Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018. Pete Hackett
Читать онлайн книгу.vielleicht noch eine Stunde, dann würde sie sich über den Horizont schieben.
Es war vielleicht nicht schlecht, die Morgenkühle zum Marschieren zu nutzen.
Er richtete sich mühsam auf und warf einen kurzen Blick auf das Feuer. Es war längst niedergebrannt. Reilly setzte seinen Weg fort, während es langsam heller wurde.
Schritt um Schritt setzte er vorwärts, während die Zeit verstrich. Ein paar Stunden rannen dahin, ehe er den Pass erreicht hatte.
Dann brannte die Sonne wieder unbarmherzig auf ihn hernieder.
Noch ein Schluck aus der Wasserflasche, dann warf er das leere Gefäß weg.
Hier würde er nirgends Aussicht haben, Wasser zu finden.
Hier gab es nur Staub, Felsen und Ödnis.
Wie lange kann man unter diesen Bedingungen überleben?, dachte er.
Es war fruchtlos, näher darüber nachzudenken. Bereits jetzt, nur kurze Zeit, nachdem er den letzten Schluck genommen hatte, fühlte sich seine Kehle bereits wieder staubtrocken an.
Er spürte seine Beine kaum, wie sie einen Fuß vor den anderen setzten. Aber er hörte den Wind sein grausames Lied durch die Felsen pfeifen.
Für einen kurzen Moment wunderte es Reilly geradezu, dass sich noch kein Geier eingefunden hatte.
Mehr und mehr wurde Reilly von Schwindelgefühlen ergriffen.
Schließlich kam er taumelnd zu Boden. Noch einmal spannte er seine Muskeln und Sehnen, um wieder hochzukommen, aber vergeblich. Er konnte den Staub mit den Lippen spüren.
Er wollte nicht aufgeben, wollte sich noch geschlagen geben, obwohl es keine Aussicht auf Überleben mehr für ihn gab.
Aber er hatte einfach keine Kraft mehr.
Das ist es also!, dachte er. Das Ende...
Vor seinen Augen begann sich alles zu drehen.
Gnädige Dunkelheit senkte sich über ihn. Und dann war da gar nichts mehr. Nur noch namenlose Schwärze - und Stille.
7
Es war, als würde er aus einer unvorstellbaren Tiefe wieder auftauchen, hinauf, an die Oberfläche.
Das Licht schien unsagbar grell zu sein und tat in den Augen weh.
Bevor er die Augen öffnete, zögerte er etwas. Dann blinzelte er und hörte Stimmen.
"Wir hatten Sie schon fast aufgegeben, Major Reilly! Aber jetzt sind Sie über den Berg!"
Reilly kannte die Stimme. Sie gehörte Loudon, dem Doc von Fort Deming. Er blickte in die ruhigen, dunklen Augen des Arztes und schluckte.
"Sagen Sie am besten nichts, Reilly! Sie haben einiges mitgemacht und müssen immer noch mit Ihren Kräften haushalten!"
Reilly bemerkte, dass er in einem Bett lag. Es war heller Tag, aber er hatte keine Ahnung welcher. Sein Zeitgefühl war völlig durcheinander.
"Wie...?"
Es war kaum ein Krächzen, was da über seine Lippen kam. Und es klang für Reillys eigene Ohren regelrecht erbärmlich. Er wollte sich aufsetzen, aber der Doc drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück auf sein Lager.
"Als der Geldtransport überfällig war, hat der Colonel einen Suchtrupp losgeschickt. Der hat Sie dann gefunden. Es ist erstaunlich, dass Sie es in Ihrem Zustand bis zum Pass geschafft haben..."
"Diese Hunde!", keuchte Reilly. Seine Stimme klang jetzt schon besser, so fand er.
"Es war die Bande von El Tigre, nicht wahr?"
"Ja!"
"Ach, übrigens... Wenn Sie wieder etwas besser beieinander sind, dann will der Colonel mit Ihnen sprechen."
Reilly grunzte etwas, aber das war nicht zu verstehen.
Dann, nach einer kurzen Pause, erkundigte er sich: "Wissen Sie, was er will?"
Der Doc lachte heiser.
"Na, was wohl? Das kann man sich doch an zwei Fingern abzählen!" Er zuckte mit den Schultern. "Ich schätze, dass er Ihnen einen Orden an Ihre Heldenbrust heften wird! Besondere Tapferkeit oder soetwas!"
Pah!, dachte Reilly sarkastisch. Ein Orden machte keinen der Männer wieder lebendig, die unter seinem Kommando gestanden hatten!
Dann schlief er wieder ein.
8
Als er das nächste Mal erwachte, ging es ihm schon wesentlich besser.
Er spürte noch seine Schulter, aber der Verband, den der Doc angelegt hatte, war gut. Von der Wunde am Bein merkte er nur noch etwas, wenn er aufzutreten versuchte.
Ein paar Stunden später stand er frisch gewaschen und in einer neuen Uniform im Dienstzimmer von Colonel Devereaux.
Der Colonel war ein großer, grauhaariger Mann mit einem buschigen Schnurrbart und ruhigen, dunklen Augen, die Reilly wohlwollend musterten.
Er war der Kommandant von Fort Deming stand aufrecht hinter seinem Schreibtisch.
Rechts von ihm befand sich Owens, sein Adjutant, der sich ebenfalls erhoben hatte.
"Nun, wie geht es Ihnen, Major?", fragte Devereaux. Reilly versuchte Haltung anzunehmen, aber der Colonel winkte ab.
"Lassen Sie das, Reilly! Setzen Sie sich!"
"Ich danke Ihnen, Colonel!"
"Es tut mir leid, dass ich Sie nicht länger schonen konnte", erklärte Devereaux.
"Mir geht es gut", unterbrach Reilly. "Ich bin schon fast wieder richtig auf dem Damm!"
Devereaux lächelte nachsichtig.
"Ich weiß, dass Sie ein harter Brocken sind, der einiges einstecken kann, Major. Aber in diesem Fall überschätzen Sie Ihre Kräfte wahrscheinlich... Nun, wie dem auch sei... Der erste Grund dafür, dass ich Sie habe zu mir rufen lassen, ist diese Medaille hier!" Er deutete auf den Tisch und Reilly bemerkte den Orden, der dort bereitlag. "Mit solchen Dingen kann man natürlich auch warten, aber mit der anderen Sache geht das nicht. Wir müssen von Ihnen alles über den Überfall wissen. Alles, jede Kleinigkeit! Waren es El Tigres Leute?"
"Ja. Zwei von der Meute erwähnten diesen Namen."
Der Colonel nickte und sein Gesicht verdüsterte sich ein wenig.
"Das