Mami Staffel 11 – Familienroman. Edna Meare

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Mami Staffel 11 – Familienroman - Edna Meare


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etwas vorzumachen. Noch vor zwei Wochen hätte sie mit Sicherheit sagen können, daß er sich das einbilden mußte. Jetzt nicht mehr.

      »Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Aber genau das ist mir auch aufgefallen. Wir hatten immer Vertrauen zueinander. Es kommt mir so vor, als hätte ich etwas Schlimmes getan und ihn tief gekränkt, aber ich habe keine Ahnung, was das sein könnte.«

      Jasper Wolf schaute Christine Baerwald besorgt an. Ihr hübsches Gesicht wirkte traurig und ihre ganze Haltung deprimiert. Er mochte sie, und es tat ihm leid, sie so zu sehen.

      »Vielleicht ist es ja doch nur eine kleine Krise, die sich wieder gibt. Aber sicher bin ich mir da nicht. Er hat eigentlich genügend Stabilität gehabt, um mit solchen kleinen Erschütterungen fertigzuwerden. Dieses erscheint mir doch größer. Hat sich bei Ihnen etwas verändert? Oder könnte er Kontakt mit jemandem haben, von dem Sie nichts wissen?«

      »Nein, seine Freunde sind dieselben wie immer. Seinen Vater hat er auch vorher kaum gesehen. Und bei mir hat sich nicht direkt etwas geändert.«

      »Darf ich fragen, was das heißt? Haben Sie jemanden kennengelernt, der ihm nicht gefällt? Ich frage nicht aus Neugier…«

      »Das weiß ich. Nein, eigentlich nicht. Das heißt, doch, aber das ist überhaupt nicht der Rede wert.«

      War es das wirklich nicht? Wie auch immer, Daniel zumindest konnte das nicht wissen. Es hatte immer mal jemanden gegeben, mit dem sie ausgegangen war, und bisher hatte ihn das weder verunsichert noch gestört.

      »Dann können wir eigentlich nur abwarten und beobachten. Mehr fällt mir nicht ein, was zu tun wäre. Auf keinen Fall sollten wir ihn zu sehr bedrängen…«

      »Nein, ich muß. Ich möchte Ihnen herzlich danken, daß Sie sich so seiner annehmen.«

      »Das tu ich gern. Ich mag Daniel.«

      Christine schaute auf. Jasper Wolf sah sie an und wich ihrem Blick nicht aus. Für Sekunden hatte sie das Gefühl, daß er ihr etwas sagen wollte, doch dann war es schon wieder vorbei. Er stand auf, um die Kaffeekanne zu holen, die er auf die Warmhalteplatte zurückgestellt hatte.

      Leicht verwirrt verabschiedete sich Christine eine Viertelstunde später. Sie hatten ausgemacht, in enger Verbindung zu bleiben, um sofort eingreifen zu können, falls Daniel sich noch mehr verschloß.

      *

      Christine hätte sich unter normalen Umständen auf den Abend mit Adrian von Manger gefreut. Nein, sie wäre begeistert gewesen. Aber jetzt fühlte sie sich nur unsicher. Daniel fehlte ihr. Er hatte am Telefon nicht mit ihr sprechen wollen, doch ihre Mutter versicherte Christine, daß alles bestens sei.

      Wie konnte das möglich sein? Wie konnte es Daniel gutgehen unter diesen Umständen? Wieso fühlte er sich plötzlich so wohl bei ihren Eltern?

      Das waren die Gedanken, die ihr im Kopf herumschwirrten, als sie sich zum Ausgehen zurechtmachte. Sie wählte wieder ein schwarzes Kleid, doch diesmal machte es sie so blaß, daß sie sich noch einmal umzog und statt dessen ein helles Seidenkostüm aus dem Schrank nahm.

      Tobias Reiter und seine Verlobte begrüßten Christine sehr herzlich. Sie hatte statt Blumen eine Flasche Champagner mitgebracht, was ihre Anerkennung fand.

      »Sehr schön, die trinken wir nach dem Essen. Adrian ist noch nicht da…, aber er wird sicher jeden Moment kommen. Setzen Sie sich und fühlen Sie sich wie zu Hause.«

      Es wurde ihr nicht schwergemacht. Viola Holzner war eine wunderbare Gastgeberin. Die beiden würden es weit bringen, wenn sie erst einmal Fuß gefaßt hätten in den Kreisen der Notare und Rechtsanwälte. Tobias sprach auch bevorzugt über dieses Thema. Seine Pläne waren klar.

      »Ich will so schnell wie möglich eine eigene Kanzlei aufbauen. Wenn Sie bis dahin noch nicht feste Partnerin sind, hoffe ich, Sie abwerben zu können.«

      »Ich weiß nicht, ob ich das je werde. Ich müßte erst dafür sorgen, daß mein Sohn wirklich gut untergebracht ist. Bisher ist die Halbtagslösung sehr gut für mich.«

      »Sie sind viel zu gut, um halben Kram zu machen.«

      »Aber mein Sohn ist mir wichtiger.«

      »Das ist doch klar, Liebling. Laß Christine in Ruhe, du kannst ihr ja noch kein Angebot machen…«, mischte sich Viola lächelnd ein.

      »Mit mir gehen schon wieder die Pferde durch, was? Okay, ich…«

      Es klingelte. Adrian von Manger…

      Christine beobachtete sich selbst genau. Sie spürte, daß ihr Herz schneller klopfte und die Hände ein wenig feucht wurden. Sie war verliebt, das konnte sie nicht leugnen. Aber die Sorge um Daniel überlagerte das in solchem Maße, daß sie beschloß, ihre Gefühle einfach zu ignorieren. Sie hätte jetzt keine Zeit dazu, eine neue Beziehung aufzubauen, und an einem sexuellen Abenteuer war sie ohnehin nicht interessiert.

      Adrian begrüßte sie mit einem Handkuß.

      Es kribbelte angenehm durch ihren Körper, als seine Lippen über ihre Hand hauchten.

      »Ich freue mich sehr, daß wir uns einmal in Ruhe unterhalten können heute abend…«

      »Nehmt euch die Zeit, die ihr braucht. Ich werde Tobias davon abhalten, Christine dauernd Angebote zu machen.«

      »Ich weiß zwar nicht, was du damit meinst, Viola, aber ich hoffe, es sind nur Angebote beruflicher Art.«

      »Na, hör mal, Adrian! Etwas anderes würde ich ja wohl erst recht nicht zulassen.«

      Alle lachten. Christine kamen fast die Tränen, als sie daran dachte, wie schön dieser Abend sein könnte, wäre da nicht die Sorge um Daniel.

      »Christine, Sie kommen mir irgendwie verändert vor… Bedrückt Sie etwas?« fragte Adrian nach dem Essen.

      Viola und Tobias räumten die Küche auf. Wahrscheinlich wollten sie den beiden im Wohnzimmer Gelegenheit geben, einen Moment allein miteinander zu sprechen – oder selbst allein sein.

      »Mein Sohn macht mir etwas Sorge.«

      »Ist er krank?«

      »Nein, aber er verhält sich anders als sonst. Ich weiß auch nicht, wie ich es sagen soll…«

      »Ach, Kinder verhalten sich doch schnell mal seltsam, das legt sich bestimmt bald wieder.«

      Warum tat er das so ab? Christine fühlte einen Stich der Enttäuschung. Aber dann entschuldigte sie ihn gleich, indem sie sich klarmachte, daß sich seine Erfahrung mit Kindern vermutlich nur auf Hörensagen beschränkte.

      »Ja, das hoffe ich.«

      »Und Ihre Freundin Suse? Hat sie sich wieder beruhigt?«

      »Nein, wir haben im Moment keinen Kontakt. Ich verstehe das auch nicht…«

      »Soll ich mit ihr sprechen? Ich sagte Ihnen ja, sie kann Ihnen nicht böse sein, nur weil ich nicht das für sie empfinde, was sie vielleicht gedacht hat.«

      Christine war es unangenehm, dieses Thema zu vertiefen. Sie schüttelte den Kopf.

      »Nein, das möchte ich nicht. Suse muß mich gut genug kennen, um zu wissen, daß sie keinen Grund hat, auf mich böse zu sein.«

      »Ja, das finde ich auch. Gut, ich halte mich da heraus. Aber ich würde Sie gern wiedersehen, Christine. Sie… sind mir wichtig.«

      Diese Augen… grau mit einem dunklen Rand und schönen Wimpern… und der Blick war auch nicht gerade so, daß man sich ruhig und gelassen fühlen könnte. Christine verlor für einen Moment leicht die Übersicht.

      Er strich mit seinem Finger ihre Wange entlang. Die Berührung war so zart wie ein Schmetterling, der sie streifte. Und doch war die Wirkung phänomenal. Christine räusperte sich schnell und nahm den Kopf ein Stückchen zurück.

      »Haben Sie doch keine Angst…«

      Angst hatte sie nicht. Eher Lust. Und das war jetzt überhaupt nicht angebracht.


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