Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand. Glenn Stirling

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Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand - Glenn Stirling


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drei Polizisten gaben sich alle Mühe, doch es wurden eher mehr Zuschauer als weniger.

      Die Frau war jung, und sie befand sich in anderen Umständen. Das sah Dr. Wolf sofort. Ihr Arm war verletzt, das Gesicht links von Glassplittern zerschnitten, doch davon konnten die großen Schmerzen nicht kommen.

      „Hören Sie mich?“, fragte er die Frau, und sie sah ihn aus tränennassen Augen an.

      Sie nickte kaum merklich.

      „Im wievielten Monat sind Sie?“

      „Siebten“, lispelte sie heiser.

      „Die Trage!“, rief Dr. Wolf über die Schulter zurück.

      Die beiden Krankenträger kamen, hoben in lang erprobter Routine die Verletzte auf die Trage und brachten sie in den Notarztwagen.

      Erst jetzt, als er den beiden folgte, sah Dr. Wolf, was überhaupt passiert war. Er erkannte den Lastwagen, der gegen die Hauswand geprallt war und ein ganzes Stück von der Mauer herausgerissen hatte. Ein anderer Wagen schien nicht daran beteiligt zu sein.

      „Kann ich mit, sie ist meine Frau?“, sagte jemand von der Seite her zu Dr. Wolf.

      Er wandte den Kopf und sah den jungen Mann von eben. Sonnengebräuntes Gesicht, kräftige Statur und eine mit Staub bedeckte Lederjacke unterm Arm.

      „Nein, Doktor, das geht nicht“, rief einer der Polizisten. „Er ist der Fahrer, er kann hier nicht weg! Die Karre kann ja nicht ewig so stehenbleiben.“

      Der junge Mann gab Dr. Wolf einen Zettel.

      „Rufen Sie bitte dort an, wenn ...“

      Er sprach nicht aus, was sein würde oder könnte.

      „Gut, wir bringen sie ins St.-Anna-Hospital. Melden Sie sich dort, sobald Sie können.“

      Im Wagen verband Dr. Wolf zuerst die Schnitt- und die Armverletzungen, kleidete mit Hilfe der beiden Sanitäter die Frau aus, um nach anderen Verletzungen zu suchen. Es gab äußerlich keine. Doch infolge des Schocks hatte die Geburt eingesetzt. Zunächst noch mit heftigen Wehen. Dass die Geburt selbst nicht lange auf sich warten lassen würde, bemerkte Dr. Wolf am Abgang des Fruchtwassers.

      Die Untersuchung musste sein. Dr. Wolf brauchte einen klaren Befund, bevor er sich entschied, ob sofort zum Krankenhaus gefahren werden musste oder ob lebenswichtige Dinge jetzt geschehen sollten.

      Als er mit der Untersuchung fertig war, wusste er, dass eine normale Geburt ausgeschlossen sein würde. Das Kind hatte eine Steißlage.

      Die Entscheidung war einfach: Auf schnellstem Weg ins Krankenhaus.

      Dr. Wolf sagte es dem Fahrer, der lief nach vorn, schaltete Martinshorn und Blaulicht ein, rief einem der Polizisten etwas zu, und schon knatterte ein Motorrad. Der Polizist fuhr voraus, und schon ging es los.

      In rasender Fahrt jagte der weiße Wagen mit zuckenden Blaulichtern und heulender Sirene durch die Straßen. Der rege Vormittagsverkehr behinderte die Fahrt, aber als sie endlich auf der breiten Ringstraße waren, kamen sie wieder schneller voran.

      Dann endlich bog der Wagen in die Einfahrt des St.-Anna-Hospitals ein. Über Sprechfunk hatte Dr. Wolf bereits die Chirurgie verständigt. Die Frau wurde sofort in den OP Saal gebracht, und von nun an lag alles daran, den Wettlauf mit dem Tode zu gewinnen.

      Der Oberarzt Dr. Holmann leitete die Operation: Kaiserschnitt.

      Trotz größter Sorgfalt der Chirurgen kam es zu einer heftigen Blutung, als das Kind bereits geboren war. Dr. Holmann und Dr. Wolf kämpften um das Leben der Frau, versuchten mit sofort eingeleiteten Blutinfusionen den Verlust zu kompensieren, doch plötzlich machte der Kreislauf schlapp.

      Strophantin und andere anregende Injektionen wurden gegeben. Dr. Wolf führte eine Herzmassage durch, und endlich, als ein Exitus fast unabwendbar schien, setzte das Herz wieder ein. Während zwei Hebammen sich um das Frühgeborene bemühten, konnten die Ärzte die Blutung stillen.

      Der Assistenzarzt Dr. Brecht führte indessen eine weitere Blutinfusion durch, der Anästhesist kontrollierte weiter Atmung und Kreislauf sowie die Herztöne. Doch hier schien die kritische Situation überwunden zu sein.

      Der Wettlauf mit dem Tode war in der ersten Runde gewonnen. Mutter und Kind – ein kleines Mädchen – lebten.

      Eine Stunde später sprach Dr. Wolf den jungen Ehemann. Er hatte seine Frau noch nicht sehen können, das Kind jedoch schon durch eine große Glasscheibe. Er wusste auch, dass immer noch Lebensgefahr für seine Frau bestand, und wirkte verständlicherweise nervös und sehr besorgt.

      Dr. Wolf beruhigte den jungen Mann wie ein Vater, obgleich er selbst in diese Rolle mit seinen fünfunddreißig Jahren schlecht passte. Aber die ganze Erscheinung des großen und kräftigen Arztes, seine tiefe Stimme und die Ruhe, die er ausstrahlte, verfehlten ihre Wirkung auf den jungen Unglücksfahrer nicht.

      „Wie ist das denn überhaupt passiert?“, fragte Dr. Wolf. „Ich will Sie nicht ausquetschen, aber vielleicht sollten Sie einmal in Ruhe darüber reden, das könnte Ihnen helfen, den Schock zu überwinden.“

      Der junge Mann wischte sich über die Augen. Dann zündete er sich mit zitternden Händen die Zigarette an, die Dr. Wolf ihm angeboten hatte.

      „Ich fuhr die Ferenburger Straße lang, meine Frau saß neben mir. Ich wollte eigentlich nicht, dass sie mitfuhr, aber sie sagte, es machte ihr nichts aus, und außerdem wollte sie bei meiner Schwiegermutter in der Berliner Straße raus. Wir waren also gerade an der Stelle, wo es dann passiert ist, als links aus der Viktoriastraße ein Pkw herauszischt. Ein grauer Mercedes 220 S. Der kommt da mit einem Affenzahn raus, und ich bin schon viel zu nahe, um noch zu bremsen. Natürlich steige ich auf die Bremse, reiße das Lenkrad herum und knalle mit dem rechten Vorderrad an den Bordstein. Der ist da sehr hoch, wie ich nachher gesehen habe. Und da muss mir der rechte Vorderreifen geknallt sein. Natürlich riss es die Karre nach rechts und dann an die Hauswand dran. Meine Frau ist schon beim Bremsen gegen die Scheibe geflogen, ja und dann lag sie vor dem Sitz und schrie. Ich habe sie herausgehoben, aber da hat sie noch schlimmer geschrien ...“

      „Und der Mercedes?“

      Der junge Mann zuckte die Schultern.

      „Weg. Ich habe nur gesehen, dass ’ne Frau am Steuer saß. Hellblond war sie, und eine blaue Bluse oder ein Kleid hatte sie an. Und der Mercedes hatte rote Polster.“

      „Das Kennzeichen?“

      „Ich habe das nicht mehr gesehen.“ „Keine Zeugen?“

      „Genug Zeugen“, sagte er, „aber die Nummer hat kein einziger festgestellt. Die meisten sagen, es wäre ’ne Frau drin gewesen, aber es gibt welche, die sagen, sie hätte braune Haare gehabt, andere sagen, sie wäre rothaarig. Aber ich habe es genau gesehen. Blond war sie, hellblond. Und die Polster waren rot. Der Wagen grau, so richtig grau, wie viele Mercedes. Und ein 220 S war es, da kenne ich mich aus.“

      „Aus der Viktoriastraße kam der Wagen. Hatte also keine Vorfahrt. Ist doch sogar eine Stoppstraße, nicht wahr?“, fragte Dr. Wolf, und so allmählich kam ihm ein schrecklicher Gedanke.

      „Ja, und mit einem Affentempo kam die da raus. Fragen Sie mal den Polizisten, der hat sie gleich über Polizeifunk suchen lassen. Vielleicht haben die die Frau gefunden.“

      Dr. Wolf nickte.

      „Hoffentlich. Schreiben Sie mir bitte Ihre Adresse auf, damit ich Sie gegebenenfalls über den Zustand Ihrer Frau informieren kann. Haben Sie Telefon?“

      „In der Firma ... Baustoffgroßhandlung Ritter in der Moebiusstraße. Die Nummer ist 23 65 66. Mein Name ist übrigens Heinz Hartwig. Aber ich habe alles schon der Schwester angegeben und ...“

      „Danke, Herr Hartwig, das genügt.“

      Dr. Wolf erhob sich.

      „Ich hoffe, dass mit Ihrer Frau alles gutgeht. Nach menschlichem Ermessen müsste


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