Seawalkers (3). Wilde Wellen. Katja Brandis

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Seawalkers (3). Wilde Wellen - Katja Brandis


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war eine coole Achterbahn.«

      »Red ihm nichts ein«, befahl die sonst so ruhige Blue, plötzlich ärgerlich. »Ich hab als Delfin in der Karibik mal einen Sturm erlebt. Wirklich sicher ist man vor so was nur ganz weit weg.«

      »Das stimmt und ich sage euch, ihr macht einen Fehler«, erklärte Miss White und wandte sich an meine beste Freundin. »Shari, du weißt noch nicht, wie mächtig die Natur ist. In einem großen Steingebäude kann man sich verkriechen, solange der Hurrikan dauert … aber im Meer seid ihr ihm ausgesetzt.«

      Ich hätte ihr gleich sagen können, dass es keinen Sinn hatte. Wenn Shari sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann klebte das dadrin und war nicht mehr rauszukriegen.

      Also wandte sich Miss White an unseren Schulleiter. »Jack, willst du ihr das wirklich erlauben?«

      »Alisha … glaubst du wirklich, dass ich einen Delfin aus dem Wasser raushalten kann?«, fragte er zurück und Mr García ergänzte: »Mir wäre natürlich am liebsten, wir könnten ihre Eltern fragen, aber ich habe keine Ahnung, wo die gerade herumschwimmen. Nur Noahs Eltern habe ich erreicht, sie können nicht rechtzeitig hier sein, um ihn abzuholen, und sagen, wir sollen uns um ihn kümmern.«

      Meine Lieblingslehrerin wirkte hin- und hergerissen. »Dann begleite ich die Gruppe, die den Sturm im Meer durchstehen will«, entschied sie schließlich und dankbar blickte ich sie an. Das war eine gute Idee von ihr und beruhigte mich sehr.

      »Finny … was ist mit dir?« Plötzlich wollte ich wissen, was unsere Rochen-Wandlerin tun würde. »Land oder Meer?«

      »Land, Mann!«, erwiderte Finny, legte mir die Hand auf den Arm und seufzte. »Mein Vater – der Cop, du erinnerst dich? – weiß nicht, was wir sind, meine Mutter und ich. Der wird uns in irgendeinen Bunker schleppen. Dad würde die Vollkrise bekommen, wenn er nicht weiß, dass wir in Sicherheit sind.«

      Noch immer sah Shari mich unverwandt an, sie wartete auf meine Antwort. Und plötzlich wusste ich nicht mehr, wie ich jemals hatte darüber nachdenken können, an Land zu bleiben. Ich wollte bei ihr sein, immer und überall. Wie schön, dass es ihr anscheinend so wichtig war, dass ich an ihrer Seite war.

      »Bin dabei«, sagte ich zu ihr und versuchte, ganz lässig zu klingen.

       Die pure Ablenkung

      Beim Frühstück am nächsten Morgen diskutierten wir natürlich wie wild darüber, was wahrscheinlich auf uns zukam. »Wahrscheinlich werden die Wellen riesig sein … hoffentlich fegen die nich’ die ganze Schule weg«, meinte Jasper und gruselte sich genüsslich.

      Finny klopfte gegen eine Wand. »Ach Quatsch. Ist das hier Beton oder nicht?«

      »Gute Menschenqualität! Sagt man doch so, oder?« Shari klopfte ebenfalls gegen den Beton, dann beäugte sie die großen Glasscheiben, aus denen man von der Cafeteria aus übers Meer hinausblicken konnte. »Aber dieses ganze Glas, ich weiß ja nicht … ich hab an meinem ersten Tag an Land ein Glas fallen lassen und das hat sich in jede Menge Stücke aufgelöst, weil es sich mit dem Boden nicht verstanden hat.«

      »Frechheit«, meinte ich. »Aber keine Sorge, das hier ist viel …«

      Wir zuckten alle zusammen, als etwas von außen gegen die Glasscheiben klatschte. Irgendetwas Silbernes.

      Aua! Mist! Hey, ihr da, bin ich zu spät? Hoffentlich bin ich nicht zu spät!, gab es von sich. Hat der Unterricht schon angefangen? Ich hab mich extra beeilt!

      Sprachlos vor Verblüffung, glotzten wir auf den etwa heringgroßen silbernen Fisch, der gerade langsam an der Scheibe herunterglitschte und anscheinend ein Seawalker war.

      »Hi«, sagte ich und spähte besorgt nach draußen. »Alles okay mit dir? Bist du verletzt?«

      Jasper fragte gar nicht erst. Er und Shari rannten nach draußen und holten die Seawalkerin nach drinnen. Sie hatte große silbrige Brustflossen, die sie wie Flügel spreizen konnte und die gerade etwas zerknittert aussahen. Ah, so ein Tier hatte ich schon mal gesehen. Allerdings nur im Fernsehen.

      Alles prima, Leute! Mir ist nur ein bisschen schwindelig, versicherte uns der Fliegende Fisch und begann, im knietiefen Wasser der Cafeteria herumzuschwimmen. Diese Glasfenster hab ich echt nicht gesehen, ihr solltet die seltener putzen.

      Olivia kam mit einem Verbandskasten herbeigeeilt, Finny mit einem Arm voller Klamotten aus der schuleigenen Reservekiste. Höflich schauten wir weg, während sich die fremde Seawalkerin verwandelte, in den Klamotten wühlte und sich anzog. Shari stützte das fremde Mädchen, das noch ein bisschen schwankte, aber uns trotzdem anlächelte. Es hatte grüne Augen, mittellanges braunes Haar, das noch nass war von der Verwandlung, und bewegte sich, als würde sie jeden zweiten Tag zum Ballett gehen.

      »Ich bin übrigens Izzy aus Kalifornien«, sagte sie ein bisschen verlegen und strich über das weite, gelb-grün gemusterte Kleid, das sie sich ausgesucht hatte. »Eigentlich Isabel, aber so nennt mich nur mein Dad. Also, was ist jetzt mit dem Unterricht?«

      »Fängt erst später an – du hast noch nichts verpasst«, beruhigte sie Shari.

      »Und fällt vielleicht sowieso aus, weil es gerade eine Hurrikanwarnung gibt«, meinte ich.

      »Was?« Izzy starrte uns an. »Hab ich nicht mitbekommen. War aber auch alles ein bisschen chaotisch. Ich bin nach Miami geflogen und von dort per Anhalter auf die Keys. Dort bin ich erst mal ziemlich herumgeirrt, weil ich den Zettel mit der Adresse der Schule verloren hatte. Mein Gepäck hab ich in einem Hotel gelassen, hm, ich hab vergessen, wie es heißt. Cool, dass ich euch endlich gefunden habe!«

      Wir mussten grinsen.

      »Ja, sehr cool«, sagte Finny und lächelte sie an. »Dein Gepäck finden wir schon noch. So, und jetzt setzen wir uns vor den Fernseher, Dizzy Izzy, und schauen, was dieser Hurrikan gerade so treibt, okay?«

      »Okay«, meinte Izzy und klaute sich ein Stück Lachs von Sharis Teller. Ihr neuer Spitzname »Wirrkopf« schien sie nicht weiter zu stören.

      »Besser, ich bringe sie erst mal zu Mr Clearwater, der will es immer gleich wissen, wenn ein neuer Schüler eintrifft«, sagte ich und brachte Izzy in den ersten Stock. Wie sich herausstellte, hatte sie sich schon von Kalifornien aus angemeldet und würde in Zukunft bei uns in der Erstjahresklasse sein.

      An diesem Tag verbrachten wir jede freie Minute vor dem Fernseher und glotzten den Wirbel an, der sich auf dem Bildschirm im Zeitraffer drehte. Adelina schwenkte ein Stück nach Süden, das machte uns Hoffnung. Vielleicht würde sie uns doch verfehlen und übers Meer hinweg weiterziehen, wo sie sich damit begnügen musste, ein paar Schiffe zu versenken?

      Tapfer versuchten Mr García und die anderen Lehrer, vorerst trotzdem wie gewohnt Unterricht zu halten (obwohl ich den Verdacht hatte, dass das in der neuen Klasse mit den Sumpfschülern hoffnungslos war). In den letzten Stunden hatten wir hauptsächlich durchgenommen, wie man andere Wood- und Seawalker über weite Strecken – bis zu einem Kilometer – in Gedanken erreichte, also richtig Fernrufe durchführte. Doch diesmal ging es wieder um unsere Gestalten.

      »Zelda, du bist dran mit der Verwandlung unter Stress«, sagte er. »Daphne, stell dich bitte ihr gegenüber und greif sie an, am besten, du versuchst, sie an den Armen zu packen.«

      Das kam nicht gut an, sofort setzte im Klassenzimmer Gemurmel ein. »Stress haben wir eh schon!« – »Kein Bock.« – »Wir müssen Nachrichten schauen!«

      Und Daphne, in zweiter Gestalt eine Lachmöwe, verschränkte die Arme. »Mr García, aber wenn Zelda das schafft, habe ich ein ekliges Geglibber in den Händen, oder? No way!« Sie war ziemlich geschwätzig, aber meistens ganz okay, obwohl sie mit Ella befreundet war. Doch unsere Nerven waren zurzeit nicht in bestem Zustand, da fiel Nettsein nicht leicht.

      Zelda sah aus, als wäre sie den Tränen


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