5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen. John F. Beck

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5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen - John F. Beck


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hätten längst aufkreuzen müssen, denn er glaubte nicht, sich in der vergangenen Nacht verhört zu haben. Früh am Morgen wollten die Mädchenhändler in Richtung Norden aufbrechen, und es gab nur diesen Weg mit den tiefen Fahrrinnen, die für einen Wagen passierbar waren.

      In der Nähe des Tümpels war der Fahrweg dicht von undurchdringlichem Kreosot- und Mesquitegebüsch, sowie von über mannshohen Kandelaber-Kakteen gesäumt.

      Saltillo stand genau in der Mitte, als er endlich eine Staubfahne ausmachte. Seine scharfen Augen erkannten einen Kastenwagen und zwei Reiter, die ihm folgten. Zwei Mann saßen auf dem Kutschbock. Einer von ihnen hatte eine Gitarre geschultert.

      Antonios Gitarre!

      Saltillos Gestalt straffte sich noch mehr. Sein Rücken spannte sich wie eine Bogensehne. Jeder Muskel war bereit, im Bruchteil einer Sekunde zu reagieren.

      Der Haziendero hakte den Daumen in den Leibgurt. Wie zufällig geriet dabei seine Hand in die Nähe des Revolverkolbens, während der linke Arm locker am Körper herabzuhängen schien.

      Breitbeinig stand er da wie ein Fels in der Brandung, ein Bild urwüchsiger Kraft. Und hinter ihm rieb der Rappe leise schnaubend die rosa Nüstern an den breiten Schultern.

      »Ruhig, Schwarzer«, brummte Saltillo. »Du solltet jetzt besser verschwinden.«

      Dann forderte der näherkommende Wagen seine ganze Aufmerksamkeit.

      Einer der Reiter preschte daran vorbei, solange die Fahrspur noch breit genug war.

      »Aus dem Weg, du Ratte!«, brüllte der Mann. »Zur Seite, verdammt!«

      Saltillo wich keinen Zoll von der Stelle. Aus kalten Augen sah er dem Reiter entgegen.

      »Wusste gar nicht, dass der Weg euch gehört, Hombre.«

      Der Desperado schnappte nach Luft ob soviel Kaltschnäuzigkeit.

      Sein Pferd tänzelte auf der Stelle.

      Es befand sich genau zwischen dem heranrollenden Wagen und Saltillo. Den Männern auf dem Kutschbock war die Sicht genommen, weil der Weg etwas anstieg.

      Mit einem Schritt war Saltillo am Mann.

      Er sah noch, wie der Mexikaner zum Colt tastete, aber da hatte er ihn schon am Knöchel gepackt und den Fuß aus dem Steigbügel gerissen.

      Ein kurzer Ruck nur, und der Bandit krachte in den Staub. Der Mann rollte sich blitzschnell an, um nicht unter die Hufe des eigenen Pferdes zu geraten.

      Saltillo griff dem Tier in die Zügel und konnte es beruhigen. Es war ein hochbeiniger Bronco mit einer scharfen Witterung.

      Der Haziendero sah gerade noch über die Kruppe weg. Er war gut gedeckt.

      »Da ist ein Verrückter, Sarto!«, zeterte der Gestürzte. »Er will sich mit uns anlegen!«

      »Sag dieser Kröte, sie soll den Mund halten«, befahl Saltillo knapp. »Ich hab mit dir zu reden, Singal.«

      »Dann zeig dich, oder ich schieß dich samt diesem verdammten Bronco über den Haufen. Woher kennst du mich? Was willst du?«

      »Gomez schickt mich«, versuchte Saltillo zu bluffen. »Unterhalten wir uns in Ruhe?«

      »Gomez? Ich kenn keinen Gomez! Es sei denn, du hättest mir noch mehr zu sagen.«

      Ein halbes Eingeständnis immerhin.

      Saltillo zuckte mit den Schultern. Er hätte sich eigentlich denken können, dass eine so weit verzweigte Bande wie die von Gomez Codes vereinbart hatte – und die kannte er natürlich nicht.

      Er steckte in der Zwickmühle. Lange durfte er nicht mehr hinter dem Banditenpferd bleiben, sonst machte Singal seine Drohung wahr. Dann kam es zu genau jenem Kampf, den Saltillo vermeiden wollte.

      Also trat er hinter dem Pferd hervor.

      Sarto Singal ließ sich nicht auf halbe Sachen ein. Er hielt bereits einen seiner Colts auf ihn gerichtet.

      Der Bandit, den Saltillo aus dem Sattel gewuchtet hatte, kroch aus der Schusslinie.

      Er hatte die Wange aufgeschrammt und schaute Saltillo an, als wolle er ihn sich aufs Brot streichen.

      »Raus damit«, dröhnte Sarto Singal.

      »Womit?«

      Saltillo versuchte Zeit zu gewinnen.

      »Mit der Parole natürlich, du Narr. Oder weißt du am Ende gar keine?«

      Sarto Singals Augenbrauen bildeten einen durchgehenden Strich. Auf seiner Stirn stand eine steile Falte. Der Daumen spannte den Hahn des Revolvers. Ein metallisches Klicken durchdrang die plötzlich gläsern wirkende Stille.

      »Natürlich kenn ich sie«, hörte Saltillo sich selbst sagen. Sein Mund war trocken. Die Zunge lag ihm wie ein Stück Leder im Gaumen. Sarto Singal brauchte nur den Hahn loszulassen, und dieser Bastard zielte verdammt genau.

      Der Haziendero sah, dass die Mündung auf seine Stirn zeigte, und der Bandit hatte eine äußerst ruhige Hand.

      »Wie war sie doch gleich wieder …«

      Singals Miene gefror. Er war ein Mann, der zuerst schoss und danach die Fragen stellte.

      Saltillo erkannte das jetzt, doch dieses Wissen verschaffte ihm keine Erleichterung.

      Er schielte zur Seite. Irgendwo da drüben musste Buck Mercer mit seiner Harpers-Ferry-Rifle im Anschlag auf der Lauer liegen.

      Warum rührte er sich nicht? Er musste doch bemerkt haben, dass die Lage Saltillos mittlerweile auf Messers Schneide stand.

      Dann kündete der Funke in Singals exotisch düsteren Augen von der nahen Entscheidung.

      Doch im selben Augenblick zerriss ein Krachen die Stille.

      Zwischen den Mesquitebüschen stand eine blaue Rauchwolke.

      Ein zweiter Schuss folgte.

      Saltillo fühlte noch den Luftzug der Kugel, die knapp an seinem Hals vorbeischwirrte und klatschend in den Pferdeleib schlug. Das Tier stieg auf.

      Saltillo sprang zur Seite, während neben ihm der Bronco wie von einer Axt gefällt zusammenbrach.

      Gedankenschnell flog Saltillos Colt in die Rechte.

      Der Mann mit der Gitarre kam nicht mehr zum Schuss. Er brachte nicht einmal einen der Revolver aus der Halfter, als er auch schon Saltillos Blei zu kosten bekam. Die Kugel fuhr ihm knapp über dem Schlüsselbein in die Schulter.

      Dann hatte Saltillo schon wieder den verhinderten Bronco-Reiter vor der Mündung. Er kauerte vor einem Dornengestrüpp.

      Er versuchte erst gar nicht, die Waffe zu ziehen, denn auf einmal tauchten Männer zwischen den Büschen auf. Alle hatten sie ihre Waffen auf die Mädchenhändler gerichtet.

      Der Mann am Boden hob vorsichtig die Hände in Schulterhöhe, als Sarto Singal noch kopfüber vom Bock stürzte, sich in der Luft überschlug und zwischen den scheuenden Pferden auf der Deichsel landete.

      11

      Buck Mercer brach sich Bahn zwischen den Büschen. Wie ein vorzeitliches Ungeheuer kam er herangestapft.

      Seine »Betsy«, wie er die Rifle liebevoll getauft hatte, rauchte noch. Der Mann mit dem blonden Zottelhaar, das erste Silberfäden aufwies, grinste, als säße er vor vollen Tellern.

      »Keine Sorge«, meinte er, noch ehe Saltillo fragen konnte, »ich hab den Bastard nicht umgepustet – zumindest nicht für immer.«

      »Wo hast du ihn erwischt?«

      »Streifschuss im Nacken, wenn mich nicht alles täuscht. Da wachsen ihm keine Haare mehr. Aber er kommt wieder in Ordnung, dafür garantiere ich.« °

      Saltillo


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