Unternehmer Deines Business Ecosystems. Uwe Klaus Hotz
Читать онлайн книгу.Facebook investierte also in ein Data Center und entwickelte eine Plattform für Daten. Auf der Plattform werden Nutzerdaten gesammelt, ausgewertet und den Werbenden zur Verfügung gestellt. Es gibt kaum einfachere und ertragreichere Geschäftsmodelle. Sobald das eigene direkte Nutzerpotenzial weitgehend ausgereizt war, kaufte der Konzern andere Firmen, um in den Besitz von mehr werberelevanten Informationen zu kommen. Bei Facebook waren WhatsApp und Instagram nur die bekanntesten Zukäufe. Mehr als 65 unterschiedliche Firmen hat der Tech Gigant bereits aufgekauft. Sucht man eine komplette Liste dieser Zukäufe, sind diese Informationen, zum Beispiel 2016 veröffentlicht, wie durch Zauberhand nicht mehr im Internet aufzufinden. Statt der versprochenen Infografik findet man belanglose Fotos von Tablets und Smartphones. Was der Nutzer freiwillig und teils unwissend mit Facebook teilt, nimmt das Unternehmen gerne an. Den Überblick über die Macht des Unternehmens behält es aber lieber für sich. Tech-Konzerne können auch unliebsame Spuren im World Wide Web tilgen, während der Einzelnutzer noch seine Spuren hinterlässt, wenn er längst verstorben ist.
Erstaunlich ist: durch den Sozialisierungseffekt der Gruppe macht bei der Frei-Daten-Orgie beinahe jeder freiwillig mit. Was wir Facebook nicht mitteilen, sagen wir WhatsApp oder posten es auf Instagram. Begründung: Wenn ich nicht mitmache, bin ich out. Der Mensch als Herdenvieh.
Geschäftsmodell
Definition
➢ Die Grundlogik, wie eine Organisation Werte schafft (Osterwalder, Pigneur)
Vorteile
• Gemeinsames Verständnis des eigenen Geschäfts
• Differenzierung im Wettbewerbsumfeld
• Skalierbarkeit beurteilen
• Innovationen ermöglichen
Voraussetzungen
• Zentrales Leistungsversprechen
Charakteristika
• Auf Unternehmensseite
○ Schlüsselressourcen
○ Schlüsselaktivitäten
○ Schlüsselpartner
○ Kostenmodell
• Auf Kundenseite
○ Kundenbeziehungen
○ Kommunikations- und Distributionskanäle
○ Kundensegmente
○ Erlösmodell
Nun wird es gefährlich. Warum? Weil in unserem Gehirn noch die Muster aus der Steinzeit einprogrammiert sind. Es ist für digitale Bedrohung schlicht nicht gebaut.
Wir können die Schwere von Bedrohungen nicht mehr richtig einschätzen
Als Jäger und Sammler agierten wir aus einem sicheren Versteck, wenn wir auf die Jagd gingen, um uns zu ernähren. Wir konnten Geräusche aus allen Richtungen entweder als Beute oder als Bedrohung unterscheiden. Das setzte den ‚fight or flight‘ Impuls in Gang, der ohne bewusste Entscheidung sehr schnell aktiviert werden kann. Im digitalen Zeitalter werden diese Muster außer Kraft gesetzt. Ein sicheres Versteck gibt es in der digitalen Welt nicht. Wer heute 24 Stunden lang ohne Internet und Mobilfunk ist, fühlt sich unwohl. Fluchtreflexe werden stattdessen ausgelöst durch mediale Massen-Information, die zu Massen-Hysterie ausarten kann. Droht ein Lock down, kaufen wir Deutschen Klopapier. Die Italiener hamstern in derselben Situation Rotwein. Wir finden beides befremdlich, vorhersehbar war es nicht. Wir geben alles dafür, auf der Höhe der Information zu sein, vermeintlich um uns zu schützen. Doch wir wissen nicht, ob wir uns damit schützen oder gar einem anderen Risiko aussetzen. Genetisch programmierte Muster, die in Jahrmillionen der Evolution entstanden sind, stehen uns im Weg.
Und so kommt es bis zu der unheimlichen Perversion, dass ein Riesen-Aufschrei besorgter Bürger durchs Land geht, wenn die Bundesregierung Infektionsdaten mit einer App erheben möchte, um die tödliche Seuche COVID-19 in den Griff zu bekommen. Während zur selben Zeit, überwiegend dieselben Menschen, einer scheinbar belanglosen Kommunikations-App alles mitteilen, was sie im Innersten angeht. Ob Krise oder nicht. In der beispielhaften Liste von Datenfreigaben zweier Apps (Abbildung 1) wissen die wenigsten was die einzelnen Positionen an Daten bedeuten. Sie haben aber, teils ohne sich dessen bewusst zu sein, die explizite Freigabe zur Nutzung dieser Daten gegeben. Lassen wir uns von denen ausnutzen, die an uns verdienen und verdächtigen die, die uns schützen wollen?
Abbildung 1: Vergleich der Datenfreigaben von WhatsApp und Corona Warn-App
Was ist die große Herausforderung im Datenzeitalter?
Die Bündelung von Macht durch Daten und Information ist bereits zu Beginn des Zeitalters der Daten so weit fortgeschritten, dass weder Unternehmen noch Regierungen oder NGOs davon unbeeinflusst agieren können. Daher wäre es fatal zu glauben, dass wir es allein der Politik überlassen können, diese Machtkonzentration erfolgreich zu beherrschen oder gar einzudämmen. So werden wir noch immer tagtäglich Zeugen des Versagens von Politik, Aufsehern und Unternehmen. Wirecard ist überall, das kleinteilige System hat den Überblick verloren.
Erschwerend kommt hinzu, dass unsere Schulen und Hochschulen bisher ihre Absolventen eher zur technischen Wissensanwendung befähigten, als dazu, das menschliche Ziel dieser Anwendung zu hinterfragen. So begann ein Graben zwischen Technologie und Menschlichkeit aufzubrechen. Diesen Graben gilt es zu überwinden.
Menschliches Miteinander und ertragreiche Geschäfte in Einklang bringen
Verantwortungsvolles Handeln im Verbund - im Netzwerk - zum Nutzen aller, sollte eigentlich ein lohnenswertes Ziel sein. Das lehrt uns schon die Natur.
In der Natur sehen wir Beispiele für Nutzen bringende Zusammenarbeit überall. Natürliche Ökosysteme begeistern viele Menschen. Immer mehr Menschen erkennen, wie wichtig unsere natürlichen Ressourcen für eine funktionierende Umwelt und die darin enthaltene Vielfalt sind. Leider reichte unsere diesbezügliche Einsicht bisher nur für die Reise ans Great Barrier Reef, auf die Malediven oder in die Antarktis. Dort sehen wir, wie ein Ökosystem funktioniert. In die Wirtschaft übertragen können diese Erfahrung bisher nur wenige Firmen. Aber es gibt sie. Ist es denn eine Utopie, dass auch Unternehmen und vielleicht sogar die ganze Wirtschaft wie ein natürliches Ökosystem funktionieren können? Von vielen unbemerkt hat sich in einigen Industrien dieser Gedanke bereits durchgesetzt.
Ökosystem
Definition
➢ Dynamischer Komplex von Gemeinschaften (…) die als funktionelle Einheit in Wechselwirkung stehen (Biodiversitätskonvention)
Vorteile
• Natürlicher Austausch von ‚Ökosystemdienstleistungen‘ durch Spezialisierung in den Gemeinschaften
Voraussetzungen
• Natürliches Gleichgewicht zwischen den Spezies
Charakteristika
• Offenes System
• Skalenunabhängig (unterschiedliche Größen möglich)
• Räumlich und zeitlich dynamisch
• Komplexe Wechselwirkungen
• Bis zu einem gewissen Grad Stabilität gegenüber Einflüssen von außen (Persistenz, Resistenz, Resilienz)
• Größere Ökosysteme kollabieren leichter als kleine
Erfolgsfaktoren