Das Erbe der Macht - Band 24: Schattenkrieg. Andreas Suchanek

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Das Erbe der Macht - Band 24: Schattenkrieg - Andreas Suchanek


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intelligente Frau. Heute war sie eine Kriegerin, die eine Jahrhunderte währende Hölle durchlebt hatte.

      Und Chloe …

      Sie hatte noch nicht einmal damit begonnen, zu verarbeiten.

      »Es war so …« Ihre Stimme zitterte. »Ein vollkommenes Glück. Jede Sekunde, jede Minute des Tages war frei von Sorgen. Immerwährende Glückseligkeit. Und das Licht selbst trug einen Namen.«

      »Merlin«, stieß Alex bitter aus.

      »Wir alle waren gleich, die Gemeinschaft hat uns Kraft gegeben. Es gab keine Dunkelheit, jedes Gefühl war rein und klar. Mein Leben lang war da die Schuld über den Tod von Liam, die Angst und Trauer um Jamie. Purer Schmerz, als beständiger Begleiter.«

      Eine Träne löste sich und rann Chloes Wange hinab.

      »Und dann war er einfach fort. In einem Augenblick dachte ich noch, meinen Bruder zu verlieren, im nächsten lebte er glücklich und gesund. Und ich selbst fühlte mich wie in Sonne gebadet.«

      Es tat ihm leid, sie so zu sehen.

      »Aber dieses Glück war nicht nur falsch«, flüsterte sie: »Es hat auch süchtig gemacht. Es einmal zu spüren, bedeutet, es ewig zu vermissen.«

      Chloe verbarg das Gesicht in den Händen. »Und die Welt ist nur noch grau und leer.«

      Clara ging vor ihr in die Knie. »Aber … du wurdest doch aufgeteilt. Wie ich? Oder so ähnlich. In davor und danach.«

      Chloe nahm die Hände von Clara in die ihren. »Aber es ist trotzdem in mir. Ein Echo. Der Hauch des Glücks.«

      »Mein Fluch ist es, die Bilder aller Taten der Schattenfrau im Schlaf zu sehen«, sagte Clara. »Und deiner, auf ewig ein Glück zu spüren, dass du nie wieder erreichen kannst.«

      Sie nahmen sich in die Arme.

      Alex schluchzte auf. »Ihr seid solche Stimmungskiller.«

      Die beiden zogen ihn in eine Umarmung, und da war es wieder: das Gefühl der Freundschaft, das ihn beständig durch jede Krise trug.

      »Jetzt ist es aber gut.« Er schob sie fort. »Gibt es in dieser Minibar Kekse?«

      Clara lachte auf. »Manche Dinge ändern sich nie. Aber ich muss dich enttäuschen, da drin steht nur Wasser.«

      »Wenn wir das alles hier überleben und Merlin nicht die gesamte Welt in eine Kolonie vom Anbeginn verwandelt, besorge ich eine Familienpackung Kekse und wir machen ein Lagerfeuer auf dem Himalaya.«

      Bei dem Gedanken knurrte Alex der Magen. »Das ist ein Deal. Ich hoffe nur, dass dieser elende Ex-König sich beeilt.«

      Chloe verdrehte die Augen. »Zuerst streiten Jen und du in jeder freien Minute, dann verschwindet ihr endlich aufs Zimmer, und jetzt haben wir Artus mit drin. So geht das echt nicht weiter.«

      »Finde ich auch.« Alex nickte eifrig. »Wir sollten ihn in der Wildnis aussetzen. Da kennt sich Mister Ich-kann-alles bestimmt perfekt aus.«

      »Wenn du nicht aufhörst, setzen wir euch beide aus«, stellte Clara klar. »Dann könnt ihr die ganze Zeit streiten. Ohne Unterbrechung.«

      »Pfff.« Alex wedelte mit der Hand. »Ich würde ihm einfach mit einem Wandlungszauber seine Eier …«

      Ein Essenzlicht donnerte lodernd durch das Glas.

      »Ich brauche eure Hilfe, ich werde attackiert!«, erklang die Stimme von Artus.

      Im Hintergrund brüllten Männer und Frauen Angriffszauber.

      Alex sprang auf.

      Das Herumsitzen war vorbei.

      Max bildete die Vorhut.

      Hinter ihm kamen Leonardo und Nikki.

      Jen kam zuletzt. Immer wieder sah sie zurück, aus Angst, die Varye könnten die Barriere durchdringen und in das Höhlensystem einfallen. Doch es blieb alles still.

      Die Höhlenwände waren von einem Film aus Feuchtigkeit bedeckt, der Boden war uneben, überall lag Geröll. Das Vorwärtskommen wurde zu einem vorsichtigen Tasten, jeder Schritt konnte in eine wilde Rutschparty übergehen.

      Über ihnen schwebte ein kobaltblaues Licht, geschaffen von Leonardo. »Also, erzähl.«

      »Es gab einen Jungen in einem Splitterreich. Die Bewohner feindeten ihn an, weil er anders war. Letztlich führte das zu einem Brand, bei dem er erblindete.« Der Gedanke an das, was Jen im Mentiglobus verfolgt hatte, schmerzte sie. »An dieser Stelle: Auftritt Merlin. Der Junge entwickelte die Gabe, das verdorbene Innere eines Menschen nach außen zu kehren. Am Tag verwandeln die Bewohner des Reiches sich in Steinstatuen, bei Nacht bröckelt dieser ab und heraus kommt ein Varye.«

      »Ich nehme an, der Junge ging auf einen Rachefeldzug«, sagte Nikki emotionslos.

      »Kein einziger Magier überlebte in seiner normalen Form«, bestätigte Jen. »Alle wurden zu Varye. Wut und Unterdrückung wandelten sich zu Hass. Er nahm gnadenlos Rache.«

      »Schrecklich. Bei so was gibt es keine Gewinner«, kam es leise von Max. »Dieser ständige Hass gegen Andersartigkeit ist so sinnlos.«

      Sie wusste, dass er aus Erfahrung sprach. Als Magier konnte er sich gegen Anfeindungen wehren, doch es gab noch immer Länder auf der Welt, in denen schwule Männer wie er von der Todesstrafe bedroht wurden. Wie weit die Lücke der Akzeptanz doch auseinanderklaffte.

      »Wie ging diese Sache aus?«, fragte Leonardo.

      Sie erreichten eine Strickleiter, die auf eine tiefere Ebene der Höhle führte. Die Feuchtigkeit in der Luft nahm zu, vermutlich gab es einen unterirdischen Bachlauf.

      »Auf dem Weg zum Ausgang des Reiches griffen die Varye an«, erklärte Jen. »Anne setzte sie in Brand. Der ganze Himmel loderte. Am Ende fielen Aschebriketts herab.«

      Leonardo nickte entschlossen. »Eine Maßnahme, die wir hier vermutlich auch anwenden müssen.«

      »Die Varye …«, setzte Max an.

      »… sind gefährlich«, unterbrach der Unsterbliche. »Wir wissen nicht, ob sie sich von allein vermehren können. Sollte das möglich sein, könnten sie ganze Landstriche verwandeln.«

      Innerlich konnte Jen dem nur zustimmen. Ob Anbeginn oder Varye – diese Wesen wollten keinen Dialog, keinen Frieden. Sie waren die Armee Merlins. Die verbliebenen Magier standen zwischen den Nimags und der Auslöschung.

      Der Gang wurde breiter und Leonardo legte den Finger auf die Lippen. Sie durften Merlin ihre Ankunft keinesfalls zu früh verraten. Jede Sekunde, in der sie unentdeckt blieben, konnte entscheidend sein.

      Vorbei an hüfthohen Findlingen näherten sie sich einem Durchgang. An den Wänden waren Zeichnungen angebracht, die in ihrer Form recht simpel anmuteten. Jen realisierte, dass es sich um einen alten Ritualplatz handelte. Dieser musste bereits vor Jahrhunderten den Einwohnern dieses Landstrichs für heidnische Bräuche gedient haben.

      An einer Wand waren Ketten angebracht, jemand hatte mit einem Stein alte Glyphen neben simplen Symbolen eingeritzt. In der Luft lag der giftige Hauch dunkler Magie.

      Eine Gänsehaut bildete sich auf Jens Armen.

      Als sie näherkamen, ließ Leonardo das Licht fingernagelgroß werden. Auf diese Art konnten sie von innen, wo Lichtschein zuckte, nicht gesehen werden. Die Flammen von Fackeln. Abgesehen davon herrschte Stille.

      Was auch immer Merlin tat, er tat es lautlos.

      Jen lugte am Stein vorbei in die Höhle. Im Boden waren Pfeiler eingeschlagen, vier an der Zahl. Mit einem Tau war ein kauernder Mensch exakt im Zentrum festgebunden. An der Seite stand ein geöffneter Sarg aus Stein.

      Von Merlin oder Patricia war nichts zu sehen.

      Max zeichnete ein Symbol in die Luft und


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