Letzte Erzählungen. William Trevor

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Letzte Erzählungen - William  Trevor


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bis sie das ganze Haus einmal umrundet hatten. Sie sprachen nicht, schauten einander nur hin und wieder an und verständigten sich auf diese Weise. Als sie fertig waren, zündeten sie sich Zigaretten an. Fast drei Viertel der Arbeit war erledigt: Darüber unterhielten sie sich und berechneten, wie viel Farbe übrig bleiben würde und wie viel sie dafür erstattet bekämen. Noch hatten sie die Arbeit nicht wieder aufgenommen.

      Der jüngere Bruder verließ den Hof, passierte eine Einfahrt, deren Tor, weil ein Scharnier nachgegeben hatte, von ihrem eigenen Gewicht offen gehalten wurde. Der ältere blieb zurück, sah sich um, öffnete Schuppentüren und schloss sie wieder, horchte, ob der Dodge zurückkam. Er lehnte sich an eine der Leitern und rauchte seine Zigarette zu Ende.

      Nach anfänglicher Bewölkung war der Himmel aufgeklart. Als der jüngere Bruder ums Haus bog, fiel helles Sonnenlicht auf seine Brille, weshalb er sie abnahm und sie putzte, als er wieder das Tor passierte. Sein Erkundungsgang hatte ihn durch ein Gemüsebeet geführt, das dem Unkraut überlassen worden war, in einen früheren Garten, dessen einziges verbliebenes Blumenbeet mit Samentüten markiert war, die anzeigten, was die verschiedenen Reihen enthielten. Als er den Hof betrat, drückt er sich jedes Mal, wenn er an einem Fenster vorbeikam, so dicht wie möglich an die Hauswand, und zwar noch vorsichtiger, als er es eigentlich für nötig hielt. Die Zimmer im Erdgeschoss gaben auch nicht mehr preis als die darüber, und als er horchte, vernahm er nichts. Hunde wurden hier nicht gehalten. Katzen beobachteten ihn ohne Neugier.

      Im Hof gab er seine fruchtlosen Bemühungen kopfschüttelnd auf. Es sei da eine sonnenbeschienene Weide, sagte er, und sie setzten sich hin, mampften ihre trockenen Sandwiches und tranken jeder eine Dose Pepsi-Cola.

      »Der verkrüppelte Mann ist tot.« Der ältere Bruder sprach leise und auf Englisch, und bei jedem Wort nickte er zur Bestätigung, wie um die Bedeutung seiner Äußerung zu unterstreichen, falls er sich nicht klar genug ausgedrückt hatte.

      »Die Frau hat Angst.« Auch zu diesem Satz nickte er.

      Weder bestritt noch kommentierte der andere seine Vermutungen. Die beiden blieben schweigend in der Sonne sitzen, dann gingen sie durch die vernachlässigten Felder in den Garten. Sie blickten auf das einzige Blumenbeet hinunter, auf die farbenfrohen, auf Stöckchen gespießten Samentüten, die die leeren Reihen markierten. Sie sagten nicht, dies sei ein Grab, und äußerten sich auch nicht darüber, dass das Gras, das den breiten, geraden Weg vom Tor überwucherte, zertrampelt worden war und sich wieder aufgerichtet hatte. Sie fuhren nicht mit dem Finger durch das Erdreich auf der Suche nach Saatgut, wo Saatgut hätte sein müssen, wo Blumen verheißen waren.

      »Sie trägt keinen Ring.« Der ältere Bruder tat das Detail mit einem Achselzucken ab, sprach ihm jedes Interesse ab, das es gehabt haben könnte. Es war längst unerheblich.

      Wieder lauschten sie auf das Tuckern des unzuverlässigen Automotors, aber nichts war zu hören. Da die Malerarbeiten es erforderlich gemacht hatten, die Schieberahmen zu entriegeln, hätten sie sich durch jedes der Fenster Zutritt zum Haus verschaffen können. Diesen Vorteil machten sie sich nicht zunutze, genauso wenig wie schon am Vortag und an diesem Morgen. Stattdessen wandten sie sich ohne Diskussionen wieder ihrer Arbeit zu.

      Sie arbeiteten unbehelligt, bis das Licht schwand. »Morgen wird sie hier sein«, sagte der ältere Bruder. »Sie wird Mut geschöpft haben und wissen, dass wir keine Bedrohung darstellen.«

      Im Lieferwagen, auf der Rückfahrt zu ihrer Behausung, unterhielten sie sich erneut über die Frau, die nicht mehr so war wie vorher, und über den Mann, der gar nicht mehr da war. Sie rieten und rätselten, mutmaßten und argwöhnten. Sie bereiteten ihr Abendessen zu und verzehrten es in unbehaglicher Beengtheit, wobei die Schnipsel und Krümel des Unwirklichen dem Abend Gestalt gaben. Ungeduld und Zorn hatten es einer Frau, die zu lange schon gewartet hatte, nicht gestattet, noch länger zu warten, bis sie endlich allein wäre: Darin, so ahnten sie, lag genügend Wahrheit. Langsam rauchten sie ihre Zigaretten, ließen sich von ihrem Instinkt leiten. Die Geschichte der Frau war ihnen nicht zugänglich, obwohl sie selbst inzwischen ein Teil davon waren. Dazu hatten die Umstände sie gemacht, so wie die der Frau sie zu dem gemacht hatten, was sie geworden war. Sie saß am längeren Hebel, denn sie brauchte nur nach ihm zu greifen. Sie würde dafür sorgen, dass die Rente weitergezahlt wurde. Den verkrüppelten Mann würde niemand vermissen, es besuchte ja niemand ein einsames Haus. Morgen würde die Frau sie für den Hausanstrich bezahlen. Morgen würden sie weiterziehen.

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