Getönte Fenster. Блейк Пирс
Читать онлайн книгу.Doch selbst wenn das stimmte, blieb die Tatsache, dass hier zwei Männer auf brutale Art ermordet worden waren.
„Das erste Opfer wohne nicht hier in Pine Point, richtig?“, fragte Chloe.
„So gut wie“, sagte Benson. „Er lebte bloß einige Kilometer weiter draußen, in der Nähe von Winchester. Kleines Städtchen namens Colin.“
Ein weiteres Indiz gegen eine vermeintliche Serie, dachte Chloe.
„Hat irgendjemand bereits mit Bjurmans Ehefrau gesprochen?“, fragte Rhodes.
„Ja, das wäre ich“, sagte Anderson. „Komische Situation. Sie war natürlich sehr traurig, aber nicht so entsetzt, wie man es erwarten würde.“
„Irgendeine Idee, warum?“, fragte Chloe.
„Nichts, was sie mit mir geteilt hätte. Sie können gerne selbst mit ihr reden. Vielleicht können Sie mehr aus ihr rausbekommen, als ich es geschafft habe.“
Es schwang keine Verbitterung oder Verurteilung in dieser Aussage mit. Es schien, dass Anderson und Benson froh waren, dass das FBI gekommen war, um ihnen dieses Chaos abzunehmen. Die beiden standen untätig daneben, als Chloe und Rhodes ein paar Bilder vom Tatort machten, so als würden sie ungeduldig darauf warten, dass sich dieser Fall magisch in Luft auflöste.
KAPITEL FÜNF
Jenny Bjurman hatte augenscheinlich geweint, doch das konnte ihrer offenkundigen Schönheit wenig anhaben. Sie hatte eine zierliche Statur und die Art Figur, für die, wie Chloe annahm, die meisten Frauen bereit wären alles zu geben. Diese Figur war unter dem T-Shirt und der Leggings, die sie trug, als sie sie zu sich hineinbat, gut erkennbar. Es schien den Umständen entsprechend wie keine passende Kleiderwahl, doch Chloe nahm an, dass das die Art Kleidung war, die Jenny Bjurman zuhause trug, wenn sie nichts zu tun hatte. Ausgehend vom Äußeren der Frau fragte Chloe sich, wie attraktiv ihr Ehemann gewesen sein musste.
„Wir sind dankbar, dass Sie sich die Zeit nehmen, mit uns zu sprechen“, sagte Chloe. „Wir wissen, dass die Polizei bereits mit ihnen gesprochen hat.“
„Es ist vollkommen in Ordnung“, sagte Jenny, während sie sich an ihren Küchentisch setzte und an einer Tasse Tee nippte. „Ich spreche mit jedem, der irgendwie helfen kann. Ich weiß nicht was ich sagen soll… was ich denken soll… ich weiß überhaupt… gar nichts mehr.“
„Vergeben Sie uns, wenn wir Sie Dinge fragen, die die Cops bereits gefragt haben“, sagte Rhodes. „Aber fällt Ihnen auch nur irgendjemand ein, der ihren Mann hätte tot wissen wollen?“
„Das ist genau die Sache“, sagte Jenny. „Alle liebten ihn. Ich weiß, wie abgedroschen das klingt, doch soweit ich weiß, stimmt es. Ich kann an keinen einzigen Wiedersachen denken, der er gehabt haben könnte.“
„Irgendjemand von der Arbeit?“, fragte Chloe. „Aus Fulbright Fitness, vielleicht?“
„Das bezweifele ich“, sagte sie. „Er hat mir normalerweise alles erzählt, was auf der Arbeit so passierte. Außerdem gingen alle seine Kurse in Fulbright über das Fitnessstudio, nicht über Viktor persönlich. Wenn es irgendwelche Beschwerden gegeben hätte, wären die direkt an das Fulbright Fitness Management gegangen.“
„Sie sagen, dass ihn alle geliebt haben. Kann ich also annehmen, dass er ein kontaktfreudiger Mann war?“
„Ja, sehr. Immer, wenn ein neues Geschäft eröffnete, bei jeder Gala, jeder offiziellen Veranstaltung war er mit dabei. Er war auch immer bereit jedem zu helfen. Er war die Art Mensch, der jemandem in der Not sein letztes Hemd geben würde.“
„Was ist mit den Hausbesuchen, die er machte?“, fragte Rhodes. „Kannten Sie jemanden von denen?“
„Ich kenne die meisten, ja. Viktor sagte mir immer Bescheid, wenn er einen neuen Klienten übernahm, denn die meisten von ihnen waren Frauen. Er war sehr offen und direkt, was das anging. Er wollte sicherstellen, dass ich Bescheid wusste, wann er bei einer anderen Frau zuhause sein würde. Ihre Ehemänner waren meistens auch dort, also war es keine große Sache.“
„Haben Sie eine Liste seiner Klientinnen?“
„Die habe ich nicht, aber wir haben eine gemeinsame Kontaktliste auf unseren Handys. Aber ich glaube, die Cops haben bereits mit den Leuten bei Fulbright Fitness gesprochen und eine Liste der Klienten mit Hausbesuchen bekommen.“
„Es wäre trotzdem hilfreich, wenn Sie uns die Namen und Nummern zur Verfügung stellen könnten“, sagte Chloe.
„Natürlich”, sagte Jenny. Als sie ihr Handy in die Hand nahm, das neben ihrer Teetasse gelegen hatte, fing sie leise an zu weinen. Sie starrte auf ihren Bildschirmhintergrund, ein Foto von ihr und einem Mann, von dem Chloe ausging, dass es ihr Ehemann war. Sie tippte ihre Pin ein und begann ihre Kontakte durchzugehen.
Sie gab ihnen nach und nach die Namen und Nummern von Viktors Klientinnen. Ihre Stimme brach bei jedem Mal ein bisschen mehr, während sie durch die Überbleibsel des Lebens ihres Mannes ging. Chloe begann inzwischen in Gedanken einige Verbindungen herzustellen, während Rhodes und sie die Liste der Kontakte mitschrieben. Beinahe alle Klienten, bei denen Viktor Hausbesuche machte, waren weiblich. Und wenn er genauso gutaussehend gewesen war, wie seine Frau, dann war sie sich ziemlich sicher, dass er sich ziemliche Mühe gegeben haben musste, um ihr treu zu bleiben.
Sie behielt das im Hinterkopf, während Jenny Bjurman weiter die Klientinnen aufzählte. Nach der siebten musste Jenny innehalten. Sie stieß das Handy gewaltsam von sich und brach auf dem Küchentisch zusammen, laut aufheulend.
Chloe hob das Handy langsam vom Boden auf und legte es zurück auf den Tisch. Als sie das tat, erhaschte sie einen Blick auf den Bildschirmhintergrund und erkannte, dass Viktor Bjurman tatsächlich ein sehr gutaussehender Mann gewesen war. Er und Jenny waren ein atemberaubendes Paar gewesen. Und obwohl sie ungerne so schnell zu diesem Schluss kam, musste Chloe sich fragen, wie ein so gutaussehender Mann in der Lage gewesen war bei so vielen Frauen ein- und auszugehen, ohne wenigstens einige Ehemänner zu verärgern.
Als Jenny wieder in der Lage war vernünftig zu sprechen, schaute sie durch Viktors Stundenplan und fand heraus, dass die letzte Klientin, bei der Viktor gewesen war, eine Frau namens Theresa Diaz war. Sie lebte in der Primrose Street, etwas weniger als einen Kilometer von dem Haus der Bjurmans entfernt.
Es war kurz nach Mittag, als Rhodes das Auto vor dem Haus der Diaz parkte. Es war ein hübsches kleines Haus, umgeben von Blumenbeeten. Die Doppelgarage stand offen, in der ein einziger SUV geparkt war. Die Agentinnen stiegen aus und Rhodes klingelte an der Tür. Es dauerte einige Momente, dann öffnete eine hübsche blonde Frau endlich die Tür. Auf eine gewisse Art war es beinahe wie ein Déjà Vu. Während sie Jenny Bjurman zumindest etwas ähnlich sah, gab es auch merkliche Unterschiede. Eine Sache, die beide Frauen gemeinsam hatten, war, dass sie beide geweint hatten – nur, dass Theresa Diaz ihr Bestes gegeben hatte, diese Tatsache zu verbergen.
„Hallo?“, fragte sie mit verwunderter Stimme.
„Mrs. Diaz, wir sind Agentinnen Fine und Rhodes vom FBI“, sagte Chloe. „Wir hofften, dass wir Ihnen einige Fragen über Viktor Bjurman stellen könnten. Ich nehme an, Sie haben gehört, was passiert ist?“
„Das habe ich. Und ja, kommen Sie rein.“
Theresa führte sie ins Innere des Hauses, welches klein, aber schön eingerichtet war. Leise Musik tönte von irgendwoher – ein sanftes, balladenartiges Lied, an das Chloe sich von vor ein paar Jahren erinnern konnte. Theresa führte sie in den Bereich, der als Wohnzimmer diente. Chloe würdigte still, dass es keinen Fernseher gab und dass alle Sessel einander zugewandt waren, was andeutete, dass die Diaz Familie sich mehr auf das Miteinander konzentrierte, als darauf, die derzeit angesagtesten und neusten Serien zu verfolgen.
„Wann haben Sie Mr. Bjurman zuletzt gesehen?“, fragte Rhodes.
„Gestern Abend. Er kam auf ein Pilates- und Bauchmuskeltraining vorbei.“
„Wann ist er gegangen?“, fragte Chloe.
„Ich erinnere mich nicht mehr an die genaue Zeit, aber das Training endete um 19 Uhr. Normalerweise