Wyatt Earp Staffel 9 – Western. William Mark D.

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Wyatt Earp Staffel 9 – Western - William Mark D.


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würde denn so verrückt sein, sich ausgerechnet in Dodge City aufzuhalten, um sich diesem höllischen Marshal vor der Nase zu bewegen.

      So dumm würde er doch nicht sein.

      Er wollte schon seinen Gaul wenden, als sein Auge auf ein anderes Schild gefallen war, das nicht weniger heiße Gedanken durch seinen Schädel jagte:

      Long Branch Saloon.

      Da drüben stand es flammendrot auf dem hellbraunen Giebel einer Schenke.

      Hölle und Teufel! Der Long Branch Saloon, die bekannteste Schenke des Wilden Westens! Wie oft hatte er schon von ihr sprechen hören! Die abenteuerlichsten Geschichten wurden von dieser Bar berichtet. Und jetzt lag sie da drüben, zum Greifen nah. Man brauchte praktisch nur über die Straße reiten, den Gaul am Querholm anzubinden und…

      Wieder wanderten seine Augen zu dem Schild vorm Office.

      »Marshal«, sagte er leise vor sich hin. »Well, der Brocken überwiegt! Komm, Lizzy, wir ziehen weiter. Das ist nichts für uns. Schon mal was von Wyatt Earp gehört? Nicht? Deine eigene Schuld. Ich habe jedenfalls genug von ihm gehört, als daß ich es hier einladend finden könnte.«

      Sein Blick gitt zum Long Branch Saloon hinüber, streifte dann die lange Häuserfront, die eigentlich außer dem Marshals Office, einer Bäckerei und zwei kleinen Häusern kein Gegenüber hatte.

      Das war die Frontstreet von Dodge, auf der ein Saloon neben dem anderen liegen sollte.

      Hanc Evergreen hatte davon erzählt, der Matrose aus Manila, der in Galvestone bei ihm in der Seilerei gearbeitet hatte, die der Vater betrieb, damals, vor vierzehn Jahren.

      Tatsächlich, da drüben schien wirklich eine Schenke neben der anderen zu liegen. Und der Long Branch Sa-loon war längst nicht der größte. Aber wie konnte ein richtiger Spieler gerade an diesem Saloon vorüberreiten!

      Meredith beschloß, wenigstens einen Blick hineinzuwerfen. Das konnte ja noch keinen Ärger mit dem gefürchteten Marshal bringen.

      *

      Der Raum war verhältnismäßig schmal und lang. Rechts war die Theke.

      Fast enttäuscht blickte sich der Texaner um.

      Hinter dem Schanktisch stand ein Mann in den Vierzigern, hemdsärmelig, mit einer gelben braunkarierten Weste, eine Zigarre zwischen den Lippen und ein Grinsen in den Augenwinkeln.

      Chalk Beeson kannte die enttäuschten Blicke so mancher Besucher, die sich unter dem bekannten Long Branch Saloon sicher ein etwas pompöser und eleganteres Restaurant vorgestellt hatten.

      »Legen Sie die Runzeln ab, Mister, und nehmen Sie einen Whisky. Dann noch einen zweiten und einen dritten; ich wette mit Ihnen, daß es Ihnen dann schon erheblich besser hier gefallen wird.«

      Gil Meredith lachte kurz und trat dann an die Theke.

      »Na, dann her mit dem Drink, Keeper.«

      Und plötzlich fiel ihm ein, daß der Besitzer des Long Branch Saloons Chalk Beeson hieß. Sollte dieser schnauzbärtige Mann mit den aufgekrempelten Ärmeln etwa Chalk Beeson sein?

      Dieses Dodge City kannte jeder Junge im Westen. Und nicht nur der Marshal Earp und der Long Branch Saloon waren bekannt. Da gab es doch zum Beispiel den berühmten und gefürchteten Spieler Doc Holliday, der immer hier am grünen Tisch sitzen und pokern sollte. Und Bat Masterson lebte hier, der Chief Deputy Wyatt Earps. Dann gab es Blacks Mietstall, das Santa Fé Depot, den Mayor Kelly, Buch Hoover und… war Luke Short nicht auch hier?

      Meredith fand dieses Dodge schon nach dem zweiten Whisky bedeutend schöner und interessanter, als es ihm vorhin erschienen war.

      »Daß es das überhaupt gibt«, sagte er und schob sich eine lange Strohhalmzigarre zwischen die Zähne.

      »Was?« forschte der Salooner nicht allzu interessiert.

      »Dieses Dodge City, den Marshal Earp und den Long Branch Saloon. Doc Holliday, Bat Masterson, Blacks Mietstall, das Santa Fé Depot, den Mayor Kelly, Butch Hoover und die Front Street!«

      »Doch, das gibt es alles«, meinte Beeson feixend. »Daran ist alles echt.«

      »Ich kannte das schon, als ich noch ein junger Bursche war.«

      Beeson musterte den Fremden.

      »Hm, die Stadt ist noch nicht sehr alt, und der Marshal ist eigentlich erst seit acht Jahren hier, die anderen sind so ziemlich zur gleichen Zeit angekommen. Auch das Santa Fé Depot wurde erst anno sechsundsiebzig gebaut.«

      Beeson sagte es, während er Gläser spülte und seine erloschene Zigarre zwischen den Zähnen hin und her schob.

      Meredith wollte ihm ein Zündholz reichen.

      Der Salooner lehnte ab.

      »Thanks, sie muß bis heute abend reichen.«

      »Was?« fragte der Tex verdutzt.

      »Die Zigarre.«

      Sollte dieser Mann tatsächlich so arm sein, daß er sich nur eine einzige Zigarre den ganzen Tag leisten konnte?

      Beeson erklärte: »Die Raucherei ist nicht gesund.«

      »Was ist schon gesund?«

      »Rauchen ganz sicher nicht. Aber wenn man auf einem kalten Zigarrenstummel herumkaut, kann es ja nicht so schlimm sein…«

      Hufschlag unterbrach die Philosophie des Schankwirtes.

      Draußen hielt ein Reiter, sprang vom Pferd, warf die Zügelleinen über die Halfterstange und betrat über die beiden niedrigen Stufen den Vorbau.

      Beeson zog die Brauen zusammen.

      »Auf den habe ich gerade noch gewartet«, knurrte er.

      »Unangenehmer Besuch?«

      »So etwas Ähnliches.«

      Die Tür wurde aufgestoßen, und ein hochgewachsener Bursche in Cow-boykleidung trat ein. Er war dunkelhäutig, hatte helle Augen und helles Haar, vorstehende Backenknochen und einen scharf ausrasierten kleinen Schnurrbart auf der Oberlippe. Unter der kurzen braunen Lederweste trug er einen Waffengurt, der tief über dem linken Oberschenkel einen großen Smith & Wesson-Revolver hielt. Die Beine waren überlang und leicht gebogen.

      Der Cowboy kam mit schlenderndem Schritt näher.

      »He, Beeson, altes Walroß, ein Bier auf den Tisch für Freddy!«

      Er hatte es so laut gesagt, daß dem Texaner die Ohren schmerzten.

      Beeson machte das Bier bereit.

      Es dauerte natürlich eine Weile, da sich der Schaum erst setzen mußte.

      Das dauerte dem Rindermann jedoch zu lange; unruhig trommelte er mit den Nägeln auf dem Thekenblech herum.

      Dann fiel sein Blick auf Meredith.

      »Na, Gentleman, trinkst du ein Bier mit?«

      Meredith, der die Folgen des Ausschlagens eines Drinks am eigenen Leib erfahren hatte, nickte gleichmütig.

      »Natürlich.«

      »Allmächtiger, ein Tex!« schnarrte der Cowboy. Er hatte es an dem einen Wort gehört, das der andere gesprochen hatte. »Daher ist schon eine Menge Dreck gekommen, Mister.«

      »Kann sein. Dreck gibt’s leider überall.«

      Der Cowboy stieß sich mit einem Ruck von der Theke ab.

      »Was soll das heißen?« krächzte er mit sandiger Kehle.

      »Freddy!« mahnte der Salooner.

      Der Cowboy warf den Kopf zu Beeson herum.

      »Was denn? Ich habe den Gentleman nur gefragt, wie er das meinte.«

      »Das hat er ja gesagt.«

      »Meint er etwa, daß es hier Dreck gibt?« forschte


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