Heimische Exoten. Mareike Milde
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Mareike Milde
Heimische Exoten
22 Geschichten von Tieren, die zu uns kamen Meine Reise durch unsere neue Tierwelt
für Annabelle
Inhalt
Ausgebüxt und eingestiegen: Die unverfrorenen Waschbären aus Kassel
Die Gefahrenfracht aus der Latrine: Wie sich der Waschbärenspulwurm seine Wirte sucht
Die Pendel-Flamingos aus dem Münsterland
Auf der Suche nach dem Gelben Drachenwels in Niederbayern
Auf der Pirsch nach dem Hirsch in Schaffhausen: Das Sikawild
Südamerikanische Laufvögel auf rapsgelben Äckern: Die Nandus von der Wakenitzniederung
Einmal Asien und retour: Die umtriebige Wollhandkrabbe aus Rendsburg
Halb Ratte, halb Biber und eigentlich ein Riesenmeerschwein: Die Nutria
Quer durch die Tiefsee nach Bremerhaven: Der trojanische Siegeszug des Aal-Schwimmblasenwurms
Pechschwarz gewedelt und dann serviert: Die Schwarzmundgrundel
Kurzsprint ins Verderben: Die verschwundenen Mufflons aus der Göhrde
Ein halbes Jahrhundert unter falscher Flagge: Die Spanische Wegschnecke, die gar keine ist
Auf den Spuren der verschwundenen Kängurus von Burg Stargard
Die Krabbelinvasion von Rheinstetten oder: Der Kalikokrebs
Der rotglühende Klimaflüchtling aus dem Süden: Die Feuerlibelle
In Berlin wird Wohnraum nicht nur über Wasser knapp: Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs
Von der Sylter Royal ohne adeligen Stammbaum
Der Erfolgszug des Indischen Halsbandsittichs und dessen farbenfrohe Besetzung des Rheingürtels
Bier mit Schuss: Ein Abend mit der Rosskastanien-Miniermotte
Unter Heeresschutz: Die Wölfe vom Schloss Allentsteig
Experten, Literatur und Referenzen
Vorwort
Das Thema dieses Buches kam zu mir wie ein Flamingo auf die Kuhweide: sehr unerwartet. Ich nahm gerade eine Auszeit vom Job, um mich selbst mit all meinen Werten und Gewohnheiten einmal grundlegend zu hinterfragen. Alle paar Jahre räume ich mir diesen Luxus des Innehaltens ein. Die Auszeit hilft mir, klar zu sehen, wo ich stehe, ob ich überhaupt noch »gut stehe« und wenn nicht, welche Dinge angepasst werden können. Diesmal wollte ich die Zeit nutzen, um zu schreiben. In meinem bisherigen Alltag hatte ich dafür keine Zeit und würde sie mir auch niemals nehmen. Nun also endlich: ein Buch.
Ein Buch sollte es werden auch über die bunten Papageien auf der Düsseldorfer Königsallee. Schon oft hatte ich diese beobachtet, wie sie als bunte Farbkleckse munter zwitschernd auf den Platanen der Kö sitzen. Schon oft habe ich mich über sie amüsiert und genauso oft über die teils echauffierten Anwohner und Ladenbesitzer, die ihre teuren Mäntel vor dem drohenden Schmodder von oben beschützen wollten und sich lautstark und medial wirksam über diese Schweinerei mokierten. Als Marketingexpertin war es mir unverständlich, dass dieses Thema nicht vielmehr für die Stadt genutzt wird. Ich recherchierte ein bisschen und stellte schnell fest: Exotische Tiere gibt es überall. Teils unbemerkt von der Öffentlichkeit, teils geliebt und verhätschelt, teils verhasst und gemieden.
Und noch eine verblüffende Erkenntnis machte ich: Egal, wo ich in meinem Umfeld von meiner Buchidee erzählte – jeder, wirklich jeder war interessiert und konnte etwas zu diesem Thema beitragen. Das bestärkte mich zusätzlich in meinem Bestreben darüber zu schreiben. So reiste ich zu den Nandus nach Mecklenburg-Vorpommern oder den Flamingos nach Münster und sprach vor Ort mit Rangern, Naturschutzbehörden, Biologen und Wissenschaftlern, Bürgerbewegungen und Anwohnern. Die Tiere in meinen Geschichten entwickelten ein Eigenleben und mutierten zu meinen stillen Stars.
Im Anschluss suchte ich Kontakt zu Verlagen und sprach bei einigen vor. Alle waren begeistert. Keiner wollte verlegen. Es sei zu politisch, zu riskant, aber vor allen Dingen zu regional. Ein Verleger allerdings war Feuer und Flamme für das Thema, und ein paar Wochen später hielt ich meinen ersten Buchvertrag in den Händen. Nun lag eine Mammutaufgabe vor mir, doch ich hatte Verlagsluft geschnuppert und wollte diese neue große Herausforderung unbedingt meistern. Die Uhr tickte, denn bis zur die Abgabe des Manuskripts blieben nur fünf Monate. Sicher eine übliche Zeit für eine Bucherstellung; für mich als Erstlingsautorin eines Sachbuches, noch dazu ohne biologische Vorkenntnisse, recht knapp bemessen. Ich kaufte mir eine riesige Karte der Schweiz, Österreichs und Deutschlands, hängte sie hinter meinen Schreibtisch und pikste überall dort, wo »exotische« Tiere vorkamen, eine Fahne hinein. Und überall dort, wo eine Fahne steckte, begann ich nach Fachexperten zu suchen, die mir vor Ort weiterhelfen konnten und wollten. Letzteres erwies sich als die eigentliche Schwierigkeit.
Der