Butler Parker Staffel 7 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 7 – Kriminalroman - Günter Dönges


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meinte McLean, »seine Adresse ist Wilmette … Curzon Street 876 … Aber in Wilmette sind Sie ja nicht in der vergangenen Nacht gewesen, oder?«

      »Bageside«, erklärte Rander noch einmal, »in diesem kleinen Nest pickte Johnny die Rocker auf…«

      »Und dort müßte er meiner bescheidenen Ansicht nach auch zu finden sein«, sagte Josuah Parker, »leider vermochte der Nachtportier der kleinen Fremdenpension sich nicht an Mister Johnny zu erinnern …«

      »Dann schalte ich halt die Fahndung ein«, erklärte Madford entschlossen, »es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir keine vergammelte Strandvilla finden könnten, in der sich Hippies eingenistet haben.«

      »Natürlich werden Sie die sanften Lämmer früher oder später finden«, sagte Rander, »aber was wollen Sie diesen Leuten nachweisen? Selbst wenn sie Judy umbringen oder umgebracht haben wie Marty Galbert?«

      »Und wie sieht Ihr Gegenvorschlag aus…?«

      »Na, Parker, haben Sie was auf Lager?« fragte Rander und wandte sich an seinen Butler.

      »Man sollte sich vielleicht noch einmal zurück nach Bageside bemühen«, schlug Parker prompt vor, »jener Ort, Sir, der Sie und eine bescheidene Wenigkeit nur in der Nacht sah, könnte vielleicht bei Tageslicht Spuren offenbaren, die zu dem gesuchten Leithammel führen.«

      Judy blieb wie erstarrt stehen.

      Sie sah in einen sehr großen, fast saalartigen Dachraum, dessen frühere Trennwände man herausgerissen hatte. Weit hinten an der Stirnseite saß Johnny mit unter dem Körper verschränkten Beinen. Er glich einem sehr mageren Buddha, der meditiert und überhaupt nicht mitbekommt, was um ihn herum geschieht.

      Dabei hätte sein Interesse sich mit Sicherheit gelohnt.

      Um ihn herum lagen oder saßen einige nicht übel aussehende, Mädchen, alle achtzehn bis fünfundzwanzig Jahre jung. Sie trugen bunte Stirnbänder, kittelartige Kleider, die ungewöhnlich kurz waren, und sie sahen wie fasziniert auf Johnny, der plötzlich den Kopf hochnahm und in Richtung Judy blickte.

      Der Spieler auf der Okarina schlurfte zu Johnny hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Daraufhin winkte Johnny in Richtung Judy und lächelte dünn.

      Die Lichtverhältnisse auf dem Dachboden waren trotz der Morgensonne nicht sonderlich gut. Doch Judy, die langsam auf Johnny zuschritt, konnte genug sehen. Brennende Kerzenbündel neben Johnny schufen so etwas wie eine Spezialbeleuchtung mit Sondereffekt.

      »Judy Calmer…!?« Johnnys Stimme klang hell und brüchig.

      »Ich bin Judy«, erwiderte das junge Mädchen, »ich hätte vielleicht nicht kommen sollen, oder?«

      »Ich frage, du wirst antworten!« Johnny erhob sich mühelos von seinem Schneidersitz. Die bestickte Pelzweste fiel über der nackten Brust auseinander. Judy starrte auf das handtellergroße Medaillon, das auf Johnnys Brust baumelte. Dieses Medaillon schien von innen heraus in tiefem Rot zu glühen.

      »Entschuldige, Johnny«, antwortete Judy verwirrt. »Ich hatte …«

      »Sagt ihr, daß sie den Mund halten soll…!«

      Judy war irritiert, als zwei Mädchen aufsprangen. Und sie stöhnte auf, als die beiden an sich nett aussehenden Mädchen ihr ein paar mehr als derbe Ohrfeigen verabreichten. Dann, bevor sie sich überhaupt wehren konnte, verdrehten die Mädchen ihre Arme auf den Rücken und zwangen Judy, den Oberkörper tief nach unten zu senken.

      Judy stöhnte vor Schmerz.

      »Meine Lämmer gehorchen«, sagte Johnny ungerührt und umfaßte mit beiden Händen sein Medaillon. »Sie fragen nicht, sie gehorchen. Und wer mein Lamm werden will, muß sich in Demut üben… Bringt ihr Demut bei!«

      Die übrigen Lämmer erhoben sich vom Boden, von ihren Matratzen und von ihren Decken. Sie stürzten sich, keineswegs wie sanfte Lämmer, auf Judy, umringten sie und schleppten sie zurück zur Treppe. Judy, die plötzlich sehr genau wußte, daß sie nicht hätte kommen sollen, wehrte sich wütend und schrie. Doch ein paar Ohrfeigen und ein schmuddeliger Lappen, den man ihr in den Mund steckte, ließen jeden weiteren Laut ersterben.

      Im Morgenlicht sah Bageside immerhin etwas einladender aus. Während Rander im hochbeinigen Wagen des Butlers zurückblieb, ging Parker würdevoll auf einen Kramladen zu, über dem großsprecherisch Drugstore stand.

      Rander zündete sich eine Zigarette an und fragte sich, ob Parker jetzt wohl Glück mit seinen Nachforschungen hatte. Bisher hatte sich niemand in Bageside an Hippies erinnern können, die in der Nähe in einer Strandvilla wohnten.

      Rander dachte an Lieutenant Madford und Sergeant McLean. Sie waren zwar mit vor die Stadt gekommen, hatten ihr Quartier aber verabredungsgemäß in Wilmette bezogen. Hier wollten sie nach einem gewissen Johnny Coolway fahnden und praktisch von seiner Meldeadresse her die Spur aufnehmen.

      Inzwischen stand bereits fest, daß die Rocker unter Bert Single im Rolls in die Stadt zurückgefahren waren. Dies hatte Madford mit Leichtigkeit feststellen lassen. In Chikago wurden die Rocker bereits diskret, aber scharf überwacht. Madford wollte, was die Rocker und die Lämmer anbetraf, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

      Parker erschien in der Ladentür des Kramladens, setzte seine schwarze Melone auf und kam gemessen zurück zum Wagen.

      »Nun …?« erkundigte sich Rander. »Wieder nichts, was …?«

      »Ich darf und muß Sie erfreulicherweise enttäuschen, Sir«? erwiderte der Butler, während er sich ans Steuer setzte. »Der Ladenbesitzer, dem ich gerade einen Besuch abstattete, dürfte der Lebensmittellieferant der gesuchten Lämmer sein.«

      »Ob das auch stimmt? Wieso weiß er als einziger hier in Bageside von den Hippies?«

      »Weil die Lämmer, um bei diesem Ausdruck zu bleiben, Sir, ihre Versorgungsgüter nur nachts abholen. Sie scheinen es darauf abgestellt zu haben, so wenig wie möglich bekannt zu werden …«

      »Und Sie haben die Adresse?«

      »Nicht gerade mit letzter Präzision, Sir, aber die Angaben dürften ausreichen, Johnny Coolway einen Besuch abzustatten…!«

      Judy hatte Angst. Nur noch nackte Angst.

      Sie befand sich in einem Keller, dessen Boden vor Schmutz starrte. Leere Colaflaschen lagen herum, aufgerissene Lebensmittelpackungen, Kartons, Kisten und ein paar Matratzen, die nach Fäulnis und Schweiß rochen.

      Judy lag auf solch einer Matratze und spürte, daß das Gift in ihren Adern bereits wirkte. Sie registrierte auch, daß die Angst sich etwas legte. Interessiert, zugleich widerwillig und neugierig, betrachtete sie den Einstich in ihrer linken Armbeuge.

      Nachdem die Lämmer sie hinunter in den Keller geschafft hatten, war Johnny nachgekommen.

      »Wenn du bleiben willst«, sagte er, »mußt du ein Lamm werden, ein sehr sanftes Lamm.«

      »Ich … Ich will weg …!« stieß Judy wütend hervor, »ihr seid ja alle verrückt …«

      »Nur in diesem Zustand läßt sich die Welt noch ertragen.« Johnny lächelte sanft und hatte dann plötzlich eine sehr normale Rekordspitze in der Hand.

      »Was … Was ist das?« fragte Judy und wehrte sich bereits im voraus.

      »Heroin, Süße!« Johnny lächelte mild wie ein Heiliger und betrachtete verzückt die Spritze. Wahrscheinlich hätte er sie sich am liebsten in sein eigenes Fleisch gerammt.

      An das alles dachte Judy, die jetzt allein auf der Matratze lag. Eigenartigerweise ärgerte sie sich schon nicht mehr. Das Heroin in ihrem Blut wirkte von Sekunde zu Sekunde immer stärker. Judy schloß die Augen und verlor sich ins Träumen. Ein Lächeln, das aber irgendwie aufgesetzt und gequält wirkte, umspielte ihre Lippen.

      »Der Ford, Sir, den Sie und meine bescheidene Wenigkeit in der vergangenen Nacht sahen.«

      Parker hielt sein hochbeiniges Monstrum an und deutete diskret auf den windschiefen Holzbau, vor


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