Jesus 5.0. Evelyn Bart
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Murmeltier
Jesus welch Freude, dass du meine Einladung angenommen hast, surrt es quer durch die Machtzentrale! Ein Willkommensgruß, gefolgt von einem sanften Tätscheln der Schulter und strahlendem Lächeln fliegt hinterher. Nichts, rein gar nichts liegt in der Luft, was sonst unser Verhältnis in Wallung bringt, staunt der Sohnemann. Verwundert mustert Jesus sein Gegenüber, die grandiose Kraft, die sanften Augen, der wache Geist, der entwaffnende Humor. Egal, in welcher Erscheinung Gott mir gegenübertritt, er ist immer eindrucksvoll. Gott sei Dank, gewagt sowas zu denken in seiner Gegenwart, seit langem überwiegt wieder das positive Gefühl, mein Groll scheint weniger zu werden, ein sanftes Seufzen füllt den Raum. Jesus, ist alles in Ordnung mit dir? Mittlerweile zieht sich eine kleine Sorgenfalte quer über die Gottesstirn. Ja, wir haben uns lange nicht gesehen, ich war nur überrascht wie entspannt die Stimmung zwischen uns beiden ist. Ein leicht gequältes Lächeln von gegenüber lässt den Messias sofort in Habachtstellung treten, oder gibt es einen speziellen Anlass für unser Treffen?
Junge, es freut mich zu sehen das du so entspannt bist, wie läuft das Resozialisierungsprogramm für hier oben? Musik scheint deine große Leidenschaft zu sein, habe ich dem Flur Funk entnommen, eure Jam-Session ist gestern live übertragen worden, fand ich prächtig. Alarmglöckchen läuten, ein Lob vom Boss für die kleinen musikalischen Ausflüge, das gab es noch nie. Mein Gefühl sagt mir, die Kacke ist am Dampfen. Sohn, ich finde es außerordentlich, wie du dich weiterentwickelst, Musik ist eine wunderbare Art, Erlebnisse auf der Erde zu verarbeiten. Deine Gelassenheit ist ein eindrucksvolles Zeichen, das du wieder bei dir bist, es schafft Platz für neue Erfahrungen! Dad, sei mir nicht böse, aber geht es dir gut? Irgendwie verwirrst du mich durch deine Wortwahl, du hörst dich an wie mein Therapeut Karl. Du wirst es mir nicht abkaufen, dein Vater hat Ziele und braucht ab und an Weiterbildungsseminare. Ich war vor kurzem auf einem Treffen der P20-Führungskräfte, es war höchst inspirierend.
Ein ungläubiger Blick heftet sich an die Lippen des Bosses, die Erde ist nicht mehr up to date. Weder die Menschheit noch die Natur, wobei wir da gleich beim Thema wären. Ich bin der Ansicht, wir könnten zusammen brainstormen, wie man den Erdball auf Vordermann bringt, flötet es von gegenüber! Mir läuft es eiskalt den Rücken runter, meine Narben pochen, ein übles Zeichen. Beim letzten Versuch, die Welt upzudaten, lieber Vater, hast du deinen Sohn im Stich gelassen. Die dir am Herzen liegenden Menschen haben mich gekreuzigt, falls du dich erinnerst, das hat mega gut funktioniert. Er ist immer noch sauer, in der Tonlage wie er lieber Vater sagt, riecht er den Braten. Jetzt heißt es volle Kraft voraus. Jesus, es schmerzt mich, dich nach über 2000 Jahren, so mit Groll von dieser Erfahrung sprechen zu hören, der wunde Punkt wäre ein Ansatz. Mein Ego stand im Vordergrund, vor lauter Kontrollwahn weihte ich niemanden in die Pläne ein. Du kämpftest alleine an der Front, ein unverzeihlicher Fehler, dennoch gilt es so viel wie möglich an Wiedergutmachung zu leisten. Im Grunde warst du isoliert, mit einer großen schier unüberwindbaren Aufgabe, die Menschheit für ihr eigenes Paradies auf Erden vorzubereiten. Du siehst ja, wie es dich nach so langer Zeit aufwühlt, trotz Therapie etc. Das Problem ist die Lösung, schiebt Gott hinterher. Himmel, was haben sie auf diesem Treffen nur mit dem Boss angestellt? Er hört sich mehr an wie ein Therapeut, früher warfen wir uns wenigstens die Vorwürfe gepflegt an den Kopf, staunt Jesus. Was genau verstehst du darunter, das Problem ist die Lösung, womöglich eine weitere Kreuzigung? Natürlich nicht, was denkst du nur, okay bevor du antwortest, gib meiner Idee eine Chance. Nach diesem furchtbaren Erlebnis hattest du keine Gelegenheit, positive Augenblicke mit den Menschen zu sammeln. Ja Vater, das erlebt jeder so, der stirbt, oder etwa nicht! Die Kreuzigug hat heftige Traumata verursacht klar, dennoch geht’s mir mitterweile traumhaft, was geflunkert ist, eine kleine Notlüge um die alten Geschichten nicht aufzuwärmen. Das Wort Wunderbar liefert eine grandiose Steilvorlage für den folgenden Monolog Gottes. Die Stimmlage, die der Chef jetzt wählt, kenne ich, diese feierliche erhabene Stimme klingt an, wenn Weltbewegendes folgt, die Skepsis kehrt zurück, die Warnlampen begeben sich in den Glühmodus. Bringt Gott mich wieder in die Bredouille?
Mein Sohn, intensiv habe ich überlegt die richtigen Worte für einen so bedeutsamen Moment zu wählen, einen Tag, an dem ich dir helfen werde, die alten Wunden zu heilen. Wie gesagt, ich habe eingehend über eine Kompensation gebrütet, um genau zu sein 1992 Jahre, weil ich dich damals im Stich gelassen habe. Tatsächliche Heilung erfährst du, wenn du an den Ort des Erlebnisses zurückkehrst. Vergebung geschieht durch positive Erfahrung, die Versöhnung mit den Menschen wird dir und ihnen Frieden bringen, ist das nicht fabelhaft, in freudiger Erwartung beendet Gott seinen Vortrag um Jesus Reaktion im Gesicht zu lesen. Die grünen Augen haben sich in ein funkelndes smaragdgrün verwandelt, in dessen Tiefen es brodelt, alle Oktaven der Gefühlsleiter sind sichtbar.
Du sendest mich wieder auf die Erde, um meine Wenigkeit zu heilen? Oder gibt es da noch eine Kleinigkeit, mutmaßt der Sohnemann. Gottes Räuspern entlarvt ihn, Sohn wenn du schon mal da bist, könntest du mir den Gefallen verwirklichen, die Menschen wieder auf den richtigen Weg zu führen. Wir haben ab und an darüber gesprochen, dein nächstes Karriereziel war doch klar. Karriereziel, redest du jetzt von mir oder etwa von eigenen Zielen, strebst du eine Beförderung an? Die Schärfe kehrt zurück ins Gespräch, wie immer schleicht sie sich ein, denkt Gott. Diesmal wird alles anders, intensive Unterstützung ist beantragt, 4 treue Begleiter, bzw. Begleiterinnen werden dir hilfreich zur Seite stehen. Wir werden eine Hotline einrichten, der direkte Kontakt zu mir ist gesichert. Sicher werde ich dieses Mal 24 Stunden am Tag für dich da sein, eine Kommandobrücke mit allem technischen Schnickschnack, der zurzeit verfügbar ist, wird mir hilfreich sein. Du bekommst jede Unterstützung, die du benötigst, ich fahre keine Ego-Tour mehr, das verspreche ich dir. Wir werden euch mit künstlicher Intelligenz vom Feinsten ausstatten, vor kurzem besuchte ich eine KI-Messe auf Andromeda, es war eindrucksvoll. Gut ein umfangreiches KI-Aufbauprogramm für die Erde gilt es zu entwickeln. Wer ist nur der Typ, der mir da gegenüber sitzt, staunt der Messias. Es klingt fast nach Kooperation, irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dir liegt mehr an der Weltrettung als an meiner finalen Heilung, die du mir auf dem Silbertablett zu servieren versuchst, Dad. Erstaunt über die eigene Klarheit, lässt ein tiefer Seufzer vom Gegenüber Jesus verstummen. Gott wirkt bedrückt, so kenn ich ihn gar nicht. Egal welche Krise die kleinen Erdlinge fabriziert haben, es hat ihn nie aus der Bahn geworfen, geschweige denn für solche Stirnfalten gesorgt. Was zum Teufel ist los? Entschuldige den Wortwitz mit der Konkurrenz, aber ist es nicht an der Zeit, mir reinen Wein einzuschenken. Gin Tonic wäre mir weitaus lieber mein Sohn, du hast Recht, ich habe wieder die Augenhöhe verlassen, diese scheibchenweise Wahrheit ist kontraproduktiv.
Die Erde ist in einem desolaten Zustand, die Menschheit ebenso, wir haben 6 Monate Zeit einzugreifen. Voraussetzung ist eine weitere Mission, falls diese wieder misslingt, werde ich arbeitslos, deswegen wurde ich vor ein paar Wochen von der Chefetage einbestellt. Am Rande des P20 Gipfel, haben sie mir dieses Ultimatum gestellt. Seit Jahrhunderten versäumte ich es angeblich die Erde positiv weiterzuentwickeln, ich hätte keine direkte Kommunikation mehr gewählt und damit den Laden praktisch runtergewirtschaftet. Das ist die Wahrheit, bitte hilf mir Jesus, ohne Unterstützung ist es nicht zu schaffen, mein Job ist mir lieb. Der alte Esel sieht ein, dass er einiges falsch entschieden hat, könnest du in Betracht ziehen, ihm zu verzeihen? Jetzt schlägt’s aber 13, ein Gesamtpaket, das ich mir beim besten Willen nicht vom Boss erwartet hätte, incl. Entschuldigung, die ungefilterte Wahrheit sowie die Bitte um Hilfe. Alter Schwede, dieses Geständnis bringt mich ehrlich gesagt etwas aus dem Konzept, Vater. Die Kollegen sind absolute Experten in ihren Fachbereichen. Eine treue Partnerin an deiner Seite wird Jeanne d’Arc, Sie wird in Gestalt einer Schwester mit dir kooperieren, du bist der Projektleiter. Weitere Mitarbeiter werden dich begleiten, Alexander von Humboldt, Marie Curie und Albert Schweitzer, die Crème de la Crème der Forscher, Gottes Begeisterung kehrt mit jedem Satz zurück. Übrigens in acht Wochen ist Startschuss, incl. Vorbereitungskurs, Dienstreise, Projektarbeit, alles was dazugehört. Ihr werdet mit KI ausgestattet, anschließend habt ihr ganze 90 Tage Zeit, die Erde aus ihrem Tief zu holen. Ein Traum, dass du mich nicht unter Druck setzt, läppische 3 Monate, um die Menschen zur Vernunft zu bringen, letztes Mal war ich 27 Jahre vor Ort, der Ausgang ist dir bekannt, moniert der Heilsbringer. Jesus, damals warst du allein, jetzt seid ihr zu fünft, ihr werdet parallel auf allen 5 Erdteilen wirken, es gibt hervorragende technische Möglichkeiten, euch zu tunen. Du gehst als Jesus 5.0 Version auf die Erde, deine Fähigkeiten und dadurch