Yoga und die Zukunft der Menschheit. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

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Yoga und die Zukunft der Menschheit - Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter


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Innewohnens – die Seele des Menschen in der Seele Gottes, das Individuum in der Universalität; doch muss die Berührung vorhanden sein. Diesen einleitenden Schritt einzuschärfen, den Menschen in eine Art Fühlung mit Gott zu bringen, ist die übliche und manchmal die einzige Beschäftigung der Religionen. Der Natur kommt es für ihr Vorhaben nicht sehr darauf an, wie das geschieht – auf wie grobe, urtümliche Weise, durch was für intellektuelle Irrtümer, emotionale Missgriffe und ethische Gräuel auch immer – die Berührung muss hergestellt werden. Dies fordert der religiöse Geist gebieterisch und vor allen Dingen. Wie es stets ihre Art ist, drängt die Natur voran zu den ihr über alles wichtigen nächsten Schritten und ist gewillt, einen einzigen großen allgemeinen Gewinn durch jede Menge einzelner Verluste zu erkaufen. Auch ist der Mensch so vielfältig in der Anordnung seiner Eigenschaften und unterscheidet sich die Antriebsfeder wie auch die besondere Wesensart in jedem Einzelnen so gewaltig oder auch so fein von anderen, dass es für dieses Vorhaben der Natur nie zu viele Sekten, Disziplinen oder verschiedene Religionen geben kann. Swami Vivekananda hat sehr gut die Vollendung der Religion in einem Zustand gesehen, wo jeder Mensch seine eigene Religion hat, vorgeschrieben von seinen eigenen spirituellen Bedürfnissen und seiner eigenen Natur; denn kollektive Glaubensbekenntnisse, Kirchen und Theologien, trotz ihrer zeitweiligen Notwendigkeit und einigen unleugbaren dauernden Vorteilen, tragen dazu bei, die Aufwärtsbewegung zu formalisieren, und berauben sie ihrer Anpassungsfähigkeit, Freiheit und vollkommenen individuellen Aufrichtigkeit. Priester und Dogma werden Gott und der Seele selten die Freiheit lassen, einander in jener Einsamkeit und Spontanität zu begegnen, die der Vereinigung ihre höchste Kraft und Wonne schenken. Sie drängen immer herein, die Heirat zu beaufsichtigen und ihr vorzustehen, sie mit Formeln, Riten und amtlicher Beurkundung zu legitimieren.

      Außerdem ist der Verstand des natürlichen Menschen eng, ist seine Bemühung schnell erschöpft und begnügt sich leicht mit Unvollkommenheit. Wird ihm weisgemacht, dass seine Art des Kontakts mit dem Göttlichen die einzig richtige sei, dann ist seine Freiheit höherer Entwicklung eingeschränkt oder ihm völlig genommen, und in seinem intellektuellen und religiösen Egoismus stellt er sich gegen die Freiheit anderer. Die meisten Religionen glauben gern, dass sobald der Kontakt mit Gott einmal hergestellt ist, ganz gleich von welcher Art oder mit was für Begrenzungen, alles von Gott Verlangte erfüllt sei. Volksreligionen neigen von Natur aus dazu, dualistisch zu sein und eine scharfe Unterscheidung zwischen Mensch und Gott zu bewahren, das Symbol von Dem abtrennend, was sich in ihm ausdrückt; während sie mit der einen Hand den Menschen seiner Übernatur entgegenheben, halten sie ihn mit der anderen an seine gewöhnliche Natur nieder. Die niedere Natur wird von der Glut der höheren überflutet und von deren Macht und Entzücken berührt, steigt aber nicht selbst in sie auf, ihr innezuwohnen. Zuunterst findet die dualistische Seele Geschmack an ihren Unvollkommenheiten und zuhöchst, außer in seltenen selbst-übersteigenden Augenblicken, hält sie sich in Ehrfurcht und Huldigung gesondert vom göttlichen Liebenden und betet zu Seinen Füßen an, doch kann sich nicht in Seinem Schoß bergen.

      Darum hat die Natur, weiter ihrer Aufwärtswoge folgend, eine machtvollere Reihe menschlicher Seelen bereitgestellt, fähig über diese einleitende Bemühung hinauszugehen, in das ureigenste Wesen Gottes einzutreten und dort glückselig zu verweilen. In das Bewusstsein des Unendlichen einkehrend, es rings um sich herum und in sich im Inneren spürend, stets schauernd von Seiner Berührung, gewahr des Einsseins mit Ihm in seiner Natur, Freude und inneren Wahrnehmung, bewahren sie dennoch eine beständige Losgelöstheit ihres besonderen Wesens innerhalb jenem Einsseins. Sie versenken sich nicht völlig im göttlichen Ozean, oder wenn sie in ihm untertauchen, halten sie eine Lotleine fest, die sie mit der Oberfläche verbindet. Ihrer Natur nach – was immer ihre Meinungen sein mögen – sind solche Menschen Visishtadwaitins [eingeschränktem Monismus folgend], nicht zu völligem Einssein gezogene Seelen. Aber bis der Mensch sich ganz und gar in Gott hineinstürzt und sich nicht kümmert, ob er wieder auftaucht, bis das Menschliche sich insgesamt der Göttlichkeit hinopfert und kein Teilchen seines Wesens zurückhält, auch nicht das winzigste Partikelchen von Getrenntheit des individuellen Egos, Jivatman, kann der göttliche Zweck im Menschen nicht gänzlich erfüllt werden. Darum hat die Natur oder der Wille Gottes – denn die Natur ist nichts anderes als der Wille Gottes im Wirken – vorgesehen, dass einige, nachdem sie Gott innegewohnt haben, menschliche Seele in göttlicher Seele, unvermittelt, unwiderstehlich gerufen werden, nach kurzer Frist oder zu guter, langer Letzt voll und ganz einzutauchen. Diese schreiten voran und werfen die letzte Spur von Ego in Gott hinein. Manche von uns, wie ein großer Lehrmeister gesagt hat, sind Jivakotis, Menschen, die so vorwiegend zur Symbol-Natur neigen, dass sie sich selbst verlieren, wenn sie sich für eine Weile ganz in der Wirklichkeit verloren haben; einmal eingetaucht, können sie nicht zurückkehren, sind in Gott für die Menschheit verloren; andere sind Ishwarakotis, Menschen, deren Mitte bereits aufwärts verlagert worden ist oder, von Anfang an in die höheren Ebenen unseres Bewusstseins erhoben, eher in Gott als in der Natur begründet war. Solche Menschen neigen sich bereits von Gott zur Natur herab. Darum behalten sie sich selbst auch dann, wenn sie sich in Ihm verlieren; denn indem sie Gott erreichen, verlassen sie nicht ihre Mitte, nähern sich ihr vielmehr. Angekommen, vermögen sie sich wiederum zur Menschheit nieder zu neigen. Die so aus diesem Bad Gottes auftauchen können, sind die letztlichen Helfer der Menschheit, von Gott und der Natur erwählt, den Typus des übernatürlichen Menschen vorzubereiten, zu dem unsere Menschheit sich erhebt.

      So gibt es also diese drei göttlichen Voraussetzungen – gesondert aufgefasste Zustände für die Erreichung Gottes durch die Menschheit. Da der Mensch an Energie begrenzt und im Verstand eher Unterschiede betont als umfassend ist, hält er gemeinhin an dieser unterteilenden Auffassung fest und beschränkt sich auf die eine oder andere dieser Voraussetzungen. Da auch das yogische Vorgehen auf die unterschiedlichen Naturen der Menschen achtet, passt es sich deren Begrenzungen an, wählt aus und sammelt sich auf eine der Voraussetzungen. Es kann sogar einseitig, ja parteiisch werden, weil es sich in seinem Kontakt mit Gott eher auf einen Teil göttlicher Eigenschaft richtet als auf die vollkommene Göttlichkeit – auf einen Gott des Erbarmens, einen Gott der Gerechtigkeit, den Göttlichen Meister, den Göttlichen Freund, oder auch auf einen Aspekt göttlich unpersönlichen Seins, auf Unendliche Verzückung, Unendliche Kraft oder auf Unendliche Ruhe und Unendliche Reinheit. Beim Innewohnen mag es dieselben Begrenzungen geben, beim Werden mögen sie ebenfalls bestehen bleiben. An diesem auswählenden Vorgehen oder dieser Parteilichkeit ist nichts auszusetzen. Sie ist notwendig; menschliche Begrenzungen verlangen diesen Kunstgriff. Das menschliche Vermögen zu Vollkommenheit gewinnt aus diesen Zugeständnissen. Die Natur kennt ihre Aufgabe und packt sie an mit weiter, geschmeidiger und vollendeter Weisheit, die über unsere ungeduldigen logischen Engstirnigkeiten und starren einspurigen Folgerichtigkeiten lächelt. Sie weiß, dass sie es mit einem unendlich vielschichtigen und wandelbaren Werkstoff zu tun hat und unendlich vielschichtig und wandelbar in ihren Verfahrensweisen sein muss. Wir ziehen nur präzise Methoden und letztendliche Erfüllung in Betracht; sie dagegen muss auf ihrem Weg mit tausendarmigen Kämpfen und unendlichen Möglichkeiten rechnen.

      Dennoch ist ihr höchstes Ziel und der vollkommene ganzheitliche Yoga mehr ein Umfangen als ein Auswählen. Wir sind dafür bestimmt, im Symbol der Menschheit das zu sein, was Gott in Sich und universal ist. Nun ist Gott absolut, frei von diesen Begrenzungen und allumfassend. Er ist immer eins in seinem Wesen, jedoch sowohl eins mit seinen Symbolen als auch von ihnen gesondert und in dieser unterschiedenen Einheit fähig, abseits von ihnen zu stehen. So können auch wir in unserer höchsten göttlichen Verwirklichung, wenn wir eins geworden sind mit unserem göttlichen Selbst, uns abheben als das in allen Dingen und Wesen eine und doch im Symbol unterschiedene Selbst, um eine selige gesonderte Nähe zu genießen gleich jener von Liebendem und Geliebter, verschmelzend und doch getrennt in ihrer beider Verzückung. Auch Gott können wir gegenüberstehen mit einer Art völliger Losgelöstheit, zwar Seine Hand haltend – ungleich dem reinen Dualisten –, aber dennoch Ihm gegenüberstehend, so dass wir jene Unendlichkeit menschlicher Beziehung mit Gott genießen können, die das Wunder, die Schönheit und Freude dualistischer


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