Bibi & Tina - Endlich wieder Ferien. Bettina Börgerding
Читать онлайн книгу.Das ist der Typ vom Straßenrand!«
»Wie – vom Straßenrand?« Tina stutzte.
»Na, der Tramper!«, erklärte Bibi.
Jetzt erkannte Tina ihn auch. »Was macht der denn hier?«
Bibi grinste. »Musik!« Ihr gefiel der Song.
»Tolle Stimme«, bemerkte Alex anerkennend.
Als jemand Geld in den Hut des jungen Sängers warf, brachte das Bibi auf eine Idee. Kurz entschlossen lief sie zu ihm und sprach ihn an. »Hey, na!?«
Der Junge sah sie überrascht an. Er schien sie wiederzuerkennen und fragte mit spanischem Akzent:
»Hola Chica! Na, seid ihr gut geradelt?« Bibi nickte. »Und du? Gut gelaufen?«
»Sí!« Der Junge lächelte charmant und brachte Bibi damit kurz aus der Fassung. Sie räusperte sich und fragte hastig: »Wir sammeln drüben Geld für unsere Tiere, damit sie was zu trinken haben. Hast du nicht vielleicht Lust, bei uns zu spielen?«
»Du willst also von meinem Profit profitieren?«, amüsierte sich der Junge.
»Nein«, korrigierte Bibi ihn keck. »Wir teilen. Gemeinsam macht es doch viel mehr Spaß. Ich bin übrigens Bibi …« Sie zeigte auf ihre Freunde, die nun auch näher traten. »Und das sind meine Freunde Tina und Alex.«
Tina winkte lässig und Alex reichte dem Jungen höflich seine Hand. »Alexander von Falkenstein. Hallo.«
Chico starrte ihn überrascht an. »Der Sohn von Falko von Falkenstein?«
»Ja, wieso?«, entgegnete Alex ebenso erstaunt. Kannte der fremde Junge seinen Vater? Und wenn ja woher?
»Ich … interessiere mich für europäische Adelshäuser«, antwortete der hastig. »Ja, ich bin Chico, also eigentlich Cristobal … de … de …«
Bibi und Tina wunderten sich ein bisschen über seine Nervosität, die ihn anscheinend sogar kurz vergessen ließ, wie er hieß.
»… de la Mancha«, beendete Chico schließlich seinen Satz.
Alex horchte erfreut auf. »Auch adelig? Und Musiker?«
Neugierig gesellte sich in diesem Augenblick Freddy zu ihnen, in der Hand ein großes Eis.
»Sí. Landadel!«, antwortete Chico. »Mein Vater sagt immer: Lebe nicht einfach nur den Adel, sondern adele das einfache Leben. Deshalb reise ich herum und verdiene mit meiner Musik Geld.«
Freddy nickte anerkennend. »Cool. Du hast echt Talent. Aber an deiner Show musst du noch arbeiten. Ich weiß das, ich mach auch Musik.«
Tina verdrehte ihre Augen. »Boah, Freddy, hast du nur so tolle Tipps auf Lager?«
Alex kam währenddessen eine Idee. »Vielleicht kannst du mal bei uns im Radio spielen.«
Tina glaubte, nicht richtig zu hören. »Ach, das geht plötzlich!«
Freddy hingegen fand den Vorschlag richtig gut.
»Dürfen wir auch bei dir im Radio spielen? Wir sind krass gut.«
»Erst mal muss das mit Chico klappen«, wiegelte Alex ab.
Jetzt reichte es auch Bibi. »Sorry, aber Chico spielt bei uns. Wir haben das geklärt.«
Chico schüttelte den Kopf. »Ah, no. Ich denke, ich gehe mit Alexander. Es passiert nicht oft, dass man anderes blaues Blut trifft. Auch wenn das Blau deiner Augen fast noch schöner ist! Oder ist es grün, Baby?«
Baby? »Bibi!«, korrigierte Bibi ihn. Langsam aber sicher ging ihr dieser Typ auf die Nerven.
»Was geht’n hier ab?!«, feixte Freddy.
Tina knöpfte sich noch mal Alex vor: »Okay, kannst du trotzdem deinen Vater fragen, ob er den Brunnen bezahlt? Der Martinshof gehört ihm doch und ein Herz für Tiere hat er auch.«
Alex zuckte mit den Achseln. »Ja, aber er hat Migräne. Und deshalb richtig schlechte Laune, also …« Er wusste, wie sein Vater reagierte, wenn er ihm dann mit einer Frage kam. Oder noch schlimmer: mit einer Bitte, die mit Geld verbunden war.
Tina seufzte. »Okay, dann fragen wir ihn selbst!« Genervt lief sie mit Bibi zu den Ponys, während Chico sich Alex zuwandte und ihn sehr interessiert
über seinen Vater ausfragte.
Die schweren Vorhänge im weitläufigen Schlafgemach von Graf Falko waren zugezogen. Nur durch
einen schmalen Spalt fiel ein wenig Licht in den Raum und auf das Bett. Dort lag Graf Falko. Er trug eine Schlafmaske und stöhnte.
Sein Butler Dagobert näherte sich leise mit einem Eisbeutel, um ihm ein wenig Erleichterung zu verschaffen. Behutsam legte er den Beutel auf Falkos Kopf. Der zuckte erschrocken zusammen und rief: »Dagobert, müssen Sie sich immer so anschleichen?« Er schob vorsichtig die Schlafmaske von den Augen und wagte einen Blick nach draußen. Mit schwacher Stimme fragte er: »Wie ist das Wetter? Gibt es bald eine Abkühlung?«
»Wenn Sie den Ansagen Ihres Sohnes lauschen würden, dann wüssten Sie, dass immer noch 36 Grad herrschen«, entgegnete Dagobert.
Diese Antwort sorgte nicht gerade für bessere Laune. Im Gegenteil! Graf Falko sah seinen Butler finster an. »Mein Sohn! Plötzlich will er zum Radio.«
»Die jungen Leute interessieren sich eben für die Medien«, entgegnete Dagobert. Er hatte durchaus Verständnis für Alex’ neue Passion.
Graf Falko hingegen ganz und gar nicht.
»Medien?! Das ist nur Blabla. Tratsch! Genau! Tratsch!« Er stöhnte erneut auf. »Diese Migräne bringt mich um.«
»Gerade kam eine Einladung vom Martinshof«, versuchte sein Butler ihn abzulenken. »Zu Kaffee und Kuchen.« Er reichte Graf Falko eine Karte.
Argwöhnisch studierte der Graf die schöne Karte. Diese Förmlichkeit war doch sonst gar nicht die Art der Martins! »Da steckt doch was dahinter«, rief er. Doch so ganz abgeneigt schien er nicht zu sein, der Butterkuchen von Susanne Martin war schließlich eine echte Verlockung. Er blickte nun wieder hoch zu Dagobert und forderte ihn auf, ihm aus dem Bett zu helfen. Schließlich konnte er sich ja
nicht ewig im Dunkeln verkriechen!
Susanne Martin hatte gerade ganz andere Dinge im Kopf als Butterkuchen. Geknickt sah sie zu, wie die resolute Ferienkind-Mutter ihren Sohn Pepe auf dem Rücksitz ihres Autos anschnallte. »Aber Sie müssen ihn doch nicht gleich mitnehmen!«
»Doch, muss ich«, widersprach Pepes Mutter.
»Wenn es noch nicht mal Wasser gibt zum Duschen! Keine Duschen – keine Ferien!« Damit war für sie das Gespräch beendet. Sie setzte sich hinters Steuer und fuhr ohne ein weiteres Wort des Abschieds davon. Pepe winkte, bis das Auto die Einfahrt des Hofes verlassen hatte.
Frau Martin seufzte. Da stupste sie jemand von hinten an. Es war Frieda: »Ich möchte auch nach Hause.« So ganz allein, als einziges Ferienkind, wollte sie nicht auf dem Martinshof bleiben.
Dafür hatte Frau Martin natürlich Verständnis, so traurig es auch war. Sie reichte Frieda die Hand.
»Kein Problem. Ich bring dich heim.«
Bibi und Tina