Ace in Space. Judith C. Vogt

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Ace in Space - Judith C. Vogt


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waren auch diese Freaks jetzt in der Lage, Geld auf Gang-Konten zu überweisen.

      »Das können wir nicht dulden!«, stieß Leron jetzt auch hervor. Er hasste die Gater, hatte in der Vergangenheit schon schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht, über die er sich ausschwieg. »Die setzen sich ins gemachte Nest! Wir sind auf ein großes Reservoir gestoßen, das ist unser Claim! Sie nutzen vermutlich sogar unsere Bohrtürme und Fördermaschinen, diese Eiterhirne!«

      »Natürlich tun sie das. Was das angeht, waren sie immer schon schlecht ausgestattet«, knurrte Vaya. »Das war vermutlich das Ziel der ganzen Übung.«

      »Aber jetzt haben sie keine Jäger mehr«, murmelte Neval. »Das war eine Aktion für genau eine Nacht.«

      Die anderen sahen sie an, sogar SisX suchte sie durch die Kamera.

      Mera, die bislang nichts gesagt hatte, nickte heftig. »Sie hat recht. Wenn wir uns drauf verlassen, dass das Gremium da irgendwelche Schritte einleitet, dann sind das die falschen Schritte. Dann nehmen die den Gatern unseren Claim weg und behalten ihn für sich. Wenn wir unseren Besitz zurückwollen, müssen wir ihn uns nehmen. Die Gater sind zu wenige, um unser eigenes Gelände gegen uns zu halten. Wir hauen ihnen diese Nacht aufs Maul.«

      Dabei legte sie eine Hand auf das Gewehr, das sie umgeschnallt trug, und alle im Raum wussten, dass sie Tödlicheres als einen Faustkampf meinte.

      »Das können wir nicht zu sechst entscheiden!«, wehrte sich Fervin.

      »Nee. Das kannst du ganz allein entscheiden, Fervin«, sagte Vaya. »Es ist dein Claim, und wir sind deine Leute.«

      »Wir haben immer als Gemeinschaft gehandelt.«

      »Und wir sind noch zweihundertachtzehn Erwachsene hier oben. Frag uns, wenn es dir dann besser geht – und dann holen wir uns zurück, was uns gehört!«

      Fervin sah über das Tablet hinweg in Nevals Richtung, als bräuchte sie deren Genehmigung. Sie sieht mich immer noch als Instanz irgendeiner interstellaren Gerechtigkeit, die es nicht gibt und nie gab. Neval war der Gedanke zuwider, den Claim gewaltsam von den Gatern zurückzuerobern. Sie schielte auf ihr eigenes, zusammengefaltetes Tablet, das weiterhin schwieg. Weder Kian noch Marlene hatten sich gemeldet.

      Sie nickte Fervin zu und gleichzeitig ging das Licht flackernd wieder an, heller als zuvor. Vielleicht brauchen wir die Daredevils nicht.

      »Ihr habt recht«, seufzte Fervin. »Wir müssen ihnen das Gebiet wieder wegnehmen, bevor sie sich da einnisten und die Lebensformen gegen uns verwenden können.«

      SisX’ Avatar erwachte wieder zum Leben. »Ich informiere euch, wenn ich noch weitere Informationen herausfinde, über das Gremium oder anderweitig. Aber ich unterbreche jetzt meine Verbindung zu euch. PolitiX bleibt in gewaltsamen Konflikten neutral.«

      »Danke«, sagte Fervin und streckte die Hand aus, um das Fenster zu schließen. »Dann … dann sollten wir jetzt …« Sie sah etwas ratlos in die Runde. »Wie bereitet man einen Krieg vor?«

      Vaya lachte nervös, und Deen runzelte die Stirn. Seine beiden Kinder, beides Teenager, vielleicht fünfzehn und sechzehn, traten an seine Seite und versuchten, entschlossen auszusehen. Beide waren bewaffnet, wie alle, die sich jetzt noch in den Bergen aufhielten und nicht evakuiert worden waren.

      »Kein Krieg«, sagte Neval in die Runde, als könnte das die Gemüter beruhigen. »Wir schmeißen diese Eiterhirne nur aus unserem Dorf. Wenn wir es gut planen, geht es schnell und sauber.«

      »Sie werden nicht freiwillig gehen. Dann kann es langsam und schmutzig werden«, wandte Deen ein.

      »Dann wird es das!«, stieß Leron hervor. »Ich übergebe denen ganz sicher nicht mein Leben und versauere hier oben in den Bergen!«

      »Und ich übergebe ihnen nicht unser Mink-Vorkommen, damit sie sich damit ihr Hirn wegbrennen.« Fervin hatte sich entschieden.

      »Informieren wir das Gremium über unseren Angriff?«, fragte Neval. »Vielleicht unterstützen sie uns.«

      »Nein.« Leron schüttelte den Kopf. »Wenn doch ein Corp mit den Gatern zusammenarbeitet und ihnen die Jäger gestellt hat, dann sitzen wir tief in der Scheiße.«

      »SisX hat gesagt, dass kein Corp mit Gatern zusammenarbeiten würde! Und sie hat sie immerhin abgehört.«

      »SisX kann sich auch irren. Wer weiß, wer da wen für seine Zwecke nutzt? Wir machen eine effiziente, schnelle Aktion draus. Und lassen die Gater nicht am Leben. Diese Freaks sind wie die Schmeißfliegen, wenn wir sie nur vertreiben, kommen sie wieder. Für sie riecht Minkowskium unwiderstehlich, wie Scheiße für Fliegen.«

      Neval starrte Leron an. Der Mittfünfziger erwiderte den Blick gelassen, bis sie es nicht mehr aushielt und beiseite sah. Er tätschelte herausfordernd das Gewehr an seinem Schulterriemen.

      Das Problem war, dass er recht hatte.

      Vor wenigen Wochen hatten sie endlich ein großes Reservoir entdeckt, und ersten Schätzungen nach war es nicht das einzige in dieser Gegend. Ein gewaltiges Vorkommen, größer als alle bisherigen Reserven des Planeten zusammengenommen, konzentriert in geologischen Sattelstrukturen unterhalb ihrer Heimatdörfer. Das war bei weitem genug, um ihr karges Dasein auf dieser Welt dauerhaft zu verändern. Aber diese Mengen weckten natürlich Begehrlichkeiten – seitens der Konzerne und seitens religiöser Spinner, die glaubten, dass ihnen eine übernatürliche Macht die alleinige Verfügungsgewalt über den begehrten Rohstoff der Sternenreisenden zugesprochen hatte. Wenn die Gater nun dort waren, wussten sie bereits von diesem Vorkommen. Und würden ihren neuen Besitz bis aufs Blut verteidigen.

       Aber selbst, wenn wir ihn zurückerlangen, wie lange können wir etwas behaupten, das so sehr Segen und Fluch gleichzeitig ist?

      Neval wusste es nicht. Sie sah noch einmal auf ihr Tablet. Keine Nachricht. Ihr Kiefer schmerzte, so angespannt war sie.

      Dann wurde das hier also ein Bodengefecht.

      Marlene hatte schon einiges intus, und nicht nur Alkohol, das merkte Kian sofort. Für eine Frau, die der Kampf gegen einen Haufen Rückschläge dahin gebracht hatte, wo sie jetzt war, steckte sie Rückschläge ganz schön schlecht weg.

      Bevor sie sich entschied, etwas dagegen zu unternehmen, beschloss sie meistens erst einmal, sich die Situation einige Tage lang schönzusaufen und -vögeln. Swosh war sicherlich auch im Spiel, zumindest sahen Marlenes Nasenlöcher entzündeter aus als ihre Augen, sodass davon auszugehen war, dass sie die Finger von Lokkers Skywards gelassen hatte.

      Ob sie den Cyberköter aus Versehen oder absichtlich mit dem Fuß erwischte, wusste Kian nicht. Der Hund zog sich jedenfalls winselnd hinter die Theke zurück.

      Kian setzte sich im Loco Hana an den Tisch, an dem Princess mit Kami saß. Die beiden wirkten nicht so, als wären sie einander bewusst, beide starrten auf ihre Tablets; Kami auf ihre in sich versunkene Art und Weise, Danai so, als wolle sie sich vor allen Dingen vom Anblick ihrer Mutter ablenken, die sich gerade im sehr kurzen Kunstlederrock auf die von Woqqa-Pfützen übersäte Theke gesetzt hatte.

      Kian war in einer Großfamilie aufgewachsen, dreiundfünfzig Leute auf einem kleinen Navig-Boot, auf der Suche nach neuen Wurmlöchern. Seine Familie folgte schon seit Generationen als Teil einer kleinen, chaotischen Flotte den Sternbildern. Sie waren Herumziehende, die sich selbst als Pioniere und Forscherinnen betrachteten, aber für den Rest der bewohnten Galaxis Freaks und Smashwits waren. Er wusste nur zu gut, wie es sich anfühlte, wenn sich jemand, mit dem man verwandt war, vor anderen lächerlich machte. Dann sah man genau so aus, wie Danai gerade aussah. Er setzte sich zu ihr, das löste Danais Blick vom Tablet, und auch Kami regte zwei Finger in einer faulen Grußgeste.

      »Hey«, sagte Kian. »Deine Accounts laufen gut, oder?«

      »Hab die Mitteilungen ausgeschaltet. Es nervt.«

      »Siebenhundert Kommentare seit gestern Abend.«

      »Und du antwortest drauf«, knurrte sie.

      »Wingpals.«


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