Butler Parker 114 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 114 – Kriminalroman - Günter Dönges


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schien für sie besonders wichtig gewesen zu sein. Sie wollten es wahrscheinlich auf keinen Fall aufs Spiel setzen, Mylady.«

      »Klingt ausnahmsweise nicht schlecht, was Sie da als Grund anbieten«, räumte die verhinderte Schriftstellerin ein, »sehen wir uns den Toten mal an. Er wird zumindest sein Inkognito lüften müssen.«

      Sie stampfte um die Sträucher herum und übernahm wie selbstverständlich die Führung der Gruppe. Agatha Simpson erinnerte in diesen Sekunden an eine Walküre. Mit einem langen Spieß in der Hand, angetan mit einem Panzerhemd, hätte sie durchaus in eine verstaubte Wagner-Inszenierung gepaßt.

      Sie blieb plötzlich abrupt stehen und schüttelte gereizt den Kopf.

      Parker stellte keine Fragen, denn er stand jetzt neben seiner Herrin und sah genug.

      Der Tote war verschwunden! Auf dem grünen Rasen war nur noch der Blutfleck zu sehen...

      *

      »Lassen Sie sich gefälligst eine Erklärung einfallen«, sagte Lady Simpson und wandte sich an ihren Butler. »Ich möchte zumindest eine gute Theorie vorgesetzt bekommen.«

      »Darf ich mir erlauben, Mylady vorher eine kleine Erfrischung anzubieten?«

      »Gegen einen Kreislaufbeschleuniger wäre nichts einzuwenden«, gestattete sie. Parker wußte, was zu tun war. Er ging hinüber zur Hausbar und servierte Mylady anschließend einen erstklassigen Kognak. Einen doppelten übrigens, denn er wußte, daß Mylady sich mit Kleinigkeiten niemals abgab.

      Er, Kathy Porter und Agatha Simpson befanden sich inzwischen im eigentlichen Landsitz, einem altehrwürdigen Bau aus geschichtsträchtiger Vergangenheit. Dieses Steinhaus zeichnete sich durch eine Vielzahl von Türmchen, Erkern und Kaminen aus. Die Fenster im Erdgeschoß waren bleiverglast und ließen keinen Einblick zu.

      Lady Simpson bezeichnete sich stets leicht untertreibend als eine halbwegs vermögende Frau. In Wirklichkeit war sie reich und konnte sich trotz der hohen Vermögenssteuern ihre Extravaganzen leisten.

      Ihr schon vor vielen Jahren verstorbener Mann hatte ihr reichhaltige Beteiligungen hinterlassen, die von einem Vermögensberater geschickt gesteuert wurden. Lady Simpson war mit dem Blut- und Geldadel der Insel verschwistert und verschwägert, war mehr gefürchtet als geliebt. Sie pfiff auf alle Konventionen und konnte sehr ruppig sein, wenn sie einen Grund dafür sah.

      Sie nahm den Kreislaufbeschleuniger in Empfang und genoß den Kognak. Dann sah sie ihren Butler erwartungsvoll an.

      »Nach Lage der Dinge muß es sich um eine Bande handeln«, begann Josuah Parker in seiner steifen und stets ein wenig umständlichen Art. »Die Schußfreudigkeit, um es mal so auszudrücken, Mylady, läßt darauf schließen, daß diese Bande jedes Risiko einer Entdeckung und Demaskierung vermeiden will. Daraus nun wieder ergibt sich der mögliche Schluß, daß es sich um bekannte Gesichter handelt.«

      »Woher wußten die Täter, daß Lady Simpson hier arbeiten wollte?« fragte Kathy Porter. »Mylady ist doch erst seit zwei Tagen in Richmond.«

      »Eine gute Frage, Kindchen!« Agatha Simpson nickte ihrer Vertrauten anerkennend zu.

      »Es wäre darüber hinaus zu klären, Mylady, ob solche Überfälle bereits anderwärts erfolgten.«

      »Das werde ich übernehmen«, sagte Parkers Herrin, deren Verbindungen erstklassig waren. »Es ist zwar schade, daß ich im Moment nicht weiterschreiben kann, aber was sein muß, muß einfach sein. Die literarische Welt wird noch ein wenig auf meinen Bestseller warten müssen.«

      »Mylady könnten ja vielleicht die Arbeit an einem geheimen Ort fortsetzen«, schlug der Butler vor, ohne eine Miene zu verziehen. »Ich erlaube mir, in diesem Zusammenhang an Schottland oder an die Riviera zu denken.«

      »Jetzt werden Sie aber reichlich albern, Mister Parker.« Sie sah ihn streng an und schüttelte verweisend den Kopf. »Schließlich hat man auf mich geschossen. So etwas lasse ich mir nicht bieten! Ich möchte wissen, wer diese Flegel und Mörder sind ...«

      Agatha Simpson genehmigte sich noch einen zweiten Kreislaufbeschleuniger, um anschließend das Telefon zu bemühen. Mylady sprach mit dem Yard und. mit einigen hohen Beamten des Innenministeriums. Sie wußte genau, an welche Stellen sie sich zu wenden hatte. Nach etwa zehn Minuten war sie ausgiebig informiert.

      »Das hier war bereits der dritte Fall«, sagte sie zu Parker und Kathy Porter. »Diese Monster haben schon zwei Opfer ausgenommen. Sie erbeuteten dabei dreiunddreißigtausend Pfund. In beiden Fällen erschienen die Gangster wie die Monster, die ich gesehen habe.«

      »Rechnet die Polizei mit einer Dunkelziffer, Mylady?« fragte der Butler.

      »Sie spricht von einer Spitze des Eisberges, Mister Parker.« Agatha Simpson nickte grimmig. »In Wirklichkeit dürften diese Flegel erheblich größere Beute gemacht haben. Die Opfer trauen sich nur nicht, die Behörden zu verständigen.«

      »Und aus welchen Kreisen stammen die beiden bisherigen Opfer, Lady Simpson?« wollte Kathy Porter wissen.

      »In einem Fall ist ein Juwelier ausgenommen worden, im zweiten Fall ein Verleger. Sie mußten Barschecks ausstellen und wurden bewacht, bis das Geld von der Bank ausgezahlt worden war.«

      »Darf man erfahren, wo diese Überfälle stattfanden, Mylady?«

      »Der Juwelier wohnt in London, der Verleger in Brighton. Beide Überfälle sind gerade acht Tage alt. Jetzt sind Sie an der Reihe, Mister Parker, sich etwas einfallen zu lassen. Diese Monster dürfen erst gar nicht üppig werden.«

      »Sehr wohl, Mylady«, antwortete Josuah Parker und verbeugte sich knapp. »Darf ich noch mal auf den Toten zurückkommen, der aus dem Park verschwunden ist? Sollte man nicht die zuständigen Behörden verständigen?«

      »Warum? Der Tote ist doch verschwunden?«

      »Er hinterließ Blutspuren, Mylady, die für eine Ermittlung wichtig sein könnten.«

      Was das allerdings betraf, so sollte Parker sich gründlich täuschen.

      Als er zusammen mit Lady Simpson und Kathy Porter noch mal zurück in den Park ging und dann die Stelle erreichte, wo sie den Blutfleck gesehen hatten, bemerkten sie nichts als eine große, häßliche Wunde im Rasenteppich.

      Die Monster waren noch mal zurückgekehrt und hatten den Blutfleck beseitigt. Der Rasen war herausgestochen worden, und neben dieser Verwüstung lag ein alter Spaten, den man bei dieser Arbeit verwendet hatte.

      »Das geht aber wirklich zu weit«, entrüstete sich, die ältere Dame und sah verärgert aus. »Diese Vandalen scheuen sich ja noch nicht mal, einen Rasen zu zerstören.«

      »Sehr ungewöhnlich und vorsichtig«, sagte Parker.

      »Das müssen Ausländer gewesen sein«, mutmaßte die Detektivin, »ein Engländer würde sich niemals an einem Rasen vergreifen.«

      Parker war zwar anderer Ansicht, doch er griff dieses Thema nicht auf. Innerlich amüsierte er sich ein wenig. Lady Simpson war überfallen worden, man hatte auf sie geschossen, und es hatte immerhin einen Toten gegeben. Das alles zählte kaum. Der zerstörte Rasen hingegen brachte das Blut der Dame in Wallung. Die Monster ahnten sicher nicht, welch einen unerbittlichen Gegner sie sich da leichtsinnigerweise herangezüchtet hatten.

      *

      Agatha Simpson befand sich in ihrem Ankleidezimmer im Obergeschoß des Landsitzes.

      Nach dem mörderischen Zwischenfall im Park zog sie sich um. An ein Weiterschreiben war selbstverständlich nicht mehr zu denken. Lady Agatha war bereit, in ihren »Kampfanzug« zu schlüpfen. Dabei handelte es sich um ein Chanel-Kostüm aus einem allerdings recht derben Tweed-Stoff. Dieses sehr weit geschnittene Damenkostüm enthielt einige Ausrüstung, die aus Parkers Bastelstube stammte. Den Verteidigungsgegenständen sah man ihren Zweck natürlich nicht an. Sie waren gut getarnt und erinnerten an selbstverständliche und harmlose Zutaten zu dieser Kleidung.

      Agatha Simpson stand vor dem Spiegel und begutachtete sich. Sie glaubte wieder etwas schlanker geworden


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