Toni der Hüttenwirt 260 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt 260 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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rät.«

      Johanna lächelte Monika an.

      »Wie ist es, Moni?«

      Monika zuckte mit den Schultern. Sie rutschte unruhig im Korbsessel hin und her. Sie erzählte von dem Gespräch im Auto.

      »Ich ärgere mich über mich. Es war blöd, einfach davonzustürzen. Wenn man es genau nimmt, war es ein Heiratsantrag ..., oder nicht?«

      »So kann man es sehen, auch wenn der Antrag nicht sehr romantisch war. Habt ihr vorher schon einmal über Liebe gesprochen?«

      »Tante, ich habe von Jürgen erzählt.«

      »Moni, das meine ich nicht. Wie war es mit Händchenhalten? Habt ihr euch geküsst und so weiter?«

      Monika errötete und schüttelte den Kopf. Sie seufzte.

      »Klar hat es zwischen uns geknistert. Aber ich achtete streng darauf, dass alles auf einer freundschaftlichen Ebene blieb. Ich bin mir eben noch unsicher.«

      »Unsicher, was Alexander betrifft? Unsicher bezüglich deiner Gefühle oder wegen der Praxis?«

      »Ich weiß gar nicht, wie ich es euch erklären soll. Warum musste ich mich in Alexander verlieben? Warum gibt es auf dem Kirchner Hof die verwaiste Praxis? Warum, warum, warum? Es wäre so einfach für mich, wenn es diese Praxis nicht gäbe.«

      »Moni, es reicht! Benimm dich endlich erwachsen«, herrschte Tante Johanna sie an. »Du jammerst wie ein unmündiges Kind. Wenn, wenn, warum, warum, warum? Das ist doch alles Unsinn. Lieben ist eine Herzenssache und hat nichts mit Überlegungen und mit dem Kopf zu tun. Und wenn du dir selbst böse bist, dann hast du allen Grund dazu. Du bist auf Abstand gegangen. Warum hast du es versäumt, offen mit ihm über die Gedanken und Gefühle zu reden, die dich bewegen? Bei ihm müssen sich eine Menge Gefühle aufgestaut haben. Sie sind sicher vorhin einfach aus ihm herausgebrochen. Dafür kannst du ihn nicht allein verantwortlich machen.«

      »Warum nimmst du ihn in Schutz?«, fragte Monika ärgerlich.

      »Weil ich dich kenne, Kindchen. Ich kann mir gut vorstellen, wie du dich verhalten hast. Wenn es nicht notwendig war, wegen der Kletterei oder so, hast du jeden Körperkontakt vermieden. Du hast deine Hände in die Taschen deiner Jacke oder Hose vergraben. Das ist typisch für dich. Es gehört zu deiner Körpersprache. Jedenfalls hast du es ihm schwer gemacht. Wie sollte er mit dir Händchen halten? So fängt das Anbändeln nun mal an. Das war früher so und ist heute noch so.«

      »Ihr versteht mich nicht«, sagte Monika.

      »Wir verstehen dich besser, als du denkst.«

      »So, meinst du, Onkel Adam?«

      »Ja, Moni. Dir ist das Glück in den Schoß gefallen. Das ist dir bewusst. Du bist in einen Mann verliebt, der zufällig die verwaiste Praxis seines Onkels mit in die Ehe bringen kann. Ich sage bewusst bringen kann. Du bist nicht verpflichtet, sie zu übernehmen. Aber die Praxis reizt dich. Warum auch nicht? Gib es endlich zu!«

      Monika errötete.

      »Ja, schon, und Waldkogel gefällt mir auch.«

      »Vielleicht wäre es klüger«, sagte Onkel Adam, »du übernimmst die Praxis zuerst. Das ist ein einfacher wirtschaftlicher Vorgang. Du hast doch immer davon geträumt, eine eigene Praxis zu haben. Also packe zu! Solltest du eine größere Summe benötigen, dann greifen wir dir finanziell unter die Arme. Du bist ohnehin unsere Erbin, da wir keine Kinder haben. Außerdem soll man mit warmem Händen geben und nicht mit kalten. Was meinst du dazu, Hanna?«

      »Da bin ich ganz deiner Meinung, Adam. Moni, mit Jürgen hast du eine schlimme Erfahrung gemacht, das haben wir verstanden. Wenn die Sache mit Jürgen weiter zurückliegen würde, wäre es vielleicht einfacher für dich. Das verstehen wir.«

      Adam nickte ernsthaft.

      »Moni«, fuhr Tante Johanna fort, »mein Rat ist einfach, dass du einen Schritt nach dem anderen machst. Dein Weg hat dich nach Waldkogel geführt. Dort brachte dich eine zerbrochene Zahnspange zur verwaisten Praxis. Von Alexander will ich jetzt mal gar nicht reden. Nimm mal an, du hättest dich spontan entschlossen, die Praxis zu übernehmen und dann erst hättest du Alex kennengelernt? Erst dann hättest du dich verliebt. In dem Zusammenhang hättest du erst erfahren, dass der alte Zahnarzt hofft, die Praxis an eine junge hübsche Zahnärztin weitergeben zu können und damit vielleicht auch seinen Neffen unter die Haube zu bringen.«

      »Es gab viele junge hübsche Zahnärztinnen, die an der Praxis und Alex interessiert waren. Er hat mir von ihnen erzählt. Jedes Mal waren die Angebote ihm gegenüber eindeutig, und er suchte das Weite.«

      »Er hätte dir davon nicht erzählen sollen«, sagte Adam.

      Monika nahm Alexander in Schutz.

      »Ganz Waldkogel weiß, dass der Alte seinen Neffen mit einer Zahnärztin verkuppeln will«, zischte sie.

      »Das ist doch Schwachsinn, Monika. Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder eine kluge Wahl treffen, wenn sie heiraten, besonders wenn eine Firma vorhanden ist. Das ist normal. Das war schon immer so. Natürlich spielen da egoistische Gedanken mit hinein. Dieser Zahnarzt ist zwar nur der Onkel. Aber er mag Alexander sicherlich so, wie wir dich mögen. Seine Ehe ist kinderlos wie unsere. Und wenn er mit Leib und Seele Zahnarzt war, dann hat er sicher gehofft, dass Alexander in seine Fußstapfen tritt. Das kann ich gut verstehen. Alexander ist seinen eigenen Weg gegangen und wurde kein Zahnarzt. Ich denke, Alexander hätte sicherlich Verständnis für deinen inneren Konflikt. Ich kann dir nur den Rat geben, mit ihm zu sprechen.«

      »Schon ...«, brummte Monika. »Es fällt mir nur schwer, nachdem ich mich so benommen habe. Jetzt weiß ich, dass ich hätte anders reagieren müssen. Mir fallen unzählige Möglichkeiten ein. Ich hätte sagen können: Das war doch jetzt wohl ein Scherz? Mit so etwas macht man keine Witze! Wie meinst du das? War das jetzt ein Antrag?«

      »Die Suppe, die man sich eingebrockt hat, die muss man auch auslöffeln, Moni. Zumindest solltest du dich für dein Verhalten entschuldigen und zwar so schnell wie möglich. Schiebe es meinetwegen auf den Marathon, auf einen zu niedrigen Flüssigkeitsspiegel in deinem Körper. Dir wird etwas einfallen. Dein Gehirn hat einfach ausgesetzt«, sagte Tante Johanna.

      Monika sah auf die Uhr. Dann stand sie auf und lief zum Gartentor.

      »Er ist nicht gekommen. Eine Nachricht hat er auch nicht geschickt. Wir hatten vereinbart, dass er mich in zwei Stunden abholt. Wir waren mit seinem Auto nach München gekommen. Mein Auto steht noch auf der Oberländer Alm.«

      »Was meinst du, wollen wir alle nach Waldkogel fahren?«

      »Danke, fürs Angebot«, sagte sie nachdenklich.

      Sie stand auf und ging, die Hände in den Hosentaschen, eine Weile auf der Terrasse auf und ab.

      »Okay«, sagte sie laut. »Ich weiß, was ich mache. Aber so wie ich bin, kann ich mich nicht unter die Leute trauen. Ich ziehe mich um. Dann nehme ich mir ein Taxi. Ich habe hier in München noch etwas zu erledigen.«

      Adam und Johanna Reiter nickten. Sie ahnten, dass Monika nicht gefragt werden wollte.

      »Fein!«, sagte Onkel Adam. »Unser Angebot steht. Wir fahren dich nach Waldkogel, wann immer du willst.«

      »Danke, und jetzt muss ich mich beeilen«, rief sie und lief in ihre Wohnung.

      Es dauerte nicht lange, dann kam sie und bat ihren Onkel um die Autoschlüssel seines Autos. Er warf sie ihr zu. Monika eilte davon.

      *

      Es war schon fast dunkel, als Alexander die Berghütte erreichte. Anna wischte auf der Terrasse die Tische ab. Toni stand hinter dem Tresen und spülte Gläser. Der alte Alois war schon in seine Kammer gegangen.

      Alexander stellte sich an den Tresen. Toni sah mit einem Blick, dass etwas passiert sein musste.

      »Du siehst net gut aus, Alex. Wie war der Marathon? Und wo ist Moni?«

      »Wo Moni ist?«, wiederholte Alex und zuckte mit den Schultern.


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