Fürstenkrone Classic 48 – Adelsroman. Melanie Rhoden

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Fürstenkrone Classic 48 – Adelsroman - Melanie Rhoden


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kein Zeichen von Sabina. Erst als ein Conférencier das Podium betrat und einleitende Worte sprach, huschte abermals ein Mädchen in Gold­shorts zum Fürsten und flüsterte ihm zu: »Eine halbe Stunde nach Ende der Show im ›Rauchenden Hund‹.«

      »Wie meinen Sie das?« versicherte sich der Fürst noch einmal, weil er sicher gehen wollte, keiner Täuschung durch Signor Romolo zu erliegen. Außerdem kannte er noch nicht das Restaurant zum »Chien qui fume«.

      »Diese Botschaft ist leider nicht von mir, Monsieur, sondern von der Chefin.« Die Kleine huschte wieder davon.

      Also doch von Sabina! Gerade in diesem Augenblick trat sie dann vor ihn

      hin, schöner denn je, in Bühnenaufmachung mit großem Make-up und einem raffinierten Abendkleid, das nicht nur die Herzen der Herren rasend schlagen ließ. Es war dies das Gewand einer griechischen Hetäre, beinahe durchsichtig, aufregend, ein Traum an Linien, Farbenspiel und Verführung. Das braunschwarze Haar trug sie schulterlang frei fallend. Sie begrüßte ihre Gäste zu ihrer Modenschau, die sie als Show verstanden wissen wollte. Wenngleich sie zu allen sprach, gab sich doch Fürst André der Illusion hin, sie hätte viele Worte nur persönlich zu ihm gesagt und ihn dabei angesehen.

      »Ich bin glücklich, sehr glücklich, daß Sie heute gekommen sind! Es soll ein wunderschöner Abend werden… Ich will das Meine dazu tun!«

      Auch das war schon Show. Aus einem Programmheft las der Fürst ab, daß Sabina di Matteo nicht nur eine geniale Modeschöpferin der höchsten Klasse war, sondern es auch verstand wie keine andere Moderatorin, ihre Modelle vorzuführen. Dem stimmte von Hornstein bereitwillig zu, denn während der nächsten zwei Stunden kam kein Augenblick des Leerlaufs oder der Langeweile auf. Zwanzig der schönsten Frauen, unterschiedlichster Rassen und Hautfarben, führten Kleider vor. Sie tanzten, boten vollendete Akrobatik und spielten stumm auch kleine pikante Szenen. Dazu assistierten ihnen etwa zehn Dress­men, und einer von ihnen war… Romolo.

      Nicht ohne eine Spur von Bosheit, murmelte Fürst André: »Der Traumberuf für diesen Schönling!«

      In jeder der Szenen, ob Tanz oder Pantomime, erschien zuletzt eine triumphierende Gestalt, eine Königin, eine Göttin, eine Fee, und die schwebte einfach elegant über das Parkett: Sabina!

      Da Fürst André stets von einem ihrer Auftritte zum nächsten wartete und zwischendurch auch die vollendete, raffinierte Kunst der anderen Darsteller bewunderte, vergingen ihm die zwei Stunden rasch und ohne Langeweile. Zuletzt kam noch einmal Sabina vor den Vorhang und dankte ihren Gästen.

      »Ich hoffe, vor Ihnen liegt noch ein schöner Abend, liegt noch eine ereignisreiche Nacht!«

      Wieder war es dem Fürsten von Hornstein, als glitten ihre Augen mit dem schwarzsamtenen Blick zärtlich verheißend über ihn, und er spürte ihn wie eine sanfte Liebkosung. Die Scheinwerfer verlöschten.

      Fürst André schaute auf die Uhr. In einer halben Stunde sollte er in dem Restaurant »Zum rauchenden Hund« sein. Um diese Zeit bestimmt nicht zu versäumen, suchte er sich ein Taxi, was um diese Stunde nur mit Glück gelang. Wenige Minuten vor der vereinbarten Zeit betrat er das Lokal.

      Ein Kellner kam auf ihn zu und fragte mit ehrfürchtig gesenkter Stimme: »Fürst Hornstein?«

      »Ja«, sagte dieser zu.

      »Ein Logentisch ist reserviert«, verkündete der Mann.

      Auf dem Weg dorthin fragte sich An­dré noch, woher Sabina seinen Namen und Titel kennen mochte. Ein gutes Trinkgeld löste auch in Paris die Zungen, selbst die des diskretesten Personals, und der Fürst deutete es als günstiges Zeichen, daß sich Sabina um solch eine Information offensichtlich bemüht hatte.

      Nachdem er eine weitere Viertelstunde vergeblich auf ihr Kommen gewartet hatte, gab er die Hoffnung beinahe auf. Er tröstete sich nur noch mit der Erwägung, sie könnte beruflich in der Rue de Paix aufgehalten worden sein. Je weiter die Zeit fortschritt, desto zorniger wurden seine Gedanken gegen den Dress­man Romolo.

      »Hat doch keinen Sinn mehr«, entschied er und verlangte vom Ober eine Rechnung. Immerhin hatte er inzwischen einige Drinks genommen, um seinen Ärger wegspülen zu können. »Die Dame kommt doch nicht mehr.«

      Er zahlte und wunderte sich noch, daß ein paar Gläser Alkohol so teuer sein konnten.

      *

      »Ich wollte doch überhaupt nicht kommen«, gestand Sabina flüsternd, als sie plötzlich vor ihm stand. Am Logeneingang wären sie beinahe zusammengeprallt.

      Von Hornstein versuchte, sich von ihrem Anblick nicht entwaffnen zu lassen. Sie wirkte siegessicher und ohne jede Spur von Reue. Zu oft schon hatte sie erfahren, daß sie mit Männern nach Belieben spielen durfte und ihr doch keiner böse sein konnte. »Warum haben Sie mich dann überhaupt noch in dieses Restaurant bestellt und sind zuletzt sogar gekommen?« grollte der Fürst.

      Weil sie sich durch ihn nicht den Weg verstellen lassen wollte, ging sie mit einem kleinen entschlossenen Schritt noch weiter auf ihn zu. Beinahe hätte sie ihn berührt. Sanft lächelte sie ihn an.

      »Muß ich Ihnen die lange Geschichte im Stehen erzählen? Außerdem bin ich schrecklich hungrig, weil ich vor einer Modeshow nie essen darf. Sie verstehen, die makellose schlanke Linie ist noch immer gefragt. Aber ich esse leider für mein Leben gern. Am liebsten römische Spezialitäten!«

      »Wenn ich nun schon gegessen hätte?«

      Sabina maß ihn mit großen erstaunten Augen. Ohne viel überlegen zu müssen, erklärte sie: »Dann hätte ich mich in einem Fürsten von Hornstein sehr getäuscht und würde mich über Ihr schlechtes Benehmen kränken. Das bedeutet, daß ich geradewegs zum nächsten Würstchenstand gehen und meinen ganzen Kummer hinunterwürgen müßte!«

      Sie lachten beide. Der Ober kam wieder und reichte ihnen die Speisekarte. Sabina di Matteo wählte schnell, sicher und überhaupt nicht kalorienbewußt. Sie gab selbst dem Kellner die Bestellung auf. Dann erst sagte André seine Wünsche.

      Als der dienstbare Geist gegangen war, stellte Sabina klar: »Leugnen hat keinen Sinn, Durchlaucht! Ich habe genau gesehen, daß es Sie störte, als ich dem Kellner meine Bestellung sagte. Aber ich bin nun einmal eine selbständige Frau und keinesfalls auf einen Mann angewiesen.«

      »Hoffentlich beschränkt sich das auf die Bestellung im Restaurant«, erwiderte der Fürst. Und dann verlangte er noch einmal zu wissen, warum ihn Sabina zu einem Treffpunkt bestellt hatte, wenn sie angeblich doch nicht die Absicht hatte, sich mit ihm zu treffen.

      Die junge Frau antwortete mit einem übermütigen Lachen. Nach einer ganzen Weile lehnte sie sich in ihren Stuhl zurück und gestand: »Sie waren in der Bar so unverschämt selbstsicher, daß ich Sie einfach bestrafen mußte. Deshalb sollten Sie vergeblich auf mich warten. Das hätte Ihre männliche Eitelkeit schwer verletzt, und genau das würden Sie verdient haben! Basta!«

      »Die Erklärung genügt mir überhaupt nicht«, widersprach André, dem dieser Wortkrieg mit ihr großes Vergnügen bereitete. »Immerhin haben Sie mich zu Ihrer Show eingeladen!«

      In diesem Augenblick brachte der Kellner die köstlichen Vorspeisen. Sabina betrachtete sie mit fast liebevoll zärtlichen Blicken.

      »Durchlaucht, nehmen Sie mir diese Platten wieder weg, wenn ich Ihnen eine Sie enttäuschende Wahrheit gestehe?« forschte sie, ehe sie mit dem Essen begann.

      »Ich will großzügig sein und Gnade vor Recht ergehen lassen!« gelobte er. Unwillkürlich zeichneten seine Blicke fasziniert die wunderschönen Züge ihres Gesichts nach, glitten bewundernd über ihr Haar, tasteten sich über den langen schlanken Hals tiefer. Er bewunderte sie beinahe ebenso ehrfürchtig wie ein Gemälde im Louvre. Das vollendete Schöne faszinierte ihn.

      Sabina di Matteo machte sich über das köstliche Hors d’oeuvre her und legte das Geständnis ab.

      »Ihr Überfall in der Bar machte mich so ratlos, daß ich einfach einen beliebigen Treffpunkt nennen wollte. Ich dachte ohnehin nicht daran, dorthin zu kommen. Unwillkürlich kam mir die Anschrift jenes Palais’ in den Sinn, wo die


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