Perry Rhodan 3077: Unter dem Weißen Schirm. Verena Themsen

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Perry Rhodan 3077: Unter dem Weißen Schirm - Verena Themsen


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den TARA-Psi. Insbesondere wenn andere dabei sind, wäre ich dir dankbar, wenn du mich weiter so bezeichnen würdest. Sind wir unter uns, kannst du aber gerne Sallu sagen, wenn dir das angenehmer ist.«

      »Wer kennt überhaupt dein Geheimnis?«

      »Nicht sehr viele. Atlan und Reginald Bull, Dancer und Schlafner ... und Gucky, aber der ist ja tot.« Obioma hatte den Eindruck, aus der Stimme des Roboters eine traurige Note herauszuhören. »Dann zwei andere Leute, mit denen ich im Einsatz war und die du nicht kennst, und außerdem selbstverständlich meine beiden Betreuer. Ihnen verdanke ich, dass ich nicht mehr in einem PEW-Block eingeschlossen bin, sondern wieder so etwas wie einen Körper erhalten habe. Dieser ist mein neues Sein, und irgendein terranischer Philosoph hat einmal behauptet, das Sein bestimme das Bewusstsein. Vielleicht ist das ja so und ich bin immer weniger Sallu und immer mehr TARA-Psi.«

      »Aber wie ...«

      »Das ist eine sehr lange Geschichte, Lionel. Ich werde sie dir heute Abend in aller Ruhe erzählen. Aber mir war wichtig, dass du es erfährst, nachdem sich jetzt abzeichnet, dass wir länger zusammenarbeiten werden.«

      »Danke für dein Vertrauen.«

      Obioma war froh, dass der Verkehr zunehmend seine Aufmerksamkeit beanspruchte, je näher sie dem Raumhafen kamen. Zwar konnten die großen cairanischen Augenraumer nicht auf Planeten landen, aber es gab Shuttleschiffe, die zwischen der Flotte und dem Planeten pendelten. Zudem starteten regelmäßig Versorgungsgleiter zum inneren und den beiden äußeren Planeten, wo man sich nicht selbst versorgen konnte. Lediglich auf der dritten Welt, Aithuriad, war man autark.

      Der allgemeine Verkehrsfluss führte die kleine Gruppe zu einem Terminal, das eines der wenigen bodengebundenen Gebäude war. Sie stellten ihre Schweber ab und betraten das Gebäude. Dort erregten sie mehr Aufmerksamkeit als auf den Straßen der Stadt.

      »Wir sollten uns nicht zu lange hier aufhalten«, murmelte Schlafner. »Die Gefahr unserer Entdeckung steigt gerade exponentiell.«

      Dancer hielt zügig auf ein Informationsterminal zu. In schneller Folge rief sie einen Plan des Raumhafens und des Terminals ab, dann einen Flugplan. Schließlich sagte sie: »Ich bin aus Kosmopolis und habe Bekannte auf der FONAGUR. Auf welchem Landeplatz steht sie?«

      »Die FONAGUR steht in Sektor C auf den Landeplätzen acht-zweiunddreißig bis zehn-vierunddreißig. Der Zugang ist eingeschränkt.«

      »Auf wen ist er beschränkt?«

      »Nur offiziell berechtigte Personen und leitendes Raumhafenpersonal dürfen diesen Bereich des Landefeldes betreten.«

      Dancer drehte sich um und grinste. »Wäre doch gelacht, wenn wir es nicht schaffen, leitendes Raumhafenpersonal zu werden.«

      Privates Verhörprotokoll Dupa Emuladsu, Teil III

      »Wir haben festgestellt, dass vier Personen von Bord der FONAGUR verschwunden sind, zusammen mit dem Roboter, den wir im Senkenwald gestellt haben. Ihr alle wart als Báalols maskiert, wenn auch zwei als Angehörige eines Untervolkes der Báalols, aber ich nehme nicht an, dass ihr euch die Mühe gemacht habt, ein anderes Geschlecht vorzutäuschen. Neben dir und deinem Begleiter ist also ein weiteres Paar mit der FONAGUR nach Ecaitan gekommen.«

      »Stimmt. Die waren aber schon an Bord der FONAGUR. Keine Ahnung, wie oder warum die da reingekommen sind. Die Idee, das havarierte Naatschiff als Trojaner zu benutzen, war wohl nicht so originell, wie ich gedacht hatte.«

      »Trojaner?«

      »Eine Redensart. Das ist ein Schadcode, der in ein harmloses Programm verpackt in eine Positronik einschmuggelt wird. So etwas Ähnliches wie beim Posizid.«

      »Du wolltest dich also einschleichen, um wissenschaftliche Erkenntnis zu gewinnen, und hast dich darum deinem Partner angeschlossen, der auf die FONAGUR wechseln wollte ...«

      »Blödsinn. Der Plan stammte von mir. Er wollte gar nicht, dass wir gehen. Ich habe ihn quasi zwangsrekrutiert, wegen ... na du weißt schon.«

      »Und du willst behaupten, ihr wusstet nichts von den beiden, die schon an Bord waren?«

      »Ich schwöre, ich hatte keine Ahnung davon, als ich die Idee entwickelt habe.«

      »Ich halte das für einen ziemlich unwahrscheinlichen Zufall.«

      »Das ist eine Frage der Warte, aus der man das betrachtet. Hey, diese Vorgehensart ist bei uns Terranern so verbreitet, dass wir ein Wort dafür haben! Jeder Terraner, der ins Sternenrad wollte, aus welchen Gründen auch immer, musste zwangsläufig auf diese Idee kommen. Verwunderlich ist eher, dass euch das nicht klar war, bei den vielen Terranern, die ihr als Anschauungsobjekte im Sternenrad habt. Ich hatte befürchtet, dass ihr die FONAGUR von oben bis unten durchleuchten würdet, ehe ihr sie reinlasst.«

      »Wir hatten andere Probleme.«

      »Die Naat-Blasen. Ihr wolltet das Schiff so schnell wie möglich reinholen. Das war wohl unser Glück.«

      »Oder Pech, denn jetzt sitzt du hier, und dir drohen unangenehmere Befragungen als die durch mich. Auch das ist also, wie sagtest du ... eine Frage der Warte.«

      3.

      Chalcai

      »Was passiert da?«, fragte Obioma leise.

      »Das sind die Kugeln, die sich um die Naats gebildet haben, die mit der FONAGUR in die De-Realisation der Bleisphäre geraten sind. Das war, bevor das Schiff uns im All aufgefischt hat«, erklärte Dancer neben ihm.

      Der TARA-Psi hatte zusammen mit Dancer einen Gleiter der Raumhafenverwaltung geknackt. Sie waren mit ihm auf das Landefeld geflogen und hatten ihn zunächst im Schatten eines geparkten Raumschiffes abgestellt, um per Fernoptiken den abgelegenen Platz zu inspizieren, auf dem die FONAGUR stand.

      »Aber die waren größer, und durchsichtig! Und ... was geschieht da mit dem Schiff?«

      Die FONAGUR hatte bereits etwas ramponiert ausgesehen, als sie abgeschleppt worden war, aber nun wirkte sie durchlöchert wie ein Schwamm. Immer wieder lösten sich vom Schiffsrumpf einzelne undurchsichtige, aus der Ferne ohne Hilfsmittel kaum erkennbare goldene Blasen, tropften gewissermaßen aus dem Schiff in den Himmel.

      Die Blasen kamen allerdings nicht aus irgendwelchen Öffnungen, sondern drangen durch die aus massivem Raumschiffsstahl bestehende Hülle. Und überall da, wo eine Blase sich vom Schiff gelöst hatte, veränderte sich das Material und wurde ... brüchig. Spröde. Verletzlich.

      Massiver Raumschiffsstahl! Unglaublich!

      »Die Kugeln treiben nach wie vor Richtung Bleisphäre«, konstatierte der TARA-Psi. Seine Instrumente erlaubten ihm wohl diese Feststellung. Schon in der FONAGUR hatten sie dieses Verhalten beobachtet. Beim Transport waren die Cairaner allerdings darauf bedacht gewesen, das Schiff ständig so zu drehen und zu wenden, dass die Kugeln keine Gelegenheit bekamen, durch eine Wand zu dringen.

      Obioma legte die Stirn in Falten. »Ich frage mich, ob sie auch den Weißen Schirm einfach so durchdringen können.«

      Dancer deutete in den Himmel. »Wenn, tun sie es nicht unbeobachtet. Da sind Luft-Raumgleiter, die jede Kugel begleiten.«

      »Ist das jetzt wichtig?«, Schlafners Stimme klang ungehalten. »Wir sollten uns eher auf unsere eigentliche Aufgabe konzentrieren anstatt auf Fragen, die wir ohnehin nicht beantworten können. Zumindest nicht jetzt.«

      Dancer machte eine entschuldigende Geste. »Mein Bruder ist manchmal ein grober Klotz, aber er hat recht. Bleiben wir beim Wesentlichen!«

      »Die Wachen achten ausschließlich auf das Landefeld und die Blasen«, teilte der TARA-Psi mit. »Ich denke nicht, dass noch jemand an Bord ist. Sie wurden wohl alle weggebracht.«

      »Also gut. Zeit für unseren Einsatz.«

      »Pass gut darauf auf! Fazialmasken sind nicht gerade Dutzendware!«, sagte Schlafner, als er Obioma seinen Schutzanzug samt Báalol-Fazialmaske überreichte.


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