Spieler, Pistoleros, Coltschwinger: Western Sammelband. Kirby Jonas

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Spieler, Pistoleros, Coltschwinger: Western Sammelband - Kirby Jonas


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fluchte so laut, dass es das Knistern und Fauchen des Feuers übertönte.

      Vom Dach des Haupthauses fiel ein brennendes Brett und zerbarst auf der breiten Freitreppe, wo das herumspritzende Feuer nach neuer Nahrung suchte.

      Shafter versuchte immer noch aufzustehen, stürzte auf die Schulter, kniete erneut und fiel wieder auf die Schulter.

      Calling zeigte sich an der Ecke. John schoss. Der Kerl verschwand. Und im Hof starb Shafter neben seinem bereits toten Kumpan und der Tasche mit der Beute.

      „Brian!“, schrie Calling.

      „Der hört dich vielleicht schon nicht mehr“, sagte John und richtete sich auf. Knackend repetierte er das Gewehr und ging in den zerstörten Korral hinein, in dem tote Pferde und Rinder lagen.

      Die Tasche mit der Beute lag vor Brian Shafters ausgestreckter Hand.

      John blieb ein paar Yard entfernt stehen und blickte auf den Stall. „Komm endlich hervor, Calling!“, sagte er rau.

      Calling sprang, aus seinem Revolver schießend, um die Ecke. Eine Kugel streifte John am Arm, und er warf sich hinter ein totes Pferd.

      „Was ist denn, Marshal?“, rief Calling keifend. „Du hast mich doch gerufen!“ Der Revolver entlud sich wieder und dann noch einmal, und die Kugeln fuhren klatschend in den Kadaver, der Slade deckte.

      Calling hatte fünfmal geschossen. Sie hatten fast alle nur fünf Patronen in der Trommel, um keine Kugel hinter dem Lauf sitzen zu haben, wenn sie die Waffe im Holster stecken hatten.

      John stand auf und sah den erhobenen Arm des anderen. Er sah, wie Calling abdrückte, die Waffe schüttelte, den Hammer spannte und wieder abdrückte, und er sah auch das Gewehr, das der Kerl aus der Hand hatte fallen lassen.

      „Heb das Gewehr auf“, sagte John.

      Calling ließ den Revolver fallen und blickte auf das Gewehr, hinter dem er stand. „Und wenn ich nicht will?“

      „Wenn du nicht willst, dann heb die Hände und komm her. Dann werden sie dich in Bighorn Springs eben doch noch hängen. – Na los, nun mach schon, Calling, oder wie du auch immer heißen magst!“

      Ein brennendes Brett stürzte vom Dach ins Haus und verschwand hinter der Flammenwand.

      John war einen Moment davon abgelenkt, sah aus den Augenwinkeln noch, wie Calling sich bückte und das Gewehr aufhob.

      Donnernd brach ein Stück des Daches zusammen. Flammen und Funken schossen in den Himmel.

      Calling hatte das Gewehr aufgehoben und repetierte es. John schoss einen Sekundenbruchteil eher. So wurde Calling schon getroffen, als er abdrückte.

      Seine Kugel kam aus der Richtung und heulte an John vorbei. Er taumelte, prallte gegen die Stallwand und brachte es noch fertig, sein Gewehr zu repetieren.

      John riss den Unterhebel mit einem Ruck durch und wartete.

      Calling rutschte an der Wand entlang, dann brach er jäh zusammen, als wäre sein Lebensfaden plötzlich zerschnitten worden.

      John Slade stand ein paar Sekunden an der gleichen Stelle und blickte auf das Bild grauenhafter Verwüstung. Dann ging er um die toten Rinder und Pferde herum und hob die Tasche auf. Er stand noch gebückt, als eine barsche Stimme rief: „Lass sie liegen, Marshal, sie gehört mir!“

      John richtete sich ohne die Tasche wieder auf und sah Bronson. Der Rancher stand ein paar Yards von der brennenden Hausecke entfernt und hatte den Revolver auf ihn gerichtet. Sie waren sich sehr nahe, aber die Mündung von Johns Gewehr zeigte auf den Boden.

      „Lass es fallen!“, befahl der Rancher barsch.

      Johns Hand öffnete sich, weil es sinnlos war, etwas anderes zu versuchen. Jetzt hatte er nur noch den Revolver, den Joe mitgenommen hatte, und das Messer im Stiefelschaft.

      Bronson machte einen Schritt vorwärts und blieb wieder stehen. Er hatte seinen großen Hut verloren und eine riesige Beule an der Stirn. Seine Jacke war zerrissen, das Hemd am Kragen blutig, und eine Schmarre zog sich über seinen Hals.

      „Nicht mehr viel übrig, was?“, fragte John, um Zeit zu gewinnen. „Die drei haben gründlich gearbeitet. Viel gründlicher, als ich gekonnt und gedurft hätte. Bronson – wo hast du denn gesteckt?“

      „Ich hatte Glück, Marshal.“ Bronson grinste schief, und der Flammenschein ließ Schatten über sein Gesicht huschen. „Aber ich hatte immer Glück, war immer etwas schneller und eine Nasenlänge besser als die anderen.“

      „Übrig ist trotzdem nicht viel“, sagte John. „Nur die Tasche mit dem Geld.“ Bronsons Blick traf die Tasche, hinter der John stand.

      „Bis du Rinderleute gefunden hast, ist die Herde in alle Winde zerstreut“, fuhr John fort. Er hoffte, es würde ihm noch irgendetwas einfallen, womit er den Halunken aufs Kreuz legen konnte.

      „Davon erlebst du aber nichts mehr, Marshal“, sagte der Rancher barsch. „Und natürlich haben dich die anderen erschossen! Die das Geld doch hatten und alle meine Leute umbrachten.“

      „Wie einfach manches ist“, erwiderte John. Er warf einen Blick auf den zusammengebrochenen Bretterschuppen, hoffte, Bronson damit ablenken zu können, und sagte: „Hast du unter den Brettern gelegen?“

      Bronson blickte nicht zu dem wüsten Trümmerhaufen hinüber, den der bizarre Flammenschein beleuchtete. „Irgendwo“, sagte er. „Hast du noch einen Wunsch?“

      „Ich möchte, dass du vor mir in der Hölle ankommst“, sagte John und lächelte säuerlich.

      Da knallte und knackte es in dem lichterloh brennenden Haus. Das restliche Dach bog sich mit dem Gebälk ins Haus hinein und stürzte donnernd und krachend in die Halle, wo alles zerplatzte. Flammen, Rauch und Funken stachen aus den brennenden Wänden und leeren Fensterhöhlen. Das letzte Glas zerplatzte, und Bronson blickte nun doch zu seinem Haus hinüber.

      John ließ sich nach hinten fallen und griff zur Waffe.

      Bronson fluchte und schoss, die Kugel ging vorbei. John rollte zur Seite, kam hoch und wollte über ein Tier hinweg. Da traf ihn ein Schlag gegen den Arm, und ein Schrei wurde von seinen Lippen gerissen.

      Er rollte hinter den Kadaver und hörte das bellende Gelächter des Ranchers. Auf dem verletzten linken Arm liegend, hob er den Revolver und feuerte auf den Mann, der herangerannt kam.

      Bronson zuckte unter dem Einschlag der ersten Kugel zusammen, aber John schoss auf ihn, bis die Trommel leer war, und er sah den fetten Mann immer wieder zusammenzucken.

      Als das Krachen im Fauchen des Feuers unterging, lag Bronson röchelnd im Hof, und er lag ausgerechnet auf Shafter, den Kopf direkt neben der Tasche mit dem Geld.

      John Slade stand auf und schob den leergeschossenen Revolver ins Holster. Blut lief ihm über den Arm. Er stieg über das tote Pferd und stieß Bronson den Fuß gegen die Schulter. Der Rancher rollte von dem Toten herunter. John sah, dass er am Ende seines Weges angelangt war.

      „So ist das, wenn man zu sehr über den Dingen steht und keinen anderen neben sich dulden kann, Bronson!“, stieß John hervor.

      Langsam verloschen Bronsons Augen, und John war nicht sicher, ob ihn der Mann noch verstanden hatte. Es war zu Ende.

      John hob die Tasche auf. Das Blut lief ihm nun schon über die Hand, und die Schmerzen bohrten in seiner Schulter. Er wandte sich ab und lief durch den zerstörten Korral. Als er dahinter das Pferd nicht sehen konnte, ließ er die Tasche fallen, zerrte sich die Jacke hinunter und zog das Messer aus dem Stiefelschaft. Er schnitt den Ärmel unter der Schulter ab und sah eine breite Fleischwunde, die stark blutete. Er verband sich notdürftig mit dem Jackenärmel, hob die Tasche auf und ging weiter, um das Pferd zu suchen.

      *

      Einen Sonnenstrahl irrte durch das kleine Fenster neben der Tür und zeichnete einen hellen Fleck auf die Wand im Office.

      Sechs


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