IM IMMERZU WERDEN. Paul Schurr

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IM IMMERZU WERDEN - Paul Schurr


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ich mögen sein

      Einer von sie.

      (November 1991)

      D EUTSCHES NACHTSPIEL

      Sanfter, kaum spürbarer Regen,

      Ein Herbstwind winkt

      Die Straßenlichter hin und her

      Über nassen Asphalt.

      Weit entfernt Motorenstimmen,

      Vor den Cafès vermischt sich

      Der Geruch von Cappuccino

      Mit der Frische der Nacht.

      Ein paar Häuser weiter

      Verprügeln ein paar Deutsche

      Einen Türken, nur

      Weil der ein Türke ist.

      (November 1991)

      W INTERHIMMEL

      Ein eiskaltes Dunkelblau,fast schwarz,

      Spannt sein Tuch über die Stadt.

      Mit keiner Wolke befleckt,

      Über und über mit hellen Planeten bedeckt -

      Winzig klein und dennoch leuchtend.

      Die Blicke tasten sich mit großen Pupillen

      Hinein in dieses Glühwürmchenmeer.

      Der warme Atem geht voran,

      Steigt so hoch er dampfend steigen kann

      Und verliert sich im Nichts.

      Die Seele schickt

      Ein unsichtbares Lächeln hinterher.

      (Dezember 1991)

      A BSCHIED AN EIN FREMDES MÄDCHEN

      Bitte,

      Nimm Deine Hände von mir -

      Wie weich sie mich doch wiegen,

      Wenn der Alltag mich müde gemacht.

      Nimm sie fort.

      Gib mir Deine Wärme nicht,

      Deine Geborgenheit, Deine Seele.

      Meinen Traum von Erfüllung,

      Erfüll` ihn nicht

      Mit dieser Zärtlichkeit

      Von fallendem Schnee.

      Nimm Dir einen mit Grenzen,

      Denn meine Liebe wird

      Grenzenlos sein,

      All das Licht, das in mir ist,

      All die Schatten, die bleiben.

      Deinen Namen flüstere ich

      Den Unverletzten entgegen.

      Bitte,

      Nimm Deine Herrlichkeit von mir -

      Wie gern ich sie doch spüre,

      Wenn jede Berührung vernarbt.

      Nimm sie fort.

      Gib mir Dein Lachen nicht,

      Den Duft Deiner Augen.

      Deine Zerbrechlichkeit,

      Zerbrich sie nicht

      Mit dieser Schönheit

      Von gemeinsamen Tagen.

      Nimm Dir einen mit Vernunft,

      Mich aber lass weiterziehen

      Auf den Rücken tanzender Delphine,

      Und schwarze Hunde mich

      Durch Narzissenfelder jagen.

      Deinen Namen schreie ich

      Den Jägern entgegen.

      Deinen Namen.

      (Mai 1991)

      F LUCH DER NÄHMASCHINE

      Da wollten die Männer

      Wieder einmal

      Krieg machen,

      Doch nähten ihre Frauen

      Die Uniformen nicht.

      Also standen die Männer

      Auf den Schlachtfeldern,

      Bohrten in ihren Nasen

      Und hatten keine Ahnung,

      Wen sie nun eigentlich

      Töten sollten.

      (Juli 1991)

      L ÄCHERLICHKEITEN

      Es stritten sich

      Verbissen

      Die Kugel

      Und

      Der Würfel,

      Wer schöner sei.

      Da hüpfte vorbei

      Pfeifend

      Das Ei

      Und

      Lachte beide aus.

      (Juli 1991)

      H ARLEKINS TROST

      Vollmond, karibikwarme Sommernacht.

      Er schickt sein Amen

      Zu den Sternen,

      Flieht den Horizont entlang

      Dorthin, wo kein Zaun ihn verbaut,

      Wo niemand ihn fassen kann.

      Die Tiefe.

      Sein Atem verliert sich

      Im Dunkelblau der Ferne,

      Er spürt sich versinken

      In der Weichheit einer unbekannten Frau;

      Die Frische eines weiten Regenwaldes

      Benetzt zugleich seine Sinne.

      Und während

      Um ihn herum die morgen Toten

      Hastend ihre Köpfe schütteln,

      Während sie

      Nach jeder Stunde Leben schnappen,

      Reitet er auf einer wilden Antilope

      Und flüstert ihnen zu:

      Es ist unwichtig die Länge -

      Die Tiefe!

      (November 1991)

      2. Teil

      „UM ZU WISSEN, DASS ICH BIN“

      (1992 - 1999)

      A NS ZIEL

      Ganz Langsam,

      Behutsam,

      Muss man seinen Weg geh`n.

      Ganz langsam,

      Behutsam,

      Muss manchmal auch nur dasteh`n

      Und nichts tun

      Sich ausruh`n.

      (März 1992)

      A LLEIN DIE LIEBE

      Mit der Leichtigkeit einer Abendluft,

      Vor der sich niemand schützen kann,

      Bisweilen langsam, auch plötzlich,

      Und stets von nicht fassbarem Bann,

      Lässt sie die Denker Gedachtes vergessen,

      Raubt


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