Moonlight Romance Staffel 3 – Romantic Thriller. Scarlet Wilson

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Moonlight Romance Staffel 3 – Romantic Thriller - Scarlet Wilson


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und einen Teil des Gesprächs mitgehört hatte, schnaubte hörbar durch die Nase:

      »So ein Unsinn, Vampire gibt es nicht. Und damit basta!«

      ›Jonny‹ Schwandorff bedachte sie mit keinem auch noch so kurzem Blick, sondern stellte fest:

      »Aus der Presse weiß ich, dass es auf den Donau-Kreuzfahrtschiffen wiederholt Zwischenfälle gegeben hat, die nicht erklärbar waren. Etwa sind Personen spurlos verschwunden, andere erlitten Bisswunden – und das alles auf der Donau und auf Schiffen, die in Richtung auf die Heimat der Vampire unterwegs waren. Ich selbst habe … Ach, nein, das spielt hier keine Rolle!« Er brach ab und schwieg.

      Doch genau das machte Angelika neugierig. Sie sah den Immobilienmakler fragend an und hob dabei die linke Augenbraue. Das war ein Tick von ihr und sollte eine laute Frage ersetzen.

      »Nein!«, wiederholte Schwandorff. »Das tut hier nichts zur Sache.« Das sagte er so vor sich hin, dann neigte er sich Richtung Angelika und raunte ihr zu: »Später vielleicht einmal, mal sehen, was wird.«

      Frau Faszl, die trotz oder vielleicht gerade wegen ihres Alters besonders aufmerksam war, hatte sehr wohl die Sonderstellung bemerkt, die Schwandorff für Angelika und diese wiederum für den Makler einnahm. Sie war’s zufrieden: Die Fahrt entwickelte sich gut. Sie würde viel zu beobachten haben, gerade die Entstehung und Entwicklung solcher zwischenmenschlicher Beziehungen fanden immer ihr aufmerksames Interesse.

      Diese Fahrt hatte gut begonnen.

      *

      Angelika und Xenia hatte fast als Letzte die Lounge verlassen. Die Bar hatte um Mitternacht ihren Service eingestellt, doch es war fast zwei Uhr früh, als die beiden jungen Frauen schließlich in Richtung ihrer Kabinen gingen. Es war sehr still, nur von Ferne hörte man, dass die Motoren arbeiteten. Die »Danubia Queen« nutzte die Nachtstunden, um stetig voran zu kommen. Fast bei ihrer Kabine angekommen, glaubte Angelika, einen Schatten Richtung Bug davonhuschen zu sehen, doch als sie genauer hinsah, was nichts zu erkennen. Sie schob es auf den genossenen Sekt, von dem sie wohl ein Glas zu viel getrunken hatte. Nach einer herzlichen Umarmung mit Xenia zum Abschied bis zum Morgen, fiel sie nach kurzem Toilettenbesuch ins Bett und schlief bis zum Morgen durch.

      Draußen ging ein wachhabendes Besatzungsmitglied durch die Gänge und kontrollierte, dass alles in Ordnung war. Das geschah in jeder Nacht, ab zwei Uhr früh, zwischen diesem Zeitpunkt und dem Morgengrauen hatten sich die rätselhaften Zwischenfälle auf der »Danubia Queen« ereignet. Daher diese Anordnung des Kapitäns, die ab sofort galt. Und da über die Patrouillengänge akribisch Buch geführt werden musste, Stechuhren waren installiert worden, konnte der Kapitän sicher sein, dass seine Befehle auch befolgt wurden.

      Wer damit keinesfalls zufrieden sein konnte, war jene dunkle Gestalt, die bereits Vorbereitungen getroffen hatte für eine Interaktion auf der ersten Teilstrecke dieser Reise. Durch das späte Zubettgehen der beiden jungen Frauen und die darauf einsetzenden Patrouillen des Matrosen durch die Gänge gab es keine Möglichkeit, ans Ziel der drängenden Wünsche zu gelangen. Blieb die Hoffnung auf die weiteren Teilstrecken, wo die Passagiere, ermüdet durch lange, anstrengende Ausflüge, zeitig ihre Kabinen aufsuchten.

      Er war nahe daran zu verzweifeln. Auch wenn sein Blut nach anderem Blut gierte, er musste warten, denn er durfte nichts riskieren. Er hatte eine Verantwortung gegenüber seiner immer stärker schwindenden Sippe. Sie brauchten Blutauffrischung, um für ausreichend Nachkommenschaft zu sorgen. Fremdblut war vonnöten, Fremdblut, das aus anderen Weltregionen als dem Balkan stammte.

      Also verstaute er die Tarnkleidung wieder dort im Bug, wo er sie hervorgeholt hatte. Eine der nächsten Nächte musste es sein.

      *

      ›Jonny‹ Schwandorff war verunsichert. Als er am Morgen noch halb im Schlaf aus dem Kabinenfenster blickte und sich von der Donau umgeben sah, wusste er im Augenblick nicht, wo er sich befand. Die Erkenntnis, dass er auf der Fahrt nach Osten, hin noch Rumänien, befand, unterwegs war, traf ihn wie der Blitz. Und gleichzeitig spürte er wieder jenes Ziehen, das Sehnsuchtsgefühl, das ihn veranlasst hatte, diese Reise zu buchen.

      Seltsamerweise verband er in seiner Phantasie sofort die Tatsache, dass er sich auf der »Danubia Queen« befand, mit dem Namen Angelika Neubert. Er war gewiss kein Frauenheld, auch wenn alle, die ihn sahen, davon ausgingen. Denn dass er gut, vielleicht sogar blendend aussah, das hatte er schon mehrfach zu hören bekommen. Doch jedes Mal, wenn ihm eine sanfte Frauenstimme süße Worte ins Ort geflüstert hatte, war seine Reaktion instinktive Abwehr gewesen. Nicht, dass er hübsche Frauen nicht gemocht, sie nicht gerne gesehen oder im Arm gehalten hätte, sein instinktives Zurückweichen, sobald es ernst wurde, war ihm selbst nicht erklärbar, jedoch harte Realität.

      Bei dieser jungen Frau, gerade einmal 23 Jahre alt, wie sie ihm zu vorgerückter Stunde gestern Abend gestanden hatte, mit einem verschmitzten Lächeln verraten hatte, war es anders, das fühlte er. Sie war hübsch, hatte ein frisches, aufgewecktes Wesen, verstand sich anzuziehen und verfügte über gute Umgangsformen – alles Dinge, auf die seine verstorbenen Eltern immer großen Wert gelegt hatten. Im Sinne der Tradition, natürlich, die es zu pflegen galt.

      Für ihn war ausschlaggebend, dass diese junge Frau ganz offensichtlich etwas besaß, worüber andere nicht verfügten; etwas, das er nicht definieren konnte, das ihn nicht nur nicht in die Flucht trieb, sondern ihn vielmehr fast magisch anzog. Er begann zu pfeifen, was er seit langen Jahren nicht mehr getan hatte; ein Lied, das der Pianist gestern Abend gespielt hatte. Allein schon die Tatsache, dass es ihm im Gedächtnis geblieben war, war bereits ausgesprochen bemerkenswert.

      Mit einem Schlag fühlte er sich froh, wenngleich jenes Gefühl der Sehnsucht nach etwas, was er nicht benennen konnte, hartnäckig in ihm blieb. Er beschloss, sich intensiver um Angelika zu kümmern. Und mit diesem Vorsatz machte er sich fertig für das Frühstück.

      Als er im Restaurant ankam, waren Angelika und Xenia bereits anwesend und bedienten sich am Büffet.

      Schwandorff wurde freudig begrüßt und Angelika beeilte sich, ihm gegenüber einen Platz zu bekommen. Ja, er gefiel ihr, warum sollte sie sich das nicht vor sich selbst eingestehen?

      Draußen zeigte die österreichische Landschaft keine wesentlichen Unterschiede zum deutschen Ufer. Inge Faszl war inzwischen auch eingetroffen. Sie strahlte vor Freude, offenbar genoss sie diese Fahrt. Sie berichtete, dass am Schwarzen Brett, neben der Rezeption, ein Vortrag angekündigt war, auf dem die Reiseleiterin die nächsten Stationen der Reise sowie die Ausflugsmöglichkeiten vorstellten wollte.

      Schwandorff hatte wenig Lust, sich den Frauen anzuschließen, denn auch Frau Schmitz-Wellinghausen hatte inzwischen Interesse an der Veranstaltung bekundet. Für den Immobilienmakler auf Selbstfindungstrip, wie er das für sich selbst nannte, gab es Wichtigeres. Er hatte sich von Zuhause Unterlagen zur Familiengeschichte mitgenommen; er wollte der Vergangenheit nachspüren, vielleicht kam er zu einer Erklärung für dieses seltsam-ziehende, geradezu unwiderstehliche Sehnen. Sehnen wonach? Wenn er es gewusst hätte, hätte er darauf reagieren können. So aber war er ein Suchender.

      Als er in diesem Sinne auf die Frage antwortet, ob er die Damen begleiten wollte, erhielt er eine Antwort, die ihn zugleich erstaunte, aber auch erfreute. Denn damit hatte er keineswegs gerechnet.

      Frau Faszl, die alte Dame mit dem Schrottauto, die offenkundig so wenig Wert auf ihren Adelstitel legte und die seinen Taxifahrer in Passau so genervt hatte, sagte: »Das finde ich sehr interessant. Familiengeschichten können sehr aufschlussreich sein. Ich habe gewisse Erfahrungen sammeln können während meiner Tätigkeit in der Wetzlarer Bibliothek. Auch historischer Natur. Wenn ich Ihnen behilflich sein kann, will ich Ihnen gerne zur Seite stehen, sofern meine bescheidenen Kenntnisse ausreichen.«

      »Das Angebot nehme ich sofort an«, erwiderte Schwandorff und reichte ihr über den Tisch hinweg die Hand. »Am liebsten sofort! Aber nein, Sie wollen doch auch …«

      »Darauf kann ich gerne verzichten, Ihre Unterlagen sind sicherlich spannender. Die jungen Damen können mir ja nachher berichten.«

      Das geäußert in Richtung von Angelika und Xenia, an deren Stelle Frau Schmitz-Wellinghausen mit einem »Aber gerne!«


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