Der exzellente Butler Parker 23 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Der exzellente Butler Parker 23 – Kriminalroman - Günter Dönges


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nicht«, entgegnete Myrtle und bemühte sich um Gelassenheit. »Aber Sie werden es mir bestimmt gleich verraten.«

      »Hundert Pfund!« schrie Rodney von seinem erhöhten Sitz herab. »Lächerliche hundert Pfund bieten sie mir als Entschädigung für einen völlig zerwühlten Acker an. Das lasse ich mir nicht gefallen.«

      »Das ist nicht viel«, räumte Myrtle ein. »Aber warum beschweren Sie sich bei mir? Ich kann’s doch nicht ändern.«

      »Sie wollen bloß nicht, Professor«, knurrte der Treckerfahrer. »Aber so einfach läßt Gerald Rodney sich nicht übers Ohr hauen. Sie werden noch an mich denken!«

      Wutschnaubend legte der erzürnte Landwirt den ersten Gang ein, tuckerte los und war kurz darauf den Blicken entschwunden.

      »Ich habe das Gefühl, deine Nachtwächter werden eine Menge Arbeit bekommen, Kevin«, schmunzelte Rander, während man sich fürs erste verabschiedete. »Sehen wir uns heute abend im Hotel?«

      »Bestimmt«, versprach Myrtle. »Wir müssen doch meinen Erfolg begießen.«

      »Dieser junge Mann weiß wenigstens, was sich gehört«, konstatierte Agatha Simpson wohlwollend, während sie sich von Parker in den Wagen helfen ließ.

      Niemand außer dem Butler fielen die beiden Männer auf, die inzwischen auf einer entfernten Hügelkuppe standen und mit Ferngläsern herüberspähten ...

      *

      Es war ein Abend so recht nach dem Geschmack der älteren Dame. Kevin Myrtle geizte nicht mit Champagner. Auch an den exklusiven Genüssen, die die Küche des kleinen Hotels zu bieten hatte, fand die verwöhnte Lady nichts auszusetzen.

      Der Wissenschaftler, der in den letzten Tagen rund um die Uhr gearbeitet hatte, zog sich jedoch schon weit vor Mitternacht auf sein Zimmer zurück.

      Mylady war gerade damit befaßt, der aufmerksam lauschenden Kathy Porter auseinanderzusetzen, wie sie ihre Abstammung von dem keltischen Fürsten doch noch stichhaltig zu beweisen gedachte, als Parker sich diskret räusperte.

      »Falls Mylady keine Einwände erheben, würde man sich gern noch ein wenig an der frischen Luft die Füße vertreten«, sagte er mit einer angedeuteten Verbeugung, als seine Herrin aufblickte.

      »Gehen Sie nur, Mister Parker«, gestattete Agatha Simpson großzügig. »Aber geben Sie acht, daß Sie nicht im Dunkeln stolpern.«

      »Man wird Myladys wohlgemeinten Ratschlag vorbehaltlos beherzigen«, versprach der Butler und wollte sich schon umwenden.

      »Moment mal, Parker«, hielt Rander ihn zurück. »Hätten Sie was dagegen, wenn ich mich anschließe?«

      »Keineswegs und mitnichten, Sir«, versicherte der Butler. »Meine Wenigkeit empfindet es als Auszeichnung, den geplanten Spaziergang in Ihrer Begleitung unternehmen zu dürfen.«

      »Aber daß du dich nicht gleich wieder in irgendwelche Abenteuer stürzt, Mike«, warnte Kathy Porter scherzhaft, während die Männer zur Tür gingen.

      »Wie kommst du denn darauf, Darling?« gab der Anwalt mit einer erstaunten Geste zurück. »Wir wollen doch nur Spazierengehen.«

      Daß der Argwohn der jungen Dame durchaus nicht unberechtigt war, sollte sich schon in den nächsten Minuten herausstellen.

      Der Nachtportier nickte dem Butler und dem sportlich wirkenden Anwalt freundlich zu, als die Männer das Hotel verließen. Die Nachtluft war frisch und kühl. Am wolkenlosen Himmel stand der fast volle Mond und tauchte die pechschwarzen Silhouetten von Häusern, Bäumen und Hügeln in ein unwirklich schimmerndes Silberlicht.

      Der mit einem rosenüberwucherten Torbogen abgeschlossene Innenhof des Hotels, auf dem Parker und Rander ihre Fahrzeuge abgestellt hatten, lag dagegen in fast undurchdringlicher Finsternis.

      »Was ist?« flüsterte Rander, als der Butler unvermittelt stehenblieb.

      Wortlos deutete Parker in die Dunkelheit. Jetzt sah auch der Anwalt, was die scharfen Nachtvogelaugen des Butlers erspäht hatten: Unter dem Boden des hochbeinigen Monstrums, das sich nur als verschwommener Schatten von der hell verputzten Mauer im Hintergrund abhob, ragte unverkennbar ein Paar Füße in derben Arbeitsschuhen hervor.

      Lautlos bogen die Männer in die Toreinfahrt. Kein Stein knirschte unter ihren Schuhsohlen. Dennoch blieben sie nicht unbemerkt.

      Leises Pfeifen wurde hörbar, als plötzlich eine federnde Stahlrute, die man nicht zu Unrecht als Totschläger bezeichnet, die Luft durchschnitt.

      Der Eigentümer des gefährlichen Schlaginstruments, der sich hinter dem Torpfeiler verborgen hielt, hatte sorgfältig gezielt und traf präzise. Dennoch war er mit dem Erfolg seines Bemühens offensichtlich unzufrieden.

      Der Unbekannte stieß ein unterdrücktes Jaulen aus. Den Totschläger ließ er fallen, um seine heftig schmerzende Rechte besser massieren zu können.

      Wie hätte der Angreifer auch ahnen sollen, daß Parkers schwarze Melone mit Stahlblech gefüttert war und über die Qualitäten eines hochwertigen Sturzhelms verfügte? Erst der heftige Rückschlag, der sein Handgelenk in Sekundenschnelle beträchtlich anschwellen ließ, belehrte ihn eines Besseren. Da war es aber bereits zu spät.

      Blitzartig ließ der Butler seinen schwarzen Universal-Regenschirm in die Höhe schnellen. Eifrig tastete die bleigefütterte Spitze den Solarplexus des Gegners ab, der auf diese Behandlung mit heiserem Röcheln reagierte.

      Stöhnend knickte der Mann in der Hüfte ein und torkelte aus seinem Versteck hervor – direkt auf den Anwalt zu, der ihn mit einem harten linken Haken in Empfang nahm. Daraufhin vergaß der nächtliche Angreifer endgültig seine unfreundlichen Absichten und suchte umgehend den Kontakt zum Pflaster.

      Im selben Moment kam Bewegung in die Füße, die unter Parkers Fahrzeug hervorragten. Eilig versuchte der Komplice des angriffslustigen Rutengängers, sich aus seiner unbequemen Lage zu befreien. Rander war jedoch rechtzeitig zur Stelle und packte den Mann, der rücklings unter dem Wagenboden herausrobbte, mit eisernem Griff am Kragen seines Monteuranzuges.

      »Wer hat euch geschickt?« herrschte der Anwalt den reichlich verdutzt wirkenden Mechaniker an.

      »Wird’s bald?« drängte er und holte zu einem Schwinger aus.

      »Was soll der Unfug?« fauchte der Mann und zog vorsichtshalber den Kopf ein. »Wir haben Ihnen doch nichts getan.«

      »Entsprechende Absichten sollte man aber vermutlich unterstellen«, schaltete Parker sich ein. »Deshalb dürfte es gestattet sein, die Frage nach Ihrem Auftraggeber zu wiederholen.«

      »Rodney hat uns geschickt«, behauptete der Unbekannte kleinlaut.

      »Darf man vermuten, daß Sie den Landwirt Gerald Rodney zu meinen belieben?« faßte der Butler sofort nach.

      »Genau der«, nickte Parkers Gegenüber.

      »Und wie lautete Ihr Auftrag?« wollte der Anwalt wissen.

      »Wir sollten Sie nur ein bißchen ärgern«, gab der Mann ausweichend zur Antwort. »Rodney fühlt sich einfach übers Ohr gehauen und kocht vor Wut.«

      »Und warum hat er Sie und Ihren Komplicen ausgerechnet zu uns geschickt?« wollte Rander wissen.

      »Sind Sie denn nicht der Professor, der ihm sein Feld zerwühlt hat?« zeigte der Mann im Overall sich überrascht. »Dann ist das Ganze ein Mißverständnis, eine Verwechslung sozusagen. Kann ja vorkommen in der Dunkelheit.«

      »Darf man möglicherweise noch um Auskunft darüber bitten, in welcher Verbindung Sie zu Mister Rodney stehen?« ließ der Butler sich wieder vernehmen.

      »In welcher Verbindung?« wiederholte der Mann.

      »Arbeiten Sie auf seinem Hof?« wurde Rander konkreter.

      »Nein, nein«, behauptete der Unbekannte. »Wir kennen ihn ja kaum. Rodney sprach uns in einem Pub in der Nähe an. Wären Marc und ich nicht knapp bei Kasse gewesen, hätten wir den Auftrag gar nicht angenommen.«


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