Butler Parker Staffel 7 – Kriminalroman. Günter Dönges
Читать онлайн книгу.wo Mister Johnny sich befindet?«
Nun, sie fanden einen dritten ›Hammel‹ in der Kabine. Und leider war diesem jungen Mann nicht mehr zu helfen. Johnny Coolway hatte auch hier ganze Arbeit geleistet.
»Hier scheint einer seine Zelte abgebrochen zu haben«, sagte Rander, während er auf die Eisentür deutete, »da weit und breit keine Rocker zu sehen sind, müssen sie sich im Maschinenraum befinden …«
»In der Begleitung diverser Lämmer, Sir…«
»Genau, Parker … Kümmern wir uns um Johnny … Dieser Bursche ist so gefährlich wie eine gereizte Kobra!«
Rander und Parker gingen notgedrungen zurück an Deck, um zwischen den Aufbauten nach Johnny zu suchen. Sie hatten die Treppen noch nicht ganz hinter sich gebracht, als Mike Rander plötzlich zusätzlich die Beine in die Hand nahm und den Rest der Stufen im Eiltempo erklomm.
»Judy!« rief er erklärend dazu …
Judys Muskeln verkrampften sich, als Johnny plötzlich neben dem Wagen erschien und sie wölfisch anbleckte. Johnny war klatschnaß. Er hatte den Schwimmbagger auf dem Wasserweg verlassen, als Rander und Parker an Bord gekommen waren. Johnny interessierte sich für Parkers hochbeiniges Monstrum, aber er interessierte sich vielleicht noch mehr für Judy. Eine Geisel in dieser Situation, dazu noch ein Wagen… was konnte da überhaupt noch passieren?
Judy drückte sich ängstlich in die Wagenecke, als Johnny versuchte, die rechte hintere Tür zu öffnen.
Er hatte Pech, Judy hingegen Glück. Diese Tür ließ sich nicht aufziehen. Sie schien festgeschweißt zu sein.
Hechelnd vor Eifer rannte Johnny um den Wagen herum und versuchte die linke Tür zu öffnen. Aber auch hier erreichte er nichts. Auch diese Tür blieb verschlossen.
Judy schöpfte neue Hoffnung. Johnny konnte nicht so, wie er wollte. Und nachträglich war Judy froh darüber, daß die Trennscheibe zwischen Wagenfond und Fahrraum geschlossen war. Judy befand sich, wenn man so wollte, in einem uneinnehmbaren Tresor.
Johnny dachte nicht daran, etwa aufzustecken.
Da war ja noch der Wagen insgesamt, den er brauchte und den er sich unter den Nagel reißen wollte. Er grinste erleichtert, als die Fahrertür sich öffnen ließ. Er schlüpfte ans Steuer, entdeckte aber in diesem Moment Rander und Parker, die bereits auf dem Behelfssteg waren.
Johnny, eine Schußwaffe in der Hand, stieg fast gelangweilt aus. Jetzt hatte er alle Trümpfe in der Hand. Er verhielt neben dem Wagen, hob seine Waffe und brüllte: »Bleibt stehen, oder die Kleine macht ’ne Dauerluftreise!«
»Dieser junge Mann dürfte seine Lage verkennen«, meinte Parker gemessen zu seinem jungen Herrn, »er weiß sicher noch nicht, daß seine Chancen nicht besonders günstig liegen.«
Während Parker redete, war Rander stehen geblieben.
»Auf Judy kann er nicht schießen«, sagte er, »aber uns wird er aufs Korn nehmen, Parker!«
»Er wird sein Cannae erleben, Sir!« Parker ging würdevoll weiter und erreichte das Ufer. Er sah zu Harry hinüber, der wieder in den Wagen gestiegen war und hinter dem Steuer Platz genommen hatte.
Am Vorbeugen Johnnys war klar zu sehen, daß er den Zündschlüssel bewegte. Parker, sonst ein ungemein beherrschter Mann, konnte sich die Andeutung eines leichten Schmunzelns nicht verkneifen. Schließlich hatte er schon immer einen sehr ausgeprägten Sinn für Humor gehabt. Parker harrte also der Dinge, die da mit Sicherheit kommen mußten.
»Eigentlich tut er mir schon fast wieder leid«, sagte Rander, der neben seinem Butler auftauchte, »diesen Wagen, Parker, wird er nie wieder vergessen, zu welcher Strafe man ihn auch verurteilen wird.«
Johnny, dem Parkers Wagen verständlicherweise nicht vertraut war, bewegte den Zündschlüssel weiter im Schloß. Bisher hatte der Motor samt Anlasser sich noch nicht gemeldet.
Etwas nervös geworden, sah Johnny zum Ufer hinüber, auf dem Rander und dieser Butler bereits erschienen. Es wurde verdammt höchste Zeit, diese verwünschte Kiesgrube zu verlassen.
Eine weitere Drehung des Zündschlüssels …
Johnny, der sich etwas vorbeugte, um den Anlasser zu hören, zuckte plötzlich wie unter einem elektrischen Schlag zusammen. Er fuhr vom Sitz hoch und rammte mit seinem Kopf gegen das Wagendach. Von dort plumpste er – reichlich benommen – zurück auf den Sitz, in dessen Mitte leider – was Johnny anbelangte – ein spitzer Dorn erschienen war. In diesen Dorn rutschte Johnny zurück, schrie entsetzt auf, fuhr erneut hoch und bearbeitete ein zweites Mal das Wagendach mit seinem Kopf.
Diesmal war Johnny vorsichtiger.
Er hielt sich am Steuerrad fest, vermied eine dritte Begegnung mit dem Dorn und stieg aus dem Wagen.
Ein seltsames, leichtes Gefühl erfaßte und durchflutete ihn. Johnny, eben noch gehetzt wie ein Tier in einer Falle, fühlte sich ausgezeichnet und! hätte am liebsten die ganze Welt umarmt. Er torkelte leicht, aber das registrierten seine Nerven nicht.
Johnny warf die Schußwaffe in hohem Bogen in den Sand und schwankte wie ein leicht Angetrunkener auf Rander und Parker zu.
Er wußte natürlich nicht, daß der Spitzdorn, der aus dem Sitz gekommen war, von Parker präpariert worden war. Beim Umdrehen des Zündschlüssels – auch das wußte Johnny nicht – hatte er vergessen, eine Sperre zu lösen, die vom Armaturenbrett aus gesteuert wurde. All das wußte Johnny nicht, dem die Beine schwach wurden und der sich wenige Sekunden später auf den Sand zur Ruhe legte.
»Ich würde sagen, Sir, daß der Fall der sanften ›Lämmer« damit sein Ende gefunden hat«, sagte Parker und lüftete in Richtung Mike Rander höflich seine schwarze Melone, »ich hoffe, Sir, Sie waren mit meiner bescheidenen Wenigkeit zufrieden!«
»Nichts gegen das Resultat«, sagte Lieutenant Madford ein paar Stunden später. Er befand sich mit Sergeant McLean im Studio des jungen Anwalts und wollte den Schlußbericht liefern, »nichts gegen das Resultat, Parker, aber es macht mich wahnsinnig, daß Sie nach wie vor Ihre Extratouren reiten müssen.«
»Diesmal ließ sich das nicht vermeiden«, gab Mike Rander zurück, bevor der Butler sich verteidigen konnte, »die ganzen Dinge spielten sich zu schnell ab. Wir konnten nicht warten, bis Ihr schwerfälliger Fahndungsapparat in Bewegung kam.«
»Darf man erfahren, Sir, ob diverse Rocker und ›Lämmer‹ bereits Geständnisse ablegten?« Parker wandte sich betont höflich an Lieutenant Madford, während McLean grinste und sich an sein gefülltes Glas hielt.
»Johnny Coolway hat ein Geständnis auf der ganzen Linie abgelegt«, erklärte Madford, »er hat Marty Galbert umgebracht, und er ist auch für die beiden jungen Männer aus seiner Lämmergruppe verantwortlich. Warten wir ab, was die Verhandlung gegen ihn bringen wird …«
»Und die Lämmer, Sir?«
»Die Mädchen und Jungen wird man unter dem Tatbestand der Beihilfe anklagen … Die Rocker hingegen kommen mit einem blauen Auge davon, soviel kann man schon jetzt sagen.«
»Und Miß Judy Galbert, Sir?«
»Sie hängt mit drin, aber wie gesagt, die Jugendlichen werden ihre Chance bekommen. Hauptsache, dieser Leithammel Johnny kann kein Unheil mehr anrichten.«
»Er versammelte die Lämmer eigentlich nur um sich, um ungestört koksen zu können«, sagte McLean. Sein Glas war bereits leer. »Wenn’s nach mir ginge, würde ich sie nicht die sanften ›Lämmer‹ sondern die blöden Schafe nennen!«
Rander, Parker, Madford und McLean unterhielten sich noch etwa eine halbe Stunde. Dann mußten die beiden Polizeibeamten zurück in ihre Dienststelle.
»Und wir, Parker«, sagte Rander, als sie allein waren, »sollten vielleicht ausgehen. Ich glaube, wir haben uns eine Abwechslung verdient.«
»Ich werde sofort den Wagen bereitstellen, Sir.«
»Ausgeschlossen«, wehrte Mike Rander sofort