Ein MORDs-Team - Band 1: Der lautlose Schrei. Andreas Suchanek

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Ein MORDs-Team - Band 1: Der lautlose Schrei - Andreas Suchanek


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      Table of Contents

       »Der lautlose Schrei«

       Barrington Cove, 1984

       Barrington Cove, Gegenwart

       Ein Samstag

       Zur gleichen Zeit

       Crest Point

       Ein Sonntag

       Zwischenspiel

       Barrington Cove, ein Montag

       Im geheimen Raum des Tarnowski-Hauses

       Epilog I – Lose Enden

       Epilog II – 1984

       Vorschau

       Seriennews

       Impressum

      Ein MORDs-Team

      Band 1

      »Der lautlose Schrei«

      von Andreas Suchanek

Ein MORDs-Team - Logo

      Barrington Cove, 1984

      Es war eine ganz und gar dumme Idee.

      Die Silhouette des Gebäudes zeichnete sich grau gegen das Mondlicht ab, wie ein gigantischer Grabstein. Eingerahmt von mehreren kleinen Betonklötzen, wirkte der Hauptbau der Schule wie ein Mahnmal, das ganz und gar nicht zum Betreten einlud.

      Im Hintergrund erkannte Harrison den Sportplatz mit seiner blutroten Gummibesohlung. Unweigerlich bekam er eine Gänsehaut.

      Ich könnte jetzt in meinem warmen weichen Bett liegen.

      »Alter, mach endlich«, erklang die Stimme von Jamie.

      Seit der Freund mit Shannon zusammen war, wurde er immer unausstehlicher und gab ständig den großen Macker. Aber sie schien aus unerfindlichen Gründen darauf abzufahren, sonst hätte sie ihn schließlich längst in den Wind geschossen.

      »Ist ja gut!« Er sprang über die hüfthohe Mauer.

      Sprayer hatten darauf Sätze wie »Make Peace, Not War« und »School‘s out forever« hinterlassen, was den Direx jedes Mal zur Weißglut brachte, wenn er es sah. Tauchten die Sätze doch stets wieder auf, sobald er sie übermalen ließ.

      Harrison strauchelte, wäre beinahe auf dem Beton des Schulhofs zu Boden gegangen. Wie peinlich das gewesen wäre.

      Billy hatte die Tür schon erreicht und winkte hektisch, denn ohne den Schlüssel kam er jetzt nicht mehr weiter. Shannon rannte zu ihm. Sie nestelte an ihrer Gürteltasche und zog schließlich etwas hervor – den Nachschlüssel. Die Frau war ein Ass.

      Jamie trat hinter sie, wie immer lagen seine Hände sofort an ihrer Taille, als wären sie ein Schatz, den es zu behüten galt. Sie schüttelte ihn ab, drohte in gespieltem Ernst mit dem Finger.

      »Alles okay bei dir?«, fragte Marietta.

      Harrison zuckte zusammen. »Klar.« Das Lächeln verunglückte.

      »Mir ist auch nicht wohl dabei«, sagte sie. Neckend stupste sie mit dem Zeigefinger in seine Seite. »Aber du hast doch nicht etwa Angst?«

      Wir brechen nachts in die Schule ein, um Prüfungsfragen aus dem Büro vom Direx zu stehlen, klar hab‘ ich Angst. Wenn wir erwischt werden, sind wir geliefert. »Quatsch«, sagte er. »Warum sollte ich? Das wird ein Spaziergang.«

      »Für dich nur ein kurzer. Sei froh.«

      Klar, einer musste ja Schmiere stehen. – Allein. Er war ja so was von froh. Nicht mal Musik durfte er hören, weil ihm sonst vielleicht etwas entging. Sehnsüchtig blickte er auf seinen Sony. In dem Walkman steckte eine Kassette mit den neuesten Chart-Hits, gerade vorhin hatte er Phil Collins und Lionel Richie aufgespielt.

      Gemeinsam mit Marietta rannte er die letzten Meter zur Tür.

      »Heute noch, okay?«, sagte Billy gerade.

      »Bin ja dabei«, erwiderte Shannon.

      Fahrig strich sie eine Strähne aus ihrem Gesicht und rüttelte am Schlüssel. Endlich drehte er sich; es klackte, als das Schloss entriegelt wurde.

      »Das ist mein Babe«, sagte Jamie stolz und hauchte ihr einen Kuss in den Nacken.

      »Rummachen könnt ihr später.« Billy zog die Tür auf und rannte in die Eingangshalle.

      Um die Alarmanlage mussten sie sich keine Sorgen machen, das Ding war schon ewig kaputt. Da die Schule kein Geld für die Reparatur besaß, setzte der Direx nur noch auf die abschreckende Wirkung der Anlage.

      Weiß doch eh jeder, dass das Teil Schrott ist.

      »Okay.« Jamie öffnete seinen Rucksack und verteilte die Walkies.

      »Wir funken auf Kanal 4«, sagte er und drückte Harrison das Gerät in die Hand. »Kannst du dir das merken oder muss ich es dir aufschreiben?«

      »Idiot.«

      Jamie grinste frech. »Dann mach‘s mal gut, Hairy-Boy. Lass dich nicht von den Geistern holen.« Er gab ihm einen Klaps auf die Schulter, legte seinen Arm um Shannon und folgte den anderen nach oben Richtung Sekretariat.

      Harrison kochte vor Wut. Wenn das heute vorbei war, würde er sich Jamie schnappen und ihm mal ordentlich die Meinung geigen. Wie aufs Stichwort begann sein Rücken zu jucken. Verdammte Haare.

      Kurz überlegte er, doch ein wenig Musik zu hören, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Wenn tatsächlich jemand kam und er ihn nicht bemerkte … Er schüttelte den Kopf. Mit einem Seufzen trabte er in eine dunkle Nische zwischen dem Getränkeautomaten und einer der Säulen.

      Im Dunkeln wirkte die Eingangshalle einfach nur gespenstisch. Die Blumenkübel mit den Zierpflanzen sahen aus wie schattenhafte Kreaturen, die ihre Tentakel in seine Richtung streckten. Hinter jeder Säule konnte sich jemand verbergen. Und diese Stille. Er konnte nur hoffen, dass die anderen sich beeilten.

      Langsam rutschte er in die Hocke.

      Das Warten begann.

      *

      Mittlerweile mussten Stunden vergangen sein. Harrison warf einen Blick auf seine Swatch.

      Nur ein paar Minuten, fuck.

      Mit einem Mal kam er sich dumm vor.

      Plötzlich erklangen Schritte. Harrison zuckte zusammen und schalt sich kurz darauf einen Narren. Wenn die anderen das gesehen hätten, könnte er sich die nächsten Wochen Jamies Witze anhören.

      Oh,


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