The Trial and Death of Socrates. Plato

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The Trial and Death of Socrates - Plato


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behandeln: eine Fühllosigkeit, die zwischen den unglücklichen Geschöpfen und einem Haustier nur wenig Unterschied kennt. Vielleicht sind dieser Fühllosigkeit einzig und allein jene schwarzen Flecken zuzuschreiben, die ihrem häuslichen und öffentlichen Leben den so widerlichen Stempel tierischer Grausamkeit und Unempfindlichkeit und hinwieder der stupidesten Indolenz aufdrücken: ein Stempel, der aus einem indianischen Sittengemälde bloß eine fortgesetzte Szene von Grausamkeiten oder ekelhaftem Faulleben bildet, nur selten durch eines jener sanftern Reliefe aufgehellt, die ein höherer Grad von Achtung gegen das weibliche Geschlecht notwendig erzeugen müßte. Die indianischen Völkergeschichten haben auffallend bewiesen, daß Nationen, wo bloß die eine Hälfte Menschenrechte genießt, immer nur Wilde oder Barbaren sein werden, und daß jene Reibung im gesellschaftlichen Leben, wo das Weib dem Manne mit gleichem Rechte gegenüber steht, zur Veredlung des Geschlechtes unumgänglich nötig sei.

      Ein Volk, bei dem das Weib auf einer, ihrer ursprünglichen Würde nicht angemessenen Stufe steht, wird jederzeit mehr oder weniger barbarisch sein, und der richtigste Maßstab der Aufklärung eines Volkes wäre wohl das Verhältnis, in welchem die zweite Hälfte zur erstem in ihren Privat- und öffentlichen Verhältnissen steht. Des Weibes Bestimmung ist weder die des Lasttieres, noch der Sklavin der sinnlichen Begierden des Mannes – sie soll weder das frivole Spielwerk müßiger Stunden, noch die Abgöttin seiner törichten Leidenschaften sein. Sie soll sein die Teilnehmerin an dem Wohl und Wehe ihres Mannes – seiner drückenden sowie erhebenden Gefühle innigste Vertraute, die Freundin seines Herzens, der Leuchtturm seines Verstandes, der ihn auf seinem Lebenspfade leitet, der schützende Genius seiner Kinder, der künftigen Generation. Des Mannes ertötender Sinn soll sie aufregen, und so wie sie die beschützende Gottheit des häuslichen Heiligtums ist, soll sie wehren helfen durch Mut und Festigkeit, daß keine verruchte Hand sich an diesem vergreife. Nur die Nation, wo das Weib dieses errungen, sich so hoch emporgeschwungen, – nur sie ist zur Freiheit geboren. Und nie wird diese Göttin einkehren, wo sie nicht ihren häuslichen Herd unbeschränkt besitzen und dem Tyrannenknecht das Eindringen in ihr Heiligtum wehren darf und kann.

      Es ist merkwürdig und unsern Satz ganz bestätigend, wie bei jenen wilden Stämmen und Völkerschaften, die allmählich eine gewisse Kulturstufe erreicht, auch der Zustand des weiblichen Geschlechtes sich verbessert hat. Die Weiber der Tscherokesen sind bereits mehr Ehehälften ihrer Männer als die der Creeks, und so richtig und bestimmt ist dieser Maßstab, daß die Grenzlinie der Weiberrechte bei den verschiedenen Nationen auch die der größern individuellen Freiheit und nationalen Kultur sind.

      Das Völkchen, von dessen Niederlassung wir im vorhergehenden Kapitel eine Schilderung gegeben, war gewissermaßen auf der ersten Stufe gesellschaftlicher Kultur. Die Morgenröte war herangebrochen, es hatte bereits einen Vorgeschmack von den Vorteilen, die Ackerbau und die verschiedenen Künste des Lebens diesem gewähren, und obwohl dies bloße Anfänge waren, so hatten sie doch bereits einen bedeutenden Einfluß auf das Wohl und Wehe ihrer Weiber geäußert. Diese Weiber waren zwar noch immer ihren Männern dienstpflichtig, sie hatten mit ihren Töchtern Korn zu säen, zu pflügen, umzugraben, zu ernten, den Tabak zu bauen, die Hirsch- und Alligatorhäute zu gerben und ihren Kotton zu spinnen; aber eben die gesteigerten Bedürfnisse ihrer Männer und ein gewisses Behagen, das im friedfertigen ununterbrochenen Genusse derselben sich mit eingeschlichen hatte, konnte nicht verfehlen, ihren Weibern in ihren Augen eine größere Wichtigkeit zu geben, die allmählich auch größere Achtung zur Folge hatte.

      Vielleicht trug der Umstand, daß Canondah an der Spitze der zweiten Hälfte dieses Völkchens stand, das Seinige dazu bei. Das unbegrenzte Vertrauen der Männer zu ihrem Vater und ihre tiefe Ehrfurcht konnte sich natürlicherweise nicht roh gegen seine Tochter äußern. Abgesehen von diesem Umstande war auch Canondah ganz dazu geschaffen, ihr Geschlecht im Wigwam in eine höhere Stellung zu bringen, und alle ihre Handlungen schienen zu beweisen, daß sie das unrichtige Verhältnis zwischen den beiden Geschlechtern nicht nur erkannt, sondern auch darauf ausging, es in ein weniger beleidigendes umzuwandeln. Das Mädchen hatte einen Scharfsinn, einen Mutterwitz, der unter den roten Naturkindern nicht selten zu finden ist und einen richtigen Takt zur Grundlage hat, der sie gewöhnlich sicherer leitet, als unsere durch Pensionsanstalten verschraubten Figürchen. Mit unerreichbarer Gewandtheit hatte sie gewußt, jeden Umstand zu benutzen, der sie auf eine nähere oder entferntere Weise ihrem Ziele zuführen konnte, eine gewisse wohltätige Herrschaft, die sie gleich einem Netze über die Männer auszubreiten und mit unverrücktem Blicke zum Besten ihrer Schwestern zu verfolgen wußte. Sie hatte ihre Erziehung in einer jener vortrefflichen Anstalten erhalten, die der philanthropische Oberst Hawkins unter den Creeks zum Behuf ihrer sittlichen und bürgerlichen Bildung errichtet, und hatte sich in vielen Zweigen der weiblichen Haushaltung auf eine Weise vervollkommnet, die sie zu einer trefflichen Hausfrau auch unter zivilisierten Völkern gemacht haben würde. Sie strickte und wob vortrefflich, ihre Röcke und Jagdhemden saßen am besten, ihr Wein war wohlschmeckender und feuriger, als der von andern Weibern oder Mädchen gekelterte: ja sie hatte während ihres Wohnens unter den Amerikanern sogar das Geheimnis, das unschätzbare Feuerwasser zu ziehen, glücklich ihren Wirten abgelauscht: ein Vorteil, dessen Bedeutung sie vollkommen zu würdigen verstand, und den sie, als unverbrüchliches Geheimnis, nur mit Rosa teilte. Sie hatte hinlängliche Zeit, sich unter den Amerikanern aufzuhalten, um den ungeheuren Abstand zwischen den Frauen der Weißen und den Squaws ihres Volkes zu erkennen, und ihr zartfühlender Scharfsinn hatte sie auch richtig auf den Weg geleitet, diesem schreienden Mißverhältnisse nach Möglichkeit Einhalt zu tun. – In jeder Hütte war sie zu Hause, und wenn sie vorbeieilte an einer Türe, so wich sie auch nicht, bis der Mann sein pflügendes oder grabendes Weib abgelöst hatte. Sie belohnte die Willigen mit einer Kürbisflasche des deliziösen Feuerwassers, während sie sie dem Mürrischen oder Widerspenstigen mit demselben schlauen Lächeln mit reinem Quellwasser füllte. So hatte sie allmählich die Männer gewöhnt, die Lasten ihrer Weiber zu teilen. Sie hatte Mittel, allen zu gefallen und jeden zu lenken.

      Die Morgenröte hatte kaum durch den Wald zu schimmern angefangen, als die dunkeln Gestalten der Squaws und ihrer Töchter dem Landungsplatze zueilten, wo einige Stunden zuvor ihre Männer und Väter sich eingeschifft hatten.

      Der Fluß bildet da eine kleine Bucht, in welcher die Marine des Stammes, fünf Palmrindekanus, an Strängen von Wattap ruhig vor Anker lagen. Zu beiden Seiten des kleinen Hafens erhob sich das Ufer etwa zwanzig Fuß hoch; dieser Gürtel war mit Myrte und Mangrovgesträuch überwachsen, durch die ein Pfad sich schlängelte.

      Die ältesten unter den Weibern hatten graue Haare, die in langen Flechten roßhaarartig über ihre Schultern hingen, ihre mumienartigen Gesichter waren runzlig und beinahe vertrocknet, und wenn ihre Züge einen gewissen Stumpfsinn verrieten, so deuteten hinwieder die schwarzfunkelnden, tiefliegenden Augen auf eine Wildheit, die zu schlummern und nur auf eine Gelegenheit zu lauern schien, um in ihrer ganzen ungezähmten Wut hervorzubrechen. Die Mütter zeigten bereits mehr Milde in ihren Gesichtszügen; auf sie hatte der Verkehr und das gesellschaftliche Leben mit den Amerikanern offenbar eine humanisierende Wirkung geäußert; die Mädchen jedoch waren durchgängig wohlgewachsen, viele grazienartig, ihre Kupferfarbe nicht viel dunkler als die sonnverbrannten Gesichter südlich europäischer Landschönen, obgleich ihre Züge ungleich mehr Ruhe und Besonnenheit ausdrückten, und wären es nicht die hervorragenden Backenknochen gewesen, welche die meisten entstellten, so könnten sie als Muster für den Bildhauer gedient haben. Sie trugen kurze Kalikoröckchen, die ihnen bis über die Knie gingen, um den Nacken jedoch hatten bloß wenige eine Bekleidung, alle hatten Mokassins und silberne Ohrringe. Nachdem die weibliche Partie sich versammelt hatte, teilte sie die älteste Squaw in drei Gruppen, deren jede einen bestimmten Anteil an der Arbeit erhielt, von welcher wir nun eine nähere Beschreibung geben wollen. Es war der Bau eines Palmenrindekanus.

      Die erste Abteilung hatte kurze Pfähle abzuschneiden und in der Entfernung von einem und einem halben Fuße in die Erde zu treiben, so daß ihre Anzahl ungefähr vierzig wurde.

      Die zweite nähte Stücke der Palmenrinde mit Wattap zusammen, hing sie dann auf die Pfähle und befestigte sie daran so, daß die Rinde lose hing und den beiden aufrecht gehaltenen Deckeln eines Buches ähnelte, dessen Rücken abwärts gekehrt ist. Die dritte Abteilung hatte Querhölzer zu setzen, um so den Rand auszupressen und dem obern Rahmen die Form zu geben, welche das Kanu erhalten sollte.


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