Zur Unzeit, gegeigt. Rudolph Bauer

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Zur Unzeit, gegeigt - Rudolph Bauer


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dem sokrates

      der fragte ihn zuerst wo man sich essen besorgt

      dann aber wie der mensch edel wird und wodurch

      tüchtig

      xenophon im heerzug von kyros dem perser

      kam mit zehntausenden griechischen söldnern

      ins reich jener achämeniden zu der geflügelten

      sphinx

      die truppen wurden geschlagen zogen zurück

      ans schwarze meer unerwünscht von den athenern

      dient xenophon sparta das ihn mit einem landgut

      belehnt

      dort lebte xenophon glücklich und schreibend

      werke der philosophie geschichte und wirtschaft

      verfasser eines schmalen aufsatzes über die

      reitkunst

      nur diese schrift besitzt heute noch geltung

      nicht die söldner und der heerzug kyros des

      persers

      nicht erwünscht zu sein von athen und die anderen

      werke

      Yggdrasil, der Weltenbaum

      ein adler

      namenlos sitzt im geäst

      der krone die den himmel trägt

      den habicht zwischen seinen augen

      am fuße mit drei nornen

      der brunnen

      zwei schlangen saugen an den wurzeln

      an einer nagt der drach

      eichhörnchen klettert

      mit böser nachricht

      zwischen drach und adler

      und unter seinen zweigen

      tagt das gericht der götter

      um über menschenschicksal zu bestimmen

      der weltenbaum

      der lebensbaum

      der opferbaum

      der wissensbaum

      der schreckensbaum

      der friedensbaum

      der galgen ross

      und der gehängte reiter

      bedenkt das weltenende wenn sie bebt

      Die Kriegs- und Friedensposaune lassen also

      gern alle neun Musen liegen und

      beweinen höchstens Blutvergießen,

      Hunger, Krankheiten und gekränkte Rechte

      der Menschheit von beiden Seiten.

       Herder

      Novemberrevolution 1918

      die matrosen in kiel wilhelmshaven stade und emden

      weigerten sich auszulaufen

      mit den kriegsschiffen in den nassen den sicheren tod

      die soldaten im feld an der front in schützengräben

      weigerten sich zu fallen

      in glitschigem matsch aus blut urin und gedärmen

      die arbeiter in den fabriken fleißig am fließband

      weigerten sich herzustellen

      waffen und kriegsgeräte statt töpfe und pfannen

      die arbeiter auf den werften und an der drehbank

      weigerten sich schiffe

      zu bauen und kanonen zu bohren aus kruppstahl

      ihre schuftenden hungrigen frauen hinter der front

      weigerten sich zu gebären

      neue soldaten und neue mädchen für neue soldaten

      in den dörfern die bauern auf äckern feldern und wiesen

      verweigerten abzuliefern

      die ernte die rinder und schweine die knechte fürs heer

      matrosen soldaten arbeiter frauen die bauern das volk

      statt fortzusetzen befohlenes

      morden jubelten laut lang lebe der frieden die freiheit

       matrosen soldaten arbeiter frauen die bauern das volk

      verjagten den deutschen kaiser

      verschonten sträflich jedoch generale richter und chefs

      matrosen soldaten arbeiter frauen die bauern das volk

      vertrauten den noskes

      diese begrüßten den aufstand und befahlen sodann

      die mutigen kämpfer und frauen der roten revolution

      niedermetzeln zu lassen

      zur wiederherstellung angeblich von ruhe und ordnung

      zur wiederherstellung von ruhe und ordnung das heißt

      um den weg frei zu schießen

      für den aufstieg und sieg des imperialismus und der

      faschisten

      Deutsche Neunte November

      kein tag wie jeder andere

      an dem in deutschland revoltierten

      soldaten arbeiter matrosen

      die bauern und die weiber standen auf

      sie siegten dann

      kein tag wie jeder andere

      an dem die nazi-grätze synagogen

      und judenläden lynchte

      auf befehl von oben und devot

      im führerwahn

      kein tag wie jeder andere

      an dem die grenze die gemauert

      trennte ost und west

      sich als schimäre hat erwiesen

      für bananen

      kein tag wie jeder andere

      an dem die deutsche staatsräson

      mit reichskristallgedenken

      den sieg der freiheit überglänzt

      des friedens glück

      kein tag wie jeder andere

      an dem das geldvereinte deutschland

      mit dumpfen böllerschüssen

      das glück des friedens überdröhnt

      der freiheit sieg

       kein tag wie jeder andere

      an dem weil rebellion erfolgreich

      war und rote räte siegten

      ihr scheitern hochgejubelt wird

      ersäuft im blut

      kein tag wie jeder andere

      an dem ein falsch erinnern wabert

      welches die mörder-bande

      feiger burschenschafter zum retter

      hochstilisiert

      kein


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