Gesicht der Angst. Блейк Пирс

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Gesicht der Angst - Блейк Пирс


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gemeldet wurde. Die Leiche wurde auf eine abgelegene Straße gebracht und mitten in der Nacht verbrannt. Als ein Anwohner den Brand bemerkte und mutig genug war, es sich anzusehen, war bereits viel Schaden entstanden.“

      Shelley gab ihr wortlos ein Foto. Es zeigte einen geschwärzten und verdrehten Körper, der fast nicht mehr als Mensch zu erkennen war. Es sah aus wie eine Filmrequisite, nicht wie eine reale Person. Zoe musste es demjenigen lassen, dem es gelungen war, die Todesursache festzustellen. Das war sicher kein leichter Job gewesen.

      Es gab ein weiteres Foto in der Akte, das Bild eines lächelnden jungen Mannes. John Dowling zu Lebzeiten, wahrscheinlich von einer seiner Social-Media-Seiten. Auf dem Foto befand er sich in einem dunklen Raum, im Hintergrund waren Menschen zu sehen – wahrscheinlich eine Party. Er sah glücklich aus.

      „Irgendwelche Hinweise? Feinde, Neider?“

      „Bisher nicht. Die Ermittlungen sind noch im Gange.“

      „Okay. Und das zweite Opfer?“

      Shelley schloss die erste Akte und nahm die andere, während sie scharf einatmete. „Ähnliche Geschichte. Kehle durchgeschnitten, dann verbrannt. Eine junge Frau, Callie Everard. Mitte zwanzig. Auch sie war hübsch.”

      Zoe schaffte es gerade noch so, nicht mit den Augen zu rollen. Es erstaunte sie immer wieder, dass Menschen, selbst ihre geschätzte Partnerin, auf solche Dinge Gewicht legten. Jung, alt, hübsch, hässlich, dünn, dick – tot war tot. Jedes genommene Leben war etwas, das untersucht werden musste, jeder Mörder jemand, der bestraft werden sollte. Die Einzelheiten machten kaum einen Unterschied.

      „Der Ort?“

      „Diesmal fand alles in der gleichen Gasse statt. Es sieht so aus, als ob der Mörder sich ihr näherte, ihr die Kehle durchschnitt, sie tot umfiel und er sie dann anzündete. Immerhin. Sie war nicht mehr bei Bewusstsein, als sie verbrannte.“

      Zumindest war dies ein Gefühl, dem Zoe zustimmen konnte. Es gab nur sehr wenige angenehme Wege zu sterben, und verbrennen gehörte definitiv nicht dazu. „Was ist mit ihr? Könnte sie Feinde gehabt haben?“

      „Die örtliche Polizei hat die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Sie wurde erst gestern gefunden, heute Morgen wurde sie erst identifiziert. Sie haben bisher nur die Angehörigen informiert, und das war's.“

      Zoe nahm die Fotos in die Hand. Dieser Körper war weniger verbrannt, wenn auch nur gradweise. Man konnte immer noch erkennen, dass es sich um eine Frau handelte, und auf dem Körper befanden sich Fleischfetzen, die rot und roh durch das geschwärzte Durcheinander schienen.

      „Siehst du sonst noch was in den Bildern?“, fragte Shelley.

      Zoe blickte auf und sah, dass sie intensiv beobachtet wurde. „Noch nicht. Ich sehe nichts, was ich verwenden kann. Das Feuer, es erschwert und verzerrt die Dinge. Ich könnte nicht einmal zuverlässig ihre Größe und ihr Gewicht bestimmen, wenn wir nicht ihre medizinischen Unterlagen hätten.“

      „Beides gesunde junge Menschen. Vielleicht war es nur ein Verbrechen aus Leidenschaft. Sie haben einen gemeinsamen Freund oder Ex-Freund, der durchgedreht ist und beschlossen hat, die Welt in Brand zu setzen.“

      „Hoffen wir das.“ Zoe seufzte und lehnte sich wieder in ihrem Sitz zurück. Warum mussten Flugzeuge immer so ungemütlich sein? Sie hatte gelesen, dass Passagiere der ersten Klasse sogar Betten hatten. Nicht, dass das FBI jemals für so etwas bezahlen würde.

      „Wie geht es dir sonst so?“, fragte Shelley. Sie steckte die Akten wieder in ihr Handgepäck und setzte sich wieder auf ihren Platz. „Hast du John gestern wiedergesehen?“

      Es war Freitagabend, und John war anscheinend mit der gewohnten Art und Weise, wie Zoe ihr Leben führte, zufrieden gewesen. Die gleichen Dinge zur gleichen Zeit. Der einzige Unterschied war der Ort. „Ja, das habe ich.“

      „Ja, und?“, fragte Shelley ungeduldig. „Mehr Einzelheiten, Z. Es läuft doch gut mit euch beiden, oder nicht?“

      Zoe zuckte die Achseln und drehte ihren Kopf wieder zum Fenster. „Gut genug, nehme ich an.“

      Shelley seufzte verzweifelt. „Gut genug? Was meinst du damit? Magst du ihn oder nicht?“

      „Natürlich mag ich ihn.“ Zoe runzelte die Stirn. „Warum sollte ich mich sonst so oft mit ihm treffen?“

      Shelley zögerte „Ich schätze, du hast Recht. Obwohl manche Leute einfach weitermachen, auch wenn ihnen etwas nicht wirklich gefällt. Aber du weißt schon, was ich meine. Glaubst du, es ist etwas Ernstes?“

      Zoe schloss die Augen. Vielleicht würde Shelley den Hinweis verstehen und denken, sie wolle sich etwas ausruhen. „Ich weiß nicht, was das bedeutet, und ich glaube nicht, dass ich darauf antworten möchte.“

      Shelley hielt inne und sagte einen langen Moment lang nichts. Dann sagte sie leise: „Du musst mich nicht ständig wegstoßen, weißt du. Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst. Ich werde niemandem etwas erzählen. Ich habe dein Geheimnis nicht verraten, oder?“

      Da war die kleine Sache von damals, als Shelley ihrem Vorgesetzten Maitland gegenüber erwähnt hatte, dass Zoe „gut in Mathe“ sei; Zoe sah jedoch keinen Sinn darin, dies anzusprechen.

      Sie antwortete nicht, zumindest nicht direkt. Was konnte sie schon sagen? Es stimmte, dass sie Dinge für sich behielt, das war schon immer so gewesen. Musste sie das überhaupt rechtfertigen? Zuerst tat Dr. Monk so, als wäre das ein Problem und jetzt Shelley. Als wäre es etwas Schlimmes, sein Privatleben für sich behalten zu wollen.

      „Ich verstehe nicht einmal, warum du es immer noch geheim hältst“, fuhr Shelley fort. „Du könntest damit wirklich viel Gutes tun.“

      „Und wie?“

      „Benutze deine Fähigkeiten. Zum Beispiel dazu, einen Mörder fangen.“

      „Ich fange bereits Mörder.“

      Shelley seufzte. „Du weißt, was ich meine.“

      „Nein, das weiß ich wirklich nicht“, antwortete Zoe, die bereit war, dieses Gespräch zu beenden. „Wie lange fliegen wir noch?“ Sie fing an, auf den Bildschirm vor ihr zu tippen, damit er ihre Flugbahn und ihren Fortschritt preisgab, obwohl sie genau wusste, wo sie waren und wie lange sie noch fliegen würden.

      „Es ist auf jeden Fall etwas, worüber du nachdenken solltest.“, sagte Shelley. „Ich glaube, dass es einen glücklicher macht, wenn man unter Menschen ist, die Bescheid wissen. Man verkrampft sich sonst nur und lässt Dinge, die raus müssen, nicht raus, wenn man denkt, dass es nicht sicher ist. Vielleicht hättest du insgesamt ein angenehmeres Leben, wenn alle es wüssten.“

      „Noch sechsundfünfzig Minuten“, sagte Zoe, als hätte sie sie nicht gehört. „Wir sollten uns vorbereiten. Wir werden vom Flughafen aus direkt zum letzten Tatort fahren. Hast du die Adresse?“

      Shelley sagte nichts, sondern warf ihr nur einen langen und fragenden Blick zu, bevor sie sich wieder den Akten zuwandte und nach der Adresse suchte.

      KAPITEL FÜNF

      Zoe blinzelte und blickte in beide Richtungen, die Gasse hinauf und hinunter, in den Himmel. Es war ein kühler, klarer Tag. Über ihnen verlief ein schmaler hellblauer Streifen, der sich in der Ferne verengte, eingefasst von schmutzigen Ziegelsteinen der Wohnblocks und Lagerhallen auf beiden Seiten.

      Dies hier war weit entfernt von dem Luxus und den wogenden Palmen von Beverly Hills. Die Straßen und Bürgersteige waren rissig und grau, und das nächste Gebäude am Ende der Gasse war ein Obdachlosenheim. Dennoch kosteten die auf der anderen Seite hoch aufragenden Atelierwohnungen wahrscheinlich mehr als ihr Elternhaus im ländlichen Vermont.

      Es lag immer noch etwas in der Luft, obwohl die Leiche mittlerweile entfernt worden war. Zoe konnte es noch immer riechen. Es würde wahrscheinlich noch eine Weile so riechen. Der Gestank von brennendem menschlichem Fleisch und Haaren hing in der Luft.

      Zoe lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Boden und den Fleck mit den versengten Markierungen, die über den Asphalt der Straße liefen und sich über Ziegelsteine, Müllsäcke und Spritzen verteilten. Die meisten


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