Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt


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laß nur, Papsileinchen, wir verwöhnen Muttchen Arninger ja auch, gleichfalls ihren Mann, und so kommt bei uns keiner zu kurz. Wir sind eben eine harmonische Familie, genauso wie die Swindbrechts. Nur so einen kleinen Jungen müßten wir noch haben wie den süßen Trutzi – warum lacht ihr mich denn aus?«

      »Weil du so komische Wünsche hast, Marjellchen. Doch nun mal was anderes. Wann wirst du mit der Heuernte beginnen, Trutz?«

      »Morgen, Onkel Arnold. Und du?«

      »Ich auch. Freue mich ordentlich darauf, meine Kräfte regen zu können. Je turbulenter es zugeht, um so besser.«

      Der Ansicht war auch Trutz. Der lag von morgens bis abends in den Sielen, wie man auf dem Lande sagt. Seine Frau bekam er nur noch bei den Mahlzeiten zu sehen, und wenn er nicht zu müde war, noch ein oder zwei Stunden nach dem Abendessen. Aber dann winkte der Bettzipfel, den er sich über die Ohren zog, um fest und traumlos zu schlafen wie ein Mensch, der ein anstrengendes Tagewerk hinter sich hat.

      Ragnilt erging es kaum anders, zumal sie noch Trutzi viel um sich haben mußte, da seine Pflegerin den ihr zukommenden Urlaub angetreten hatte. Das lebhafte Kind sorgte schon dafür, daß seine Mutter tagsüber kaum zur Besinnung kam, und als es gar noch an Masern erkrankte, mußte Ragnilt auch nachts auf Posten sein.

      Wohl hätte sie eine Krankenpflegerin mieten können, aber da der Arzt keine zuverlässige empfehlen konnte, ließ sie davon ab.

      Sie wurde ja auch sehr gut fertig, zumal Brunhild und der Diener Kilian sie in der Pflege unterstützten, obwohl sie sich die Zeit dafür direkt abstehlen mußten.

      Ragnilt hatte einen Diwan in das Kinderzimmer stellen lassen, auf dem sie nachts schlief. Das heißt, in den ersten Nächten, als der kleine Patient stark fieberte, war an Schlaf kaum zu denken. Doch nachdem das vorüberging, wurde Ragnilt kaum noch gestört. Und als Karla von ihrem Urlaub zurückkehrte, lief der Junge schon wieder munter umher.

      Fragend sah das Mädchen, das vor dem Jungen kniete und ihn zur Begrüßung zärtlich küßte, zu Ragnilt auf.

      »Sßester Tala, er hat Dasern dehabt«, erklärte das Kerlchen strahlend, sobald er seiner Pflegerin ansichtig wurde. »Aber nu is er desund.«

      »Stimmt das, Frau Baronin?«

      »Ja, Schwester Karla.«

      »Und warum rief man mich nicht zurück?«

      »Weil Sie wenigstens für vier Wochen im Jahr von Ihrem Quälgeist befreit sein sollen«, war die lachende Antwort. »Denn wie der einem zusetzen kann, habe ich jetzt erst so richtig erfahren.«

      »Und doch hab’ ich mich nach ihm gebangt. Ach, du mein Bengelchen, ist es schön, daß ich wieder da bin?«

      »Sßa, Sßester Tala«, streichelte das dicke Patschchen unbeholfen über das Mädchengesicht. »Er läßt dis nis mehr weg.«

      »Das ist Musik für meine Ohren. Aber wer hat denn morgen Geburtstag?«

      »Er.«

      »Und was wünscht er sich?«

      »Hottehüh.«

      Die hatte Karla ihm mitgebracht und gleich den Stall dazu. Und ihr wurde die Genugtuung, daß ihr nun zweijähriger Pflegling darüber in hellen Jubel ausbrach. Wohl beschäftigte er sich auch mit den anderen Spielsachen, die auf dem Gabentisch lagen, kehrte aber immer wieder zu dem Stall zurück.

      »Ach, du liebes bißchen«, kratzte Onkel Arnold, der sich nebst Tochter zu dem wichtigen Geburtstag einstellte, bedenklich seinen Kopf. »Das heißt ja Eulen nach Athen tragen.«

      Was er damit meinte, stellte sich heraus, als aus dem großen Paket ein Pferdestall zutage kam, aber auch der wurde von dem kleinen Pferdenarr mit Jubel begrüßt.

      »Und wie stehe ich nun mit meiner Eisenbahn da?« klagte Elvira. »Trutzi sieht sie ja gar nicht an.«

      »Kommt schon noch«, tröstete Ragnilt. »Und zwar dann, wenn man dem Jungen zeigt, daß er darin seine Pferde verladen kann.«

      »Das tu’ ich gleich. Komm mal her, Trutzi.«

      Somit waren die beiden nebst Karla den Rest des Tages für alle Welt verloren. Die anderen jedoch setzten sich gemütlich zusammen. Selbst Trutz war dabei.

      »Ackermann hat mir heute zur Feier des Tages den Nachmittag frei gegeben«, erklärte er schmunzelnd, dabei ein Päckchen aus der Tasche ziehend und auf den Tisch legend. »Das stiftet Gustchen dem Geburtstagskind.«

      »Da können nur Socken drin sein«, lachte Ragnilt hellauf, und tatsächlich enthielt das Seidenpapier weiße Strümpfchen aus feiner Wolle. Ein Zettel steckte daran, auf dem stand: Mag der kleine Baron mein Präsent in bester Gesundheit tragen, ich habe meine ganze Liebe hineingestrickt.

      »Einfach rührend«, sagte die Seniorin. »Dafür mußt du dich persönlich bedanken, Ragnilt. Fahr morgen zu ihr und nimm von dem besten Geburtstagskuchen mit.«

      »Trinkbares und Delikatessen können auch dabei sein«, setzte Trutz hinzu. »Denn wie ich von Ackermann weiß, lebt Gustchen in nicht gerade glänzenden Verhältnissen und wird sich derartige Dinge kaum leisten können, zumal sie jede Mark, die sich nur erübrigen läßt, in Wolle anlegt. Sie behungert das, wie es in der Sprache unserer Leute heißt.«

      »Na, so sieht das dicke Gustchen gerade nicht aus«, lachte Brunhild. »Also müßte in der Spende das enthalten sein, was nicht gerade zur täglichen Kost gehört.«

      So machte Ragnilt sich denn am nächsten Tag auf den Weg zu Auguste, die am Ende des Dorfes ein kleines Haus ihr eigen nannte. Sie hatte es sich von der Abfindung, die ihr als Bauerntochter zukam, erbauen lassen und bewohnte das Erdgeschoß, das aus zwei geräumigen Stuben und Küche bestand, das Obergeschoß hatte sie an ein kinderloses Ehepaar vermietet.

      Von dieser Miete und einer kleinen Rente lebte Auguste schlecht und recht. Aber mochte es manchmal auch noch so knapp sein, für Wolle reichte es immer.

      Neben Ragnilt stand auf dem Sitz ein Korb, der außer Kuchen noch manch einen Leckerbissen barg. Hoffentlich floß nicht alles zusammen, denn es war sehr heiß. Für die Heuernte wie geschaffen, doch für die arbeitenden Menschen kaum erträglich.

      Und doch wurde überall auf den Feldern hurtig geschafft. Die arbeitenden Menschen machten gar keinen verdrießlichen Eindruck, wie Ragnilt feststellen konnte. Hie und da klang sogar Gesang auf, also ein Zeichen, daß man recht fidel war. Fröhlich rief man der jungen Baronin in ihrem schmucken Wagen einen Gruß zu, den diese ebenso fröhlich erwiderte.

      Das Land, durch das sie fuhr, gehörte zu Brechten. Überhaupt alles gehörte dazu, soweit das Auge reichte, und noch darüber hinaus. So einen großen Besitz zu bewirtschaften, war gewiß nicht einfach. Wie gut, daß Trutz so tüchtige Mitarbeiter zur Seite hatte wie die Großmutter und den getreuen Ackermann, sonst könnte er die Verwaltung wohl kaum schaffen.

      Trutz war überhaupt einer, der im Leben seinen Mann stand – jetzt – aber damals, als er sie heiratete…

      Nein, nicht mehr daran denken. Lieber an gestern denken, als Trutzi morgens zu ihr ins Schlafzimmer tapste, einen Rosenstrauß mit den dicken Patschen umklammernd.

      »Das ßickt Papi«, erklärte der kleine Schelm wichtig. »Weil er heute Debutstag hat.«

      Darauf wurden dem »Er« mal erst die Blumen abgenommen, er wurde zärtlich abgeküßt, und zufrieden trollte das Bürschlein von dannen. Seine kleine Mama jedoch drückte das heiße Gesicht in die leuchtende Pracht.

      Rote Rosen, Blumen der Liebe – was sollten die in ihrer verpfuschten Ehe wohl bedeuten? Wieviel waren es – neunzehn Stück – so alt war sie gewesen, als sie ihrem Sohn das Leben gab.

      Somit sollten sie wohl ein Dank sein für den Jungen. Gleichfalls der kostbare Ring, der an einem der Stiele funkelte. Dein Trutz – stand eingraviert – und das gab der skeptischen Ragnilt denn doch zu denken.

      Dein Trutz – dachte sie auch jetzt, als ihr Blick auf das Kleinod fiel, das seit gestern


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