APEX. Ramez Naam

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APEX - Ramez  Naam


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sagen … erst Becker, dann Holtzman, dann Barnes? Wäre ich nicht selbst ein Mitglied der Regierung, man könnte meinen, das alles ginge nicht mit rechten Dingen zu.

      Pryce kniff ihre Augen zusammen und strich über das Display, um die Nachricht zu löschen und drückte sich nochmals sehr deutlich aus.

      [Pryce: Sagen Sie das nie wieder. Und noch etwas: Ziehen Sie die NSA hinzu. Chase ist dabei, die Story zu verbreiten, dass jemand Barnes erpresst hat. Wenn das wahr ist, dann wurden Barnes Sicherheitssysteme gehackt …]

      Das sollte für Kaori kein Problem darstellen. Sie hatte für die NSA gearbeitet, bevor sie dort von Pryce wegrekrutiert worden war.

      Es gab eine Pause. Dann tauchte eine weitere Nachricht auf.

      [Kaori: Verstanden. In beiderlei Hinsicht. Gute Reise, Boss.]

      Pryce nickte. Kaori war gut. Sie musste nur vorsichtig sein. DC war nicht der richtige Ort, um seine Meinung frei auszusprechen.

      [Pryce: Ich fliege im Präsidentenjet. Sicherer geht es nicht.}

      Sie betrat die Lobby im obersten Stockwerk des Houston Intercontinental, gerade als die Familiendiskussion ihr Ende fand.

      »Ich wünschte wirklich, ihr könntet mit uns zurück nach DC kommen«, sagte Stockton. Er hatte seine Tochter Julie im Arm.

      Die First Lady stand daneben und wiegte ihren Enkel Liam im Arm.

      »Vater«, erwiderte Julie. »Ich habe ein Leben hier. Ich muss arbeiten. Steve ist hier.«

      »Diese Bombe war für dich bestimmt.«

      »Das weißt du nicht.« Julie Stockton schüttelte den Kopf.

      Der Präsident seufzte. »Okay. Aber ich werde Verstärkung für deine Leibgarde anordnen.« Die First Lady schaute auf und nickte zustimmend.

      »Ich wünschte, du würdest das nicht tun«, sagte Julie Stockton.

      Pryce konnte mit dem Mädchen mitfühlen. Sie selbst hatte sich dagegen gesträubt, überhaupt eine eigene Leibwache zu haben. Es fühlte sich mehr danach an, gefangen zu sein als beschützt zu werden. Pryce hasste diese Vorstellung so sehr, dass sie es damals als Bedingung aufstellte, keine Leibwache zu haben, als sie ihren Job annahm.

      »Ich kann meiner Arbeit nicht nachgehen«, sagte der Präsident, während er seine Hände immer noch um Julies Oberarme gelegt hatte, »wenn ich nicht davon überzeugt bin, dass du und Liam in Sicherheit seid. So ist es nun mal.«

      Pryce folgte der Gruppe von Leibwächtern, die den Präsidenten und sein Gefolge zu einem Lastenaufzug eskortierten. Sie wurden in eine Tiefgarage gebracht, die seit Stocktons Ankunft gestern Nachmittag von einem weiteren Team an Wächtern bewacht wurde.

      Einer der Wächter hielt seinen Finger an den Knopf in seinem Ohr und sagte: »Wir haben Meldungen von Demonstranten vor dem Hotel, Mr. Präsident.«

      Cindy Stockton schüttelte den Kopf. »Demonstranten«, sagte sie. »Die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen.«

      Dann öffneten sich die Türen des Aufzugs und sie waren im Tiefgeschoss, inmitten einer Eskorte.

      Zwanzig Autos. Die texanische Bundespolizei auf Motorrädern. Weitere von ihnen in Streifenwagen. Der Geheimdienst in unauffällig gepanzerten Limousinen. Weitere Limousinen für Mitarbeiter und Helfer. Und dann auch noch die Spezialfahrzeuge: Bewaffnete und gepanzerte Rapid Response Fahrzeuge, bemannt mit einer Leibwächtergarde, die eher wie Marines gekleidet waren als wie Bodyguards. Gefahrguttransporter, für den Fall einer biologischen, radioaktiven oder chemischen Attacke auf den Präsidenten. Das Kommunikationsfahrzeug des Weißen Hauses mit seiner extrem hohen Bandbreite für Internetverbindungen, von dem aus die freie Welt komplett gesteuert werden konnte. Das Fahrzeug für die lokale Luftsicherheit mit ihren hunderten winziger Drohnen und Abschirmdrohnen, die dafür ausgerüstet waren, sicherzustellen, dass der Konvoi des Präsidenten nicht überraschend angegriffen werden konnte.

      Und schlussendlich: Der Militäroberst, der die Aktentasche mit den nuklearen Zugangscodes unter dem Arm hatte.

      Wie konnte ich nur vom Verfassen politischer Schriftsätze auf einmal hierher gelangen?, fragte sich Pryce.

      Hatte es geholfen, dass Stephen tot war? Sie spürte einen plötzlichen Gewissensbiss, als sie daran dachte. Es war jedoch nicht das erste Mal, dass sie dieses schlechte Gewissen im Nacken hatte.

      Hätte ich es jemals so weit gebracht, wäre mein Ehemann noch am Leben gewesen? Oder wenn wir ein Kind gehabt hätten, wie wir es geplant hatten?

      »Carolyn!« Stockton verlor die Geduld.

      Pryce schaute auf. Ein Agent des Secret Service hielt die Tür des Beasts auf, der spezialgefertigten Limousine, in der der Präsident fuhr. Es war ein unvergleichliches Fahrzeug.

      »Ja, Mr. Präsident«, sagte sie und stieg in das Beast. Sie nahm auf einem Sitz gegenüber des Präsidenten und seiner Frau Platz.

      John Stockton schaute aus dem Fenster. Und Pryce hatte nun umso mehr ein schlechtes Gewissen wegen der Gedanken, die sie eben gehabt hatte.

      Während Stephens Krebserkrankung und auch danach … die Stocktons waren immer gut zu ihr gewesen. John und Cindy hatten sie immer unterstützt, damals als er noch Senator war und dann Vizepräsident.

      Und was war so verwerflich daran gewesen, dass sie sich in die Arbeit gestürzt hatte? Dass der Job alles war, was sie in den letzten zehn Jahren gehabt hatte.

      Arbeit war rational. Arbeit war analytisch. Der Job war immer etwas, worin sie alle beeindruckte – schon seit dem Studium, und dann auch während ihrer Promotion und bei ihrem ersten Buch. Sie konnte Problematiken in kleinere Sachverhalte herunterbrechen und sehen wie die Puzzleteile ineinander passten. Sie konnte die Sachverhalte so erklären, dass sie für andere verständlich wurden und bislang unübersichtliche Dinge überschaubar machen. Und sie konnte Lösungen finden, die anderen nie in den Sinn gekommen wären.

      Sie seufzte. Sich vollkommen dem Job hinzugeben war einfacher gewesen, als mit dem Tod ihres Ehemanns klarzukommen. Und damit, niemals das Kind zu haben, das sie sich immer gewünscht hatte.

      Die Lichter der Streifenwagen gingen an. Pryce drehte sich, um aus dem Fenster des Beasts zu schauen. Drohnen hoben ab und flogen zwischen den Bodenfahrzeugen umher, bereit, ihre Überwachung zu starten und jegliche feindlichen Bewegungen aufzuzeichnen.

      Dann fuhren sie los. Sie fuhren die Rampe hoch und in Houstons Morgendämmerung hinein.

      Dann sah sie die Demonstration.

      In den Lichtern der Straßenlaternen drängten sich tausende von Demonstranten. Eine Polizeiabsperrung hielt sie zurück und machte die Straße für den Konvoi frei. Das dicke Glas des Beasts und sein hermetisch abgesicherter Fahrzeuginnenraum dämmten ihre Protestrufe.

      Nichtsdestotrotz war ihr Zorn spürbar. Er war in ihren vor Wut verzerrten Gesichtern zu sehen. Und in den gewaltsamen Bewegungen, mit denen sie ihre Schilder schwangen. Schilder, auf denen stand: »TERRORIST!«, »LANDESVERRÄTER!«, »BABYMÖRDER!«

      Sie ging in Deckung, als etwas in ihre Richtung geschleudert wurde. Dieses Etwas zerplatzte im Flug zu einer gelben Flüssigkeit und jemand ganz vorne in der Menschenmenge verzerrte sein Gesicht vor Schmerzen.

      Sie erkannte, dass es ein Ei gewesen war. Einer der Demonstranten hatte ein Ei auf das Beast geworfen. Und eine der Drohneneskorten hatte das unbekannte Objekt in der Luft abgewehrt und dem armen Idioten, der es geworfen hatte, einen Elektroschock verpasst.

      Sie sah in die Limousine zurück und sah Cindy Stockton aus dem Fenster starren. Ihr Blick war voll Sorge und sie hielt die Hand ihres Ehemanns. Pryce drehte sich zu Stockton und suchte nach Zeichen von Wut, Resignation oder vielleicht Reue in seinem Gesicht.

      Doch stattdessen fand sie etwas anderes.

      Entschlossenheit.

      Er hatte sie gebeten, mit ihnen mitzufahren. Warum? Sollte sie ihm Barnes Selbstmordgeständnis erklären?

      Wollte


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