Krimi & Thriller Sammelband 1101 Montagskiller. Earl Warren

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Krimi & Thriller Sammelband 1101 Montagskiller - Earl Warren


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wissen, G-man!"

      "Man braucht doch nur zwei und zwei zusammenzählen. Einem Mann die Knochen brechen ist eine Sache - aber mit der Wasserleiche wird keiner Ihrer Freunde etwas zu tun haben wollen. Und deshalb werden Sie auspacken und so viel wie möglich auf Sie schieben."

      An diesem Abend biss ich auf Granit bei ihm.

      Ich unterhielt mich hinterher kurz mit Agent Baker über ihn. "Ich habe schon lange keinen so harten Brocken mehr gehabt", meinte er. "Er ist überhaupt nicht zu beeindrucken."

      "Lassen wir ihn eine Nacht über diese Sache schlafen", sagte ich. "Ich glaube nicht, dass ihm schon wirklich klar ist, was die Kugel aus seiner Waffe im Körper dieses Call-Girls für ihn bedeutet..."

      "Wusstest du übrigens schon, dass Spark definitiv im Madison Square Garden war, als Gerratti erschossen wurde?"

      Ich schüttelte den Kopf. "Das ist mir neu."

      "Unsere Spezialisten haben sich mit dem Videoband beschäftigt, dass es von der Fernsehaufzeichnung gibt. Auf einer Vergrößerung ist Spark eindeutig zu erkennen. Allerdings befand er sich nicht in dem Areal, von wo aus die tödlichen Schüsse abgegeben wurden. Aber dort hätte sich Spark natürlich jederzeit hinbegeben können."

      16

      Einige Minuten später betrat ich das Dienstzimmer, das ich mir mit Milo teilte.

      Orry und Clive waren aus ihrem Büro herübergekommen. Milos Blick war angestrengt auf den Computerschirm gerichtet. Clive stand hinter ihm und sah ihm über die Schulter.

      "Hallo, Jesse", begrüßte mich Orry. "Es gibt Neuigkeiten!"

      Ich hob die Augenbrauen.

      "Ich bin gespannt!"

      "Es geht um die Fliege", berichtete Orry und deutete auf die Karte mit der aufgeklebten Fliege und der Patrone, die ein Unbekannter dem Veranstalter des Wrestling-Kampfes zugeschickt hatte. "Es gab vor sechs Jahren einen Fall in Baltimore, der auffällige Parallelen aufweist und nie aufgeklärt wurde." Während Orry weitersprach, stellte ich mich neben Clive Caravaggio und blickte ebenfalls Milo über die Schulter. Ich fing an das Datenblatt zu lesen, das auf dem Schirm zu sehen war. Über das Datenverbundsystem NYSIS konnten wir landesweit mit anderen Polizeieinheiten Daten austauschen. Das Material, was gerade auf dem Bildschirm angezeigt wurde, stammte vom Police Department of Baltimore.

      Ich überflog die Zeilen, während Orry fortfuhr: "Ein Killer hatte es auf Sportler abgesehen. Dreimal hat er sich in Basketballspiele unter die Zuschauer gemischt und auf Spieler geschossen. Einer sitzt heute im Rollstuhl, die beiden anderen sind tot. Sein Erkennungszeichen war die Fliege. Er klebte sie auf Karten und verschickte sie. Das erste Opfer bekam sie im voraus, das zweite und das dritte nicht. Da sandte er die Karten erst im Nachhinein an den Veranstalter oder an Angehörige des Opfers. Einmal legte er eine Patrone bei, so wie in diesem Fall."

      "Wir müssen uns unbedingt sämtliche Akten über diesen Fall kommen lassen", meinte ich.

      Clive meinte: "Alles, was über Datenleitungen zu bekommen war, haben wir. Der Rest ist - hoffentlich! - auf dem Weg!"

      "Die Geschichte geht übrigens noch weiter, Jesse", fuhr Orry fort. "Die Untersuchung des Falles lag beim Chef der Homicide Squad in Baltimore. Captain Ray Koenig, war sein Name..."

      "War?", echote ich.

      Orry nickte. "Ja, der Killer begann ein sadistisches Spiel mit ihm zu spielen. Er rief ihn an, kündigte ein angebliches Attentat an und lockte Koenig in eine Falle. Er erschoss ihn."

      "Dann gibt es Stimmproben von ihm?"

      "Nein. Er rief Koenig zu Hause an. Es gab keine Möglichkeit, das Gespräch aufzuzeichnen. Zwei Tage nach Koenigs Ermordung sandte der Killer erneut eine dieser ekelhaften Fliegenkarten an das Department. Diesmal lag die Waffe bei, mit der er alle Morde begangen hatte. Danach hat man nie wieder etwas von ihm gehört."

      "Ein Psychopath!", entfuhr es mir spontan. "Einer, der den Behörden beweisen will, dass er alles kann. Dass er ungeniert morden kann - möglichst vor den Augen vieler Zeugen - und entkommt! Irgendwie etwas in der Art..."

      "Die Sache hat damals Riesenschlagzeilen gemacht", sagte jetzt Clive Caravaggio. "In der Umgebung von Baltimore fanden für ein paar Jahre Basketballspiele nur noch unter enormem Polizeiaufgebot und strengen Sicherheitskontrollen statt. Aber der Killer scheint nicht mehr aktiv geworden zu sein..."

      "Bis jetzt", meinte Orry.

      "Und wenn sich einfach nur jemand an diesen Fall angehängt hat, um einen Mord, der ganz andere Hintergründe hat, diesem unbekannten Irren in die Schuhe zu schieben?", gab Milo zu bedenken.

      Orry zuckte die Achseln.

      "Mit dieser Möglichkeit müssen wir natürlich auch rechnen."

      Er deutete auf die Karte. "Dafür würden übrigens gewisse Abweichungen sprechen, die zwischen dieser Karte hier und den damals versandten Exemplaren festzustellen sind. Eine tote Fliege auf einen Karton kleben kann schließlich jeder. Und die Einzelheiten wurden in der Presse damals breit genug getreten."

      "Und worin bestehen die Unterschiede?", fragte ich.

      "Der Klebstoff und der Karton sind bei dieser Karte anders", stellte Orry fest. "Andererseits ist dieser Killer ja seit Jahren nicht mehr aktiv. Vielleicht hat er seine Methode etwas geändert. Zumindest in den Details..."

      17

      Es dämmerte, als Milo und ich auf dem Weg nach Hause waren.

      Ich quälte mich mit dem Sportwagen durch den dichten Abendverkehr. Es hatte zu nieseln begonnen. Ein paar Straßen noch, dann würde ich Milo an der bekannten Ecke absetzen und ihn dort am nächsten Morgen vor Dienstbeginn wieder abholen.

      "Mir gefällt diese Serienkiller-Story nicht", bekannte Milo. "Irgendwie will es mir nicht in den Kopf, dass dieser Täter nach drei Attentaten - von denen eines noch nicht einmal erfolgreich war und nur ein Versuch geblieben ist! sich einfach zur Ruhe setzt und dann sechs Jahre danach wieder anfängt. An einem anderen Ort!"

      "Baltimore ist nicht aus der Welt", gab ich zu bedenken.

      "Er könnte hier her gezogen sein. Außerdem weißt du, dass es solche Fälle gibt. Psychopathisch veranlagte Täter, die zwischendurch vielleicht jahrelang nicht morden, bevor der Drang zu töten sie wieder übermannt..."

      "Trotzdem..."

      "Gefällt dir nicht, dass wir jetzt in zwei Richtungen ermitteln müssen, was?"

      "Dir vielleicht, Jesse?"

      "Vielleicht könnte man nochmal überprüfen, ob es irgendwelche Zusammenhänge zwischen den Opfern von damals und Gerratti gab", meinte ich. "Kann ja sein, dass auch damals irgendetwas übersehen wurde..."

      "Ich frage mich, was diese Fliege soll", meinte Milo.

      "Eine Art Unterschrift des Killers."

      "Ja, so hat man das schon vor sechs Jahren interpretiert... Aber es muss irgendeine Bedeutung dahinterstecken. Warum eine Fliege? Er könnte uns genauso gut ein handgeschriebenes Geständnis schicken, wenn er wirklich nur wollte, dass man die Tat auch auf sein Konto gutschreibt!"

      Eine Pause folgte.

      Dann kam die Order aus der Zentrale.

      Wir sollten noch keinen Feierabend bekommen, sondern stattdessen das Blaulicht auf das Dach des Sportwagens setzen.

      Ein Unbekannter hatte mit verstellter Stimme im Hauptquartier des FBI angerufen. Er hatte behauptet per Handy aus der Thomas Jefferson Hall in Jersey City anzurufen und in wenigen Minuten ein Attentat verüben zu wollen...

      18

      Der Mann stand mitten im Publikum der Thomas Jefferson Hall in Jersey City. Er hatte den Kragen seiner Lederjacke hochgeschlagen, so dass er


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