Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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dich des Madl schon besucht?«

      »Ja, des Madl war heute Morgen bei mir! Aber mir ging es net so gut. Ich glaub’, des hat des Madl bemerkt. Deshalb ist es bald wieder gegangen. Des ist mir ein bissel peinlich.«

      »Bist krank, Ella?«, fragte Toni.

      »Ich? Ich soll krank sein?«, lachte die alte Ella.

      »Na, krank bin ich net! Ich war nur traurig, weil …, ach, lassen wir des, Toni! Wenn du die Maja net suchst, was führt dich zu mir?«

      Ella legte ihre Hacke zur Seite. Sie gingen zusammen zum Haus. Toni ließ seinen Rucksack von den Schultern gleiten. Er packte aus.

      »Hier ist ein frischer Hefezopf, den soll ich dir von der Anna geben und dir viele schöne, liebe Grüße sagen.«

      »Mei, des ist aber lieb von der Anna! Deswegen bist extra gekommen? So einen weiten Weg hast auf dich genommen!«

      Toni stellte drei leere Glasflaschen auf den Tisch.

      »Wir brauchen dringend Kräutertinktur. Wir haben viele Hüttengäste in letzter Zeit, die neu in den Bergen sind. Blutige Anfänger sind des, denen drücken die Schuhe, und sie haben Blasen. Sie haben Sonnenbrand, weil sie sich auf der Terrasse der Berghütte ungeschützt in die Sonne legen. Die lassen sich nix sagen, und am Abend sind sie rot wie Krebse. Dann müssen die Anna und ich sie verarzten.«

      »Ja, ja! Die müssen ihre Erfahrungen mit den Bergen erst noch machen«, schmunzelte Ella.

      »Genau! Aber deswegen haben wir viel von deiner Kräutertinktur gebraucht. Jetzt hat Anna nur noch einen kleinen Rest. Da dachte ich mir, ich komme vorbei und holte einige Flaschen.«

      Die alte Ella Waldner schaute Toni ernst in die Augen.

      »Toni, ich kann dir nur zwei kleine oder eine große Flasche geben. Ich hab’ nimmer viel davon.«

      »Damit wäre uns aber schon geholfen. Wenn du wieder neue Kräutertinktur fertig hast, dann kannst meiner Mutter einige Flaschen hinstellen. Die nehme ich dann mit

      hinauf auf die Berghütte.«

      Ella Waldner schüttelte den Kopf.

      »Was ist?«, fragte Toni unschuldig, als wüsste er nichts. »Warum schüttelst du den Kopf?«

      »Ich weiß net, wann ich wieder Kräutertinktur mache. Vielleicht mache ich überhaupt keine mehr.«

      Toni gab sich überrascht.

      »Du machst Witze, Ella? Des hört sich so an, als wolltest du dich zur Ruhe setzen.«

      »Ich? Ich mich zur Ruhe setzen? Na, des net, Toni!«

      »Aber einen Grund musst du doch haben, oder?«

      »Sicher«, sagte Ella Waldner leise und schaute Toni dabei nicht an.

      Ella ließ Toni stehen und ging

      hinein. Nach einer Weile kam sie mit einem Tablett heraus.

      »Setz dich, Toni! Musst net stehen! Trinkst einen Tee mit mir?«

      »Vielen Dank! Des mache ich gerne!«

      Ella deckte den Tisch und schenkte Toni Tee ein. Sie schnitt den Hefezopf an und gab Toni ein Stück auf seinen Teller. Sie aßen.

      Toni wartete eine Weile, dann fragte er vorsichtig:

      »Ella, warum ist des zukünftig ungewiss mit der Kräutertinktur?«

      »Toni, für die Tinktur brauche ich ganz bestimmte Pflanzen. Bis jetzt hatte ich auch immer genug davon. Aber das hat sich jetzt geändert. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich später einmal wieder Kräutertinktur herstelle. Aber zuerst muss ich wieder eine neue Quelle für diese bestimmten Pflanzen finden. Das kann dauern, verstehst?«

      »Na, Ella! Ich verstehe nix! Vielleicht liegt es daran, dass ich von der ganzen Kräutersache nix verstehe, aber hier irgendwo müssen sie doch zu finden sein, oder musst du dafür jetzt bis zum ›Höllentor‹?«

      Ella Waldner trank einen Schluck Tee und aß einen Bissen vom Hefezopf.

      »Weißt, Toni, es stimmt schon, was wir hier seit altersher glauben. Wenn eine schwarze Wolke über dem Gipfel vom ›Höllentor‹ steht, dann geschieht ein Unglück, weil der Satan aus der Hölle rausgekommen ist. Aber mir hat er schon lange keine Angst mehr machen können. Ich beachte den Teufel net. Er wird sich schön ärgern, denke ich mir, dass ich mich net fürchte.«

      Ella Waldner schmunzelte.

      »Ja, ja! Wütend wird er sein, denke ich mir. Aber ich beachte ihn weiter net. Ich gebe ja zu, dass er mich grade etwas ärgert. Ja, so ist das, Toni. Ich fechte im Augenblick einen Kampf mit ihm aus. Und ich gebe zu, dass er mir im Augenblick das Leben schwer zu machen versucht. Ich sage nur ›versucht‹, Toni. Die Genugtuung, dass er es mir schwer macht, die gebe ich ihm net. Getroffen hat es mich im ersten Augenblick schon. Aber jetzt bin ich fast schon drüber weg. Weißt, Toni, Gartenarbeit hilft. Heute Morgen war ich richtig geknickt. Aber dann hab’ ich meine Blumen gegossen, die Kräuter gepflegt. Ich habe ein bissel gehackt und die Beete gerecht, dann ging es mir schon wieder besser. Na, hab’ ich bei mir gedacht, du kriegst mich net unter!«

      Ella schmunzelte.

      »Sicher werde ich ein bissel mehr Arbeit haben, sicherlich werde ich weiter laufen müssen. Suchen werde ich müssen. Aber ich hab’ mich schon an die lieben Engel auf dem ›Engelssteig‹ gewandt. Ich hab’ zu ihnen gesagt, weil sie doch von dort oben so eine gute Sicht über unsere schönen Berge und unser Tal haben, sollen sie mal schauen, wo noch so Kräuter wachsen, die ich für meine Kräutertinktur brauche. Ich habe sie gebeten, dass sie oben im Himmel ein gutes Wort für mich und alle Waldkogler einlegen. Mei, ein jeder hier in Waldkogel braucht meine Kräutertinktur. Also hab’ ich mir gedacht, soll der Himmel mich die Kräuter bald finden lassen. Heute noch net. Heute gehe ich noch net suchen. Damit fange ich morgen an.«

      Toni aß den letzten Bissen des Kuchens und trank einen Schluck Tee.

      »Hast schon eine Idee, wo du suchen willst, Ella?«

      »Na, noch net so genau! Ich werde am Bach entlanggehen. Die Kräuter, die ich für die Tinktur brauche, die wachsen nur an Stellen, wo es sehr feucht ist.«

      »Und warum suchst du net auf den Feuchtwiesen, hinten am Bergsee?«

      »Schmarrn! Deswegen hab’ ich doch jetzt die Sucherei. Da gehe ich nimmer hin!«

      »Warum? Wachsen die Kräuter dort net?«

      »Und wie die dort wachsen, ganz wunderbar wachsen die Kräuter dort! Dort habe ich sie bisher immer geholt.«

      »Aha! Und warum willst des jetzt nimmer machen?«

      »Ich darf da nimmer hin!«

      »Des verstehe ich net, Ella. Wie meinst des?«

      Ella Waldner seufzte leise. Sie trank einen Schluck Tee und seufzte noch einmal.

      »Also gut, Toni! Dann muss ich dir wohl die ganze Geschichte erzählen. Eher gibst ja doch keine Ruhe!«

      Toni schmunzelte.

      »Also, Toni, des war so! Heute Nacht hat es geregnet. Ich dachte, des ist gut, dann hole ich mir bei Sonnenaufgang die frischen Kräuter. Ich bin also zu den Feuchtwiesen. Ich hatte meinen Korb dabei und meine kleine Handsense. Ich hatte meinen Tragekorb schon halb voll mit Kräutern, als sie kamen und mich verjagten.«

      »Wer? Wer kam und hat dich verjagt?«, fragte Toni.

      »Himmel, Toni, wenn ich das

      wüsst’! Aber sie scheinen etwas zu sagen zu haben. Sie kamen in zwei großen Autos. Es waren ein Dutzend Männer in Arbeitskleidung und mit Bauhelmen. Die Bauhelme waren weiß und rot. Sie sind über die Wiesen gegangen und haben die Markierungen gesucht.«

      Ella Waldner schenkte sich und Toni noch einmal Tee ein. Sorgfältig stülpte sie die mit Kreuzstichen bestickte


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