen. Das sorgte für Unruhe im Publikum, aber die meisten Leute blieben, weil sie erst einmal abwarten wollten, was die Ersatzband zu bieten hatte.

      Auch die vier Freunde warteten ab, waren sich aber nach den ersten beiden Stücken einig, dass sie den Park verlassen wollten, und das taten sie auch.

      »So eine Pleite!«, schimpfte Lola. »Ich hatte mich echt auf das Konzert gefreut, und dann suchen sie so eine Gurken-Band als Ersatz aus! Und was machen wir jetzt?«

      »Wir gehen auf dem Marktplatz ein Eis essen«, schlug Alina vor. »Wenn wir uns auf den Brunnenrand setzen, ist das nicht so teuer, und da kann man schön Leute gucken.«

      Marco verzog natürlich angewidert das Gesicht, sagte aber nichts und da die beiden anderen einverstanden waren, galt Alinas Vorschlag damit als angenommen.

      Aber aus dem Eis wurde dann erst einmal nichts, denn als sie den Marktplatz erreichten, blieb Marco wie angewurzelt stehen, den Blick starr auf zwei Personen gerichtet, die vor dem teuersten Juweliergeschäft des gesamten Umlandes standen.

      »Was ist denn?«, fragte Lola, bevor sie seinem Blick folgte. Sie kniff leicht die Augen zusammen. Es dauerte einige Sekunden, bis sie erkannte, wer dort stand. »Ach, der kleine Fürst und seine Freundin«, sagte sie, eher erfreut.

      »Wo?« Alina wurde ganz aufgeregt. Seit sie die beiden bei der Verleihung des Musikpreises aus der Nähe erlebt hatte, war sie immer wieder darauf zurückgekommen, wie ›süß‹ sie den kleinen Fürsten fand und wie toll er geredet hatte. Außerdem behauptete sie steif und fest, er habe ihr einmal sogar zugelächelt.

      »Da drüben, vor dem Juweliergeschäft.« Lola kicherte. »Um sich schon Ringe anzusehen, sind sie eigentlich noch zu jung, oder? Aber offenbar will er ihr trotzdem schon was schenken, sie scheint sich ja etwas ausgesucht zu haben.«

      Tatsächlich zeigte Stephanie auf eine bestimmte Stelle in der Auslage.

      »Sie sieht wieder toll aus«, sagte Alina schwärmerisch. »Einmal im Leben möchte ich auch so ein Kleid tragen. Sie sieht aus wie eine Filmschauspielerin. Sollen wir hingehen und ›hallo‹ sagen?«

      Lola tippte sich an die Stirn. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass die sich an uns erinnern? Was willst du denn sagen? ›Hallo, wir haben uns bei der Preisverleihung neulich kurz gesehen. Wir sind mit dem Bruder von Frieda Eckert befreundet, ach, das hier ist er übrigens‹? So in der Art? Wahrscheinlich wissen sie nicht einmal mehr, wer Frieda ist. Die machen so etwas ständig, da merken sie sich doch keine Namen oder Gesichter, schon gar nicht von Leuten, die nur zufällig dabei waren.«

      »Ich gehe«, sagte Marco. »Ihr könnt gerne bleiben und die beiden weiter anhimmeln, aber mich kotzt das an.« Er drehte sich um und verließ mit schnellen Schritten den Marktplatz.

      Daniel folgte ihm sofort, die Mädchen zögerten zuerst, schlossen sich dann aber ebenfalls an.

      »Jetzt renn doch nicht so!«, rief Lola. »Marco! Bleib stehen. Was ist denn jetzt schon wieder los?«

      Er blieb stehen und funkelte sie an. »Das fragst du mich im Ernst? Ich fasse es nicht. Ich dachte immer, du hättest Grips im Hirn!«

      »Drück dich etwas deutlicher aus!«

      »Die stehen da und gucken sich Sachen an, die so teuer sind, dass wir garantiert einen ganzen Monat davon leben könnten, vielleicht sogar noch länger«, stieß Marco hasserfüllt hervor. »Sie sind toll angezogen und können sich gut benehmen, und das reicht, dass die ganze Welt sie sympathisch findet. Ihr beide findet sie sogar ›süß‹ und beneidet sie auch noch. Echt, ihr seid so bescheuert manchmal! Die kommen mit goldenen Löffeln im Mund zur Welt, und das Einzige, was euch dazu einfällt ist, dass ihr gern sein würdet wie sie.«

      »Nun komm mal wieder runter, ja? Sie haben uns nichts getan, und zu Frieda waren sie sehr freundlich.«

      »Und das allein rechtfertigt, dass sie sich alles leisten können, was sie sich wünschen, während wir jeden Cent umdrehen müssen, bevor wir ihn ausgeben? Sie müssen nur nett und freundlich sein, und alles ist in Ordnung? Ihr habt sie doch nicht alle!«

      Er war so zornig, dass selbst Lola nicht wagte, ihm zu widersprechen. »Also gut, es ist nicht gerecht«, sagte sie. »Aber die beiden haben sich ja auch nicht aussuchen können, in welche Familien sie geboren wurden, genau so wenig wie wir.«

      »Das hast du neulich schon mal gesagt.«

      »Deshalb ist es ja nicht falsch.«

      »Es ist aber auch kein Argument«, knurrte Marco. »Oder macht das irgendwas besser?«

      »Jetzt hör erst einmal auf, uns anzumachen«, verlangte Alina. »Es stimmt, dass es ungerecht ist, dass sie alles haben und wir nichts oder fast nichts. Aber Lola hat Recht: Sie können nichts dafür. Und sie sind nett.«

      Marco lachte höhnisch. »Ihr lasst euch ja wirklich leicht Sand in die Augen streuen. Sie sind ein bisschen freundlich zu euch, und schon verzeiht ihr ihnen alles.«

      »Was denn?«, fragte Alina. »Ich wusste gar nicht, dass ich ihnen was zu verzeihen habe.«

      »Das, was sie haben, nehmen sie anderen weg, ist dir das nicht klar? Wie sind denn die Fürstenhäuser an ihren Reichtum gekommen? Indem sie früher die armen Bauern ausgebeutet haben.«

      »Oh, hör auf, Marco«, sagte Lola. »Das ist lange vorbei, und das kannst du wohl kaum dem kleinen Fürsten und seiner Freundin vorwerfen.«

      »Ihr begreift es einfach nicht«, sagte Marco. »Ihr Reichtum gehört ihnen eigentlich überhaupt nicht, aber sie haben sich natürlich daran gewöhnt und denken gar nicht daran, ihn wieder herauszurücken.«

      »An wen denn auch?«, fragte Lola. »An die armen Bauern von damals? Mach dich nicht lächerlich. Oder willst du eine Revolution anzetteln?«

      »Ein Denkzettel würde vielleicht schon genügen«, murmelte Marco. »Es geht ja nur darum, solchen Leuten auch mal klarzumachen, dass es nicht allen so gut geht wie ihnen und dass sie dafür mitverantwortlich sind.«

      »Meinst du nicht, dass sie das wissen?«, fragte Daniel, der sich bisher aus der Debatte herausgehalten hatte. »Die Eltern des kleinen Fürsten haben immer viel gespendet und Stiftungen gegründet und so. Die haben echt viel von ihrem Reichtum abgegeben.«

      »Ja, aber immer nur so viel, dass sie selbst trotzdem reich geblieben sind«, sagte Marco.

      Alina, die es gern harmonisch hatte, wiederholte, was sie bereits gesagt hatte: »Es stimmt, dass es ungerecht ist, dass sie reich sind, ohne etwas dafür tun zu müssen. Aber wir werden daran nichts ändern können, Marco.«

      Zu ihrer, Lolas und Daniels Erleichterung legte Marco offenbar keinen Wert auf eine Fortsetzung ihrer Debatte, denn er brummte daraufhin nur etwas Unverständliches vor sich hin. Sie suchten sich eine Eisdiele weitab


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