Köder Null. Джек Марс
Читать онлайн книгу.gekämmt hatte. Dies geschah wohl eher aus Gewohnheit und Hygiene, als dass es ihm wirklich wichtig wäre.
Er hatte Ringe unter den Augen und seine Haut schien etwas fahl. Null stellte sich vor, dass Bixby in den zwei Monaten, seit denen er vor der CIA auf der Flucht war, nicht viel geschlafen hatte.
„Woher weiß ich, dass du mir die Wahrheit sagst?“ fragte Bixby vorsichtig.
„Du sagtest, dass du mich gescannt hast, stimmt’s? Ich habe die Pistole zur Sicherheit mitgebracht.“ Beim Aussprechen dieses Satzes bemerkte er, dass er sich wie eine faule Ausrede anhören musste. Besonders für den Mann, der glaubte, dass Null hier war, um ihn zu töten. „Ich habe kein Telefon. Kein Radio. Keine Ortungsgeräte. Das hättest du gesehen.“
Bixby zuckte leicht mit einer Schulter. „Das reicht mir nicht.“
„Wir sind Freunde.“
„Wir waren—“
„Das sind wir“, beharrte Null. Er konnte den Augen des älteren Mannes ablesen, dass er es wirklich glauben wollte. Wie oft hatte Bixby ihn für einen Einsatz vorbereitet? Wie viele schlechte Witze hatten sie ausgetauscht? Es war lächerlich zu denken, dass Null hier war, um ihn umzubringen - zumindest fand er das. Doch Bixby konnte nicht zu vorsichtig sein. Nicht nach dem, was er getan hatte.
Zwei Monate zuvor hatten Null und sein Team eine Bande chinesischer Söldner und ihre russische Anführerin davon abgehalten, einen Nuklearreaktor in einer Anlage in Calvert Cliffs zu schmelzen. Bixby hatte geholfen, Veränderungen an einer Maschine namens OMNI durchzuführen. Es handelte sich um einen CIA-Supercomputer, der fähig war, jegliches Handy, Tablet, Computer, Radio oder Smartgerät in den USA abzuhören. Der Computer war eigentlich streng geheim, denn er war extrem unmoralisch, höchst illegal und irrwitzig teuer.
Bixbys Veränderungen an OMNI fügten dem Supercomputer irreparablen Schaden zu. Da er nicht nur derjenige war, der den Schaden ausgelöst hatte, sondern auch der Einzige, der ihn reparieren konnte, hatte sich Bixby dazu entschieden zu fliehen und unterzutauchen. Beide Männer in der Hütte bezweifelten nicht, dass es weder Festnahmen, noch eine Verhandlung oder Gefängnisstrafe gäbe, wenn die CIA ihn jemals fände. Es gäbe nur eine Kugel und ein seichtes Grab, weshalb Null auch alle Vorsichtsmaßnahmen traf, um hierher zu gelangen.
„Wie hast du mich gefunden?“ wollte Bixby wissen.
„Könntest du bitte vorher entschärfen, worauf ich gerade stehe?“ fragte Null und zeigte mit dem Kinn auf die Druckplatte unter seinem Fuß. „Was ist das überhaupt? Eine Mine?“
„Natürlich nicht“, erwiderte Bixby. „Bomben machen zu viel Dreck. Du kennst mich besser.“
„Ah.“ Wahrscheinlich eine Schallwaffe. Würde Null seinen Fuß von der Druckplatte nehmen, dann gäbe es vermutlich eine gut gezielte Schallexplosion, die sofortigen Schwindel und Übelkeit auslösen, ihm fürchterliche Kopfschmerzen bereiten und womöglich seine inneren Organe zerreißen würde.
„Zieh deine Jacke aus“, ordnete ihm Bixby an. „Langsam. Und wirf sie mir zu.“
Null tat, wie man ihm befahl. Zuerst zog er sich seine dicken Handschuhe langsam aus und dann öffnete er den Reißverschluss des mit Fleece gefütterten Anoraks und zog ihn aus. Er warf ihn von sich und Bixby fing ihn am Kragen auf. Erst dann griff der Ingenieur in seine eigene Hintertasche und zog eine kleine, schwarze Fernbedienung hervor. Er drückte auf einen einzelnen Knopf und nickte dann.
Trotzdem hielt Null den Atem an, als er seinen Fuß anhob und atmete erst wieder aus, nachdem nichts geschehen war. „Danke.“
„Setz dich da drüben hin“, sagte Bixby ausdruckslos. Null war so besorgt darüber, worauf er stand, dass er sich noch nicht im Raum umgesehen hatte. Sie waren in einem einzelnen Zimmer, das als Wohnzimmer, Esszimmer und Küche fungierte. Der hintere Raum musste ein winziges Schlafzimmer sein und er nahm an, dass es noch ein Bad und sonst nicht viel gäbe.
Null befolgte Bixbys Anweisung und setzte sich auf einen kleinen Holzstuhl.
„Wie hast du mich gefunden?“ fragte Bixby erneut.
„War gar nicht so einfach“, gab Null zu. Und das stimmte wirklich. Null hatte acht Wochen gebraucht, um die abgelegene Hütte zu orten, viel länger, als jegliche Mission, an der er jemals teilgenommen hatte. „Nachdem du verschwunden warst und die CIA deine Wohnung durchsucht hatte, ging ich dorthin. Ich habe mir angeschaut, was du mitgenommen und was du dagelassen hattest. Du hast deine Spuren ganz schön gut verwischt, doch ich bemerkte, dass all deine warme Kleidung verschwunden war. Ich bin mir nicht einmal sicher, dass die Agentur wusste, dass du sie hattest. Ich wusste auch, dass du nicht in den USA bleiben würdest, also haben wir eine Liste mit den wahrscheinlichsten Ländern gemacht, in die du fliehen-“
„Wir?“ unterbrach ihn Bixby schroff.
„Reidigger half mir“, gab Null zu. Alan konnte Leute fast genauso gut aufspüren, wie er sie verschwinden lassen konnte. “Ich habe mich auch an den wirklich eisigen Winter erinnert, als du dich über die Arthritis in deinen Händen beschwertest“, fuhr er fort. „Du sagtest, dass Trexall das einzige Medikament war, das dir half, wenn es so kalt war. Wir baten dann einen bestimmten dänischen Hacker, den wir beide kennen, um Hilfe und verfolgten alle neuen Rezepte für Trexall auf der Liste der Länder, die wir als wahrscheinliche Zufluchtsorte für dich zusammengestellt hatten. Danach verglichen wir sie mit Identitäten, bis wir eine fanden, die zu keiner Person gehörte. Tausende von Namen. Wir brauchten mehrere Wochen. Doch dann erhielten wir einen Treffer bei einem Mann namens Jack Burton in Saskatchewan, der ganz zufällig denselben Namen wie eine der Hauptfiguren in deinem Lieblingsfilm hat.“
Bixbys Mundwinkel verzogen sich ein wenig zu etwas, das fast wie ein Lächeln aussah. „Daran erinnerst du dich?“
„So ist es. Ich kam also hierher, besuchte die Apotheke, die dir die Pillen verkaufte. Ich versuchte, den Apotheker mit tausend Dollar zu bestechen, damit er mir sagte, wo ich dich finden könnte. Er lehnte sie ab. Ich dachte, es wäre eine Sackgasse - bis mir etwas anderes einfiel. Ich fragte den Apotheker, was aller Laster Anfang wäre.“
Dabei musste Bixby wirklich grinsen. „Die Stoßstange.“
Null wusste, dass es nur wenige Dinge gab, die Bixby mehr mochte, als einen schlechten Witz oder ein dummes Wortspiel. Da der Apotheker einer der wenigen Menschen war, mit denen Bixby in den letzten acht Wochen in Kontakt gekommen war, musste er sie alle schon gehört haben.
„Das überzeugte ihn davon, dass ich dich kannte und dich finden musste“, schloss Null ab.
„Warum?“ fragte Bixby.
„Weil wir Freunde sind.“
Der Ingenieur nickte, doch sein Blick wirkte weit weg. „Ja, ich schätze, das sind wir. Doch ich gehe nicht zurück, Null. Das kann ich nicht und das wissen wir beide.“
„Lass dir von Alan helfen“, argumentierte Null. „Der kann Leute sehr gut verschwinden lassen - ich meine wirklich verschwinden lassen, nicht so wie die CIA. Er kann dir eine neue Identität, ein neues Leben verschaffen. Nicht…“ Null zeigte auf die winzige, rechteckige Hütte in der sie standen. „Nicht das hier.“
Bixby zog auf der anderen Seite des Tisches zwischen ihnen einen zweiten Holzstuhl hervor und setzte sich mit einem schweren Seufzen. „Arbeitest du immer noch für sie?“
„Das muss ich. Du weißt das.“ Null befand sich nur deshalb nicht im Gefängnis oder an einem noch schlimmeren Ort, wie etwa dem marokkanischen Geheimgefängnis H-6, weil er zugestimmte hatte, zum Spezialeinsatz zurückzukehren.
„Freunde oder nicht“, stellte Bixby fest, „wenn du weiter bei denen bist, dann bereitet deine Anwesenheit hier mir Probleme. Ich kann mir nicht von dir helfen lassen. Oder von Alan. Ich habe meine Wahl getroffen und ich werde damit leben. Außerdem.“ Er grinste wieder. „Das ist hier gar nicht so schlecht. Es ist nur der erste Halt auf einer langen Reise. Vertrau mir.“
Null stieß einen langen Seufzer durch seine Nase aus, er wusste, dass er hier nicht gewinnen würde. Doch Bixby seine Hilfe anzubieten war nur ein Grund, aus dem er hergekommen war. Es sollte sogar eigentlich